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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 271 - Nr. 280 (27. November - 8. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1097

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Bifheint täglidmit Ansradme bex Hon und Feiertage
SamfragS mit Unterhaltungsbetlage, , Preis vierteljährlich
S, 1,20 odne Zrägerlohn u Boßenfidlag. Beſtellunger
bei Den Boftankakten u hei ber Grpebition Bwingerfiraße 7.






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Kugzerge=Blait für die Anıtsbezirle Heidelberag,
<abeiiburg, Weinheinı, Sowegingen, Philippsburg,
— Bruchfal, Brettent, Ne frgenründ, Mosba
— — — — —
















1 an Beiderterg. beielbtij, Dieuag, en 29 November 1692, — — gu T7 Jabrg.
‚&t{g—@ämfi%@&gn \ Wäre die Innung obligatoriſch, dann bätte der Die jepige freie Innung aber als Faktor gegen das

— — — Y —
tänuntligen Boſtanſtalten, hei unſeren Trägerinnen,
ſywie in anſerer Erypebition Hewelberg, gwinger⸗
— entgegen genommen.





E Votgweſen und Funungen.

Gegen das Borgweſen im Handwerke brachte der
„Plälzer Bote“ vor einiger Zeit mehrere ſehr gute
Artikel. So wurde insbeſondere in einem der leßten
Artikel mit Recht hervorgehoben, daß der Handwerker
ſelbſt auch möglichſt gegen Baar ſeine Rohſtoffe ein—
kaufen und ſich lieber das Geld hiefür gegen Zinſen
leihen möge, als beim Kaufmanne zu borgen, da er auf
alle Faͤlle beſſer dabei fahre, nicht nur beim Kaufmann


Mann bleibe. Dieſen Grundſatz möchten wir überall ein
geführtſehen, weil ja auch insbeſondere die Raiffeiſen'
ſchen Kaſſen hier recht wohl ausheifen können. Aber auch


mittelloſen Handwerker — und um dieſen handelt es
ſich ja in erſter Linie — die pünktliche Zahlung ſei—
tens ſeiner Kundſchaft vorauszuſetzen, weil er fjunft
nicht in der Lage iſt, die übernommenen Bedingungen
der Rückzahlung zu erfüllen, und auf dieſe Weife
bald in eine unangenehme Lage gebracht wird. Wir
müſſen daher immex den Gedanken wieder ausſprechen,
der in einem der letzten Artikel ſtand: „Wer in
der Lage iſt, bezahlen zu können und
trotdem nicht bezahlt, der handelt im
höch ſten Grade unrecht und verwerflich“

und wir fügen noch hinzu: der Hilft da8
Handwerk ruiniren!

Mit Recht ſagt der Artikel weiter, daß der kleine
Meiſter gerade ſoiche Kundſchaft, die bezaflen kann,
am unliebſten verliert Wenn er aber wegen der
Gefahr, die Kundſchaft durch gerichtliche Klage zu
verlieren, nach vierteljähriger Friſt das Eintreten der
Innung empfiehlt, welche das Einziehen der Forder—
ung beſorgen ſoll, um den Meiſter felbſt
jo hat er bei all ſeinem guten Willen einen weſent—
lichen Faktor unberückſichtigt gelaſſen. Nämlich: Die
Innung iſt fakultativi Iu den meiſten Fällen
ſtehen die beſſer ſituirten Handwerksmeiſter der Inn—
ung fern, und dieſen würde man auf dieſe Weiſe
jene Kundſchaft in die Arme treiben Die Innung
iſt fakultativ und — ohnmächtig! — Hier ſind
wir am Kernpunkte der Handwerkerfrage angelangt.





dann ließe

ſich auch noch

So nehmen 3 B die Geguer des
ſind dieſe natürlich
der Hand⸗

voll gon „Selbſthülfe, mehr Bildung“ u. dergl. in.
zur Rettung des Handwerts. Dieſe Selbſthülfe iſt
u den verſchiedenſten Formen in den fakultativen
Innungen xerſucht worden, aber die Reſultate ſind
trotz aller Auſtrengungen unbedkutende, weil eben uur
ein kleiner Bruchtheil und gewöhnlich die kleinſten.
der kleinen Meiſter der Innung angehören, deren
Mittel nicht ausreichen, um au für die
beſſex ſituirten Kollegen außerhalb der Junung
die Opfer zu bringen Mit Recht“ legt man großes
Gewicht aufeine ausgiebige Bildung im Hauͤdwerk
und große Opfer ſind von den Handwerketn in den
letzten zehn Jahren für Fach- und Fortbildungsſchulen
Fragen wir aber wieder, wielche
Handwerker haben ſie gebracht/ ſo lautet die Antwoͤrt
in Den meiften Fällen gerade die kteinſten, die ärmiten.
Wäre die Innung obligetoriſch, ſö müßten alte


bleibe lonnte. Bei der fakultativen Innung hängen
alle, Beſchlüſſe gewiſſermaßen in der Luft. Zum
Beiſpiele, die Innung beſchließt, die Mitglieder find
bei Strafe verpflichtet, ihre Lehrlinge in die Fach—
beam Fortbildungeſchule zu ſchicken Dem Meiſter
N , defjen Lehrlinge es vielleicht am nothwendigſten
er am Beſten
könnte und die Koſten am wenigſten zu ſcheuen hätte,


halb tritt er einfach aus der Innung aus. Genau
ſo wie an dieſem Beiſpiele aus dem Bildungsweſen,
ergeht e$ mit allen Beſchlüſſen der freien Innung:
andern nicht aus irgend

einem Grunde, nun, dann tritt man einfach äus


an der Bewegung betheiligt haben,
dex obligatoriſchen Innung allgemein und ſelbſiver?

Borgunweſen ſowohl, als auch vielen anderen Üebeln
mit Erfolg zu Leibe zu gehen,
Minorität ſich der Majorität fügen müßte, wie wir
das überall als ſelbſtverſtändlich gehandhabt ſehen.


Borgunweſen zu gebrauchen, wird diejfen anerkannten
Vothſtand noch weniger beſeitigen, als ein öffentlicher
Appell an das gute Ferz der ſäumigen Zahler.

Auf dem am 6. Nov. d. J. in Hagen ſtattgehabten
Weſtfaliſchen, Handwerker⸗Delegirlenlage fjagte der
aufrichtigſte Freund des Handwerket⸗ und Muͤtelſtan—
des, der verehrte Frhr. Br. v. Schorlemer⸗Alſt unter
Anderem Folgendes: „Es iſt eine unerklätliche und
mir unbegreifliche Verbiendung der deutſchen Reichs⸗
regierung daß ſie fortgeſetzt ſich weigert, die gerechten
Forderungen der Handwerker zu erfuͤllen. Iunsbejon-
dere gilt dieſes bezüglich des Befaͤhiguugsnachweiſes
and der vbligatoriſchen Inuung, dhne welches das
Handwerk unter den Drucke der Kaͤpitalmacht und
des Pfuſcherthums ſich niemals wird erholen können.“
Es foll auch nicht unerwähnt bleiben, daß dieſe For—
derung auch in dem bekaunten Antrage des Graͤfen
Galen vom Jaͤhre 1877, welchet voͤn der ganzen
Centrumsfraktion aceeptirt wurde enthalten —
Auf dem Handwerkertage zu Hannover 1885 erktarte
Excellenz Windthorſt dem Schkeiber dieſer Zeilen bei
Lelegenheit einer längeren Unterredung üder dieſen
Gegenſtand: „Die Handwerker müſſen die facultande
Innung als eine Vorſchule zur Zwangs-Innung be»
trachten und zeigen, daß der aͤlte Korpsgeiſt im Haud⸗
werke noch nicht gauz verſchwunden iſt. FreiliH muß
entweder die freie Innung mit ſo viel Recteu
nach und nach ausgeſtaͤttet werden, daß ſie jedem
Haudwerker begehrenswerth iſt oder ſie muß nach
einex längeren Probezeit o bligatorifch werden.“


Katholiken Deutſchlauds zu Bochum fagt bei Anet
Unterredung, weiche der Schreiber dieſer Zeilen
wiederum über denſelben Gegenſtand am 28. Auguſt
mit Exeellenz Windthorſt hatte dieſer etwa Folgendes
Wir müſſen zunächſt verſuchen, den obligatoriſchen
Befähigungsnaͤchweis duxchzuſetzen Gelingi uns das
und das wird und muß im Reichstag ſeßr bald ge—
lingen — dann kommt die obligatoriſche Innung ſchon
von ſelbſt Als ich meine Bedenken äußerte, daß
möglicher Weiſe der Bundesrath einen deraͤrtigen


der Zeit, die Forderung der obiigatotiſchet


um durch ſie dann auch deii obligatoriſchen Befähi⸗
gungsnachweis zu erlaugen. Mir lieber und fuͤr
unſere Handwerker beſſer würde es— allerdings ſein,
wenn erſt der Befahigungsnachweis eingeführt würde
weil ſich daraus langſam die obligatorijche Innung



— verfaſſerie Gafthaus.

46) von A. K. Green.

Einundzwanzigſtes Kapitel.
ZIm getaäfelten Zimmer.

Der Schritt, den ich ſchon ſo lange erwarte, iſt endlich
geſchehen Dieſen Norgen fragte mich Madame, ob ich
ihnen nicht ſtatt des Zimmers welches ſie jetzt bewohnten
eineß im Erdaeſchoß geben konne. Ihrer Tochter fiele das
Frepbenſteigen gar zů ſchwer und ſie fürchte, daß es ihret
Geſundheit ſchade.

Buerſt gab ich eine abweiſende Antwort, Dann aber
ſagte ich mit nachdenklicher Miene und ſcheinbaren Wider⸗
ſtreben, es ſei allerdings ein Zimmier zu ebener Erde da,
ın welchem zuweilen @äilte gewohnt Hätten, Doch befinde es
ſich augenblicklich in ſo verwahrlojtem Zuſtand, daß ich es
— — hätte, um bei Gelegenheit eine gründliche Er⸗
neuerung damit vorzunehmen.
O. das brauchen wir nicht abauwarten, ſaste ſie,
iOr großes Verlangen verbergend, „wir ſind nicht ſchider zu
befriedigen. wifll‘ mir jede Unbequemlichteit gefallen
lajien, wenn ich nur hoffen daͤrf die Farbe det Geſundheit
mieder auf den Wangen meines Kindes zu erblicken Wo
iſt denn das Zimmer? —

Ich thatals üherhöre ich die zrage 2
Bivei Tage wären mindeſtens erfoͤrderlich, um es in
en Lewohnbaren Zuſtand bringen. murmelte ich ge⸗
dankenvoll : vor mid) hin. : die Dielen ſind an mauchen
Stellen jo.lofe, daß man Gejahr läuft damit durchzubrechen
Und. mas Den Kamin betrifft —“ . |
ECie ſtand dicht neben mir und ihr Athem gins Ichnell;
ſonſt gab ſie kein Zeichen von Erreguns, ſelbſt ihre Stimme
bebie nicht, al3 fie mir ing Wort fieb: ?
„Wenn das ganze 5 eyit umgebaut werden muß;
fönnen. wir- eS. freilich nicht beziehen. „ Aber das iſt doch
UNnÖtfhig; ‚Zeigen‘ Sie e& mir nur, danın werde ich Shnen
Aeich jagen, ob wir e&"unZ darimbehaglich urachen fönnen


Ich haue geſchworen! das — —— nicht wieder
8 wie leicht find ſolche Gelübde gebrochen.

Nachdem ich den 5*— geholt hatte, hegab ich mich mit
ihr in die weſtliche Haͤlle, ſchloß die verhängnikvole Thür
auf und hieß ſie einkreten

Sie zögerte — aber nur einen Augenblid. Dann
Hritt ſie gelaffen über die Schwelle und jtand mitten im
HZimmer, mwährend ih zum Zenfter eilte und e8 Öffnete.
SOr erfter Bli el auf den Kamin und daz ihn umge-
hende Wandgetäfel; nachdem fie ſich überzeuat zu haben
ſchien, daß dort alles in Ordnung jei, mufterte fie die dden,
Omuclojen Wände, die unbequemen Stühle mit den hohen
Lehnen und das große Himmelbett, an dem. die Vorhänge
und Decken fehlten.

„Ein düſterer Raum, hemerkte ſie, „aber helle Gar—
dinen und ein Iuftiges Feuer Fönuten ihm ein freuudlicheres
Anſehen geben Ih glaube, daß meine Tochter trog allen
lieber hier unten - wohnen wmürde, alg in dem ſonnigen
Himmer im oberen Stock Zuͤdem haͤt das Fenſter die
Ausficht auf den Jluß, das ift immer. unterhaltend. Lajen
Sie uns nux hier einziehen; wenn wir damit zufrieden
ſind, koͤnnen Sie es auch fein.“

Ich hatte ſchon bei mir beſchloſſen, daß ſie hier im
Zimmer ſchlafen folle, doch machte ich zum Schein noch
allerhand Einwendungen. Endlich gab ich . jedochH nach,
glättete meine Stirn und erklärte, bis Freitag werde alles
oweit fertig ſein, daß ſie einziehen könnlen Damit mußte
ſie ſich zufrieden geben.

Den 21 Oktober ;

Gott ſei Dank, daß ich Herrin in meinem eigenen
Haiſe bin Ich Fanır befehlen und alles nach Belieben an-
ordnen ohne Lärm, ohne Geſchwätz und Aufjjehen, daͤs
tift ſich iett jehr gliüelich, '( Denn, während.ich vor aller
Augen den Boden im Eichenzimmer ausbefernalafe, kanı
im geheimen zugleich noch eine ‚andere, Arbeit. vor. jich
gehen! von der nichts ruchbar werden darf AMe meine
LPläne in befreff der @alte, welcdhe darauf beftehen, -das
fluchwürdige Eichenzimnet zu bemwoaynen; ;fönnten leicht
zerſthrt werden, wenn etwas davon verlautete

Ich muß einen freien gunang in das Eichenzinmer
habeır,. . ehe. .. ich..Madame Letellier.. und ihrer. Tochter ge-
ſtatten kann, dork einzuziehen. Bidar find mir die Mläne

{

der erſteren unbekannt, ich bin auch überzeugt, daß fte ihre
Tochter liebt und - gegen dieje nicht? Bojes beabſichtigen
kann; bei meinem groͤßen Mißztrauen gegen fie will ich
aber womöglich zu erfahren ſuchen. was fie beablichtigt.
Deshakb habe ich ntir vorgenommen, über das fhauerliche
Eichenzimmer, an das fich fo filndhafte Erinnerungen
fnüpfen, Wache-zu Halten, ohne daß jemand etwas davon
weiß oder ahnt.

Die neuen Dielen ſind faſt fertig und heute Abend
wird die Verbindungsthür zwiſchen meiner Stube und
der verborgenen Kamnter eingehängt und in Gebrauch ge⸗
nommen.

Den 2 Oktober.

Venn mir jemand von einem Monat geſagt hätte, daß
ich gcht nur freiwillig die geheime Nammer . betreten,
ſondern darin eine ganze Nacht zubringen würde, foͤ hatte
ich den Menſchen Jür verrückt. gehalten. Und doch habe
ich das gethan.

Des Ergehniß weiner erſten Wache war mir voͤllig
überraidhend. Was ich eigentlich erwartet balie, weiß ich
nicht, jedenfalls gingen aber meine Vermuthungen uach einer
ganz, andern Rıchtung. DochH zu meiner Gejhicdhte!

Nachdem ich meinen Gälten beim Umzug‘ behililich
gewejen war, theilte ich ihnen mit, ich muͤffe auf einige
eit von innen Abſchied nehmen! Wegen eines
ÜbelS, an ‚Ddem-„ich zuweilen leide das war eicht
nüſie ich mich in ein dunkles Bimmer . einfcließen un
dürfe keinen Menſchen ſehen Da jeßt ein jolcher Un
im Anzus ſei das war erfunden. — 40 hoffe ich, er
werde ſchneller vorüber gehen wenn ich ſogleich Ruhe 1und
Dunkelbeit aufſuche.

Madenioiſele Letellies iachte bei dieſer Ankündigung
eil Detrübtes‘ SGeficht, aber Madane‘ fonnte ihre Beiriedig-
unig nur ſchlecht verhehlen Ich alaubte nun Kcher, daB
ſie einen Plan im Sinne habe, bei defjen Ausführung e











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Eortſetzung folgt)


 
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