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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 281 - Nr. 290 (10. Dezember - 21. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1165

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chlagenden

,

3,












Eeſcheint täglich mit Auznatme der Somn- unb —
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— Zrägerlohn u Woßantichlag, WeRTungen
1 den Boßtanfialien ı. bei der Sypebition





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d \ Sulins Yeder in Heibdelberg. |

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—— werden fortwährend dei
ten, bei unſeren Trägertaueu





* 6ig Beluch beill Jeſrilei⸗heueral.

In Köcralen Blältern . Tieft‘ man reuerdings$ oft
von einem Zetwürfniß zwiſchen Papſt Leo . und, der
Geſellſchaft J ſu, wenl dereh Vaͤter ſich weigere, die
Ueberfiedetung des Otdens Generals von Fieſole nach
Rom zu g ſtaͤlten. Der / Pfalzer Kurier 1ijchte dieſe
Geſchichte in beſonders abgeichmackter Form auf wo—
rauf die Landauer Zeitung?mit einer vortrefflichen
Humoreske autwortete Sie hat ihren „X für ein
g“=£8erid;te-ftatter zu P. Martin geſchickt, dem wir
jetzt das Wort geben.

Ich wurde natürlich ſehr zuvorkommend empfan
gen. Der Heir Pater baͤt mich, Platz zu hehmen,
Id bot mik eine ſelbſt gedrehte/ nach ſpaniſcher Art
nicht zugekiebie Eigarette an, worauf er mir gegenüber
auf einein Schautelſtuhl ſich niederließ und mich mit
ſeinen grauen ſtechenden Jeſuͤiten Augen zu durchbohren
ſirebie. Das gelang ihm aber nicht. Ich fiel dann
dirett mit der Thür in's Haus, und richteie an Jenen
die kitzelige Frage: „Nun, wie ſtehls mit der
Ueberſiedelung näch Rom? Ich höre, der h. Vater
iſt dafür nicht zu haben“

Pater Martin: „Pa! — heiliger Vater! Sie
wiſſen, es gibt zwei Päpſte, einen ſchwarzen und
einen weißen, und es kommt darauf an, welcher von
Beiden ſchwerer wiegt.“

Ich: Ew. Ehrwürden wollen doch nicht etwa
1age . >

„Verſtehen Sie mich recht!“ unterbrach mich Jener,
indein er in bezeichnender Weiſe mit, dem Mittel⸗
finger ſeiner rechten Hand drei Val auf den vor ihm
fieenden, ſchwarzgedeckten Tiſch klopfte, auf dem ein


jetzt eine offene Revolution in Szene zu ſetzen Die
—Stunde — (hier wurde ſeine Stimme immer
dumpfer, und er betonte jede Silbe) — iſt — noch
— uicht — gekommen. — Aber, mein Herr, Eines
können Sie ſicher glauben: Ich werde auch ſchon
jetzt die Intereſſen des Ordens, an deſſen Spitze mich
det Wille des Höchſten berufen hat, in jedex Weiſe
zu vertreten mwijjen, und ich werde vor keinem Mittel ()

— —

Das verfaſſerie Gaſthaus.
58) von A. K. Green.

„So ſind ſie wirklich hier?“

Sie ſind hier.

Tuͤd fie hat entdedt 20

„Daß alle ihre Hoffnungen eitel ind.” ;

Er athmete jhwer. „Welche Strafe für Marah Leig-
thon. : Weldh Ihreckliches Ende! — Sie ift Hhier;,“ fuhx er
in tiefer Bewegung, Fort, - „Hier, unter diejem. Dach. Kein
Waunder, wenn e& midhH gewaltjanı Herzog. Sie weiß alſo,
daß fie erkannt, Ddaß ihr Verbrechen entdeckt iſt?

Ich hahe ſie erlannt und es ihr geſaat Mir ſtand
fein anderer Weg offen, Wir trafen un& in der verborge·
Len gammer, wo ſie einaebrungen war, um ihre entjeglidhen
Nachforfhungen- arzujtellen, Sie dort zu fehen, an dem
labe, o die Schukdloje ihr Leben gelafien hatte, ar
mehr al ich ertragen Fonnte.‘ In meinem empörten Ge-
rechtigkeitagefühl: Ihfeudertie ich ſhr die Anklage ins Geſicht
und * * zufammen wie von einem Schlage getroffen.
An ein Leugnenwar nicht mehr zu denken, und jetzt liest
R ;
„ Halt,“.unterbrach er mich und erari
mit-Mitgeitün,- zwenn iſt
abend;in * Nacht * —

or taum zwei Stunden 2*

*— 8 jagfe er_mit jheuem Blie, „jHe hat noch
ewalt über mich. . m Augenblic, als ihr btq.ggohmmg
{hwandp gug Dex Schmirz. Durch weine Bruſt Ich ver

meinen Arm


‚Abeurer alg dieganze Welt.” ;


jeboch cndlid megbegebeit Wolte, Tieß


— —

te


SGr SGeliebter i ihr hierher gefolgt und

R { A
— umgaukeln ſie

diẽ Qiebestworte, die er zuletzt geſprochen,









desſelben zu er⸗
befeſtigen. Ich weiß,
Die vatikaniſche

„Clique?“ unterbrach ich ihn erſtaunt

Ja Clique? ſagte Jener nachdrücklich „ich will

nennen, aber das Wort

Alſo die Ciique möchte am liebſten

Sir erinnern ſich vielleicht
Reichstage ein gewiſſer

die Regierung ſei

Und was meinen Sie, von wo aus
Nichts einfacher als
Noch einige Woͤchen bevor ſie fiel, erhielt einer
von demſelben Staatsmanne die be⸗
ſtimmeteſte mündliche Eiklärung, daß man in nächſter
fallen laſſen, ja,
die Re⸗
gierung ſelbſt die Iniliative erareifen würde. Und
was geſchah? Von Rom aus kam maͤn uns in die
Quere Ich hahe den Wortlaut der Depeſche hier,
die aus dem Valikan dem Nuntius Agliaroi in
München und durch deſſen Vermitielung dem deutſchen
Reichskanzler zu Händen kam.“ .

„Warum auf dieſem Umwege? erlaubte ich mir
zu fragen. ; .

„Römiſche Schliche!“ erwiderte der Generak mit
einer wegwerfenden Handbewegung. „Kurz und gut!
die Depeſche kam nach Berlin und hat folgenden
Wortlaut (er zog damit einen Fetzen Papier aus
einer geheimen Taſche ſeines Talars hervor): Un
den Grafen Caprivi in Berlin. Um des Dreibundes
willen! laſſen ſie die Jeſnien nicht in's Land, ſie
unterwühlen Thron und Altar. Leo XIM.“

„Du meine Güte!! ſagte ich, zauf welche Weiſe
kamen Sie in den Beſitz des Schriftſtuͤckes?“ Pater
Martin legte den Finger an die Naſe und ſagte:
„Können Sie ſchweigen?“ „Wie Sie nur zweſfeln
dürfen? Ich bin Journaliſt. Sicherlich wuͤrde ich
die peinlichſte Diskretion veobachten.“

Der Pater laͤchelte verſchmitzt: „Nun wohl“,
ſagte er, „ich auch. Aber was jene Deprſche anbe⸗
trifft, ſo ging ſie nicht vom Papſte allein aus, ſon—
dern die datikaniſche Cl que hatte die Hand im Spiel.
Gut, wir werden noch ſehen, wohin der Sieg ſich
neigt. Ich für meinen Theil hege in dieſer Hinſicht
tein Zweifel. Nehmen Sie nicht an, daß ich von
der naͤchſten Zukunft rede, wenn ich Ihnen Folgendes
als meine Ueberzeugung ausſpreche: Das weiße

das.



Kuyazıge-Blait für die Amigbezirle Heidelbers
Sabenburg, Weinheim, Schwebingen, Bhilippoburs
Wiesioch, Bruchfal, Vretten, He rgemünd, Ylo
— — — sh. Wertheicx





— — —— — ö


. ın

Papſtthum hat ausgewirthſchafet und das ſchwarze
Hier hob ſich die hagere Geſtalt des Paters hoch
empor, und ſein Auge erglänzte in eigenthümlichem
Lichte) das ſchwarze wird ſich au ſeine Stelle ſetzen.
Es handelt ſich hier nur um eine Frage der Ziit“

Ich:„Glauben Sie Ihre Ueberſiedelung nach
Rom durchſetzen zu können?“

Pater Martin war aufgeſtanden und ich folgte
ſeinem Beiſpiel! Er reichte mir die Hand und ſagte
mit geiſterhafter Stimme: „Aut Romam ibo aut
non ibo.“ (Entweder werde ich nach Rom gehen,
oder ich werde nicht hingehen) Damit war die Un—
terredung beendigt und ich verließ das Haus in dem
erhebenden Bewußtſein, daß, wenn auch ſonſt Niemand,
ſo doch wenigſtens die nationalliberalen Leſer des
„Pf Kurier? dieſen Kohl glauben würden.

Deutſches Reich.

Berlin, 13. Dez! Die „Staatsbürgerzta
ſchreibt: Auf Anſuchen Ahlwardts und deſſen
Familie übernahn Rechtkanwalt Hertwig wieder
die Vertheidiguna und zwar wurde bereits Reviſion
eingelegt, auch Antrag auf Herausgabe der Caution
geſtellt.

Hamburg 13 Dez Das Organ Bismarcks
empfiehlt auch, wie es in einer Zuſchrift des Ham—
burger Korreſpondenten ſchon angeregt worden war,
die Zurückſtellung ſämmtlicher Loeweſchen Flinten
Daß dies nicht geſchehen wird, ſteyt ja feſt, allein
es wird doch in weiten Kreiſen der / Patristen?
Eindruck machen, daß es gerade das Hauptorgan
Bismarſks iſt, welches eine ſolche Forderuͤng
unterſtützt Hebt doch auch das Blait hervor, daß
das Anſehen der preußiſchen Juſtiz in dem Prezeſſe
ſchweren Schaden gelitten habe, und daß der Verlauf
und die Wahrnehmungen dieſes Prozeſſes wonl
ſchwerlich dazu deitragen wüerden, die antißemitiſche
Bewegung einzudämmen. Die Aruswalder Wahl
und der konſervative? Parteitag ſeien Symptome



einer drohenden, aus denm Prozeß entſtandenen
Gefahr.
München, 13. Dez Während in Kehlheim

eine große Mehrheit des Centrums Candidaten er—
wartet worden war, hatte man in Kaufbeuren all⸗
gemein an die Nothwendigkeit einer Stichwahl ge—
glaubt. In beiden Fällen ergab ſich ein gauz anderes
Reſultat In Kehlheim hing das Reſultat von et⸗
lichen Stimmen ab, in Kaufbeuren aber ſiegte der
Centrumskandidat ſchon im erſten Wahlgange! Zwar
blieb der Centrumscandidat Zinth um; mehr . alg



noch im Traum, Erſt morgen beginnt ihr Leiden, aber
es wird nicht ohne Linderung ſein. Er will ihr die Treue
halten, auch in Schmach und Schande. Ich habe es aus
ſeinem eigenen Munde!“

„So aiebt es zwei Männer auf Erden, die lieben
konnen. exwiderte Marxk Felt, „nicht nur einen, wie ich
glaubte Seufzend trat er ans Fenſter und blickte in die
Nacht hinaus, wo der Regen herniederſtrömte und die
Blitze zuckten ————

Ich ergriſf die Gelegenheit mich raſch zu entfernen.
Wit haſtigen Schritten eilte ich durch die Halle nach dem
Sichenzimmer. Die letzte aufregende Begegnung haͤtte
meine Sorge und Ansſt noch gefteigert.

Die Thür war nicht verſchloſſen, ich horchte einen
Augenhlick dann trat ich ein Es war unheimlich ſtil in
den dilſtern Raum. 8 dem Tiſch an dex Seite flackerte
ein einſames Licht! das ſeinen matten Schimmer auf das


lumen im Fenſter ſprachen allein ven — ‚und Hoff-
nung, / alle8 übrigewar falt und-abfhredend, - finfter und
trübſelig. Schaudernd näherte ich mich dem Bett und
blieb am Fußende ſtehen.

Madanie Letelliex, fagte ich, . einen,, andern Namen
Ich bringe Ihnen noch
Anen Tröſt in Ihrer Noth. ' Der Marquis . Fennt Ihr
Verbrechen, Ihre Schuld, und will dennoch Ihre Tochter
zur Hattin waͤhlen!
‚ S3 erfolgte feine Antiwort, .. . 4
Von neuen Zweifeln und unjäglicher Analt gepeinigt
nahm hich alle Kraͤft zufammen und wiederholte meine
— u ; : —
„ Diadanıe,“ . Jagte. ich, „Der. Narquis Aweiz nm Ihre >


Yber das Schweihen‘ ward’ nicht pebrochen und Hinter den

. Qänaer ertrug ich eS nicht;
und zos die Vorhänge zuruck *

Waͤs ich ſah überraͤſchte mich völlig. Madame war i
nicht da: — da Bett mar - Beer, a c —— —
Sechsundzwanzigſtes Kapitel.

ich ſtreckte die Hand aus

Zumletzten Mal.

Mein Blick fiel ſefort auf die verkleidete Oeffnung der
geheimen Kammer Der Eingang war verſchloſſen, aber
ich wußte ſo ſicher daß ſie dort verborgen war, als hätten
meine Augen die Wände durchdringen können.

Was war zu thun? Ich zögerte nur einen Moment,
dann ſtürzte ich aus dem Zimmer und eilte zu Mark Felt
zurück. Er ſtand mit den Beſicht nach der Thür gewendet,
als harre er voll Spannung meiner Wiederkehr Sie
ſehen todtenbleich aus, rief er, „was iſt geſchehen?“

„Ich weiß nicht,“ ſtieß ich heraus. Madame hat ihr
Bett verlaſſen auch kann ich ſie ſonſt nicht im Bimmer
entdecken. Mir ahnt, wo ſie iſt und daß wir ſie finden
werden — aber toͤdt

Vielleicht im Zimmier ihrer Tochter, neben deren
Lager?“ !

Nein, in der verborgenen Kammer.“

Er ſah mich mit wirren Blicken an. „Sie haben
recht, ſagte er in heiſerm Ton. Kommen Sie, wir wollen
ſie ſuchen, vielleicht iſt es noch nicht zu ſpät.“

Der Eingang zu der Kammer war wie geſagt ge—
ſchloſfen und da ich ſie nie zu oͤffnen verſucht haͤtte wußte
ich auch die verborgene Feder im Getäfel nicht zu finden
MNart Felt taſtete an der Wand umher und ich hielt das
Qicdht mit zitternder Hand; die Angit und Spannung, , in
der wir uns befanden war kaum zu ertragen Mir ſchien
als ſet dies das Entſetzlichſte, was ich noͤch durchgemaͤcht
hatte an dieſem furchtbaren Tage, ſchlimmer noch ols
jener Augenblick, da ich den Spalt ſich öffnen ſah und ſie


toͤbte der Sturm, als wolle er das Haus aus allen Fugen
reißen, die Blitze zuckten von Zeit zu Zeit mit arellem
Schein durch die Ritzen der Fenſterladen, ſie erhellien den
dunkeln Raum! in dem kein andexes Licht brannte, als
die faͤſt erlöſchende Kerze, mit der ich Mark Felt dei


Stirne trieb.

Gortſetzung folgt)
 
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