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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 231 - Nr. 240 (11. Oktober - 21. Oktober)
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Eſcheint täglich mit Lugnahme der Sonn⸗ und deiertage
Samftags mit linterhaftungsbeilage. Preis vierieljuhrlich
M, 1,20 .obne Frägerlohn ı, Poftanffchlag. Beſtellungen
dei den Poftaͤuſtalten ı. bei der Erpebition Zwingerfiraße 7.



für Siadt

D f Knzeige-Slatt für die Amt8bezirle Heidelbera,
* axil Vadentburg, Weinheim, Sowegßingen, Phılippsburg,
99%*9 Wieskoch, Bruchfal, Breiten, Nedargemitnd, Mosbad
Wberbag, Buchen,Waldürn,T.-BifhHof8h., WerkhHeinuet,



Ar 231

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Iulins Jeder in Heidbelberg.


Druct, Berlag u. Expedition von Gebr. Yuber
in Heidelberg, Zwiugerſtraße 7.



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— — — — —
—— — — —

Beſtellungen auf den Pfälzer Boten (inel. der
Beilage Unierhaltungsblat) für das 4 Quartal
1892 zu dem bekannten Abonnementspreiſe wolle man
bei der nächſten Poſt Anſtalt, bei unſern Boten oder
m der Expedition bald gefl. machen.

Der Pfälzer Bote erſcheint täglich und iſt in ca.
600 Poſtorten, worunter Orte bis zu 95 Exemplaren
derbreitet.

Inſerate finden durch den Pfälzer Boten die
wirkſamſte Verbreitung und werden pro Zeile mit nur
10 Pfg. berechnet.

— —

VE ELE LE
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* Etootöreligion im modernen Etaate.

Das Loſungswort und Feldgeſchrei der Parteien:
„Trennung von Kircheund Staat“, das
auch in den letzten Tagen auf dem Freimaurerkongreß
m Paris wieder in ſo lärmender Weiſe in die Welt
hinaus poſaunt wurde, hat nirgends einen beſſern Klang
d eine größere akute Bedeutung als gerade in jenen
Staaten, in welchen durch beſonders Staatsgeſetz eine
rinzige Religion oder Kirchengemeinſchaft zur Staats⸗
Teligion oder Staatskirche erhoben wurde. Fraukreich,
Jtalien und England haben ihre ausſchließliche Staats⸗
religion oder Staatskirchenthum; aber nichts deſto—
weniger oder vielmehr eben deshalb iſt in dieſen
Ländern die volljtändige Trenuung von Kirche und
Staat vielleicht nur nöch eine Frage der Zeit Die
ſcheinbar innigfte Verbindung von Staat und Kirche,
wie ſie ſchon in dem Worte Staatsreligion? ausge⸗
prochen iſt, ſoll nach dem Willen des einen Kontra⸗
Euten, nämlich des Staates, geloͤſt werden; an die
Stelle wechſeiſeitiger Achtung und Unterſtützung ſoll
fünftighin Abneigung und offene Feindſchaft
reten Denn ein Indifferentismus d. d. Gleichgültig⸗
keit, auf dieſem Gebiete, unter dieſen Umſtänden und
aus einer ſolchen Entwicklung heraus iſt nicht leicht
denkbar und kaͤum durchzuführen. Den Beweis dafür
liefern bie Vereinigten Staaten Nordamerikas, die
noch keine Freundſchaft zu kündigen hatten und doch
don Zeit zu Zeit Angriffe auf das kirchliche und
religioͤſe Gebiet verſuchten.

Das verlaſſerie Gaſthaus.
4) von AK Green.

Veine Vermuthung hatte mich nicht getäuſcht. Herr
und Frau Urauhart kamen zwar zum Abepdeſſen ins
Speijegimmer, bliehen jedoch, nicht lange. Ehe noch die
andern Gäſte den Braten gegeſſen hatten waren ſie ſchon
nit dent Nachtiſch fertig undD zogen ſich zurück. Zwar
haite er waͤhrend der Mahlzeit geſprochen gelacht und
leine weigen Zähne gezeigt, aͤber der Eindruck, den das
Faar hinterließ war doͤch ſo niederſchlagend, daß es ſogar
Detty auffiel, die gewiß von Natur nichts weniger als
empfindſam iſt.

Im Lauf des Abends begab ich mich noch einmal in
Ihr Zimmer. Ich fand ſie beide ſo weit entfernt von ein⸗
ünder, alz der Raum es zuließ; er ſaß neben ſeiner

ſte und ſie in einem Lehnſtuhl. den ich eigens für ſie
Hatte hHinftellen laſfen. Zhn jah ich gar nicht an, aber He
Üüberrafchte mich durch die Würde und Anmuth ihHrer Er-
\deinung. Wäre He glücklich Cge;nejen und ruhis in ihrem
Semüth, fo würde ich ſie wahrſcheinlich nicht ohne ehrfurchts⸗
dolle Scheu betrachtet hHaben. Beim Schein des Zeuers,
das jeßt ihre abgezehrien jugendlidhen Wangen beleuchtete
glaubte ich in ihren Zügen eine fo edle Geiſtesbilduns zu
erfennen, Ddaß. idh wohl einjah, ſie müſſe von höherem


wie das pon anderen Religionen und Konfeſſionen






als Erziehung weit überlegen. Aber jetzt lag in ihren

* — ruhig gebietende Ausdruck der vornehmen

ame, Jondern eine ſolche geheime Seelenangſt, daß ich
Init, meine Stellung als Wirthin vergeffend, die Arme um
Ne gefchlungen hätte, um ihr trauriges mübdes Haupt an
Meiner Bruſt zu betten. Ich würde es ſicherlich gethan
aben aber von der fhmweigjamen, unbeweglihen Geſtalt
hres Mannes, der Ialt Lächelnd nach mir hinblicte, ging
fn fo eifiger Hauch aus, Ddaß jede natürlidhe Regung
davor erjtarrte. Au auf ihr Iag derjelbe fjhwere Bann
den fie ebenjowenig abzuſchütteln vermochte wie ich; ſo
raͤgte ich denn nur, ob ich noch etwas für ſie thun konne
Sie fchüttelte den Kopf/ eine Thräne floß ihr dabei die

ange herab und ich wollte mich eben nach einem Blick

— — — 0—



in deshalb ſpeziell für die katholiſche Religion nur
unter gewiſſen Bedingungen und Vorausſetzungen zu—
ſſig. In Frankreich und Italien mag maͤn dieſe
Bezeichnung noch am eheſten gelten laſſen, indem
beide Länder den höchſten Prozentſatz Katholiken auf⸗
zuweiſen haben, andere Konfeffionen daſelbſt bezüglich
der Zahl kaum in Betracht kommen, ſomit ganz gut
von der einen Religion ſämmtlicher Staatsbürger
als von der „Staatsreligion“ geſprochen werden kaun.
Im Uebrigen iſt das Wort „Staatsreligion“ im mo⸗
dernen Staate wirklich nur mehr ein Wort ohne jede
xraktiſche Bedeutung für den Staat wie für die Kirche.
Dem modernen Staat glit die „Staatsreligion“ nicht
mehr und nicht weniger als jede andere Religion;
zu einem beſonderen Wohlwollen ihr gegenüber ver-
jpürt er in der Regel abſolut keine Luſt und Neigung.
Wenn dem nun einmal ſo iſt, ſo wäre es thöricht,
wenn von den Bekennern der „Staatsreligion“, oder
ſagen wir beſſer, wenn von den Kathoͤliken noͤch
immer einige Hoffnungen Eheß würden, die ſich au
das Wort „Staatsreligion“ kuüpfen. Leider wiſſen
wix, daß dasſelbe etwaͤs Verlockendes an fich haͤt, ſo
daß manche, wenn nicht eher viele durch dieſen Si.


gom Lied iſt in der Regel eine Niederlage der Re—
ligion und ein Sieg des Staates. Eine formelle
Trennung von Kirche und Staat, eine offizielle Er-
klarung. daß die katholiſche Religion nicht mehr
„Staatsreligion ſei und als folche betrachtet und be—
handelt werde, iſt in pielen Fällen nicht mehr noth—
wendig, der moderne Staat hat dieſe für ihn läſtige
Schranke ſchon langſt faktiſch überſchritten und offen
gegen ſeine Religion Krieg geführt die
Schlußfolgerung ergibt ſich daraus don ſelbſt.
Wollen die Katholiken, daß man ſie nicht mehr
verfolge, auch nicht blas dulde, ſondern daß ihnen

ſich ergebenden That gelaſſen werde, dann dürfen ſie
ſich nicht an den Polizeiſtock anklammern und voͤn
ſtaatlicher Gunſt und Proͤtektion ihr Heil erwarten.
Der woderne Staat iſt nach ſeinen eigenen Worten
und Werken kein chriſtlicher und religiöſer; er muß
erſt durch die Macht des Chriſtenthunis an der Reli
gian wieder für chriſiliche und religiöſe Anſchauungen
und Prinzipien gewonnen werden. In Deutſch?
hand ſcheint der Anfang hiezu bereits gemacht zu

Das verdanken wir aber nicht dem Staate


ſeinem Munde zuͤrückhielt.

Meine ** ‚Jagte er, „braucht noch ein leichtes
Nachtefjen, ehe ſie ſich zur Ruhe begiebt. Haben Sie die
Güte es für ſie zu beſorgen.

Sie fuhr betroffen und verwundert empor. „Aber
Edwin,“ begann fie, „ich bin ja gar nidht gewöhnt —“

Er brachte, ſie Jofort zum Schweigen. „Ich weiß,

was gut für Dich ijt,“ Jagte er. „Bitte, Frau Truar,
irgend ein, leichtes Gericht, aͤber recht ſchniackhaͤft und gut
zubereitet,“ _ }
. 809 verjprach es zu ſchicken, ſchaute noch einmal nach
ihr bin und verließ das Gemaͤch Staunen und Ver-
wunderung ſtanden ihr noch immex im Geſicht geſchrieben.
Sollte er doch Rückſicht auf ſie nehmen wöllen?

Die Schüſſel ward bereitet und auf ihr Zimmer ge—
bracht. Bald darauf ward alles ItiNl im Haufe, Jämmtliche
Gäſte hatten ſich zur Ruhe hegeben.

ittexnacht koͤnnte, nicht mehr fern ſein. Alle Lichter
waren erloſchen. Ich haͤtte mich hierdon mit eigenen
Augen überzeugt, und noch einmal die Runde durch alle
Sänge und Säle gemacht, eine Pflicht. die ich für ge-
woͤhnlich meinem * ährigen Diener Burritt überließ.
Die Stille und Dunke die mich umgab, wirxkte nach
den Aufregungen des Tages äußerſt beruhigend Cben
war ich im Begriff einzuſchlafen, als plößlidh von unten
her ein ſchriller Schrei erxtonte — ein Schrei, wie ihn nur
wildez Entſetzen oder Todesangſt auspreffen konnte, der
aber ſofort wieder verſtummte,

„Fran Urquhart,“ rief ich,
und ſtürzte die Treppe hinunter.

Zweites Kapitel.
Hurritt
Im Hausflur war alles ſtill. Als ich mich aber ihrem
Zimmer räherte, jah ich neben der Thür eine Geftalt {tehen.
Es war Burritt, der fih, an allen Gliedern zitternd, vor-
beugte um zu hoͤrchen.
Etill flüſterte er, ſie ſprechen zuſammen. Es
icheint alles in Ordnung zu ſein. Ich hörie eben, wie er
mein Liebchen“ zu ihr ſagte.“

warf mich in die Kleider



oder irgend einer „Staatsreligion“,
das iſt nicht zum wenigſten die Frucht ſtäatlicher
Bekämpfung der Religion, ein Erfolg des Kultuͤr—
kampfes, der durch die Katholiken allein, durch die
ſelbſteigene, ſittliche und moraliſche Kraft der Religion
zu Gunſten des poſitiven Chriſteuthums entſchieden
wurde. Daran müſſen wir allzeit feſthalten, wenn
es gilt, ſelbſt zu handeln oder auch, wenn wir das
Handeln anderer beurtheilen wollen. In Frank—
reich und Italien werden wir dabei auf große
Fehler ſtoßen, welche ſich die Katholiken bisher zu
Schulden kommen ließen auf Grund der „Staats⸗
religion“. Möge man endlich überall mit dieſen An—
ſichten brechen, ohne ſich deswegen in die Utopien
einer vollſtändigen Trennung von Kirche und Staat
zu verlieren.

im Gegentheil,



* Sozialdemokratiihe Zugendlitteratur.

„Auf Papier und in Buchſtaben kämpfen in un—
ſerer Zeit Himmel und Hölle gegen einander Un
dieſen Ausſpruch des unvergeßlichen Alban Stolz wird
man erinnert, wenn man die Bemühungen der Sozial⸗
demokraten lieſt, auch der Jugend ihre Ideen einzu—
impfen. Wer die Jugend hat dem gehört die Zukuuft:
das wiſſen auch unſere Sozialiſten ganz genau. Zur

ſie deshalb einen beſonderen Feldzugsplan. Auf dem
vorjährigen Parteitage in Erfurt wurde es nämlich
den befähigten Mitgliedern der Partei zur Pflicht
gemacht, ein Augenmerk mehr wie bisher darauf zu
richten, daß eine Jugendlitteratur zu Stand kommt,


heit entſprechend, den Geiſt und das Fühlen der
Jugend zu Gunſten des Sozialismus weckt und bildet.

Dies iſt die Abſicht der Männer des Umſturzes.
Die Ausführung des Planes iſt allerdings ſchneller
gedacht als gethan Die in Blut getauchten ſozialiſtiſchen


Geſellſchafisordnung zu ſchreiben, aber eine Jugend⸗
literatur zu Stande zu bringen, das hat doch immer—
hin ſeinen Hacken. Ein Anfang iſt jedoch gemacht.
Zu Anfang dieſes Jahres erſchien ein Leſebuch für
Kinder aufgeklärter Eltern von Theobald Werra,
Leipzig, Ernſt Wieſt, 075 Mark Nach der Vorrede




aller Tugenden, die der Duldſamkeit,
predigen. „Sind alle einſeitigen religiöſen Anſchau⸗
ungen im Kinde beſeitigt? heißt es ſodann, „dann
ſchreiten wir allmählich zur feſteren Begründung von

Burritt räumte mir ſeine Stelle ein. Ia, fie .unter-
hielten ſich wixklich in gedämpftem, aber nicht unfreundlichem
Ton. Er bat ſie, ſich zu faſſen, und ich vernahm ihre leife
Antwort, die mich hätte üherzeugen koͤnnen daß Fraͤu
Urauhart nur durch ein nächtliches Trugbild erſchreckt
worden ſei, das ihr wohl jetzt ſelber lächerlich erſchien
Ich liebe es jedoch allen Dingen auf den Grund zu gehen
und konnte mich dabei nicht beruhigen Der Schrei klaͤng
mir noch immex in den Ohren; ich hätte viel darum ge⸗
geben, einen Blick in das Zimmer werfen zu können.! Von
dieſem Gedanken beſeelt, klopfte ich kühnlich an. Er miußte
wohl dicht an der Thür geltanden haben, denn unmittelbar
darauf hörte ich ſeine Stimme durch das Schlüſſelloch?
Wer iſt da was wünſchen Sie?“

Ich babe einen Schrei gehört, erwiderte ich,
fürchtete Frau Urauhart ſei wieder krank geworden.

Meiner Frau fehlt nichts, ſchalte es ſofort in faſt
heiterem Ton zurüch Sie hat einen Traum gehabt, läßt
ſie Ihnen ſagen, Nicht wahr?“ fuhr er fort, bffenbar zu
ſeinex Frau gewandt.

Man vernahm drinnen ein Gemurmel, dann hörte
ich ihre Stimme: „Es war nur ein Traum, liebe Frau
Truax. e

Hierbei mußte ich mich beruhigen und war ſchon im
Begriff, mein Schlafzimmer wieder aufzuſuchen, als ich
auf Burritt ftieß. Sr vührte ſich nicht bom Platz, ſchien
auch nicht die Abſicht zu haben, ſich zur Ruhe zu degeben.

„Komm,“ ſagte ich, „es nützt nichts, noch känger hier
zu bleiben.“ *

Laſſen Sie mich, erwiderte er, „ich kann nicht anders;

ich ein Lenm in den Klauen eines Wolfes ſehe
vergeht mir der Schlaf. Ich muß wiſſen, was doͤrt hinter
der ZThür geſcbieht.

Da ich Burritt kannte, machte ig keinen Kerſuch, ihn
von ſeinem Joͤrhahen abzubringen, 8 giſa leiſe und
gedankenvoll in mein Zimmer hHinauf. 8

„und

Fortſetzung folgt)


 
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