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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 141 - Nr. 150 (24. Juni - 6. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0579

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Aoent täglich mit Ausnahmie der Sonne und Feiertage
nhags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljaͤhrlich
* 1.20 obne Traͤgerlohn u. Poͤſtauffchlag Beſtellungen
— Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße 7.



Berantwortlicher Redatteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

Zum Abonnement auf das
lll. Duartal

la
m

volksthümlicher Form zu behandeln, den
tereſſen aller Stände gerecht zu werden, namentlich
die berechtigten Forderangen des Bauern⸗-, Hand⸗
r und Arbeiterſtandes hervorzuheben und zu
ertheidigen
Grundſatz der redaktionellen Leitung des Pfälzer

* iſt kurze, knappe,



zu finden ift.
ze Für Unterhaltung und Belehrung ſorgen zahlreiche
u

nilletons und das ſonntägliche Unterhaltungzblatt.
wedes ferngehalten, was das jugendliche Gemüth
erletzen tönnte. Deshalb eignet fich der Pfälzer
ote ganz beſonders zur täglichen Familienlectüre

* Inſerate finden in Folge des großen Leſer—
* des „Pfälzer Boten“ größtmoͤglichſte Ver⸗

v

Teitung.

Redaclion u. Berlag d. „Pfälzer Boten.“
*

Q

das katholiſche Deutſchland am 12. Juni.
da 7 + UB der göttliche Heiland auf Erden erſchien,
8 gab es herrliche Iuſtitutionen in der Welt. Wiſſen⸗
Gajt und Kunit ftaͤuden in hoͤher Bluͤthe
taatskunſt der Römer hatte die ganze damals bekannte
elt unter ihrem Adler verſammelt. Aber was fehlte ihr?
le chriſtliche Liebe.
tolz und Egismus. Der Menſch wollte den Menſchen
S das Wertzeug ſeiner Laune, ſeiner Sinnenluſt be—
utzen. Da kani das Chriſtenthum, der Hauch von
yden, . Qın Pfingjtfejt erjchien der H. Geift im Wehen
® Sturmes, - und e& wurde eine neue Welt hHervor-
Sthracht, die Welt des Glaubenz, der AHriftlihen Ge-
E‘nnung‚ der Liebe, der Treue, des Opfers. Ich weiß
$ ganz wohl: wenn jene Männer des Umſturzes
dın mur einen Tag ſiegen ſollten, dann wären wir
Erſten, die fallen würden, die Biſchöfe und die
en Aber das wäre unſere Ehre, unſer Stolz.
enn ſie uns weggeräumt haben, glauben ſie mit
— — — — —
V Original⸗Erzählung von Mary Dobfon—
(Nachdruck verb.)
I

in Sn dem Wohnzimmer eine8 freundlichen Gartenhaufes
f der naͤheren Uimgebung einer groͤßeren deutſchen Handelz⸗
4* war an einem foͤnnigen Mittag eine etwa achtund
o Nzigjährige Frau mit dem Leſen eines Briefes beſchäf—
4 In nut geringer Entfernung von ibr ſchlummerte in
n Zexlichen Korbwagen ihd Monate altes Zochterchen.
allein ihr und ihrem Manne von viex Kindern ge—
en die Leferin, deren gewinnende Erjcheinung wenn
t auf Kränklichkeit doch auf eine zarte Geſundheit
er eBen Ließ, war die Gattin des Schiffsfapitäns Eichsfeld,
qul er vor einem Monat Weib und Kind wiederum ver-
8 jen um eine Reije anzutreten, die ihn auf unbeſtimmte
üm.. Don_ Der Heimath entfernt Halten, und zuerit nach Sid-
;;foerlfa führen ſollte. Nach einer Weile ward die Garxten⸗
Echeofinet und auZ Ddem Fenjter blidend jah Frau
die Schweſter ihres abweſenden Gatten mit ihrem
Nei ſechsiahrigen Sohn kommen Den Wagen wit der
Bei — Anna ins anliegende Aminer ſchiebend,
Siaß le _ Die Zhlür Ddesfelben und ging Fenen_ entgegen.
ingä’ gegenſeitig begrüßend führte ſie dann ihre Schwaͤgerin
u ßaßo%ngemacb‚ während der Kıtabe eS vorzog, im ©arten
4 leiben, und den ojfenen Brief auf dem Zijch erblidenDd,
qmtänlebbaft Frau Frank, die Gattin eines ſtädtiſchen Be-





— Du denn Nachrichten von Adolf bekommen,

— Emma, vor einer halben Stunde, antwortete

rar Woher und was ſchreibt er denn?“ fuhr Frau
ant ſort
Fort ſchreibt aus keinem beſtimmten Orte! erwiderte
ege CichSfeld, „jondern die Briefe find einem dem {igtmgen
@tqg““ten Schiffe mitgegeben, Die Reije geht glinitig von
!an Cn, er -fjelbit, wie die wenigen Paffagiere . und. die
Nihaft find wohl, und wenn möglich jOict er un?










| — Seidelberg, Dienitag, den 28. Zuni 1622

der Religion leicht fertig werden zu können. Eitele
Täuſchung! Wir wiſſen, daß die kaͤtholiſche Kirche
geſiegt hat, weil ſie mit dem Blut der Martyrer ge—
tränkt worden iſt. Unſere Brüder ſind uns voraͤn—

gern folgen. Die katholiſche Kirche weiß, daß ihre
Kinder ihre Pflicht nicht vergeſſen und freudig Opfer

bringen werden, und weil ſie das weiß, darum fürchtet
ſie ſich nicht. Die katholiſche Kirche hat ja ſchon gänz
andere Kämpfe beſtanden.

Man ſagt, daß alles bedroht iſt; auch das heilige
Trier hat Social-Demokraten. Was mich beſonders
geſchmerzt hat, war, daß laum der Schule entwachſene
Knaben zu den Verführten gehören, daß junge Leute
von 17 bis 20 Jahren ſich unter den Social-Demo—
kraten befinden und am anmaßendſten auftreten. Zwar

wo die Gefahr ſich zeigt, da iſt es Pflicht, ihr ent—
gegenzutreten, und darum müſſen wir unſere Pflicht
erfüllen, ihr katholiſchen Männer von Trier, wir müſſen
dem Feinde entgegentreten, denn er bedroht das
Heiligſte. Wir wollen nicht ſiegen mit Blut und
Waffen, ſondern durch die Kraft der heiligen Lehren,
durch die Lehren des Evangeliums. Wir wollen der
armen Welt wieder das Chriſtenthum predigen, das
Evangelium verkünden, aber ein Jeder muß auf ſeinem
Poſten ſein.
übecwachen und in ſeinem Hauſe nachſehen, wie es
beſtellt iſt. Bebel hat uns ja den Kunſtgriff verrathen,

„Wir müſſen es thun, wie der Teufel es thut —
warum er gerade dieſen als Vorbild anrief, weiß ich
nicht — wenn er den Finger hat! hat er bald den
ganzen Menjchen.“ Die Sociul- Demokraten jJagen ;
Wir wollen der Armen Loos verbeſſern, wir wollen
entgehentreten, ſo verbeſſerſt du deine Exiſtenz.“ Und
gibt der Arbeiter ihnen den Finger, ſo haben ſie bald


Lohnfrage werden alle andern Fragen in Beſchlag

genommen, beſonders die religiöſen. Denn das kann

das iſt der Kampf der Welt von jeher geweſen, gegen
die Wahrheit. „Wir haben nur einen Feind“, ſagt
Strauß, „dem haben wir den Krieg erklärt bis zum



Gott, an ein Gericht, an ein Jenſeits, wo jeder
Rechenſchaft abgeben muß. Wenn die Katholiken
Deutſchlands die eruſte Gefahr anerkannt haben, ſo

einmal auf dieſe Weiſe Nachricht, ſonſt müſſen wir bis
ſener Ankunft in Amexika warten.“

„Das wird mit dem Segelſchiff noch lange währen,“
entgeanete Frau Jrank, /hoffentlich aber kommt bald die
Zeit. wo nach Siid· wie nach Noͤrdamerika die Dampfer
en, und dann haben die Seeleute wie die Reiſenden es

eſſer als heut zu Tage.“

„Darauf hofft auch Adolf,“ verſetzte dann Frau Eichs⸗
* ſdoch werden bis dahin wohl noch einige Jahre ver—
gehen!“

„Und unterdeß iſt Dein Mann reich genug geworden,
um als Rentner leben zu konnen,“ ſagte Frau Frank mit
Lächeln, während ihre Geſichtszüge einen leichten Grad von
Mißaunſt und Habgier ausdrückten Und wenn noch ein
mal durch einen kinderhoſen Onkel einẽ bedeutende Erbſchaft
in Ausficht {teht — —“

„Dazu gehoͤrt ein großes ermögen, das wir kaum
wohl ie belitzen werden, und mit der Erbſchaft iſt's noch im
weiten Felde denn meig Onkel ſteht in rüſtigem Alter,“
unterbrach ruhig Fran Eichsfeld! Dennoch beſteht Adolf
darauf, etwas fuͤr meine Geſundheit zu thun, die, wie er
ſchreiht und immer geſagt, ihm Sorge macht!

„Und willſt Du ſeinen Wunſch nicht erfüllen?“ fragte
Hran Zrank. Ich muß gewiſſermaßben auch dafuͤr ſorgen,
indem ich Adolf verſprochen —“

„Ich weiß wohl, daß ich es thun ſollte,? fiel Frau
Eichzeld ein, „denn ich fühle mich zuweilen ſchwach und
Hinfällig. Meine Abſicht! die ich gich ſchon mit Abdolf be-
prochen, iſt. mich wegen eines Sommeraufenthaltes mit ;
meinen Verwandten
ſetzen!“

„Sit uicht dort eine Deiner Couſinen mit einem Dorf⸗
doctor verheirathet?“ * Frau Frank.

„Za, und zu dieſen Beiden, die eben ſo dübſch wie ge-
ſund pohnen moͤchte ich mich mit Anna begeben,“ entgeg⸗
nete ihre Schwägerin. ; ; —

„Die Berg- und Waldluft wird Dir und dem Kinde
wohl thun,“ erwiderte Frau Frank, „und für Dein Haus
und 7— werde ick Sorge tragen.“

„Welche Pläne habt Ihr für den Sommer?“ fragte, die!

no
na

in Thüringen in Verbindung zu








| Drud, Berlag ı, Exrpedition von Gebr. guber 90
L @ Heidelberg, 3wingerſtrake?. * 1

verdanken wir das unſerm katholiſchen Gefühle. Wir
fühlen inſtinetmäßig, datz alles bedroht iſt, Familie
Staat, alle heiligen Einrichtunzen, deren wir uns er?
freuen. Darum heißt es: zuſamnmengeſtanden. Man
ſoll nicht ſagen, daß wir Katholiken mit verſchränkten
Armen dageſtanden und zurückgetreten ſind vor den
Schlagwörtern, welche die Arbeiter aufhetzen. Als
tene, Bürger des Stagtes iſt es zunächſt unfere
Pflicht, treu zu Kaiſer und Reich zu flehen Jegen die
Feinde der Ordnung. Abexr als gläubige Katholiken
derlangt es auch unſere Ehrenpflicht, in chriftlicher
Liebe an das Heil der Seelen zu denken. Wie viele
Seelen werden nach und nach in die Netze der So»
cial⸗Demokraten gelockt. Sagen wir unſern Arbeiteru,
unſerm fatholiſchen Volke, daß alle Schlagwörter der






Social- Demofraten nur Worte der Verführung und
des Betruges ſeien.

ſchaffen ſein? Vor hundert Jahren hat man den
erſten Anfang davon gefehen in Frankreich. Die frau⸗
zöſiſche Revolution haͤt den contrat social von Jean
Jacques Rouſſeau in die That überſetzen wolen
Das war der Anfang der Sociademokratie! Sind die
erſten Männer der drevolution, welche alles verſprachen:
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, und beſonders die


Verſprechungen treu geblieben? Nein. Einft traten
vor den Convent Obmaͤnner der Zünfte, die 24 Ael⸗
teſten der Arbeiter, und verlangten don jenen Männern,
welche ihnen Freiheit verſprochẽn hatten, daß ſie die eiß
bräuche, welche unter dem Königthum ſich eingefchlichen
hatten, abſchoffen und die Zünfte, die Orzaniſarion
der Arbeit, exhalten ſollten. Die 24 Aelteſten wurden
Feich eingeſteckt, und am anderen Tage fielen 24
Köpfe auf der Guillotme. (Bewegung. Geraͤde ſo
wird es hei den Sozialdemokraten gehen, wenn ſie
zur Hrrrſchaft gelangen. Glauben wir nur nicht, daͤß
dieſe Känner irgend eine Freiheit ſchützen werden
Der Menſch wird nicht einmal mehr ein Genoſſe,
ſandern nur mehr eine Nummer ſein. Mit einer
Nummer macht man aber nicht viel Aufhebens, man
ſtreicht ſie aus, wenn ſie nicht mehr in die Rechuung
paßt. Haben mir nicht geſehen, daß leider aus del
Trieriſchen Lande Verführte nach Paris pigernten
und Kränze auf die Gräber der Communakden voͤn
1871 niedergelegt haben? Dadurch haben ſie bekundet!
das ſind unſere Vorfahren, das ſind unſere Vorbilder.
E3 wurde von den Communarden geklagt, daß einige
Nationalgardijften — e& waren Communarden — von
Soldaten in Verſailles erſchoſſen worden ſeien. Der



momentane Pauſe unterbrechend, Frau Eichsfeld.

„Bir bleiben zu Hauſe, antwortete mit leichtem Nach⸗
druch Frau Franf. „denn unfere Kaſfe Läßt keine Ausgaben
für Reiſen zu. Auch müſſen wir an unfern Alfred denken,
der zu ſeinem Foxtkommen in der Welt uns einmal viel
Geld koſten wird!“ und dies ſagend blickte ſie in den Garten
* wo der Genannte fich mit einem Kreifel be-
uſtigte.

Die beiden Schwägerignen üherlegten die Sache wie
manches andere noch eine, Weile, dann ward der KAnabe
herbeigerufen, und nach freundlihem Abjchied fehrte Frau
Frank mit ihin zur Stadt 44 Frau Eichsfeld aber las
ochmals den Brief ihres Mannes, ıund jchrieb darauf an
den Dorfdoctox im Thüringerwald und deſfen Gaͤltin und
theilte ihnen ihre Wünſche mit —

2.

Baſt eine Stunde von der Stadt . . . entfernt wohnte
im Torfe Walldorf, das ſich in einem erweiterten —
Fhüringerwaldes hinzieht, der Dorfdoctor, wie er in der
Legend allgemeix genannt ward, und {pät an einem Nach-
Nachmittag um die Mitte Juni hielt vor ſeinem freundlich
mit Grün und Bäumen unigebenen Hauſe / ein Einſpanner
und ward von kiner älteren und züngeren Dienerin emp-
fangen. Dem Wagen entſtiegen * Gattin und Fraͤu
Eichsfeld mit der kleinen Anna, während der Kutſcher das
Hepäck ins Haus ſchaffte, ſagte Frau Dr. Brau zu ihrer
Couſine:

Sei uns herzlich willkommen, Agnes — Möge e8
Dir hier recht wohlgefallen, und Deine und Deines Kiudes


Ich danke Dix, Clara,“ erwiderte freundlich Frau
— „und wollen wir Hoffen, daß Deine Wünihe fich
erfüllen.“ und den Schleier vom Geſicht ihrer ſchlafenden
kleinen Tochter entfernend, blickte fie dieje voll mütterlicher
Zärtlichkeit an, indem ſie zugleich hinzufügte:

„Anna wird hoffentlich die Reiſe gut überſtehen — —“

ortſezung folgt.)


 
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