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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 261 - Nr. 270 (16. November - 26. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1055

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täglich wit Auznohme der Sonn⸗ und Feiertage
8 mit. UnterGaltungsSbeilage. Preis vierteljährlich
} obne gerlohn u. Poſicufſchlag. Beſtellungen
Poſtanſtolten u bei der Expedinion Zwingerſtraße?.

är 20

5*
7




Berautwortlidher Rebaktenr :
Juline Jecerin Heidelberg.

* Zie Enſtt Depejehe.

Dem lanugen Streite über die Emſer Depeſche
vn I870 hat das Bekenntniß des Fürſten Bis—
Narck ein End gemacht. Fürſt Bismarck gibt jetzt
zu, die ihm von Ems zugeſandte Depeſche ſo „redi—
Girt“ Dder richtıger {o gefälſcht zu haben, daß aus der
„Cbamade“, dem Signal der Kapuulation, eine
„Sanfare“, ein Signal zum Angriff gewurden fet.

1
1


Zuſammenſtellung beider Aktenſtücke erſehen:
die echte Emfer De? die Bismaxrck'ſche Be—
peſche. arbeitung. j
„®raf Benedetti, der mor- | : „Ems, 13. Zuli1870. Nach-
Lus eine Unterredung mit dein die Nachrichten von der
Konig gebabt hatte in⸗ Entſgauug Ddes. CErbhrinzen
Age deren der Ffügeladju« | von Hohenzollern der Laiſer
ant zu dem franzoͤſiſchen Ge⸗ lich franzoͤſiſchen Regiexung
wäfkstrager heſchict wurde, von der Koͤnialich ſpaͤniſchen
m ihm mitzutheilen, daß der ” amtlich. mitgetheilt worden
Fürſt von Hohenzollern dem ſind, hat der franzöſiſche
ön Botichafter in ESm$ an Se.

Xönig die Ablehnung feines ſcha Ens an
Sohnes ſchriftlich, beſtätigt Maieſtät noch die M
geſtellt, ihn zu autoriſiren,

dabe, aͤußerte, er hätte nach
daß er nach Paris tele

iner Unterredung mit dem ( 2 ‚tele
Nönig eineneue Depejhe,von . graphire, : daß , Se. Majejtät
der König ſich für alle Zu—

Derrnv. Grammont erhalten, - } ſi
In der-er beauftragt würde, . funft verpflichte, niemals
Äne neue Unterredung nach= . wieder jeine Znitimmung zu

\ geben/ wenn die Hohenzollern

zuſuchen, damit der König her ern
X die: Werzichtleiltung , des auf ihre Kandidatur wieder

Stinzen approbire, 2. Ddie | zurüdkommen Jollten. Se,
Serficherung ertheile, daß Majeſtät der König hat es

darauf abgelehnteden
maM 301y ME DD Ir
fſchafter zuempfangen
und demſelben durch den

Au in Zukunit diejfe Kan-
Öidatur nıcht wieder aufge- |
men werden würde Der

uig ſchickte ſodann Ieinen

Adiutanten nochmals zu Mbdiutanten vom Dienft Jagen
Senedetti, ıum Diefent ” Die \ taffen, daß Se, Miajejtät dem
AuSbdrücliche Approbation Boͤtſchaftex nichts weiter mit—

der Verzichtleiltung zu über⸗ zutheilen habe.“
?_Ym.um, bezüglich des zweiten
Bunftes berief Jich der Konig
das was er morgens
Benedelti geſagt habe Trotz⸗
m verlangte Benedetti eine
Abermalige Unterredung.“
Zer Bericht Radziwills fährt
cxt: ierauf Ließ Se. Maje-
Et dem Grafen Benedetti
SUrch -mich zum dritten Male
Na Tijch, etwa um 6 Uhr, |
irtmebcm‚äe.äm%ile}tätun”mc |
x ent{chieden ablehnen, in |
%S‘tte?f der bindenden Er⸗
— für die Zukunft
19 in weitere Diskujlionen /
Snzulajien. Was er hHeute ,
fr otgen gefagt, mwäre_ fein
Btes Wort in diejer Sache |


Das vexlaſſene Gaſthaus.
von A. K. Green.

Wahrhaftig, ich muß den Schlüſſel zu dem entſetzlichen
imer ———— jo lange er in meinem Schreibpult
i;lem' habe i Feine Ruhe voc den jeltjamiten Gefichtern
d GEindbildungen.

en 5. Oftober 1791. — —
Wie erklärt e& fich nur, daß wir uns gewiſſe Dinge
vornehnien, uns heilig geloben, dieſes oder ienes zu

*
86

feſt
4
S0r Jechzehn SJahren faßte ich Dden Entjhluß, Ddas ge-
%Ü“‘[&‘gätäerflj * außzuftatten, Damit e& Ddem Auge
&0dlgefälliger jer; ich habe es nicht gethan. Im vorigen
ADr erflärte i im Segentheil aufs feierlichite und be-
u ümtelte, ichmwürde Das fchreckliche Zimmer niederreißen
d wenn mein ganzeS Haus Dabei , auS Den ugen
%énge; auch Dda3 iit nicht gejchehen. Noch Leßte AWoche
— ich den Schliſſel aus meinem Pult entfernen, un
K unheimlichen Gedanken an das Eichezinmer los zu
Verden. Yber er liegt nocdh an feinen Blab: ich habe
T Quft noch Kraft ihn anzurühren. Dex Geiſt der
icklichen Zrau, : die Ddort umgefommen iſt äßt es
zu MWarum- nicht? — Weil wir mit dem Zimmer
zu Nicht fertig ſind. Seine @e}tbt&)tq iſt nochnicht
— Ich habe ‚ein beitimmtes VBorgefiihl davon
pa Dabe auch noch eine andere Ahnung. , Mir ift, als
4 ** das Bimmer bald wieder aufgefchloffen werden, ja
in befände Tich die Verfon, die es betreten Joll, ſchon jetzt
— — *

wen; S® habe die beiden‘ Damen erwähnt. . @ott wei Bwie
{ie 48 ich dabei dachte, welche gefährliche ?Ilwebungéfrafl
{ für mich befigen. würden. Vor vier Tagen kamen
SR ohne Dienerjhaft, - Iprachen die Ublicht ausS, ſich
© Beit Tang in unjerer jhönen Gegend ‚anfzuhalten und
en fogleih . das : freundlidhe, na Süden gelegene
Da er, das ich für joldhe Gäite in Bereitichaft hakte,
Eich e ſtotz und vornehm ausſahen, füblte ich nich ſehr
Und Meichelt, daß ſie meinem Haufe die Chre anthaten
verſpräch nir ſichon eine guͤte Einnahme von ihrem







Kuzeige-Siatt für die Amtsbezirte Heidelden
— Weinheim, Schwegingen, Philippsbur⸗
Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Ne ö rgemüänd, Mosbacı
— — — 5h. Wertheim)

N

in Seidelderg, Zwingerftrake 7.


und ex könne ſich ledislich

|
|
darauf berufen. Hierauf

FIilArie DBENEDELENL
ſich ſeierſetts bet
dieſer Erklärung be—
ruhigen zu wollen.“

In den Hamb. Nachr.“ ſucht nun Jemand“ dieſe
Fälſchung zu vertheidigen. Es heißt da:

Wenn Graf Bismarck durch die Veröffentlichunz
der Depeſche daxauf hingewirkt hat, die Franzo—
ſen bis zur vollen Uebernahme der Initiative
und der Schuld am Kriege zu reizen, ſo glauben
wir, daß der damalige Leiter der Politik ſich damit
um Deutſchland wohl verdient gemacht hat! Wäre
die franzöſiſche Kriegserklärung damals nicht erfolgt,
wäre der ganze Krieg unterblieben, ſo blieb die Thaͤt—
ſache beſtehen, daß Deutſchland in einer ſpaniſchen
Angelegenheit von Frankreich grundlos bedroht in öffent⸗
lichen franz Verhandlungen beſchimpft und herausge—
fordert war und ſich vor dieſen Drohungen und Be—
ſchimpfungen von ſeiner eingenommenen Stellung
zurückgezoger haite. Es wäre in eine ähnliche Lage
gekommen, wie ſie 1850 den nationalen und liberalen
Politikern als das Ergebniß von Olmütz erſchien.
Thatſächlich wäre did Lage 1870 aber demüthigender
geweſen, als die der Olmüger Zeit, weil in Olmütz
Oeſter eich im Bunde mit Rußländ auftrat und der
öſterreichiſchen Politik wirklich öſterreichiſche Intereſſen
zu Grunde lagen. während die franzöſiſchen Heraus—
forderungen 1870 rein muthwillig und händelſüchtig
waren. Nur durch den gemeinſamen Krieg war die
deutſche Einheit zu vollenden. Erfolgte der Kampf
nicht, ſo hatte Norddeutſchland eine ſchwere Schädi—
und ſeiner nationalen



die nicht


ſam aufgenommen worden wären. Nicht um den
Krieg noch beißer zu entflammen, wie ſich ein nat.—
lib. Blatt ausdrückt, ſondern um demüthigende Frie—


wicklung in den günſtigen Weg gemeinſamer Kämpfe
aller Deutſchen gegen erneute fraͤnzöſiſche Uebergriffe
zu leiten, war der Krieg nothwendig. Wäre er unter—
blieben, und an ſeine Stelle ein fauler Friede mit



auch die junge Blüthe des Norddeutſchen Bundes
Beſuch. Dieſe angenehme Stimmung war jedoch von
kurzex Dauer. Ein unbeſtimmtes Etivas in dem Wejen
der älteren Dame erxegte meinen Argwohn; ſie verrieth
eine große Unruhe, eineẽ Neigung, fortwährend im Haufe
untherzuwandern und ſtundenlang in den Gängen auf
und ab zu gehen, beſonders im Erdgeſchoß. Zuerſt fragte
ich mich, ob ſie vielleicht geiſteskrautk jei, dann aber kaͤm
ich auf den Gedanken, ob fie nicht auf irgend eine mir un-


halten baben koͤnne., Ich beobachtete fie“zwar, bin aber
bis jetzt noch nicht dahniter gekommen.


ellem ſagen, daß ſie ſehr ſchön ſind, heſonders die jüngere.
Als ich ſie zuͤerſt in meinem beſcheidenen Wohnzinmer
ſitzen ſah hielt ich ſie für Frau und Tochter eines unſerer
berühmten Generale, ſo ſtattlich und prächtis ſahen ſie
aus. Aber ich hatte mich getäuſcht, denn ſie trugen einen
fremdländiſchen Namen, den meine engliſche Zunge Mühe
hat, auszuſprechen. Die Mutter nennt ſich Madanıe 1und
die Tochter Mademoijelle Letellier. Schreiben läßt ſich das
leicht, aber es muß wohl komiſch klingen, wenn ich es ſage
denn um die Lippen der Tochter zuckt es jedesmal als be⸗
luſtige es ſie, und für gewöhnlich ſieht ſie doch ſo ernſt
und ſorgenvoll aus. — n

Ja, ſorgenvoll, obgleich ſie ſo jung iſt, daß ich ſie
faſt noch als ein Kind betraͤchten möchte Zwär bemüht
ſie ſich gelaſſen zu erſcheinen und eine aleichmäßig ruhige
Haltung zu h wahren, aber ihr Blick iſt trübe ünd ihre
Stixn ümwoͤltt Ich habe das oft gefehen, wenn ſie ſich
allein glaubt odex nur ihre Mutter zugegen ijt; aber vor
Fremden, im allgemeinen Wohnzimmer oder bei Tiſche
ſchwindet dex düſtere Ansdruck, und ihr holdſeliges Weſen
erinnert mich zuweilen an —

Aber das iſt die reinſte Thorheit; ſie kann doch un—
möglich Frau Urguhart ähnlich ſehen, wie meine Ein—
bildung mir vorſpiegelt. Weil ihr Gemüth ebenſo ſaͤnft
und unſchuldig iſt, hHat ſie auch den aleichen freundlichen
Geſichtsqusdruck, das iſt alles Und doch erinnert ſie
mich wieder an jene Unglückliche, ſo oft ich ſie anfehe.
Mich ſchaudert es zu denken, denn die Frau, die ſich ihre

wahrſcheinlich geknickt geweſen, ohne die Frucht de
Reichseinigung zu bringen.

Es iſt eine müßige Frage, bemerkt dazu ſehr rich⸗
ig die Voſſ. 3Ztg.“, o damals Deutſchtaud obue
den Krieg gegen Frankreich nicht geeinigt werden
fonnte. Es ſnag ſelbſt zugegeben. werden, die Wabhr-
fd)e_mliä)feit habe dafür geſprochen, daß - ein fauler
Friede dem Zuſammenſchiuß Deutichlands zum Nach⸗
theile gereicht hätte, aber leine Rechtfertigung jener
„Redaktion“ der königlichen Depejche, die einer. Fäl-
chung verzweifelt ähuͤlich fieht, - wird- damit unjeres
Erachtens nicht gegeben. Fürft Bismarek Hätte: nicht
ſelbſtmörderiſcher gegen ſeinen Ruhm wütben - Können.
As indem er jenes Bonmot“ von der Chamaͤde
Fanfare zum Beſten gab; und ſeine Erläuterung in
dn „Hamb., Nachr.“. .. vermag . nicht . Ddas —
daran zu ändern! Die Koͤln. Volksztg meint, die
von den „Hamb. Nachr.“ behaupiete „ſchwere Schä—
digung der nationalen Ehre? wuͤrde döch den Könige
Wilhelm 1. zuzuſchreiben ſein, der dem — —
detti Zuſagen machte, woͤdurch diefer ſich für befrie—
friedigt erklärte. „Wo ſteckt denn uun die „Schädi—
gung unſerex nationalen Ehre?? Wit glauben nicht,
daß irgend Jemand auf der Welt die Auslegung be⸗
liebt hätte, aber vielleicht würde maͤu gefagt haͤben,
die franzöfijhe. Dipkomatie. hHabe fich in Ddiejer Ange-
Egenheit geſchickter gezeigt, als die deutiche.“ . Sın
Vebrigen habe Fürſt Bismarck ſpäter noch weit mehr
ſich gefallen laſſen. Er habe die Rückzüge in der
Karolinen, Samoa- und Wohlgemuth-Frage unter—
nommen, die alle mehr wogen, als wenn er 1870
das Arxangement König Wilhelm’8 mit Benedetti ge-
billigt hätte.

* Zur Ölmüßer G zbifhofswahl

fei erwähnt, daß weder der neue Fürfterzbijchof von
Olmüstz noch deſſen Eltern dem FJudenthum mehr aı
gehört haben. Dr. Kohn ift von Lat holiſchen
Eltern iu Mähren geboten, ſeine Muͤtter trägt den

Q



echt mähriſch katholiſchen Familiennamen Veronich
Lanacik Beide Eltern leben noch als Landleute in
Brezutz in Mähren Die Gr oßeltern des

Lirchenfürſten ſollen allerdings vom Judenihum zum
Chriſtenthum übergetreten ſein. Im Anſchluß hieran
geben wir nach dem Wiener Vaterland noch folgende
Lebensdaten über Fürſt Erzbiſchof Dr Kuhn, aus
denen hervorgeht, daß der neue Olmüßer Metroyolitan
ein hervorragender Mann iſt, zu dem man der Dibceſe
aufrichtig Giück wünſchen kann. GSeine Studien be-

JC

. das Eichenzimmer

und hegt pielleicht böſes in ihrem Sinn. W
ſie das Beheimnißz fennt und doch einzutreten begehrt,
kann YNe nichtz Gutes im Schilde führen. — Aber -auch
dies iſt leere Einbildung, denn, mag die Frau Feyler

Mutter neunt hat ein Aırge auf-
worfen



haben, weldhe fie wolle, jedenfalls hebt ſie ihre Tochter
Wo aber Liebe iſt, da droͤht keine Gefahr Und dech

ſchaudert mich.

Madame Letellier zu beſchreiben, dazu bedarf es
geſchickteren Feder als die meinige iſt Sie zieht mich an
und zugleich ſtößt ſie mich ab; ich bewunderk und Fürchte
ſie; ich erfülle ihre Befehle und halte mich doch jederzeit
bereit, mich ihr zu widerſetzen damit ich ſtark genug bin
es zu thun, wenn es nöthig werden ſollte Trotz ihres
ſüßen Lächelns, ihrer bezaubernden Blicke wird eS ihr
nicht gelingen mich meiner Pflicht abwendig zu maͤchen
Meine geheime Furcht vor ihr treibt mich unabläffig zur
Wachſamkeit. Sie flößt mir Haß und Mißtrauen ein; ich
weiß ſie iſt in böſer Abſicht gekommen, ſie trachtet danach.
Eintritt in das getäfelte Zimmer zu erlangen. Zwar iſt
es verſchloſſen und ich trage den Schlüſſel ſtets bet mir
aber mir ahnt, daß ſie Mittel finden wird, ſich denſelben
zu verſchaffen und die Thür zu öffnen. Wie? Das werden
wir ſehen.

Aber ich wolte ja ihr Aeußeres beſchreiben Sie iſt
ſchön jugendlih und anmuthig von Geſtalt Sobald jie
ins Zimmer tritt, zieht ſie unwillfürlich . alle Blide an,
auch kleidet ſie ſich mit ſo viel Geſchmack! daß ſie überalt
angenehm auffallen müßte. Im Vergleich zu der blendend
weißen Geſichtsfarbe ihrex Tochter iſt ihr Antlitz beinah
dunkel zu nennen, doch ſcheint es zuweilen förmlich darin
zu ſprühen und zu glühen und ihre groten meiſt ver
ſchleierten Augen haben einen unſtäten Glanz! Ihr
braunes Haar ſteckt ſie mit einem großen Kamm hoch über
der Stirn auf, wodurch das ſchöne Oval des Geſichts noch
mehr hervortritt.








Gortſetzung folgt)




 
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