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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 121 - Nr. 130 (29. Mai - 10. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0515

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fäl

Eſchant tͤglich mit Ausnahme der Sorm- und Feiertage
Samftays mu Unterhaltungsbeilage, Preis vierteljährlich
Dit, 1,20 vhre Trägerlohn u. Poftauffhlag. DBeftellungen
bei den Poſtaͤnſtalter u. bei der Expedition Zwingerſtraße?.





für Slaclt



Knzeige-Blatt Mr die Amtshezirle Heidelberg
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen, Philippsburg,
Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Neckargemünd, Mosbach
Eberbach, Buchen Walldürn, T.Biſchoͤfsh., Werheim e.







Verantwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg.


2

| Drud, Berlag u. Srpedition von Gebr. Yuber
| in SGeivelberg, Zwingerfraße 7.



20. Sabrg.



— — —— 2
S OO OE

Beſtellungen
den „Bfälzer Zoten werden fortwährend bei
unmtlichen Poftanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
Pwie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwiuger⸗
kraßze enigegen zenommen.

Berlag des „Bfälzer Bote.“

— ®
WE a a E E a WT a W a ET a B a W
— — — — — — — — —

-G 905 Privateigenthum.




Fribolcigelhuin als die Grundquelle aller Uebel prok—


Iiemals uuſere Auerkennung verſagen, der Schluß ge⸗
80gen, daß mit dem Ende des Privaieigenthuins auch
Ae geſellſchaftlichen Uebel ſchwinden. Die Logik. iſt
Mantaſtbar, es fehlt nur noch der Nachweis, daß das
rivateigenihum die Quelle aller, geſellſchaftlichen
ebel iſi und ſobald der Sozialdemokratie dieſer Nach—
Wei8 gelingt, merden wir für die Abſchaffung des
Frivateigenthum® eintreten. Bis dahin ſind wir der
AUnficht, die Urfache alier gefelljchaftlichen Uehel liege
der gefallenen Natur des Menſchen, in ſeiner Ab—
ehr vouͤ Goͤtt in ſeiner eigenen Vergoͤttlichung.
Die Sozialdemokratie zaͤhlt mit voͤllem Rechte eine
Uuze Reihe Laſter auf, die aus Anlaß des Privat—
Figenihums zum Ausbrüche kommen; Geiz, Habſucht,



die Unthaien und Verbrechen, die aus dieſen Motixen
rvorgehen. Wir erwidern dagegen, daß das Alles
* ſeine Quelle im Eigenthunie hat jondern in dem
Ölimmen Gebrauche, den Einer von ſeinem Eigenthume
Macht, und daß er dieſen ſchlimmen Gebrauch nicht
Machen mürde wenn er fihh nicht von Gott abgekehrt,
enn er im Gegentheil nach deſſen Geboten handelte.
n dieſem Falle wäre das Privateigenthum ein Segen
Und es iſt daher vollſtändig unzuläfſig, mn ihm die
uelle aller Uebel zu ſuchen; es iſt dasjenige, was
ErMenſch daraus macht, und ſo iſts mit noch vielen

ingen. Bei jedem Morde ohné Ausnahme ſind
Menichliche Hände betheiligt; fie mijden daz Gift, ſie
‚l“E)TE_n den Dolch, ſie drücken den Revolver los, es
* kein Mord ohne daß eine menſchliche Hand dabei
4 war. Kann maͤn deßhalb ſagen: die Hände
* die Quelle aller Morde, hacken wir die Hände
* ſo werden keine Morde mehr geſchehen! Genau
9 thöricht ift der Sag mit der Abſchaffung des

Tiyateigenthum3; nicht die Hand ift die Quelie des
RA — — — —
— — —
Original⸗Novelle von Leo Werner.
Nachdruck verb.)
gud Wenn wir helfen können, wird es_gejchehen,“ erflärte
— „SHuühren Sie unzZ an die Stättẽ des Unglücks,

v Öberiteiger.”

* Gleich, ; e
Yen an die Grubeneinfahrt, und alzsbald ging e& in Ddas

Witere Bergwerk.

6)

gleich,“ entgegnete dieſer und geleitete die


mfi‚!‚&e der OÖberfteiger, „und dann werde ich Ihnen das Un⸗
zeigen, meine Herren.“


Unhos Al S f

bä\éelmh;{;eé Rauſchen und Pollen 5 ihnen bexeits an,
8* ſe fich inkder Nähe des Ungliückz befanden. Noch un-
Hundert Schritte ſliegen ſie in einem Seitenſchachte
4* D und nun cgahen ſie un flaͤckernden Lampenſcheine das
Unglüc. Dort an Stelle der beiden, großen
{
eim. Sewonnen worden waren, jah - man weiter nichts als

Qgäf“ gähnenden Abgrund und ftürzende, Hocdauffchäumende
Termafien


ntjoge 1 Des ganzen Berawerk,“ jhrie der Commerzienrath
“‘üng? auf.. „D mein armer, unglücklicher Freund Hülie-
g)'?' Wie ſoll man da retten können.
des At deri Ausdrucke des 4 der Angſt
te auch Ludwig

und

in p iejen Seelenjchmerzens bli alten


en.

ucheetes deun hier gar Kein Mittel, die Orube vor
bann““bmem Untergange zu retten ?” frug Ludwig Malten
Mit bebenden den Oberſteiger.

— e3 nicht für unmdalih,“” erwiderte deſer


in bévmßet
der * AWerfe, wo eS. bisher alg Triebkraft diente,“ fagte
Mmerzienrath mit trojtlojer Miene. Das Ungluͤck



Mordes, ſondern die gefallene Natur des Menſchen,
ſeine Abkeyr von Gott, die ihn den Gedanken faſſen
läßt, ein Mitmenſchen zu ermorden, und zu dieſer
That ſeine Hand zu mißbrauchen. Die Hand iſt eine
koftliche Gabe Goites, aber der Menſch kann ſie zum
Morde mißbrauchen und ſo iſt das Privateigenthum
eine von Gott gewollte Einrichtung aber der Menſch
kann ſie mißbrauchen.

Wir ſagen „von Gott gewollt, und damit iſt die


ſchiedene Saͤche, um welche zu debattiren weiter nicht
nöthig wäre; und wenn wir in die Debatte eintreten,




wollen.

geſchützt.

Nuͤn leugnen wir gar nicht, daß der Gemeinbeſitz
ein vollkomnienerer geſellſchaftlicher Zuſtand wäre,
als der Privatbeſitz Der Gemeinbeſitz war der Ur.
ſprung und das perſönliche Eigenthum bildete ſich erſt
allmählich aus. Es charakteriſirte ſich als Stammes-
eigenthuni, als Familieneigenthum, und zuletzt als
perſönliches Eigenthum.

die Menſchheit, die Befriedigung aller Bedürfniſſe



beſten Kräften, ſo daß der allgemeine Reichthum immer
größer wird; das wäre ein idealex Zuſtand, welcher

durchgeführt Aber da zielt auch nichts dahin auch
nur diejenigen ſinnlichen Bedürfriſſe des Menſchen,
die eine gewiſſe Berechtigung haben, zu befriedigen,
auf Beherrſchung

in eine Kuͤtte, die er wahrſcheinlich ſein ganzes Leben
lang behält. Dabei iſt er von früh bis ſpät in der
einen oder anderen Weiſe thätig. Wenn die Sozial—
demokratie eine Schaar Leute zuſammenbringt, welche
auf alle irdiſchen Genüſſe verzichten, mit den beſchei—
denſten Subſiftenzmitteln zufrieden ſind, den ganzen
Tag über, ohue fich um den Achtſtundentag zu küm—⸗
mern, ohue ſich jemals über eine Arbeit zu beklagen,

iſt eben doppelter 24 hier die Kataſtrophe und oben die


„Man miüßte dann wohl eine große Dampfma‘chine


entgegliete der Oberſteigex kleinlaut.

„a Lieber Manı, Sie reden nur pom Standpunkte
des Verawertbetriebes und nicht von den Unkoſten und von
der Rentabilität,“ bemerkte der Commerzienrath pitter.
„Sine große Dampfmaſchine als Erjaß für die verlorene
Baͤfferkraft anzuſchaffen, das wäre an ſich keine große
Schwierigfeit, aber ich kürchte uur, daß, wenn die Dampf⸗
Naͤfchine fainnit den dazugehörigen neuen AUnlagen ange-


ebaut‘ werden ſoll, dieſe Neuſchöpfüngen dann ſo viel
piten, daß das Bergiwerk überhaupt nicht rentiren kann.
Das Bergwerk foltet dann im Capital wahr[cheinlich das
Doppelte alZ jeßt, pekommt wegen der Dampfmaſchine auch
rößere Betriebstojten und foͤrdert aber deshalb täglich
nen Centner Kohlen mehr.“

„Dies müßte erſt die Zukunft lehren ſagte der Ober⸗
ſteigẽr ſchüchtern und brachte die Herrren wieder aus dem
Bergwerke. —

„Hier it leider Alles verloren,“ fMijterte der Commer-
?ienratf) jeinem Sohne zu, als beide wieder in den Wagen
tiegen.

ber woͤllen wir denn gar feinen Berfuch machen, um
zu helfen, lieber Bater,“ bat Sudwig.

„E3 ijt ja vergebliche Mühe. Mit dem Bergwerke
{teht” e mie mit einem finfenden Schiffe, e3 ' i{t unrettbar
verloren und Lohnt nicht mehr, ein Koftjpieliges Rettungs—

Stande, mit einer Jolchen großen. Summe, ‘ wie fie zur
Rettuhng des Bergwerks nöthig ſein würde, Hülſemann un⸗
ier die Arme zu greifen.“

Wahrſcheinlich verfügt aber auch Herr Hulſemann noch
— — — Budwig! ⏑


4 Katajtrophe, wo Hülfemann’8 Bergiwerk, tve[cges
ein Hauptbefigthum iſi ſo gut wie verloren angejehen
werden muß und wo er — große laufende Ver⸗




das thun, was ihnen aufzetragen wird, und nach
nichts Anderem ſtreben, als waͤckere, ehrenhafte Leute
zu ſein, dann zweifeln wir gar nicht, daß dieſe auch
in einem ſo idealen Zuſtande werden leben können.
Aber wir zweifeln, daß die Sozialdemokratie die Leute
zuſammenbringt; ſo vollkommen iſt die Menſchheit
nicht, das ſind eben Ausnahmen, die berufen ſind,
die noch das wächtige Motiv der Religion haben u.


der Vollkommenheit iſt, ſondern erſt das Mittel, ſich
zu vervollkommnen. Die Menſchheit im Allgemeinen
beſitzt ja auch den Vervollkommnungstrieb; aber nicht
in der Weiſe, daß er ideal das ganze Leben beherrſcht,
ſich zunächſt auf die behaglichere

foriwährend neue Bedürfniſſe und dieſe zu befriedigen,
darauf iſt das Sinnen und Trachten der Menſchen
gerichtet. Allerdings beſchränkt ſich das nicht nur
aͤuf leibliche Bedürfniſſe, ſfondern umfaßt auch geiſtige
und ſittliche, und auf dieſem Wege wird eben der Fort—
ſchriit des Menſchengeſchlechtes dermittelt. Der wäre
aber ganz unmöglich ohne das Privateigenthum. Wie
das gemeinſame Eigenthum dem vollkommenen Men—
ſchen entſpricht, ſo entſpricht das Privateigenthum
Menſchen. Einen
auf den Gemeinbeſitz an—
weiſen, das kommt uns gerade vor, als wollte man

dung ſtecken. Es iwird kein Menſch leugnen, daß die
Hoftleidung ſchöner iſt als die Windel; aber wohl
fühlt ſich das Kind in der Windel, nicht im Hofkleide.

Wenn man ſagt: Aus dem Privateigenthume fließt
clles Böſe, ſo ſind wir, wie in dem Obigen klar nach—

eigenthuin fließt jeglicher Zortſchritt der. Kultur der
gefaminten Menſchheit. Nehmen wir das Privat—
eigenthum weg, ſo iſt die Folge dapon, daß man in
den Zuſtand der Barbarei zuruͤckſinkt.

Und wir können das mit größerem Rechte ſagen.
Denn wenn das Privateigenthüm vielfach den Anlaß
zu Verbrechen bieiet, ſo giebt es außzer dem Privat—
Ligenthume der Anläſſe zum Verbrechen noch eine
gaͤnze Maſſe. Geiz, Neid und Habſucht werden mit
der Aufhebung des Privateigenthums nicht aus der
Welt geſchafft! Wer Neigung zu dieſen Laſtern hat
und ſie nicht von Innen heraus bekämpft, der wird


im Syſteme des Privateigenthums fröhnen. Er wird
geizen an der Befriedigüng ſeinex Bedürfniſſe, und
das ſo Ergeizte im Stillen anhäufen. Er wird aus

bindlichkeiten zu decken hat, wil dies nicht viel heißen.
Hılfemann’3 Bankrott i{t deshalh ſo gut wie unauzhleit⸗
ſich denn da das Bergwexrk ruinixt iſt, fürchtet natürlich
jeder Gläubiger fein Geld zu vexlieren €3 muß eben
feider unter jolchen traurigen Berhältnifjen zum Concurſe
kommen.“ $ S

Der Commerzienrath ſchwieg und Ludwis ſeufzte
tief. Nach einer Paͤufe führ der érſtere mit leiſer Stinime

fort:

Ludwig, dieſes Unglück Hülſemanns. iſt gewiß ein har⸗
ter Schlag auch für uns, zumal für Dich. Aber laß Dir
rathen. In foͤlchen Faͤllen hilft nicht der Schmerz nicht
die Sentimentalität, jondern nur die ruhige, Hihle CErwäg-
ung Hülſemann kann nicht verlangen, daß wiruns fuͤr
ihn. anfopfern, denn es iſt zu unjicher, ob das Berawerk
wieder rentabel wird und dann ſind wir auch ruinirt.
Unvernunft wäre e& daher, fich an Hüljemann’S zu Fetten,
und jo letd e& mir auch fhıt, ich muß in Deinem eigenen
SFIntereffe. wünfchen,. Lieber- Ludwig, daß Du Dein Ver-
hHaltnız mit Fraulein Hüſſemann ſöſt. Es war, Oott fet
Dank, nur eine heimliche Verlobung, und das VBerhältniß
kann einſchlafen, ohne daß ein Stadtklatſch darüber ent⸗

teht,

Ludwig Malten blickte bei den lebten Worten ſenen
Vater mit wachſenden Staunen an, dann rief er mit weh⸗
müthig änsſtlicher Stimme:

„So denkit dun mich handeln zu laſſen. Vater! Ich
der ich mit hHerzlicher Liebe zugethanr,
verlafjen, weil, threm VBater ein großeS Ungliück zuftieß,
ich joll das Unheil noch mehren welcheS über die Zamilie


iüjt. - Nein, Vater, daz kannft Dr nicht von: mir verlangen.
Sch : habe: Feine ſchuode Geldheirath . geplant; als ich um
Käthe. Hüljemann... freite,. ich bewarb mich um das Herz
eine3. edlen. Madchens und Habe, al3 meine Werbung Gehör
fand, mein Wort gegeben. Käthe Hüliemann ijt meine Braut,
und fie wird auch deshalb meine Frau.

(Fortfebung folgt.)


 
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