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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 241 - Nr. 250 (22. Oktober - 3. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0979

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— — — —

Sayftags mit uuterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich

— ı. Wofiantiglag, Beellungen
- den Poſtaͤnſtelten ı. bei der Expedition Zwingerfraße 7
Berautwortlicher Redalteur:

n. 2 Julius Jecer in Heidelberg.
— — 2— 2



für die zwei Monate

November u. —

UF den „Pfälzer Boten“ werden von allen Poft-
:_mflifllten und Laudbriefträgern, von den Trägerinnen
Bie von der Expedition aͤngenommen.

— —

:G Hert Lifuſue als Zeldberr der
Sozigliften.

8 Wir haben kürzlich bereits vorübergehend des Herrn
* Lafargue, eines franzöſiſchen Soͤzialiſten, des
SOwiegerjohnes des Herın Marzx, gedacht. Es wäre
ANtecht, mwenn wir un& auf dieſe kurze Erwähnung
"iOränfen, zumal diejer Mann die Güte g-habt hat,
* in den Feldzugsplan der nächſten franzöſiſchen
aliſtiſchen Revoluuon einzuweihen. Es iſt ſonſt
Vt übiich, daß ein Feldherr mit ſolcher Offeuherzig—
A Dandelt; in der Megel pflegt er feine Pläne für
3%_ zu behalten und laͤßt die Thatſachen ſprechen.
den Sozialiſten muß man allerdings auf Unge—
— gefaßt ſein, aber wenn einmal eine ſolche
Hentlichkeit Platz gegriffen hat, ſo wäre es noch
diei ungewöhnlicher, wenn wir nicht das Unſrige zur
Weiteren Verbreitung beitrügen, und wenn wir danu
aoch einige Bemerkungen daran hängen, ſo braucht
an das nicht übel zu deuten; ſie ergeben ſich aus
er Sache von ſelbſt.




anzöfjijhe Revolution nicht nur in Paris,
Wwern in ailen Induſtriecentren zugleich
asbricht. JZeder richtige Feldzugsplan baͤechnet
dei den eruſten Ereigniſſen Sieg und Niederlage. Bei
u folgenden läßt fich das ja nicht mehr brechnen
d geraͤde
Stöße,
dne ſich lange einem immer verderblichen Zaudern
— das Richtige trifft. Aber für den erſten
Wammenftoß muß er Antwort auf die Frage haben:


ederiage? Es wird keine Streifpartrouille von einem
Ueroffizier und vier Mann ausgeſchickt, ohne daß
ihnen die Inſtruktion mitgibt, wohin ſie ſich im
e ihrer Zerſprengung zur Sammlung zurückzu⸗
een haben. err Lafargue ift über dergleichen
Wimenta der Feldherrnkungt erhaben; er jeßt nur den











für S


deutſche Sozialiſt: wenn wir nicht ſiegen, dann ſind


Letzteres mag allerdings richtig ſein; aber er—


von jolcher Vorausſicht die revolutionäre Fahne auf»
zuziehen!

Das gilt um ſo mehr, als die franzöſiſchen So—
zialiſten im Kriege des Jahres 1870 und 1871 eine
lolche Erfahrung gemacht haben und zwar unter Ver—
hältniſſen, wie ſie gleich günſtig nicht ſo leicht ein—
Die Kommune wurde nicht bios in Pris

franzöſiſche Heer war faſt vernichtet, die der
Regierung zur Verfügung ſtehenden Truppen waren
größtentheils neu ausgehobene Mannſchaften und
hatten ſich noch nicht ſo feſt in den militäriſchen Or—
ganismus eingefügt, wie dies bei Soldaten mit
läugerer militäriſcher Gewöhnung der Fall iſt. Die
deutſchen Truppen hielten ſich ſtreng neutral und
kümmerten ſich um die ganze Sache nur in ſoweit,
als ſie ihre eigene Sicherheit betraf.

Und doch wurde der Aufſtand in Paris nieder—
geworfen und in den anderen Städten, von welchen
man in Paris Hülfe erwartete, kam man über ſchwäch—
liche Verſuche überhaupt nicht hinaus.

Herr Lafargue wäre geleimt geweſen. Aber er
zieht bei ſeinem Feldzugsplane nur die Siege in Be—
tracht und dann kommt als die zweite Etappe: ſo—
fortige Befriedigung aller Bedürfniſſe


Könnte Herr Lafargue ſeinen Feldzugsplan nicht
inſoweit andern, daß er denſelben gleich mit dein
zweiten Punkte beginnen ließe? Die Revolution
würden wir ihm gerne ſchenken; und bei dieſem
zweiten Punkte fehlte es ja wohl an gutem Willen
Niemanden, ſondern nur an der Keuntniß deſſen,
wie man dies anfängt Herr Lafargue haͤt ohne
Zweifel das Arcguum in der Tafche, aber er befleißigt
ſich einer ſo lakoniſchen Kürze, daß er nur, wir
möchten ſagen die Ueberſchrift des Kapitels gibt;
denken können wir uns darunter, was wir woͤllen.
Was verſteht er unter den Bedürfniſſen des Volkes?
Worin beſtehen die Mittel, ſie zu befriedigen? Und
woher nimmt er ſie? Darüber kann man doch nicht
ſo ſtillſchweigend zur Tagesordnung übergehen Das
iſt ja gerade wie das geflügelte Wort Liebknechts:
Wer danach fragt, iſt ein Narr!“ Das iſt der reine
Sprung ins Dunkle hinein. Wir mühen uns nun
ehrlich, ſeitdem bei uns die ſoziale Frage einen ge—
wiſſen Grad von Bedrohlichkeit angenommen, die



Leazerge· Blatt fůr die wintsbezirke Heibelbess,
— Weinketn, Scwebingen, Phılippebura
Siesloch, Bruchfal/ Bretten, Nedargemünd, Moshag
— — Wertheinung,



——— —

in Heidetberg, Zwengerſtraßze 7,

Bedürfniſſe des Volkes zu befriedigen. Es iſt unz
bieher nur unpollkommen gelungen; aber wir haben
doch einen Anfang gemachi. Der Arbeiter, welcher,
wenn Kine Arbeitskraft aufzebraucht war, geradezu auf
das Mitleid augewieſen wurde, der den Seinen, die
ſelber um die Nothdurft des Lebens zu ringen hatten
eine immer unerträglichere Bürde wurde, ſteht in
ſeinem Alter vicht mehr von allen Mitteln entdtoßt
da Er hat zwar nicht ſo viel, um elbſtſtändig davon
rriſtiren zu können, aber doch ſo viel, Ddaß er dem
Haushalte der Seinen nicht mehr als Bürde erſcheint
und das Bewuͤßtſein deſſen braucht ihm die Tebien
Jahre ſeines Lebens nicht mehr zu verbittern

Ebenſo iſt ihm die Pflege in Krankheitsfällen
geſichert und insbeſondere der Inbaͤdlide der Aıbeit
vor Noth bewahrt. Wenn Herr Dr. Lafargue uns
mit ſeinem Rathe beiſtehen wollte, was wir weiter
noch thun können, ſo wären wir ihm ſehr dankbar
Wir ſind in der That der Anſicht, daß noch Weiteres
geſchehen müſſe, daß der Ausbau der Sozialgeſetzgebung
nicht eher als vollendet betrachtet werden Konne, - al3
bis alle in der päpſtlichen Eneyklika niedergelegten
Prinzipien verwirklicht worden ſind. Wir' richien
unſer ernſtes Studium darauf, Wege zu entdecken, auf
welchen die Wohnungsfrage, die LoHutraue, die Frage
der Arbeitszeit georduet werden ſoll, wir Halten Ddie
Geſetze der Frauenarbeit, über die Arbeit der Kinder
und jugendlichen Arbeiter noch ſehr verbeſſexungsfahig!
es, muß das Alles gründlich ſtudirt werden, Ddanit
nicht auf dem Wege der Fürſorge für die Arbeiter die
Induſtrie und damit die Wöglichkeit, Arbeit zu erlaugen.
vernichtet rerde; wir geden uns aufrichtig Muͤhe
zwifchen diejer Scila und Charybdis durchzukommen $
Herr Dr. Lafargne madht ſich das viel bequemer, er
löſt das Alles viel kürzer und gründlicher; er dekretitt
in ſicherer Erwartung des revolutionären Sieges

Paragraph 2: die Bedürfniſſe des Volkes müſſen
ſoſort befriedigt werden.

So mein Voll! Zetz gehe hiu und laſſe dir dieſen
Paragraphen beim Krämer wechſern!

Nachdem alle Bedürfniſſe des Volkes befriedigt
ſind, ſollte man eigentlich meinen, die Arbeit des —
Dr. Lafargue wäre zu Ende In Anbetracht der
Verdienſte, welche er ſich erworben, könne er für den
Reſt ſeines Lebens ſich gute Tage machen, er könue
den Dampfwolken ſeiner Havannah nachblicken und
ſich freuen, daß es Kringel gibt, wenn er in einen
ſtillen Weiher ſpuckt.

Aber nichts von alledem. Nachdem alle Bedürf⸗
niſſe des Volkes ſofort befriedigt find, beginut erſt





Das vexlaſſene Gaſthaus.
von A. Green.
Bei den letzten Worten ſanken ihm die Arme herab
8 lein Blik fiel auf mich. „Kommen Sie an meinen
* ſagie er, was Sie hören ſelen, vermag ich nicht
er dem reinen Himmel zu erzählen,” , ;
or SO folgte ihm Omweigend. Sein feiden{Hhaftlicher
jeß COlSerguß Hatte mich tıef bewegt. Was mir hei
eyjet andern Menjchen als theatralijche Schauftellung
— wäre, überſpannt und unnatürlich im höchſten
Kede das paßte hier jo gut zu Dder groBartigen Natur
© Un8 umgab und zu Felt3 gaͤnzer Perſbnlichkeit daß er
48 Urtheil — nahm uͤnd ich mich willenlos ſeinem
Miluß überlıe
ſich Ler Raum, den wir betraten, war bel genug um
nmr Darin zurecht zu finden. Blätter und Zweige der
geltiechenden Beder bildeten, in Menge auf den Boden
|reut, einen warmen, Dduftenden Teppich. Un der
10 jah ich fie zu einenı Qager aufgehäuft, über
ein großer Mantel gebreitet war. Weiter hinten
ſich ein roh behauener Tiſch mit einem Sitze
als .& Dder dem Ort ein bewohnbareres Anſehen verlieh,
jog, alt, nach der Außenjeite zu urtheilen, hHätte erwarten
tüben' Eine große Steintafel diente al3 Herd und da—
hün“ bemerkte ich in der Felswand ein Loch, zu dem eine
Quf auchjäule emporitieg, . denn die Wiche glühte noch
Y Funitlojen Feuerſtelle.
Ma Dier aljo ward jeit Jahren die Heimath des einſamen
Grein CS gewejen. Während jih draußen die gewaltigiten
Un Sülie abjpielten, während die alte Zeit unterging
er * neues Volk, ſeine Herxſchaft begtündete. hatte
bra * oben ſeine Tage in der Abgeſchiedenheit zuge⸗
Dey @& „Unbefümmert um den Gang der Weltgeichichte !
8 * erregte mi Xebhaft; ich ieß mich auf
Unp ütterhaufen nieder, den er mir zum Sig antvies
‘.ä{‚(ungürtete voll Ungeduld auf den Beginn ſeiner Er⸗

er ſaß da, das Kinn
ins Leere gerichtet und

in die Hand geſtützt,
ſchien durchaus keine



meine Wißbegierde zu befriedigen End—

lich ward ich unruhig und war eben in Begriff felbſt
* 8— zu brechen, als Felt plötzlich zu ſprechen
anhob:

Viertes Kapitel.
Zwei Frauengeſtalten

Sie wollen Edwin Urquhaxis Geſchichte
Sei es drum; nur ſage ich Ihnen zum voraus,
ich veit weniger von ihm f:Ibit als von
erſon werden reden müſſen. Denn, um ihretwillen haffe
ich ihn, um ihretwillen aͤllein dürſte ich nach Rache und
bin bexeit, anderen zu helfen, die durch ihn beleidigte Ge—
rechtigkeit zu verſöhnen.

„Wir kennen uns ſeit der Knabenzeit. In derſelben
Stadt und unter ähnlichen Verhältniſſen aufgewachſen,
vereinigten uns von früh an gemeinſame Intereſſen;
wır waren Häufig beiſammen und es entſtand bald eine
ſogenannte Freundſchaft zwiſchen uns. Aber ich Eebte
nicht! Das heißt, ich empfand nie das Vertrauen
zu ihm, weldhes die Grundbedingung eines ſolchen Bundes
iſt. Wenn ich mix ſeine Geſellſchaft gefallen ließ und ſogar
in der entſcheidendſten Zeit meines Lebens viel mit ihm
verkehxte, ſo blieb ihm doch eine Seite meines Weſens, und
zwar die beſte, ſtets verſchloſſen.

hören?
daß
einer anderen

„Er ſtammte aus einex anjtändigen, aber unbe-
mittelten Familie; eigenen Beſitz hatte er nicht. Mir

aber war als Erbtheil ein kleines Vermögen zugefallen,
ein Umſtand, dex auch Edwin bei unſerni Verkehr zeit⸗
weiligen Nugen brachte, wenn er auch keine Zukunfts
pläne darauf gründen konnte. Er lebte im Hanſe eines
Onkels, der jeine Hand _ von ihm abzog, jobald er er-
kannte, daß Dder Neffe nicht die Abficht hege, eine ſeiner
Zoͤchter zu beirathen. Ich bewirthſchaftete mein eigenes
Gütchen, welches zwar kein Herrenhaus war, aber doch
mein ſchuldenfreies Eigenthun. Auch ich war der Mei⸗
nung gewejen, er wolle eines jener Mädchen zur Hattin
wählen; dies ſcheint aber niemals ſeine ernſtliche Abſicht
gewejen zu jein, er erhielt nur Jeinen OÖnfel bei diejent
Glauben, ſolange er des Obdach noch nicht zu verlaſſen
gedachte, das dieſer ihm bot. Wie geſagt ich haͤtte hiervon

keine Kenntniß und war daher nicht wenig erſtaunt, als
wir einmal in der Dämmerung au dem flattlichen Haliſt
vorbeilamen, weldhes der Zamilie Dudleigh gehörte und
er mich fragte:

Wollen wir nicht dort drinnen ein Glas Wein mit⸗
einander trinten? Ich) wette, e$ wird Dir befjer munden
al$ bei der alten Fairfax in Deiner Küche.“

ch glaubte er rede im Scherz. Ein ſchönes altes
Haus,“ erwiederte ih bewundernd. „Gewiß hat e2 auch
guten Wein im Keller; aber es iſt keine (Schenfe und
ſchwerlich würde Miß Dudleigh uns beide al8 Gäſte will⸗
kommen heißen.“

Meinſt Du? Da kenuſt Du Miß Dudleigh ſchlecht,“
prahlte er, ſich ſtolz in die Bruſt werfend. Dabei hob
er den Kopf ſo ſiegesgewiß, daß es mit faͤſt den Athem
benahm. Er war zwar Lin ſehr hübſcher Burſche, viel
bübſch für einen Menſchen von 10 wenig inneremn
Werth, daß er e& aber wagen würde, den Blicg zu Miß
Dudleigh zu erhehen, ſolche Kühnheit Hätte i ihm fo
wenig zugetraut, als einem ihrer niederften Tageloöhner.
Nicht etwa_ nur weil fie reih war, fehr reich fogar
und von alter Familie, itand. er o tief unter ihr, mehr
noch, weil er — wie Sie ſchon aus meinen Woͤrten ent
nommen haben werden — eitel und roh war, niedrig 11nd
gemein,, ein elender Feigling, ſie aber ein Wejen von
janftem Gemüth uud engelreinem Herzen, Das beite, holdeſte
Weib auf, Erden, das fe auch hHeute noch ijt.”

Bei dieſem Ausbruch von Felts Bewunderung war ich
außer Stande meine Beftürzung zu verbergen. So ahnte
er alfo micht, welcdhes Verbrechen gegen jene unglückliche
Frau verübt worden war? Völlig von fjeinen Erinner-
ingen bingenommen bemerkfe er aber nieine Grregung
nicht und führ in ſeiner Erzaͤhlung fort:

Als Krauhart mein Staunen fah, brach er in ein
lautes Gelächter aus und zog mich mit ſfich fort, dem
Eingangsthore zu.

Gortſetzung folgt)


 
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