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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 261 - Nr. 270 (16. November - 26. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1063

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an in DE















erſcheinit cäglich, mit Musnahme der Sorus uu Feertoge
ESanfags mit UnferbaltungsSbeilage, Prett vierteljährlich
M 120 obne Frägerlohn u. Poftauffhlag. Beſtellungen
bet ben Boftanftalten . bei der Expebition Zwingerſtraße?
— — :

8 *
Ai. 5 Zutiuz Yeder in Heidelberg.

— — — ——
Beſtelungen

den / Plalzer Boten werden fortwaͤhrend bei

ã nmtlichen Poſtauſtalten, bei unſeren Trägeriunen,

wie in anſerer Erpedition Heidelberg, Zwinger⸗

traßze 7 entgegen zenommen
HAI

— — — — — — —

Ner heutigen nummer liegt ur. 27 der Anter yaltungs
erilage bet.

— — — —— — —

Valiliſche Wochenüberficht.
®& Geidelberg, 19 Novemberx.

Will man in politiſchen Dingen einmal ein Volks⸗
urtheil hören, daͤnn kann man das ſehr billig und
ſehr aufrichtig haben, wenn man des Samſtags Abends,
nach der Wochen Mühen, irgend einen recht bürger⸗
lichen Stammiiſch auffucht. Dann hat man aller⸗
dings nur ein/bürgerliches Urtheil! welches man
Soͤnntags an Iverſchiedenen Dorf- Stammtiſchen
leicht ergänzen kann. Natürlich muß man „Glück'
haben; namentlich draußen auf dem Lande, denn nicht
immer und nicht für jeden öffnen ſich die Herzen der
Bürger und Bauern. Wie das in dex Regel bei
„gemuͤthlichen Unterhaltungen“ zu gehen pflegt, kommt
man aus dem Hundertſten ins Tauſendſte, von Berlin
naͤch Afrika, vom Kartoffelpreis auf das letzte Eiſen—
bahuunglück und vom Zonentarif auf die ſGlechte
Geſchaͤfislage und den allgemein fühlbaren Mangel
an fiüſſigem — Gelde. Sſt man einmal ſo weit,
dann iſt Hundert gegen eins zu wetten, daß die Dame
Bolitik in der näcbft«;n Minute gründlich mit dem
Scho fe gefaßt — dabeij —
und geſunden Urtheilen kchit 2
nicht. Wenn ich einmal Minifter wär“ — nun,
ich würde keine Geſetzesvorlage einbringen ohne mich
mehrere Wochen ganz geheim al3 ftiller Zuhörer, bet
den. verfchiedenen‘ Stammtifchen ‘ gründlich nach der
Meinung des BolteS zu erfundigen. Die Parteipteſſe









aͤrgfie Zeit des Reptilienfond⸗ vorbei iſt — Reptilien
gibt e& noch genug: — — Um..zu (
urtheil zurüczufommen, ſo mwiederholen wir nochmals,
man hört ſehr oft überraſchend veruntuuee Auſichten




für Stadt und

über innerpoͤlitiſche Berhältnifje, und nirgends gilt
das Sprüchwort! „Wen die Kuh angeht, der faßt ſie
bei den Hötnern“ mehr als bei dieſen Volksur—
theilen, Und wen ginge denn 3. B. die Militär⸗
vorlage, mit ihren ungeheuren Forderungen an Geld
und Menſchen⸗Material?, mehr an, als die brei—
ten Schichten des deutſchen Volkes; ſein Urtheil iſt
kurz und bündig! „Es muß einmal aufhören mit der
ewigen Rüſterei; am Ende kommt es noch ſo weit,
daß wir die eine Hälfte unſeres Lebens beim Mi—
litar und die andere Häͤlfte fürs Militir arbeiten,
und da? iſt denn doch zu — militäriſch Leider
hoͤrt maͤn Urtheile über wichtige polikiſchẽ Dinge erſt
ſpäter, wenn die Einzelheiten ins Volk gedrungen
Jind, und dann werden ſolche Geſpräche auch meiftens
kurz abgebrochen Hat man ſeine Anſichten, ſeine


tauſcht, dann heißt es ploßlich: Ach was laßt nun
endlich einmal die leidige Politik, ob ihr euͤch die
Köpfe zerbrecht, obeihr ſo oder ſo geſinnt ſeid, es iſt
alles eins; es bleibt beim Alten, und beſſer wird es
niktObſchon dieſe Anſchauung von dem Nicht⸗
befſer: werden“ grundverkehrt iſt, dringt ſie in den
welcher ernſter
denkt, ſchweigt lieber ſtill und es ſiegk das letzte kate⸗
goriſche Urtheil! Es nutzhalles nichts, es
wirxdntcht anders“ Wenn alle Leute uun ſo
dächten und was ſchlimnier iſt, ſo handelten daun
ſähe es recht ſchlimm aus um die Wohlfahrt des
Volkes. Daß man mit redlichem Willen und feſter,
unermüdlicher Schaffenskraft manches Unliebſame doch
an ders gemacht hat wir dächten, das hätte unſer
Zentrum mehr als glänzend bewieſen, denn es ſteht
heute da bewundert von der ganzen Welt als ein
Muſter von Opferfreudigkeit und feltener Pflichttreue,
im Sinne der Worte unſeres Heilaudes:, Gebet dem
Kaiſer Paied aiſett — was Gottes iſt

QUuy WULE T3aa ı Z . —
die große Schaar ritterlicher — ' au
gedaͤcht und geſagt hätte: „Es nußt alles nichts! es
wird nicht auders“ Die Art und Weiſe politiche
Mißſtände abzuändern, iſt allerdings ſehr verſchieden.
Hierbei führen abex keineswegs alle Wege nach Rom,
uͤud Tauͤſende, ſieht mau die bedenklichſten Irrwege

wandeln
Da haben wir nun den fang erwarteten
ſozialdemokratiſchen Parteitag. An Montag

Loͤend traten die Ritter des Zukunftsſtaates in Berlin
zuſammen. Dreihundert Abgejandte anS ganz Deutſch⸗
laͤnd waren anweſend, und wie das ſelbſtredend iſt



KAuzeige: Blatt; für, die Anıtsbezirie Heidelbera,
Vadenburg, WeinhHein, Schwegingen, Phılippsdurg
Wiesloch, Bruchfal, Bretiten, Ne : rgemänd, MoSha®%
— — — — — — —

8

Oruc/ Berlag u. Expedition von Gebr. guber d
in Beidelberg, Zwingerfrabe 7. 26 @ä{]li

— —

unter den Brüdern der Brüderlichkeit, iſt das Wört—
chen „Sie“ verpönt; man „duzt“ ſich in der ſchönſten
Weiſe. „Du, Singer, ick bin jerade ohne Arbeit,
kaͤnnſt Du mir nich hundert Mäcker pumpen ; det
macht bei Deinen Milljonen gar niſcht aus!“ Oder,
da kommt ein Unabhängiger und ſtellt ſich dem Herrn
Redaͤkteur des Vorwätts, Liebknecht, in den Weg:
Du, Liebknecht, ſoll det nu eegentlich richtig ſind.
det Du für det bisken Zeitungoͤſchreiben jährlich zebu
Dauſend Märker von wegen er Voͤlksglück einſäckelſt?“
Oder der Herr Staatsſgzialiſt Vollmar muß ſich ge—
faͤllen laſſen, daß ein Arbeitstoſer, die alle Zutritt
haben, zu ihin kommt und ihm die Schnapsflaſche
fredenzt. . . Da trink,,“ Mieber Vollmat, erzähle uns
wat von . Deinem Staatsſozialismus;
weun Dir eener voͤn die „Alten“ wat ſagen will,
daun ver — theidigen wir Dich.“ Es iſt dies
allexrdings Scherz was wir da etzählen, denn die
Geſpräche haben wir nicht belauſcht; indes Uegt
doch mehr Ernſt darin, als auf den erſten Augenblick
ſcheinen mag Auf dem Sozialiſtentag vereinigen
ſich die verſchiedenen Elemente, die man durch äußer—
liche Dinge wie das Duzen, das Tragen von rothen
Shlipſen ünd andere Kleinigkeiten, zu einem geſchloſſeuen
Gaͤnzen zu fammeln ſucht Es eiſt unmoglich! Die
ganzen Verhandlungen, die Apzaͤhl und Art der An-
kräge laſſen klipp und klar erkennen, daß die große
ſozialdemokratiſche Partei in ſich ſelbſt völligun—
ein igeiſt. Daß pieles in der modernen Geſellſchaft
zu äͤndern und zu beſſern iſt, das erkennen alle, das
iſt auch der einzige Punkt, in dem ſie einig ſind.
Darüber, wie die Schäden zu beſſern, zu heiten
ſind, darüber exiſtieren ſo viele Anſichten, als die
Paͤrtet Köpfe zaͤht! Daß jeder de Cenoſſen auf
ſeinem oder ſeiner Freunde Kapf beſteht, dafür bürgt
die volitiſche Erziehung zum zielbewußten Sozial⸗
demokraten Die Fübrervidxax — —

i nm nicht 108.“ Das dabei audy weibiihe

„Geiſter? ſind, iſt mehr 3zu bedauern als zum lachen.
it. rothen Kleidern und. Schleifen löſt man die ſo—
ziale Frage nun und nimmer. SIn ihrer Verblendung
jehen fie nicht ein, Daß fie auf falſchem Wege find,
ſie bleiben und ſuchen und ſuchen und finden nicht,
waͤs ſie fuchen, weil ihnen eben mangelt, was uner⸗
läßlich ift, der Glauden, an ein Walten der gött -
liden BorfehHung. Das alles aber bedarf det
Leibe nicht ſo aufgefaßt werden, als wenn die ſozial⸗
demokratiiche Gejahr uun zu Ende fer, im Gegentheil
muß, mehr als je geſchafft werden, damit es endlich





Sas vexlaſſene Gaſthaus
38) von A, X; Green. *
Sie weiß, was ſie nicht wiſſen ſollte,“ dachte ich bei
mir und will noch mehr erfahren. Varum, nur?

Das Gaſthaus zun Glückshafen?! begann ich,
al8 "ich die Blicke _der Anwejenden: neugierig auf mich
geridtet jah, „it ſo alt und chrwürdig es ließen ſich
wohl- allerhand Sagen und Neberlieferungen ‘ davon be-
ridten; auch hat c8-im Lauf der Jahre 10 —
Sigenthiümer gehabt es ſind {o. . vielerlei @äfte, Ddarin
Qu8- . und. eingegangen —. wollte ich Jhnen alles mit-
theilen, wos hier zugetragen hat, ich mürde Fein
Ende finden. Aber Sie wenigftens e ine Geſchichte
Hören.” 3

e„(&rg‚äbien Sie, erzählen ‚Sie,“. Hang eS ım Chor.

or vielen Fahren,“. ich {tockte abermals. '„Miadame,

Sie fiben dort fo im Dunkeln, wollen Sie nicht zu uns an
das Lıcht Kommein 2“ — . } }

Sie trat bereitmilig aug der finftern Ede herbot, Ddie
hohe itolze Geitalt, fie {aß mir gegenüber und, jah, mid an.
Unmilltirlich fiblte: i meine Zweifel jOmwinden, aber ich
beharrte bei meinem Vorſah Ne auf die Probe zı ftellen,

unı die Wahrheit zu erforſchen. R a

$ vielen Yahren,“ begann ich 1WiIEDET, „a 3109 no
iüng'e'%; [l);ar und 2 furze' Beit/als Wirthin Hier am Ort,

Fehrte eine& AbendS eın Un es Ehepoar bei nnr ein“ —
I, hatte ‚Den Blic feit, auf Madanıe gerichtet, aber fie
Derzog. feine Miene., — „S3 war ein {Qines Paar he
i® fort, „Das gleich mein Interefje erregte, — —
theil wudh2 noch, alß der jutnge Mann mich beiſeite 72
iobald- die Tbhür jich: Hinter iHnem gefhlofien hatte un
* 2* Wirtbin. Sie 1 zwei iurglüclihe Menichen
— — mir find erſt feit wenigen“ © ;
rgtrbei}d)— Wie * Aagen? glühten.‘s Erwärtete ſie etwa
Heſchichte zu hören⸗ di ſie tannte!? Darin 48 *
ſich täufchen; aber,ich wollte . doch.in. ihrer Inneriten Seele

\ * — 2 * 2
— Vater der jungen Frau, ein berühmter engliſcher





zu der Verbindung
nicht - geben wollen, und die jangen Eheleute waren mit⸗
einander entilohun. - Sie liebten ſich innig und-hatten ge;
ihworen, . daß. nichtsjie von einander jheiden jolle, aber
die junge . Frau war noCh minderjährig. und Dder erzürkte
RBater folgte Dden Flüchtlingen, um jeine Tochter zurüc-
zufoͤrdern ja er war ihnen ſchon dicht auf den Ferſen
Ewuͤrde ihn niederſchießen wie einen Hund, . wenn er
ibm. draußen „begegne, meinte der junge Satte, und das
würde autch jeinem geliebten Weibe das Leben Folten.
Mollte ich-ihnen aber Schutz und Hilfe gewähren, ſo ließe
ih vielleicht das harte Herz des Vaters rühren und zur
Milde geneigt maden.;. . ; *

„MeHr.. bedurtte eS nicht, um mein Mitgefihl zu ev-
vegen, ihr Zamnier ſchnitt mir ins Hexz; ich öffnete ihnen
die Zhur desjelben Zintumers in dem 1ir uns jetzt befinden,
Blciden Sie hier, rief ich, und wenn der Herr General
konmt —

„Wir werden ihn ſchen den weitent Hören,“ unter-
brach.: mid) die Tochler, „exr; Fommt * mit jehs Reitern
den Hitgel hinab, wir ſahen ſie hinter uns auf unſerer
* .. 2
He woͤllte ich geben, un Speiſe und Traxk der⸗
heizuholen: und - meine Schüblinge zu eraquiden, , Da ⏑—
nahmen. wir.aud.. Ichomn,. den nahenden Hujfichlag, und
die zunge Frau tief ganz verzweifelt zu ihrem Gatten

gewandt:
Ich erttage es nicht; bei dem ” eriten‘ Z00NIgeN
Woͤrl des Vaters wird mir die Beſinnung ſchwinden

Iid daͤnn bin ich ganzin
mich. jMiehen. und mich, verbergen ; dany {
jo jhwöre, Daß DU allein bier bijt, Ddaß Deine' Zran Dir
nicht -gefolgt jei, DaB Dl am Altar von ihr Abſchied
nahmft. Wa Du _ willit, ur - damit / fein Zorn ſich be⸗
jtmfttat unde wirnZeit gewinnen.“ “ Dann - hob. e flehend
die Hdandes .3 mir empor, UND, bat nich die Luͤge zube⸗
{tätigen. unD ih‘ife_m Mater zu vVerlichern, daß ihr Gatte
allein geföommen fel. — —
35 wäar. damals ſelbſt noch jung und half den
Liebenden gern in ihrer Noth. So berſpraͤch ich denn

wenn er dann kommt⸗


was ſie begehrten, wie thoͤricht und unaus-
mir andh der Plan exſchien. Nur fagte - ich ihr,
jie folle- ‚Jich aut verbergen, ‚Ddenn,, wenn Man N€ fände
und die Zäujchung: entdeckt uwürde, jel eS. um meinen
Rıuf gejchehen. Sie itand dort drüben in der Wanditiiche
und jagte, ıch ſon oͤhue Sorge ſein; daun warf He noch
einen innigen. Bli - auf inuen jungen:; Gemahl, Dder bleich
aber entichlofien: - auf, Dder. Schwelle zurücblieb, unDd wir
jahen iie vor unjeren Augen Hüchtigen Schrittes die Halle
hinnntereilen — — * — «;
Sinen Kugenblick ſpätex ſchallte des Henerals Fußtritt
auf den Stufen und ſeine Stimme dröhnte durch das Haus
ſeine Tochter begehrend *
„Sie . iit.nicht hier;“ vexicherte der Gatte mit feiter
Stimme, „Sie ind im Irrthum, wenn Sie glauben {jie
ſei mir gefolgt. Durchſuͤchen Si⸗ das Haus ſoviel Sie
wollen Sie werden nichis finden.
„Daß mweiß i beſſex, rief ex voll Born; „nicht wahr
fie ijt hier?“ wandte er ch an mid. .
„ein,“ — antwortete i entjhlofien, Ddenn der unge
Maiin faͤh ſo zuberſichtlich drein. daß ich zu hoffen begann
man iverde fie nicht- finden. } E
„Der SGeneral ‚gebot nun jeinem Gefolge, Ddas Haus
von Oben big unten zu durHiuchen. Er mar feiner Sache
— denn-er Hatte‘ vom Hügel herab diebeiden zulammen
entilieben jehen. ; „Sie-habeneine Lüge gefagt,“ . Donnerte
er mich; an ; \ „Teine haklbe Stunde wird vergehen, bis ich
meiner Tochter hHabhaft geworden bin.“ —
„Uber die Uhr aur der Ireppe ” jchlag eine Stunde
nac Der andern, und - Jeir Wort ging nicht. in. Erfühlung
Nan juchte in ‚allen Zinumern, in den Gaͤngen und Sallen
int Keller.aumnd.auf Dem Bodeu, . DOne auch nur eing€ Spur
der jungen Frauzu entdedten. JOr Gatte ſtand indeſſer
unbeweglich da, er Ihien Feinerlei Bejorgniß zu hegen und
wartete rubig, daß der Bater die fruͤchiloſe Nachforſchuns
aufgeben werde.

zu thun,
führbar

Fortſetzung folgt) .


 
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