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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 231 - Nr. 240 (11. Oktober - 21. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0943

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bei den Voſtanſtalien u. bei der Expediiios Zwinzerſtraße?. Eberbach, Buchen Waldirn, E.-Bijhof59., Wertheinut,

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A. 2 Julius Jecker in Heidelberg. 2 Olllll . R 19 UD f[ 8 in Heidelbera, Stoingerärake 7. 5. 28
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Alle Freunde und Gönner des Pfälzer Boten
werden gebeten für deſſen weitere Verbreitung auch
fernerhin beſorgt zu ſein. Jeder Leſer mache es
ſich zur Pflicht dem Pfälzer Boten einen neuen
Abonnenten zu verſchaffen, damit die Beſtrebungen der
Ceutrumspartei in immer weitere Kreiſe dringen.

Beſtellungen auf den Pfälzer Boten (incl. der
Beilage Untelhaltungsblatt) wolle man bei der nächſten
Poſt. Anſtalt, bei unfern Boten oder in der Expedition
machen.

Der Pfälzer Bote erſcheint täglich und iſt in ca.
600 Poſtorten, worunter Orte bis zu 95 Exemplaren
verbreitet.

Inſerate finden durch den Pfälzer Boten die
wirkſamſte Verbreitung und werden pro Zeile mit nur
10 Pfg. berechnet.



— — —



= %on der Entichädigung und der Berufung.

Sschon ſeit einer ganzen Reihe von Jahren wird
un Reichstage ein ruhiger, aber ſtetiger Kampf ge—
führt, welcher die Wiedereinführung der Berufung
gegen die Urtheile von Strafkammern zum Ziele hat.
Hand in Hand damit geht das Streben, Feſetzliche
Beſtimmungen zu erlangen, nach welcheu uufchuldig
rerurtheilten Perſonen, welche einen Theil ihrer
Strafe oder die ganze ihnen auferlegte Sühne ver—
duͤßt haben, eine Eniſchäͤdigung gewahrt werden fol.
Dem Laien erſcheinen dieſe beiden Flagen und ihre
Löſung ungemein einfach; der Nichijuriſt meint, daß
es beſonders kaum etwas Einfacheres und Billigeres
ben könne, als ſolchen Perſouen, die unſchuͤldig
Strafe erlitien und durch das Verweilen hinter deuͤ
efängnißmauern ſowohl in ihrem Befiße, wie in


für die erfahrene Schmach und für die erduͤldeten
Nachtheile zu gewähren. Daß die Saͤche don der
uriſtiſchen Weli aber als eine nicht ſo einfache und
leicht zu erledigende betrachtet wird, ergibt fich am
beften aus der Thatjache, daß in vielen Reichstags⸗
itzungen von einer großen Zahl von Rednern über
dieſe Punkte geſprochen worden iſt, ohne daß die vor—

wären Im Reichstage iſt freilich eine Mehrheit für
dieſe Forderungen vorhanden, ſie erkennt das Prinzip
als berechtigt an, wenn auch in Detailfragen die An—
ſchauungen auseinandergehen. Auf dieſe Meinungs—
verſchiedenheiten kommt es ja aber vornehmlich dei
der Eutſchädigung von unſchuldig Verurtheilten wenig
an, es iſt nebenſächlich, wie und in welcher Form
das Nothwendige geſchieht, die Hauptſachẽ iſt, daß
das Nothwendige recht ſchnell geſchehe. Die Vertreter
der verbündeten Regierungen, der Bundesrath, hatten
bisher den dringenden Anträgen des Reichstages in
dieſer Richtung Widerſtand entgegengeſetzt; man wußte
wohl, daß eine Zahl der verbündeten Regierungen
dem Anſuchen der Volksvertretung geneigt fei, aber
dieſe Zahl bildete nicht die Mehrheit und ſo iſt es
bisher immex beim Alten geblieben, das heißt, es iſt
nichts geſchehen, es konnte kein Fußbreit Tetrain er—
worben werden.

juriſtiſchen Feinheiten und Maximen
ſind, wird es aber heute nicht verſtanden weßhalb
keine Berufung gegen die Strafkammerurtheile und
webhalb keine geſetzliche Eutſchädigung der unſchuidig
Veruxtheilten beſteht. Im Volksgefühl iſt dies ſo ſeibft
xerſtändlich, wie das Vertrauen zur Unparteilichkeit der
Richter. Wir wiſſen ja, daß die deutſche Juſtiz über
ausgezeichnete Kraͤfte verfügt, aber diefe Richter wiſſen
ſelbſt wiedex, daß ſie doch nur Menſchen ſind, die
trotz aller Erfahrung und Schulung, trotz allen Scharf—
blicks doch ganz erheblich irren köunen. Niemand
kann ſagen/ daß die Erfahrungen ſolche Thatſachen
gezeitigt haben, daß wir ohne alie Umſtände und gauz
leichten Herzens auf die Berufung verzichten könuen
Die Berufung iſt im höchſten Graͤde wünſcheuswerth,
das iſt auch von zahlreichen Juriſten auerkannt, das

®

nicht vertraut




wenden zu ſollen; es zeigt ſich wenigſtens ein leiſer
Hoffnungeſchimmer, daß die erſehnte Zuſtizreform bei
den verbündeten Regierungen nicht mehr ſo ganz ab—
lehnend behandelt wird Wie aus den Kreiſen der
xreußiſchen Regierung mitgetheilt wird, hat der preuß.
Juſtizminiſter Erhebungen bei den Landgerichten über
die vorausſichtlichen Erforderniſſe bei den Landge—
richten an Perſonal- und Geldaufwendungen für den


gen ſollte, angeordnet. Selbſtkedend kann die Wie—
dereinführung der Berufung gegen Strafkammerurtheile
nicht für Preußen allein erfoigen, ſondern muß im
Wege der Reichsgeſetzgebung für das ganze deuͤtſche
Reich ſtatthaben; man darf aiſo wohl annehmen, daß
wie in Preußen, ſo auch in allen übrigen
deutſchen Bundesſtaaten dieſe Erhebungen eingeleitet
worden ſind, die beweiſen, daß nieu an maßgebender
Stelle ſich ernſihaft mit der Frage beſchäftigt! Das
iſt aber günſtigen Falles nur der erſte Schritt einer


urtheilten.
auch der zweite gethan werden müſſen und um ſo
eher er gethan werden wird, um fo beſſer wird dies
ſein; die geforderte Reform der Juſtizgeſetzgebung
liegt im Intereſſe der Strafrechtspflege ſelbſt. Einẽ
ſolche Geſetzgebung wirkt nicht allein duͤrch Strenge,
mehr noch, wenn ſie in ihren Grundprinzipien von
der ganzen Nation anerkannt und gebilligt wird. In


Das verlaſſene Gaſthaus.
8) von A. K. Green.

Wie es ſcheint, hat man das Geheimniß beim Ver—
Au des Orundftücks abfichtlich verfchwiegen,“ bemerkte der
e Herr. „Das aibt dex Sache noch beſonderes Inter-
Me. — Sobald ih wußte, daß mich mein Weg hier vorbei-
uühren werde, hatte ich mir gleich voxgenommen, in dem
ülten Gajthaus mit der verborgenen Kammer einzukehren,
ber ich ahnte freilich nicht daß es mir vorbehaͤlten
* ihx Vorhandenſtin dem jetzigen Geſchlecht, zu ent⸗
— Warum erſchüttert Sie aber meine Mittheilung
mir j0 gewaltig? (& iit boch nicht fo ichredlich, z er-
bübren‚ daß das Haus einen unbenützten Raumi enthält,
4 8 hätte verwenden können, wenn man darum gewußt
e “
8 Ich war keines Wortes mehr mächtig; ein ſeltſames
Vien Hatte mich befallen — mur der eine Wunich be-
m?[te mich daßz Burritt noch am Leben ſein möchte, um
8 in der furchtbaren Stunde beizujtehen, welcher ich
genging. S }
He Sailen Sie uns jehen, ob icdh recht berichtet bin,“ fuhr
&L Tamivorth fort. 1
br‘?tf)um. Wenn . die verborgene Kammer ſiberhaubt vor-
&c%“ben iſt, muͤß ſie ſich hinter dem Kamin befinden. Soͤll
Na der Deffnung Juchen ?“ . ' -
nichedd ſchütlelte heftig den Kopf. - Noch fühlte ich mich
b Ot ftart genug und außex ſtande, die Nachforſchung zu
Sinnen. c bedurfte noch der VBorbereitung.
„CErit erzählen Sie mir, wie Sie überhaupt etwas von
mmer erfahren haben,“ bat ic.
v 30g den Stuhl näher zu mir hHeran. ;
8 erim ſonte ich Zhnen die Geſchichte nicht er⸗
CW?“ Jagte er mit groBer Verbindlichkeit, „ich will mich
nicbet\ 10 furz fajjern, wie möglich, Denn Sie jheinen mir
Anzupe tade in der Stimmung, einen langen Bericht mit
eiue“ßüren. Es kam ſo: Vor Jahren braͤchte ich einmal
⏑ auf Long Zeland zun
Faade dem Ihrigen nicht unaͤhuͤlich Ich xeiſte ohne
hrien, fand aber im Schenkzimmer eine luſtige Ge—

dem



Mterhaltung bin betheiligte ich mich bald an dem Gejpräch.
Dieſes drehte ſich {owohl um die-Wirthshäufer im allge—
meinen, als die verſchiedenen romanliſchen Geſchichien die
ſich an dieſe, oder jene abgelegene Scheuke kuupfen! Jeder
der Anweſenden hatte irgend ein komiſches oder ſchauerliches
Abenteuer zu berichten und wir Hörten gefpannt zu, bis
Mitternacht Längit vorüber war. _ —

„Nur ein düſter plickender Herr ſaß ſchweigſam und
verſchloſſen von den übrigen abgelondert da ohne ſich um
die Gejellichaft zu FKinmmern. Sein zurückhaltendes Be-
nehmen ftand in foauffallendem Gegenjaß zu der heiteren
44 der andern, daß er bald die aͤllgemeine Auf—
merkſamkeit auf {ich zog, und mehr al3 einer der munteren
Gäſte ihn darauf anredete, ob er nicht auch eine Anekdote
zum beften geben wolle. Er wies ſolche Auffgrderung
jedoch zwar höflich aber beftimmt zurück; augenſcheinlich
wollte er fihH mit niemand näher einlafien. Erit nachdem
die Geſellſchaft ſich zerftreut hatte und das Schenkzimmer
leer ward brach er das Schweigen.
ſamen Lächeln auf den Lippen mwandtie er fih zu mir uund

ſagte:

Kecht ſchwache, langwenſige Geſchichten Da hätte
ich von inem ganz andern Werthshaus erzählen können,
wo es wirklich romaͤntiſch zugeht? — **

„Was, rief ich lebhafk aͤus, dann ſchweigen Sie nicht
länger und ſpaͤnnen Sie meine Neugier nicht vergebens
auf die Folter! 2

Er nahm eine gleichgültige Miene an.

Ach, es iſt nicht der Rede werth, ſagte er, nur weiß
ich ein Gaſthaus (das heißt, jetzt wird es als ſolches
henutzh, in deſſen Innerem, gerade in der Mitte des Ge⸗
bäudes, ein geheimes Gemach ſo verborgen angebracht iſt,
daß ſogar der Beſitzer ſelbſt es ſchwerlich entdecken könnte.
Es wären dazu die gengueſten Anweiſungen von ſeiten
desjenigen erforderlich, der den Hausbau aeleitet hat. Ich
habe den Erbauer gekannt. Es war ein Engländer, der
durch das Einſchmuageln pon Kaufmannzwaaren reich werden
vollle Das iſt ibm auch gelungen. Bwar hat man haufig
Verdacht gegen ihn geſchöpft, ihn aber doch nie überführen


Und wie es mit der Entſchädigung yon un—
ſchuldig Veruxtheilten beſtellt iſt, haben wir doch zu
wiederholten Malen geſehen. Wir haben geſehen,
wie ſich die Unſchuld von Perſonen, die längere oder
kürzere Zeit bereits im Gefängriß oder Zuchthaus
verweilt hatten, herausſtellte, und wie daͤnn muͤld—
thätige Hände für den von Allem Entblößten Geld
aufbringen mußten. Den Leuten iſt aber faktiſch ein
ſchweres Unrecht geſchehen, ſie haben nicht uothig,
demüthig Gaben der Gnade enigegenzunehmen, fie
önnen einen Erſatz für das Erüttene und Ver—
rene heiſchen. Mauches iſt bei uns in den letzten
neu geſchaffen und reformirt, was üicht
immer in allen Einzelheiten die vollſte Anerkenu—
ung, gefunden. Die Reform der Zuſtizgeſetzzebung
welche die Wiedrreinführung der Berufuͤng und die
Entſchädigung unſchuldig Verurtheilter brächte, würde
nirgends Tadel, ſondern überall lauteſten Dank und
freudigſte Anerkennung finden.



Deutſches Reich.

* Berlin, 13. Okt. Hier iſt das Gerücht ver—
breitet, gegen den Kaiſer von Rußland ſei auf der
Station Skierniewice ein Dynamit Attentat verſucht
worden. Der Czar ſei unvetletzt, jedoch ſollen mehrere
Perſonen getödtet worden ſein. Geſtätigung bleibt
abzuwarten. D. Red.) — Eine weitere Ieldur
lautet: Nach Privatmeldungen aus Warſchau ſoll ba
der Ankunft des Zaren auf der Station Stkiernewice
auf dem Geleiſe eine Dynamitbombe geplatzt ſein,
wobei fünf Perſonen getödtet und 14 ſchwer verletzt
worden ſind. Die Exploſion iſt durch eine elektriſche

können, weil er die eingeſchmuggelten Güter in der ver*
borgenen Kammer bewahrte. Jetzt iſt das Gruͤndftiick
verfauft mitjammt den Gemach. Wer weiß, ob nicht noch
allerlei vergefjene Schäße darin negen Das wäre nicht
undenkbar, e3 Lohnte fih jhon, der Sache nachzuforjchen
— meinen Sie nicht auch?

„Ich nickte zuſtimmend. In den ſchlauen, verſchlagenen
Mienen Ddes FJremden meinte ich DdeutlidHe Spuren zu ent-
decken, daß er zu jenem Engländer in weit näherer Be-
ziehung ſtehe, als er mich glauben ließ. Doch behielt ich
meinen Arswohn füx mich und fragte nur verwundert, mie
e8 möglich gewefen jei, ir einem gewöhnlichen Haufe irgend
ein Gelaß, g-Ichiwveige denn eine Kammer fo verborgen an-
zubringen, daß kein Wenſch etwas dabgn ahne Statt der
Antwort nahm er Bleiſtift und Bapier und erflärte mir
mittelſt weniger Linien das Geheinmiß des Banes welches
mich ungemein interejfierte. Al3 er dies bemerfkte, fügte er
hinzu: Was verborgen iſt läßt ſich wohl finden voraus-



Geheinniß/ höchſt wahrſcheinlich ſo ſtreng bewahrt geblieben
daß niemals auch mur danach geforfcht worden ijt. Nın




‚Die geheime Kammer liegt zwiſchen dieſem
ich mit dem Zeigefinger darauf deutend,
andern. Wo iſt denn aber der Eingang?
„Von hier aus erwiderte er, das Gemach bezeichnend
auf dem ich den Finger hatte Es iſt ein merkwürdiger,
alterthümlicher Raum, deſſen Wände in Manneshoͤhe rings
hHerum mit eichenem Getäfel gedeckt find. Manch liebes
Mal haben dort des Königs tapfere Krieger auf Koften des
Eigenthümers weidlich gezecht, wenn fie dDas ganze Haus
rergeblich nach den verbotenen Waaren durchfuͤcht haͤtlen
Sie mögen dabei wohlihre Gläſex auf das geſchnitzte Kamin-
Jim$ niedergefegt hHaben, vhne zu ahnen, daß nur wenige
Fuß Ddahinter Ballen auf Ballen der reichjten Güter auf-
zeſtapelt lagen, die weit umher im Lande vertrieben werden
follten, ſobald die Soldaten von dannen gezogen wären!

Fortſetzung folgt.

Zimmer, ſagte
und jenen zwei


 
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