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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 111 - Nr. 120 (17. Mai - 28. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0483

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— taglich mit Ausnohme der Sonn⸗ und Feiertage
Samiags mit üaterhaltungsbeilage Preis vierteljährlich
ME 120 obne Trägerlohn u. Boftauffchlag. Beftelungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Exypedition Zwingerſtraße.









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— — u. Expedition von Gebr. guber A 2
| in Seidelderg, Ziwingerfraße 7, . Subrfl



fät 1)‘5 | Serantwortlicher Redakteur:

. 10 | — Qulius Jeder in Heidelberg.

— — — — 8 —
— —— 1— — ——



Geſtellungen

den „Pfülzer Boteu werden fortwährend bei



ewie in anſerer Frpedition Heidelberg, Zwinger⸗
traße 7 enigegen genommen.
Berlag des „Bfälzer Bote.“



Ciwas von der Eojiuldenokratie.

Die Sozialdemokratie bekämpft angeblich das
4 Angeblich! Was thut fie aber in Wirk
CL $

Damit nur ja dem lieben internationalen Groß—
kapital nichts zu Leide geſchieht, hat ſie ſich Millibnaͤle
Führern erwählt, damit nach dem alten Rezept der
Teuͤfel durch Beelzebub, den oberſten der Teufel au8-
getrieben werde. — Wenn die Sache nicht ſo verzweifelt
ernſt wäre, man könnte darüber lachen.

Unter ſolcher Führung betreibt denn auch die
Sozialdemokratie die Vernichtung des Kapitals
m echt kapitaliſtiſcher Weiſe. Zuerſt predigt ſie
ihren Gläubigen, das Großkapital könne man nicht
krreichen, man müſſe deshalb bei den kleinen ſelbſt—
ſtändigen Exiſtenzen aufangen. Zuerſt müſſe der Bauer,
Landwerker und Kleinkauͤfmann vernichtet werden.
Schlauer Weiſe nennt ſie dieſe nicht Kapitaliſten, denn
ſie weiß ſehr wohl, daß bei den Ständen das Kapital
ſehr wenig, fachliche Tüchtigkeit und Strebſamkeit Alles
bedeutet. Der Ümſtand iſt Jefährlich! Deun wenn ein
Arbeiter daran denkt, daß fer durch eigene Thätigkeit
emporkommen kann, liegt es nur zu nahe, daß er dem
Slauben an den ſozialdemokratiſchen Himmel entſagt.
Deshalb predigen die ſozialdemokratiſchen Pfaffen, in
der moderneu wirthſchaftlichen Entwickelung ſei fuͤr
den Mittelſtand kein Platz mehr, er würde un fehlbar
vom Großkapital aufgeſaugt werden. Das Streben
eines Arbeiters, auch ein Bourgedis (ſprich Burſchoa d.
h. Bürger) werden zu wollen, ſei deshalb ein thö—
richtes, weil vergebliches. Es liege deshalb im In—
tereſſe der Kultur, die kleinen Bourgeois ſo raſch wie
möglich zu beſeitigen und dieſe ſelbſt thäten am beſten,
ſich auch der Sozialdemokratie in die Arme zu werfen
— echt teufliſch, ganz wie Beelzebub!

So bekämpft die Sozialdemokratie das Kapital!
Die geſunde Vernunft ſträubt ſich, das zu

Die Saife.

Originalroman nach dem Engliſchen
41) von Klara Rheinau.

exucννν

Nachdruck verb

(S

(S luß)

Dies war entſcheidend. Schon fingen die Zuhörer an,
Unruhig zu werden und zu murmeln und dem AWdvokaten
finjtere Blicke zuzuwerfen wegen deſſen Ungläubigkeit, die
Allen ſo unndthig {Oien er ſelbſt ſchien zu dieſem Schlüß zu
kommen; deni nach einigen‘ weiteren Fragen leate er

ſeine Bapiere weg und bedeutete, daß er Dden Fall auf-
gäbe. Der Richter wandte ſich nun wieder den Ge—

ſchwoxenen zu *

Meine Hexren, ſagte er; „ich denke, die Entſcheidung
iſt kax; doch Sie können ſich zuͤrüchiehen wenn Sie es
wünſchen.“

„Nein, Euer Gnaden,“ verſetzte der Obmann der Ge⸗—
ſchwörenen, zwir werden von hiex ans unſer Verdikt gehen.
Denn wir haben uns bexeits Ddarüber geeinigt, Ddie Ge-
fangene als, Nichtſchuldig zu erklären“.

‚ Kaum {)attcx_t ſeine Worte ſeine Lippen verlaſſen, als
die Theilnahme für Martha, welcdhe feit Butlerz Ausfage
noch bedeutend an Stärke gewonnen, ſich nicht mehr zurück⸗
halten ließ. Ein, hundertſtimmiges Hurrah! erfſchütterte
das alte Gebäude bis in eine Grundveſten und wurde mit
friſchen Athem immer und immer wiederholt. Vergebens
runzelte der Richtex mißbilligend die Stirne: vergehens ge
bat der Ausrufer Stille; vergebens blickten die Gericht?-
diener im Saale umher, {fie hHätten Alle als uheſtörer
verhaften müſſen, denn Alle ſtimmten in den Zubek eine
Selbſt die Daͤnen ſchwenkten unter Thränen ihre Zajchen-
tücher; und mehr als einer der jungen Anwälte vergaß

eit und Ort und tobte mit den Nebrigen. Auch die

enge vox der Thüre haͤtte die Neuigkeit erfahren uid ihr
VBeifallsgefchrei ertönte nah und ferne.

Endlich wurde die Ruhe wieder hergeſtellt und das
Verdikt in aller Form gegeben aufgezeichnet, wobei die Auf-
regung ven Neuem auszuͤbrechen drohte.

‚Sn Mitten dieſes Tumultez vexließ Martha, in Be⸗
gleituͤng Frau Harpers und ihres Vertheidigers das Gerichtoͤ⸗

Und doch iſt es ſo, denn es wird tagtäglich in den
offen ausgeſprochen.
Kurz zuſammengefaßt lautet das ſozialdemokratiſche
Rezept alſo:

Wir bekämpfen das Großkapital, ſagt ferner die


brechen, ſondern ſtärken; zu
wir ihm zunächſt alle kleinen Exiſtenzen,

dem Zweck werfen
alſo alles


den ſozialdemokratiſchen Himmel gelangen ſoll. Die
Lehre hat deshalb noch einen Nachſatz. Es heißt
nämlich:

Dieſe Lehre iſt eben ſo teufliſch als dumm. Sie
würde an ſich auch nicht beſtehen koͤnnen,
man ſie gewiſſermaßen auch nur als das Fegfeuer

gorher wiſſen, es würde ſich Alles von ſelbſt ergeben.
Aber wenn die, Sozialdemokratie ſich heute nicht vor⸗
ſtellen kann, wie ihr Himmel ausſehen könnte, woher
ſollte ihr denn plötzlich nach einer ſiegreichen Revo
lution die Erkenntniß kommen?

Sie wixd nicht kommen! Sondern ganz ſo wie
in dex vorigen großen Revolution würde eine heilt
loſe, Verwirfung und immer neues Blutvergießen
entſtehen. Und dann würden ſchließlich feloft die Are




nur noch einige Dutzend Großkapitaliſten
Welt herrſchen, ſo kommt die Wandlung
ſelbſt.

ganz


Himmel.

Und das glauben in der That viele „aufgeklärte“
ſozialdemokratiſche Köpfe.

Was würde aber in Wirklichkeit ſtattfinden, wenn
es der Sozialdemokratie gelänge, alle kleinen Exiſten—

taliſten in den Rachen zu werfen, ſo
Dutzend Folcher im Beſitz aller Werthe
wären?

daß

der Welt

Beſitz aͤller Reichthümer Fraͤnkreichs. AWürde man
dieſe nun mit leichter Mühe zum Teufel jagen können?
Nein! Rothſchild oder irgend ein anderer wäre Kö—
nig und die übrigen 11 ſeine Miniſter. Dieſe wären
ſelbſtverſtäudlich im Beſitz der Staatsgewalt, verfüg—

und nebenher üher ein großes Heer

haben.
Kind begreifen. Dies Dutzend Groß-Millionäre




würde zunächſt der Sozialdemokratie ein Blutbad be—
reiten, wie die Welt noch keins geſehen. Und dann?



Staate herrſchte und Golt danken, wenn ſie wieder
Daß es
jo und nicht an ders fommen würde, das weiß
Niemand beſſer als die Millionäre unter det


Untex dem Feldgeſchrei wider die Juaker und




gigkeit des Mammons; unter demſelben Geſchrei der—
wirrt man jeßt die Köpfe der Arbeiter und' liefert ſie
auch dem Mammon aus.

Dem Mittelſtand hat man arg mitgeſpielt,
aber es iſt ihm, Gott ſei Bank! endlich



Wir geben die Hoffnung nicht auf, daß die fähigeren
und beſſeren Ardeiter üöer die ſozialiftiſchen Mauſe⸗
fallen hald nur noch lachen werden und Ddaß fie in
einem ſtarken Mittelſtand, in welchem Jeder durch
eigene Kraft hineingelangen kann, für ſich die einzige



Dann wird es dem Mittelſtaud im Verein mit
den deſten der Arheiter gelingen, durch ehrliche re—
formatoriſche Arbeit die Schaͤden der kapitaliſtiſchen
Wirthſchaft zu beſeitigen; uͤnd die ſozialdemokratiſche




doch ſiegreich ſein. Was will ſie aber dann thun?
Sie erklärt doch heute offen, es wäre ein Unſinn, von
ihr zu verlangen, anzugeben, wie ſie ſich den ſozial—
demoͤkratiſchen Staat denkt, das könne eben Niemand

— — GLE OE R

gebäude und die begeiſterten Menſchenmaſſen wichen bereit—
willig zur Seite, um ſie durchzulaͤſſen.

13. Kapitel.

Das rechtzeitige Erſcheinen Butlers in dem Gerichts—
hof wollen wir unſern Leſern mit wenigen Worten er-
klären. Von dem Stoße, beim Umſchlagen des Wagens
hetäubt, lagen Paul und ſein Gefährte eine Weile hewuͤßt—
los unter den Trümmern. Zum Glück war der Kutſcher
unverletzt davongekommien, und ſeinen eifrigen Bewühungen
gelang es bald, die Paſſagiere zu befreien und zur Be—
ſinnung zu bringen.

Butler entdeckte jedoch zu ſeinem Schrecken, daß er den
Arm gebrochen, ein Unfall, der ihre Ankunft in €. uım einen
ganzen Tag verzögern ſollte. Das nächſte Städtchen, in
welchem der Arm eingerichtet werden konnte, war noch zwei
Meilen entfernt, und als ſie ihre Reiſe endlich fortſetzen
konnten, war der Zug, den ſie zu benützen gedachten, bereits
abgegangen.

Butler hetxachtete es als eine beſondere Fügung des
Himmels, daß trotz all dieſex Hinderniſſe ſein Zeugniß nicht
zu ſpät kam, um Marthas Befreiung zu erwirken.

Inzwiſchen war das junge Mädchen mit Frau Harper
in derer Wohnung zurückgekehrt. Sie vermochte kaum zu
glauben, daß die Ereigniſſe des Tages nicht ein aufreg—
ender Traum geweſen und betrat ſinnend das kleine Wohn—
zimmer, wo eine neue Ueberraſchung ihrer harrte.

Paul, der ſie unbemerkt in dem Gerichtshof beobachtet
hatte, war nach erlaſſenem Verdikt eiligſt hierher vorausge—
eilt und trat nun lächelnd, aber etwas zoͤgernd, mit dem
KRufe: „Martha! geliebte Martha,“ ihr entgegen.

Einen Augenblick ſtritten Stolz und Liebe in Marthas
Buſen um die Oberherrſchaft. Doch dieſes offene Lächeln
der Ton der Stimme, der Ausdruck der Augen, konnte
keinem VBerräther angehören; eS mußte,. wie fie {0 oft ge-
hofft, ein dd vorliegen, das ſich nun auf⸗
klären würde Anſtaͤtt deshalb/ ihrei erſten Jnipuls folgend,



ſich abzuwenden, blieb ſie zögernd an der Thüre ſtehen.





dem man ihm das kleine in den' Rachen wirft,

hat
ein Ende.





Leutiſches Keich
* Berlin, 26. Mai. Die Ahlwardrſche Flugſchrif
„Sudenflinten“ wurde Heute Mittag Hier itberall het
lagnahmt. Die Beſchlagnahnie erfolgte wegen des?
Abſchnittes „Wie der Staaͤt betrogen wurde.

* Berlin, 26. Mai. E3 beftätigt ſich, daß der
franzöſiſche Miniſter des Auswärtigen den Ordens-
geueral der Lazariſten aufgefordert jabe, die franzö⸗
ſiſchen Patres aus dem deuͤtſchen Hoſpiz in Jerufalen
abzuberufen.





— — n —

Butlex bereits erfahren, wie thätig Paul bei der Befrei
Marthas mitgewirkt hatte. k —

„Geben Sie zu ihm Kind,“
hächſt der Vorſehung verdauken
Butlers xechtzeitiges Erſcheinen Er
— —

Mit dieſen Worten geleitete ſie Martha ſanft zu dem

traurig blidendenm jungen Mann und 30g fich danır be-
icheiden zurüc. .
„Welche Aufklärungen zwiſchen den beiden Liebenden
ſtattgefunden, wußzten nur ſie allein Da ihre Trennung
nur durch die Umftände hHerbeiführt war, {f{o reichten wohl
wenige Worte hin, um die gegenfeitigen Zweifel zu hHeben
und die Liebe in ıhrer ganzen früheren Stärfe wieder er-
wachen zu laffen.

Martha veyblieb in ihrem alten Heime bei
Hrau Harper, bis au Butlers8 Sacdhe vor Gericht zur
Verhandlung gekommen war Wie erwartet, wurde er
freige[prochen. — Das Verdikt lautete: „Mord auz gerech-
ter Nothwehr.“
Lurze Zeit, päter führte Paul Ladwell Martha zun
Altar. Das glücliche Paar wählte als Domizil 2 **
Ben prächtigen Landlig „KRofenvilla“, Dder feit Langem im
Beſitz der Familie Ladwell war. Frau Harper 309g al
Haushälterin mit ihrem Liebling. Nur unter — —
dingung nahm ſie das Heim an, das die dankbare Martha
ihr bot; fie wollte eine beftimmte Befchäftigung hHaben, um
ſich unabhängig fühlen zu können.

Noch nie brauchte ich mein Brod zu hetteln,“ ſagte
jie feit, „und fo Lange ich arbeiten fanır, will ich nicht von
Almoſen leben, ſelbſt nicht von den Ihrigen, mein Liebe3
gutes Kind.“

‚. Martha mußte ihr den Willen tHum, um ſie nicht eruſt—
lich zu erzürnen; aber fowohl fie wie ihr edeldenkender
junger Gatte behandelten die junge Frau mehr wie ein
liebes Zamilienmitglied, als wie eine bezahlte Dienerinz
Butler wurde ein berühmter Maler ‘un% fand in Paul
— dem feinſinnigen Kunftfenner, einen einflußreichen

rotektor.
Der Name „Roſenvilla“ hatte bald und weit einen

ſagte ſie eindringlich;
wir ihm hauptfaͤchüch
liebt ſie o innig wie

der guten


 
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