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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 101 - Nr. 110 (5. Mai - 15. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0415

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Eſchemt täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertoge
— mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlidh
M, 1.20 ohre Trägerlohn ı. Boftanjjchlag. Beftelungen
a bei den Boftanftalten ı. bei der Expedition Zwingerſtraße.



für Stadt



8 Julius Jecker in Heidelberg.

116 — — — Redalteur:


— Wiei 1002




ote

Anzeige-Blatt ſür die Amtsbezirke Heidelberg
Ladenburg, Weinbeim, Schwetzingen Philippsburg,
Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Neckargemünd, Mosbach
Eberbach Buchen Walldürn, T.Biſchoͤfsh. Wertheim ꝛc



Druct/Berlag u. Exxedition von Gebr. uber 9 3
| in Beidelberg, Zwingerfraße 7, | ; . Ilhll.



8
Dır FE
— — — —— CS

Beſtellungen

immtlichẽn Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,


raße 7 entgegen tenommen. 2
Lertag des „VPfälzer Bote.“

— — z D W
— — —— — —

Balliahri nady Zulda für den Hl. Bater.

An die Katholiken in Deutſchland!

Der gewaltige Kampf zwiſchen Chriſtenthum und
Fottlofigkeil welcher die Völker Europas ſeit Jahr—
Uunderten erſchüttert, hat in unſern Tagen einen he—
londers heftigen Charakter angenommen.
Öebieten des geſellſchaftlichen Lebens erhebt theoretiſch
und praktiſch die Gottloſigkeit ihr Haupt.

An den Hochſchulen mwird die Chriſtusleugnung
{ffen vertreten. Graffer Materialismus und Atheis⸗
nus wird in Hoͤrfälen gelehrt, in welchen die Lehrer
und Beamten khre wiſſenſchaftliche Ausbildung erhal—
en. in rationaliftiicher, irreligibfer Geiſt herrſcht
Velfach in den Mittelſchulen und dringt mehr und
Mehr au in die Volleſchule berab Die Preife und
— trägt den Unglauben in weite Kreiſe und
je Agitation der Sozialiſten enifremdet die Volks⸗
naſſen in Stadt und Land der chriſtlichen Geſinnung
und Geſittung.

Mit dieſer theoretiſchen Entwicklung der Gottloſig—
leit geht die praktiſche Hand in Hand Unter der
Qlänzenden Hülle eine8 alljeitigen Cultur- Fort{hritt3,
Nationalen Reichthums und politiſcher Machtſtellung

at ſich in allen Staaten Europas eine Verwirrung
zes füllichen und religibſen Lebens entfaltet, welchẽ
die ſoziale Ordnung in ihren Grundfeſten bedroht.
Die Heiligkeit der Ehe, das Recht des Eigenthums
Ind die Pflicht des Gehorſams gegen die rechtmäßige
Autorität ift nicht blos in zahlloſen Schriften ange—
zweifelt, ſondern wird auch thatſächlich durch grauen—
hafte Unihaten bedroht.

Der Anfang, der Mittelpunkt und das Endziel
dieſer gegen das Chriſtenthum ankämpfenden gottloſen
Beſtrebuugen iſt der Kampf gegen die kathol Kirch',
bre apoftoͤliſche Autorität und ihr xgn Chriſtus dem
Herrn beſtelites Oberhaupt. Die Meiſter der Gott—
eſigkeit wiſſen, daß fie ihren letzten und endgültigen

ieg nur erlangen würden, wenn die kath Kirche




vernichtet wäre. Darum bieten ſie Alles auf, um
die Unabhängigkeit des hl. Stuhles und die Souve—
ränität des Paͤpſtes durch repolutionäre Gewalt zu
unterdrücken die Freiheit der Kirche zu hemmen und


Mit niefſtem Schmerze ſieht die Chriſtenheit ihr
erhabenes Oberhaupt dieſer Unabhängigkeit und Frei—
heit beraubt.



jabenen Perfon wie derjenigen, welche ihm huldigen.
unglückſeliger Weiſe werden die Abſichten der gegen


ten nicht durchſchaut. Mißtrauifch oder gleichgültig
verfallen die Staaten

mehr und mehr der Macht der Revolution, welche




die Anarchie zu entfeſſeln.


die Entchriſtlichung unaufhaltſam fort, die








geſellſchaftlichen Ordnung an.

Ja dieſer ſchauerlichen Noth kann nur die über—
natürliche Macht des barmherzigen Gottes helfen.
Vergebens kämpft das glaubenstreue kath. Volk gegen
die Uebermacht der Goitloſigkeit, vergeblich erheben
die Biſchöfe und Prieſter ihre Stimme, vergeblich
verkündet unſer Heiliger Vater Leo XIII. die ewigen
Wahrheiten der entchriſtlichten Welt: wenn Gott nicht
mit ſeiner mächtigen Hand eingreift, um die Fürſten
und Völker zut Ümkehr zu rufen. Dieſe göttliche
Hülfe zu erflehen iſt unſere einzige Hoffnung u. unſere
heiligſte Pflicht.

Wo aber können die deutſchen Katholiken beſſer


Bonifatius, welcher ſeit Jahrhunderten als

der Deutſchen verehrt wird.

Durch Erlaß vom 10. April d. J. hat der Hoch—
würdigſte Herr Biſchof von Fulda ſeine Diöceſanen
eingelaͤden, in dieſem Jahre beſonders zahlreich zu
dem Grabe des hl. Bonifatius zu wallfahren,

Apoſtel

Anliegen unſerer Kirche wie unſeres Vaterlandes zu
empfehlen.

Im Anſchluß an die Oberhirtliche Mahnung laden
wir alle Katholiken Deutſchlands ein, an dieſer Wall—
fahrt ſich zu betheiligen. Mit Geuehmigung des
Höchwürdigſten Herrn Biſchofs von Fulda wird daſelbſt




Dienſtag, den 7. Juni, eine Genexalcommunion und
ein Hochamt nebſt Predigt ſtattfinden, in welchem der
hl. Bonifatius angefleht wird, durch ſeine mächtige
Fürbitte dem deuiſchen Lande das Chriſtenthum, das
er ihm lehrte, zu erhalten und dem hl. Stuhle, dem
er ſo treu ergeben war, Hülfe in ſchwerer Noth zu
erwirken.

Seit Jahrhunderten haben
dem Grabe des Apoſtels der Deutſchen gewallfahrt
und wir ſelber haben im Jahre 1870 uns daſelbſt
vereinigt, um den in Gefangenſchaft gerathenen Hei—
ligen Vater Pius X. Gottes Schutz zu empfehlen.
So wollen wir denn auch heute wiederum am Grabe
des heiligen Vonifatius nus zuſanimenfinden, um
uuſeren Heiligen Vater Leo XIII., deſſen 50jähriges
Biſchofsjubiläum wir in dieſem Jahre zu feiern das
Glück haben, der Barmherzigkeit Gottes zu empfehlen
und die Befreiung des hl. Stuhles aus ſeiner un—
würdigen Lage zu erflehen

Sicherlich wird auch dieſe Wallfahrt, zu der wir
die deutſchen Kathoiiken auf Dienſtag den 7. Juni d. J.,
den dritten Tag der hl. Pfingſt-Octav, mit welcher
die Octav des hl. Bonifatius-Feſtes zuſammenfällt,
einladen, zur Quelle reichlichen Segens werden.

Dieſes hoffen wir in Anrufung des hl. Geiſtes,
der allezeit die Kirche mit ſeinen Tröſtungen erfüllt,

unſere Vorfahren zu


ligen, den Gott uns zum Apoſtel
geben hat.
Mainz, im Mai 1892.
Folgt eine größere Zahl von Unterſchriften, hervor—
ragender Katholiken, darnnter aus Baden:

und Partron ge—


Rath in Freiburg, Herr Jakob Lindau,
in Heidelberg, IL Marbe. Rechtsanwalt und
Mitglied der 2? Kammer in Freiburg.



* Roma liberata.
„ (Das „befreite” Kom.) .
Ueber die Zuſtände in der Hauptſtadt Jung—
Italiens ſchreibt man der „Pfälz. Ztg.“:
„Roma liberata? überſchreibt ein hieſiges kathol—

ſchende Elend behandelt. Das „befreite Rom“! eine



Wie Rom äußerlich be—
ſtellt iſt, beſonders in ſeinen modernen Theilen, iſt
beinahne jedermann bekannt. Vor nicht langer Zeit
aber waren derartige Berichte über das klägliche









Die BWaiſe.
Originalroman nach dem Engliſchen
25) von Klara Rheinau.


befannt. Mein Sohn {ah das SGedränge vor dem Stadt-
als man ſie hineinführte. Sie wurde auf friſcher




zuſchaffen und einen Dienſtmann herbejzurufen, —

_ 7 Leben Sie wohl,“ fagte er, bewegt der guten Wirthin
de Haͤnd reichend Es werden Jahre vergehen ehe Sie
mig wiederfjehen.

der Kuͤnft.“ Er ging einen Schritt weiter,




Beten Sie auch für mich,
14 wie ſehr ich des Gebetes bedarf — Goͤtt ſtehe mir
ei!“


Todtenblaß, aber mit unbeweglicher Miene erhob ſich
Frau Harper. ; ; { .
Ich alaubte es nicht! erklärte ſie entrüſtet. „Und
„wenn
er fie wieder mil Zudrinalichkeiten verfolat hätte.“
S. Kapitel.

Während Frau Haxper mit zitternden Händen ibre
Hutbaͤnder zu ſchlinaen fucht, müſſen wir um einige Stunden



tag und Wwiederholte ganz genau deren ſchmeichelhafte
orte.

Fräulein Somers iſt ein Engel.“ erwiederte, der
Scheidende. „IDh traf ſie unterweas wir gingen eine Weile
Miteinander. Bitten Sie auch ſie für mich zu beten, Das
5* einer fo reinen Seele muß doch gewiß Erhörung

nden.

Seine abgebrochenen Sätze und verſtörten Blicke be-
uUnruhigten Frau Hatper.. War e3 mönlih, daß er im
Raufche ſpraͤch? Doch nein, gerade der Ernit ſeiner Worte
Ichloß dieje Bermuthung aus. — —

Ehe die gute Zran darüber mit ſich einig werden
fonnte, {Hüttelte ihr Butler hHerzlih die Hand und ftürmte
davon, ohne fie jedoch noch ein einziges Mal anzublicken.
* — Augen fehrte Frau Harper auf ihr Zimmer
urück

Auein die Ereioniſſe des Tages, ſollten, noch nicht
vorüber jein. Zwei Stunden waren ſeit Butlers Abreiſe
vergangen und die Wirthin ängftigte fih über Marthas
Anoͤbleihen halb zu Tode, als ihHre Zimmerthlüire plöß-
lich aufgeftoßen‘ murde und eine Naͤchbarin athemlos
Hereinftürzte.

u‘ueßfl? Der junge Thomjon wurde todt — ermordet na
vauſe gedtachi/ und Fräuiein Somers hat ſich zu der That


— SIm Begriffe heimzukehren, hatte Butler des Morgens
einen Bekannten getroffen, der ihn zu einem Spaziergang
aufforderte. Der Tag war hertlich und Dder Zeit nicht

behrung zu groß ſein Doch welchen Weg gehen Sie,
Fräulein Somer3, wenn Sie erlauben, werde ich Sie eine
Strecke begleiten.“ Damit trat er an ihre Seite. Sie
waͤren jedoch noch nicht weit gekommen, als der ſchrille
vfiff einer Lokomotive vernehmbar ward. „Dies iſt der
Rachtzug von B—“, fagte Butler; „ihH muß mich beeilen,
wenn ich ihn erreichen will. Der Wea durch das Wäldchen
das wir ſoeben paffixten, iſt dex kürzere; leben Sie wohl,



ter, 6’3 fie die hHerrlidhen Anlagen auberhalb der Stadt er—


Auf einem der vielen Ruheſitze Platz nehmend, beob—



diefe Stunde hier ihre Erholung 3zu juchen pilegten, als
44 plötzlich aufiprang und feinem Gefährten die Hand
reichte.

„Lebewohl, wenn ich Dich nicht mehr ſehen ſollte, Dort

geht eine junge Danız, Fraͤulein Somers von der ich mich
derne derabſchieden möchte.“

In der That näherté ſich Martba, ſtrablenden
Antlitzes, denn das prachtvole Wetter, die ſchöne Natur
und die vielen verguügten Menſchen. die fie umgaben,
machlen ſie froh und glüclih wie ein Schulmäddhen.

Wie freue ich mich Sie noch einmal zu fehen,“ fagte
fie, unbefangen dem jungen Maler die Hand reidhend; „nuNn
fann ich- Shnen nochH verſoͤnlich Glück auf den Weg
wünſchen

Ich danke Ihnen vexſetzte Butler ernſt „Wenn au
kein G@iüg, {o hoffeich doch in der Ausiübung meiner Kunft

zu verbolfommen, joll mir keine Arbeit zu bart, keine Ent⸗

Er ſprach mit bewegter Stimme und wandte ſich ab,
ohne eine Erwideruag abzuwarten. Martha blidte ihm
mitleidig nach bis er unten den Bäumen im Walde ver—
ſchwand! Wenige Minuten ſpäter vernahm ſie aus der
nämlichen Richtung einen Flintenſchuß, und ein ſchlimmes
Vorgefühl ſchuuͤrte ihr die Bruſt zuſammen. Von einem
unwiderftehlichen Impuls getrieben, kehrte ſie um und
eilte flüchtigen Fußes in den Wald zurück

Als Buͤtler kurz zuvor die Hälfte des Waldweges
zurücgelegt, ſah er ſich plötzlich ganz unerwartet einem

ber, der von der entgegengeſetzten Seite gekom—
men war. An der Stelle, wo die Beiden zujammentrafen,
war der Bfad fo anßerordenitich Jhmal, daß an ein AuS-
weichen kaum zu denken war, zumal hohe Dornhüſche zuſeiden
Seiten ein joiches ſchon erfchwert haben würden Butler
blieb unwilfürlih ſtehen und blickie ſein Gegenüber an,
in welchem er zu feinem Entſetzen Herrn Thomſon er—
kannte.

Der iunge Stutzer wax offenharx auf der Jaad ge⸗
wefjen, denn er trug,eine Büchje über der Schulter, und


Geſtrüpp. *
Butler fühlte, wie ihm alles Blut vom Herzen wich.
ſo daß er todienblaß vor ſeinen Rivalen ftand. Seine
Yugen {prühten Blige, und e3 bedurfte einer Anftrengung,
um feine Selbitbeherrihung 3zu bewahren. .
jeine-Fräftige Gefjtalt zu ihrer vollen Höühe auf und ftand *
wievangewurzelt an der Stelle. — .

(Fortfebung folgt.)



 
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