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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 241 - Nr. 250 (22. Oktober - 3. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0967

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— — Ansnahıne der Souns und Feiertoge
Samftagg-nit UnterHaltungsbeilage. Preis virtehahrlich
1 ofne Trägeriohn u, Yoßouffhlag. Beſtellungen
dei den Voſtaͤnſtalien u. bei der Expedition






— — —






Anzeige-Blatt für die Amtsbezirle Heidelberg,
Ladenburg/ Wetaheim, Schwetzingen, Philippsburg,
Wiesloch/ Bruchfal, Bretten, Neckargemünd, Mosbach
Eberbach/ Buchen Walldürn, T Biſchoͤfsh., Wertheim)e.











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für die zwei Monate

Vovember u. —

auf den „Pfälzer Boten werden von allen Poſt—
anſtalten und Landbriefträgern, von den Trägerinnen
ſowie von der Expedition angenommen.

— — —







S. ſteine Phtaſen, uur witkliche Ueber⸗
zeugung Fann helfen.

Auch dem Kurzſichtigſten leuchtet ein, daß mit dem
Wegfalle des Bewußtſeins, daß es nach dieſem Leben
ein andetes Leben gibt und daß wir für unſere Hand⸗
lungen einem ewigcn Nichter verantwortlich ſind, daß,
ſagẽ ich, es mit dem Wegfalle dieſes Bewußtſeins aus
dein Denken des Volkes ungeheuer ungemüthlich auf
dieſer Welt werden muß; denn der herüchtigte Wege⸗
lagerer Rinaldo⸗Rinaldini wird, ſobald das, Jenſeits“
in's Reich der Phantaſie verwieſen iſt, aus dieſem
Reiche mit Rieſenſchritten hinwegeilen und ſich in der
Wirklichkeit modern zugeſtutzt' als ſtehende Figur
etabliren. Bas fühlt man aligemein, und ſo iſt es
gar nicht zu verwundern, wenn jetzt gegenüber dem
Anwachſen der Sozialdemokratie plötzlich allexlei Leute
aus den {og.. „gebildeten Kreijen“. fromme Anwand⸗
lungen bekommen, ihren Glauben an das Daſein
Goites und die Fortdauer der Seele betonen und ganz
gewaltig mit Redensarten vom praftiſchen Chriſten⸗
thum, Keligion und Sittlichleit um ſich werfen.

Bas iſt nun ja an und für ſich beſſer als das
Höhnen und Spotten auf alles Religiöſe, wie wir es
im Kulturkampfe“ auch in denjenigen Kreiſen zu
hbren gewohnt waren, die es mittlerweile verlernt
haben und wie es noch bei vielen gebräuchlich iſt.
Aber — der Liberalismus hat den Sozialismus groß
gezogen, mit Phrafen wirder nicht wieder beſeitigt.
MWie der Liberalismus nichts anderes iſt, als der
Verſuch, den abſoluten Staat durch das Eingehen auf
die Grundſätze, wie ſie in der franzöſiſchen Revolution
proklamirt wurden, zu relten und auszubilden, alſo



werden.
Ein überzeugungsvolles entſchiedenes Bewußtſein


wieder erfüllen, auf das ganze Leben einwirken und
demſelben ſein ganzes Gepräge geben. Wir müſſen
mit gauzer Seele den Gedanken zu erfaſſen ſuchen,
was es heißt: „Ich glaube an einen Gott, den Schöpfer
des Himmels und der Erde.! — Der Schöpfungsakt
iſt kein momentan abgeſchloſſener Akt, dem voͤllige
Paſſiv tät Gottes folgte, fondern das ſchöpferiſche
Wirken Gottes dauerk immer fort, indem Goͤttes All—
macht die Welt erhält und regiert Hieraus ergibt
ſich die Leyre von der Vorſehung Gottes mit zwingen—
der Nothwendigkeit Dieſe abex in Verbindung mit
dem Bewußtſein von der perſönlichen Fortdauer des
Menſchen nach dem Tohe iſt die Vorausſetzung für.
unſere Ergebung in Gottes heiligen Willen in Leiden,
der Entſagung gegenüber den Annehmlichkeiten des
Lebens und endlich der hingebenden Arbeit für Gottes
Ehre und der Menſchen Wohl Das alles umfaßt
aber die wahre Religioſität, ſo äußert ſie ſich durch
die Thaͤt in den Tugenden der Geduld, Selbſt—
verleug nung und Aufopferungsfähigkeit.
Drei Dinge, die der Gegnwart ſo ſehr mangeln, ja
für die ſo viele nur ein mitleidiges Lächeln haben,
die aber allein die ſoziale Frage endgültig zu
löſen fähig ſind denn dieſelbe iſt im letßzten Grunde
eine ſitttiche Frage.

Was hat ihnen gegenüber nun unſere liberal—
ſozialiſtiſche Weisheit fur Grundſatze zu proklamiren?


ſchienenes Schriftchen von demſelben Verfaſſer E.


lein: „Das Paradies der Sozialdemokratie, ſo wie es
wirklich ſein wird“ veröffentlicht hat. Die neue
Schrift heißt: Der Soztaldemokrat hat das
Wort.“ (Preis L50 Mky undenthaͤlt viele hundert
Stellen aus ſozieldemokratiſchen Schriften wörtlich
ausgezogen und genau nach dem Original wiederge⸗
geben, welche ein grelles Streiflicht auf die
ſtiſche Lebensanſchauung und Sittenlehre werfen. Der

Stoff iſt vielſeitig un reichhaltig. die Anordnung
praktiſch und verdient das Schriftchen weiteſte Ver—
breitung. Manchem möchten die Augen doch aufgehen,



— S

— — — — — ü üf — — Sa

® — — DL [ | ; 46 Druct/ Berlag u. Expedition von Geur. guber 57 Aa
—— — — Seidelberg, Samitag, den 22. Oftober 1892 P S iilerg wingerfrade 7, 0, SIN
* — ; — daz vollendete Syftem der Halbheit, der Schhache wenn er das neue Evangelium“ ſo klar enthüllt vor
— — — — und des Schwankens darſtellt ſo bietet ex keine Hülfe Augen ſieht. Da finden wir denn aus ſozialiſtiſchen
— —— E RE BA 17 8** * Zeit, denn der Sozialismus iſt Schriften folgende Stelen geſammelt: „Die- natür-
4 ; . ein Syſtem der Konſequenz und kann demnach auch ſiche maͤtetieue Welt iſt das Urſprüngliche; ſie

— — nur durch konſequente Entſchiedenheit überwunden 4

iſt von keinem Geiſte erſchaffen, vielmehr iſt ſie
der Schöpfer ſelbſt, der aus ſich heraus den
Menſchen mit einem Intellekt: ſchuf und entwickelte.
Der unerſchaffene Obergeiſt iſt nur ein phantaſtiſches
Konterfei des in und mit dem menſchlichen Kopfe
aufgewachſenen natürlichen Geiſtes, dieſer überſchwäng—
lichẽ Geiſt Gott iſt nur ein phantaſtiſcher Begriff.
Der Menſch iſt nicht, wie die bibliſche Myihe uns
lehren will, auf das Geheiß eines Schöpfers fertig
als höheres Kulturweſen ins Leben getreten, er hat
vielmehr in einem unendlich langen und langſamen
Entwickelungsprozeſſe die verſchiedenen Stadien zu
durchlaufen gehabt. — Das Thier iſt kein denkender
Menſch, aber der Menſch mag wohl ein denkendes
Thier genannt werden. — Es gibt nicht Körper und
Geiſt, ſondern nur eine einzige Materie, aus
der alle Thätigkeiten, körperliche und ſogenannte gei⸗
ſtige hervorgehen. Der menſchliche Wille ſteht, wie
jeder andere Modus, wie jede andere Naturerſcheinung,
unter dem Geſetze der Kauſalität. Es iſt reine Ein—
bildung, wenn die Menſchen glauben, es ſtehe ganz
in ihrem Belieben, ſich ſo oder anders zu eutſchlie⸗
ßen; denn der Wille iſt nur das bewußte Begeh⸗
ren Dieſes iſt aber nichts anderes als der Selbſt—

erhaltungstrieh, das Streben nach Wohlbefinden.
Beim Biderſtreit der Begierden ſiegt immer die
ſtärkere Begierde. — Die Sittlichkeit verlangt, daß

jeder Lohn und jede Strafe menſchlicher That hin—
welche nicht durch die That ſetbſt
mit ſich gebracht worden. Die Spekulation auf das
transzendente (überſinnliche) künftige Leben iſt nur
die Unſchreibung des ſehr egoiſtiſchen Wunſches, ewis
zu leben und ſo ſind die transzendenten Zdealiſten

keitsiehre des Ehriſtenthums Beſitz von hienieden er—
griffen, iſt nach und vach jede ſtaatliche und geſell—
ſchaftliche Einrichtung aus der Kulturwelt verſchwun⸗
den, welche auf Erden eine gerechte Ausgleichung
entſtehender Mißverhältniſſe unter den Menſchen be⸗
zweckte. Die augebliche endgültige Seligkeit Aller
kann nicht den Zweck haben, welchen die echtchriſtliche
Seligkeit hat, daß nämlich die Seligen als Engel
Golt in alle Ewigkeit lobſingen und preiſen. Dieſe
langweilige Seligkeit wäre in der That unausſtehlich.
Das Evangelium der Gegenwart verſpricht unſer
Jammerthal endlich in realer, wirklicher, greifbarer













Das verlaſſene Gaſthaus.
14) von A. K. Green.

Seit Herr Tamworth mich vor einem Monat perließ,
habe ich nicht? wieder von ihm — und dies bedrückt
mig um fjo mehr, als auch Doktor Kenvon abgereiſt iſt
und ich teinen Wenſchen hHabe, gegen den ich mich aus-
iprehen Xfanın. Den Dienftleutn will ich mich nicht an-
Dertrauen und uͤnter den Gäſten iſt gegenwartig niemand
auf defjen Rath und Urtheil ich mich verlafien möchte,
jelbft wenn es ſich um geringfügigere Zinge handelte als
um. eine Ungelegenheit, Ddie al mein Denken und Fühlen
einnimmt.

So wende ich mich denn an Dich, Du unbekannter
Leſer Idieſer Zeilen, und wiederhole hier, was ich mir
in Gedantken ſchon hundertmal geſgat habe Es ſchwebt
ein. finfteres, urdurhdringlihes Geheimniß um dieſes
Verbrechen, und ſchwerlich werden wit jemglz noch zur
Karheit daruber gelangen. Schon weldhe Beweggründe
dazır Führten, ijt unbegreiflidh. Wenn ECdwin Urquhart
jeneg' WWeib fo leidenſchaftlich liebte, daß er, um ſie zu
befißen, willenz war, jelbit jein Leben zu wagen, warum
heirathete er Ddann eine andere mit dem Voͤrſatz, ſie in
den nächiten vierundzwanzis Stundey umzubringen ?

arum nahm ‚er alle Gefahren und. Schreckniſſe auf ſich.
Wweldhe jede verbredherijche Zhat im SGefolge hat, mag fie
auch noc jo - heimlich begangen ſein? — In unſexem
Ireien Qande zwingt. man die Leuie doch nicht zur Ehe.
— in i arfker Mannn (und ein Schwächling war er ficher
Nicht) hätte weil Lieber die Braut noch am Traualtar
verlaffen miifjen follte man meinen — als einen ſo em⸗
Dörenden, Hinterliftigen Pian in allen ſeinen abſtoßenden
Einzetheiten durchzuführen. *

Aber erſt die unbekannte Perfon ‚ jelbit, „die in das

Arauenvolle. Unternehmen hatte, um die Stellung
W erringen, die einer andern ** welche Narter
Yatte fie auf ſich genommen.?. Sie Hatte fih in die Kijte
‚egen und viele Reilen darin fortſchaffen
lafſen mit;; dem . Jhändlidhen Zwed vor Augen. iche



Umſtände hatten ſelbſt das gefühlloſeſte Geſchöpf hierzu be⸗
wegen können — iſt denn die menſchliche Natur üllerhaupt
ſolcher Unthat fähig?

Vergebenz ſuche ich eine Antwort auf alle meine
Fragen und Zweifeh Meine Einbildung reicht dazu nicht
aus und ich bin noch ebenſo weit entfernt von ihrer Löſung
als in jenem qualvollen Augenblick der Entdeckung des
Verhrechens.

Geduld — gewiß erhalte ich bald Nachricht von Herrn
Tamworth.

Den 10. Auguſt 1701.

Endlich, endlich und welche Botſchaft! Nun und
nimmermehr hätte ich mix ſo etwas träumen laſſen. Hier
folgt Herrn Tamworths Brief:

An Frau Clariſſa Truar,
Wirthin des Gaſthauſes „zum Glückshafen.“

Geehrte Frau!

Die großen Umwälzungen, welche durch den letzten
Kries im gaͤnzen Lande verurſacht worden ſind, haben
weſentlich beigetragen meine Nachforſchungen zu
erſchweren und in die Lange zu ziehen Neulich jedoch
bin ich auf eine Thatſache geſtoßen, welche mir in ge-
naueſter Beziehung 7 dem tragiſchen Ereigniß zu
ſtehen ſcheint, deſſen Aufklärung uns beiden ſo ſehr am
Herzen liegt.

Ich habe nämlich in Erfahrung gebracht, day der
Ceſchäftsführer einer großen. . Befigung in Albany
(Staat New-York) . alljährlih von den Einkünften eine
bedeutende Geldſumme nach Frankreich ſchickt und zwar
an eine gewiſſe Honora Quentin Urquhart, Tochtex
des verſtorbenen Cyrus Dudleigh -von Albany.. und
Gattin des Edwin Urguharts aus derſelben Stadt Sie
wuͤrde mit letzterem Herrn in ihrem väterlichen Hauſe
un 27 Januar 1775 getraut, worauf das Paar nach


nommen hat. 86 S bannn DE

Sohaͤbe ich ſcheinbar durch den reinſten Zuͤfall eine
"Erflärung £ 0 )
unverſtändlich ſchien.
uns im Wege ſtand,

Das weſentlichſte Hinderniß, welches
iſt beſeitigt: der Aufenthaltsort des


ſchuldigen Paares wird ſich nunmehr leicht ermitteln
* und die Forderung der Gerechtigkeit kann erfüllt
werden.

Mit vorzüglicher Hochaͤchtung verbleibe ich

Ihr ergebener Diener
Anthony Tamworth.
Den 11. Auguſt. 8 Uhr.

Der obige Brief überwältigte mich dergeſtalt daß
ich geſtern außer ſtande war den Eindruck in Worte
Au jalfen. x

Heute iſt dazu keine Zeit mehr, denn am Morgen
kam ein Paket von Herrn Tamwoxth an mich an. Der
Brief, den es enthielt, iſt ſo umfangreich, daß er mir
ſicheriich alle Zweifel benehmen, wird. Ich brinne vor
Begierde ihn zu leſen, doch habe ich nur eben Zeit
gehabt das Siegel zu erbrechen und die erſten Worte zu
überfliegen. *

Moͤchten meine Gäſte mix wenigſtens heute Abend
Ruhe gönnen, damit ich mein Verlangen befriedigen kann,
das ich nicht länger zu bezähmen vermag.

Mitternacht; 2 — *

Vergebliche Hoffnung; jetzt bin ich ſo müde, daß ich
kaum noch die Feder halken kann um dieſe wenigen Worte
zu ſchreiben.

Den 12. Auguit. ) S . ;

Ich habe das Briefpaket geleſen; noch zittere ich an
allen Gliedern vor Anfregung. Eine unerhoͤrte Geſchichte.
Wer bätte je gedacht — Abex nicht von meinen eigenen
Gefühlen wil ich reden Ich brauche nur den Brief ſelbſt
folgen zu laſſen, der genugſam Wufſchluß giebt über die
ebenjo- jeltjame als ſchreckfiche Begebenheni, die endlich
ans Licht gekommen iſt, nachdem ſo viele Jahre darüber
hingerollt waren. *

Gortſetzung —

*



































































 
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