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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 291 - Nr. 298 (22. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1191

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erſcheint Xg ıi git Mußnakme der pun ree ‘ié*e_ä'g(rt;age
Samfags mit Unterhaltungsbeilage, . Preiß mer:e\lugr;at‚.
— — u Foſaſchlag Deſtellungen
bet Den Brftanfiaiten u ket dec Erpebition Zwingerfiraße 7.

. Ml




Berantmortlidher Mebakteynt ; !
Zultus Jecker in Heidelberg.

— — — — — — —
— — —— — —

Man abonnirt

ſchon jetzt auf den Pfälzer Boten bei allen Poſt—
anſtalten, bei allen Brieftragerxn, bei un—
ſeren Agenturen und bei unſeren Trägerinnen.

Alle ueuhin zutretenden Abonnenten erhalten
— nach Einſendung des Peſtquittungsſcheines von
Tage der Beſtellung an, bis zum! — 1893
den Pfälzer Bot n grati$ zugejandt. Des-
gleichen diejenigen ne ien Lejer, weldhe den Ffälzer
Boten bei den Ugei wen oder bei den Trägerinnen
beſtellen.

Kurz nach Neuja
öffentlichung eines neu
nenden Rom an es

Ein ſchön ausgeſtaueter Wandkalender wird
mit Beginn des neuen Jahres je dem Abonnenien
des Pfäl zer Boten gratis zugeſtellt.

Der Preis des täglich erjheiuenden Pfälze
Boten bleibt derſelbe wie bisher ı ME. 20 Pfg
pro Quartal o hne Poſtbeſtellgebühr und Trägerlohn.

Im Intereſſe einer urunterbrochenen —
des Pfalzer Boten bitten wir recht früdzeitig,
alſo ſch onjetzt zubeſtellen Probenum—
mern werden in beliebiger Anzahl gratis und franco
verſendet.

Jeder Abonnent des Pfälzer Boten möge es
ſich anzelegen ſein laſſen, windeſtes einen neuen
Abonnenten für unſer Blatt zu gewinnen.

Die Expedition.

\g n p | m L LEL}
— — — —⏑—

* des Koinszeiden Der franzöfilhen libetilen

Sieyublik.

Der Satz, „die dritte Republit werde nicht im
Blute, ſondern im Kothe erſticken“ ſcheint ſich
ſchneller bewahrheiten zu wollen, als man gedacht.
Ueber die ſech undzwanzig Checks und den
Selbſtmord des Barons Reiwach und
den Verkehr des jüngſt abgetretenen Mini ſters
Rouvier mit Cornelius Hertz kann man
nicht meyr ſo leicht zur Tagesordnung übergehen.
Das Miniſterium hat zwar die Ausgrabung Reinachs
ſo lange hinauszuſchieben gewußzt, bis einige Hoffnung
vorhauden war, die Spuren der Vergiftung würden
nicht mehr erkennbar ſein; allein es half nichts; die

beginnen wir mit der Ver⸗
hoͤchſt intereſſanten und ſpan—













Terrtt die Amtebezirke Heidelberg
seinbeim, Scqwegingen, Philippsbura,
— Bretten, Ne —⏑
— — — —








Aerzte erklätten ſchon auf den erſten flüchtigen Augen—
ſchen hin, ein natürlicher Tod ſei gänzüch ausge—
ſchioſſen, und nun geſteht auch Reinach's Diener ein,
nach dem Tode ſeines Herrn neben der Leiche ein
Giftfläſchchen gefunden zu haben. Reinach wollte
auf dieſe Weiſe der Erklärung wegen Beſtechung ent—
gehen. Das Miniſterium haue auch die Verſiegelung
der Papiere Reinachs erſt dann vorgenemmen - alg
höchſt wahrſcheinlich die bedenklicheren Schriftſtücke
beſeitigt worden waren; aber auch das kann an dem
Urtheile, das in den Augen der ganzen Welt, Frank.
reich inbegriffen, bereits feſtſteht, nichts nehr ändern,
im Gegentheile, es nur umſo mehr beſtärken

Angeſichts dieſes Abgrun des von Cor
ruption, drängt ſich natuürgemäß die Frage auf :
Wer wird daraus Schaden, wer daraͤus Nutzen
ziehen?

Natuͤrlich denken wir dabei nicht an den materi—
ellen Schaden und Nutzen. Das Bad müſſen die
kleinen Leuteausgießen, denen mit Hilfe
der liberalen Preſſe, auf die ſie bauten, ihr Geld
aus der Taſche geſchwindelt worden — auf Nimmer—
wiederſehen. Dieienigen aber, die es eingeſteckt haben,


abſetzen, die ſich aber mit dem erſchwindelten Gelde
zu tröſten wiſſen werden Viel intereſſanter iſt es,
eine Axt Vorbilanz der politiſchen Parteien Frankreichs
anläßlich der Skandalaffaixe zu ziehen; viel intereſſan—
ter, aber auch viel eomplicirter.

Wie ein begoſſener Pudel ſteht ſo recht eigentlich
die altrepublikaniſche Partei, die der ſog.
gemäßigten Republitaner da. In ihren
Reihen ſind die meiſten Verwundeten und Todten zu
unden; daß ſie bei den nächſten Wahlen ſtark, ſehr
ſtark deeimirt werden dürften, unterliegt kaum einem
Zweifel. Doch iſt dabei zu unterſcheiden zwiſchen den
aͤlteren und jüngeren; es wird ſchon jetzt bemerkt,
daß die 1888 neu gewählien republikaniſchen Parlaments⸗


Satzes, man müſſe eine ſchonnngsloſe Säuberung vor—
nehmen, auch in der Enquete (Unterſuchungs)kommiſſion
ſind. Freilich haben in letzter Stunde 150 Deputirte der
gemäßigt republitaniſchen Richtung eine neus Gruppe
republikaniſche Allianz“ gebildet, welche als erften
Punkt ihrer Thätigkeit die Niederſtimmung des An—
trages Pourquery betrachtet, der dem Enquete-Aus—
ſchuſſe hezüglich ſeiner Unterſuchungen die Vollmachten
eines Gerichtshofes geſetzlich einraͤumen ſoll. Dieſe
neue Sammlung des außer Rand und Band gera—



ion von Geur. Huber 6 *
viugerſtratze 7. 2* S %flßlfi
———

thenen Heerbannes der Opportuxiſten wird den
rollenden Stein wohl kaum zuͤm Stillſtande bringen.
n der Rofle der Uuſchuldigen Haben fich anfäng-
lid die Radikaken gefallen... Der Radikale Ricar
als Iuſtizminiſter wares, der ſeinen Kolegen . das
Schnippchen ſchlug, die gerichtliche Unterſuchung auf
eigene Fauſt anzuordnen, ſo daß dieſelden wohl oder
übel der Sache ihren Lauf laſſen mußten : Und urı
beſcholtene Charaktere ſind gewiß untef den Raͤditalecn
wahrſcheinlich mehr als unker den gemäͤßihgten Repu⸗
blikanern der alten Garde; ſpeziell der Domann der
Lonmiſſion, Briſſon, iſt geibiß von demn redlichen
Willen beſeelt, den Schleier aͤllenthalben wegzuheben,
umſomeht, da ihm als Lohn dafür ſchon jetzt ſo
ziemlich unverblümt die Praͤſidentſchaft der Republit
prophezeit wird. Aber Faͤllen ſeh' ich Zweig um
Zweig“ kann man auch hier ſagen, ſeit Clemenceau
Abſt in den Handel Hineingezogen {Heint und au
Jultus Roche, der frühere Handelsminiſter nach der
Eibre Parole? der wirkliche Empfänger des ron
Schmitt quittirten Checks ſein foll, wie Roubiet und
der Deputirte Arene die von Davouſt und Arfan
quittirten Gelder eingeſtrichen haben follen
Sozuſagen als Sieger haben fich auf dem Kampf⸗
Aatze bereits die Monarchiſten eingefunden.
Zaß die Mitglieder der Rechten faſt unbeſcholtene
Perſönlichkeiten ſind, wird Niemand beſtreiten. An⸗
ſcheinend iſt auch die Situation für die oͤnaͤrchiften
qünftiger al8 je. ©3 ift ja nur Wafjer auf ihre
wenn die Republitaner ſich ſelbſt unmoglich
machen Wohlmancher, der den Weiſungen des Hl Vaͤters
gegenüber Monarchiſten nicht beiſtimmte, wird
eine ſtille Schadenfreude empfinden und in dem Stan:
dale eine Art Gottesgericht zu Gunjten der Monar-
chie Jehen wollen, Aber der Hl. Vaͤler hat der gegen—
wärtigen Republik keineswegs ein lobendes Sitterz
Lugniß ausgeſtellt, ſondern nur die Agitaͤlion gegen
die repuklitaniſche Staatsform unterfagt: .Und: e8
fehlt nicht an Stimmen, welche die Monarchiſten
durchaus noch nicht als Sieger gelten laſſen wollen.
die ſich mit den gegen:
hat es auch unter Louis
wo die Legitimiſten vereint mit

wärtigen meſſen können,
Philipp gegeben,


teten und nicht minder unter Napoleoͤn III, wo die
beiden Fraktionen der Royaliſten ſich die Gelegenheit
nicht entgehen ließen im Bunde mit'den Republitaneru
daraus Capital zu ſchlagen.

Die einzig in der That Triumphirenden ſind vor⸗
derhand die Boulangiſten und ein nuͤbckannter Zes



— —

Humoreske von Th. Nüller lattenſteier.
Nachbruck verb)

(Schluß.) 5

So,“ befahl Anna, die ſchon über dem Abhäuten der
Lebet war, „nun machen Sie hier im Heerde raſch Feuer
und ſetzen dann dieſen 4* ſc das iſt ſchon der Echte,
nachdem Sie ihn mit Waſſer gefüllt haben, in dieſen Rinsg.
jchließlih Fommt dann das gereinigte Fleiſch und diefes
Gruͤnzeug hinein. dann laſſen Sie ruͤhig kochen und unter-
halten nur das Feuer.”“ Das Hereiten des Knoͤdelteiches
ging der gewiegten Köchin pon dex Hand, daß es eine Luſt
uzufehen mwar, Nun abnnte ſie ich eine Pauſe und als
* Le aufrichtig bewundernden Blice Lungelmanns fah,
wurde ſie roth und meinte: Licht wahr, das ift ganz ein-
ach Herr Lungelmann ?* ; „Fräulein Anna,” - entgegnete

iejer„, der die tiefſte Dankbarkeit im Herzen fühlte, mit
44* Bewunderung Ihnen ſchaut man nur aexne
zul Gott ſei Dank, er jpricht!“ Ddachte fie, - „und. für
den Anfang gar nicht ſo übel!“ und ſchmiedete ihr Eiſen
weiter:

O. Herr Lungelmann das iſt gar nichts; ich will
mich nicht loben aber ich kann ſchon ſaaen, ich koche ſehr
aut., . . jehen -Sie, das Kochen ijt.dasjenige, was einem
Haushalte. erft den richtigen. Halt gtebt denken Sie
ich einmal, Sie ... Sie Auna that verwirrt würden
4 wenn Sie wenn Sie einmal verheirathet find,
an den Tiſch ſezen und ſollten ungenzeßbares geug effen
ESie würden verſtimmt werden. nicht wahr Lungel⸗


fort: Sagen Sie, Herr Lungelmann haben Sie Ihre


le ex dex Wahrheit 'gemäß,= ich hab tein Schatz
xgheigäeätöd;t ja. 10 Keine Anna inubelte innerlich und
{tüfferte;. .„D, i wiüßte Temand,, Dder. ... .Dem fie jeht
„ x Äef;r “gut. gefallen‘“. .. Tönnen Ste ſich nicht denken
wer bas ſein kann





zumwarf, begriff almählich, und e$ am {o plößlich über
ıhn, Daß er nicht® anderes zu fhun vermochte, als vor
übermäßtgem Eritaunen den Mund fo weit aufzumachen,
al8 e8 eben ging. „SJa, und jie käme auch nicht mit leeren
Händen, v nein; Mark zu Mark hat ſie gelegt und nuͤn
habe i Dreitaujend .. , a—ad ... wa8 werden Sie
von mir denken .. , i habe micdh verrathen . . . mir
wird ſchwars vor den Uugen ... {o Halten Sie mich
o . ... !” Mennchen wäre gefallen, wenn Lungelmann
nicht rajch Hinzugejprungen wäre und fie aufgehalten hHätte.
Erit nach einer Weile Öffnete ſie die Wugen wieder, ihre
Blide begegneten J und — wie’s gegangen wollte [päter
feine8 von ihnen wijjen — pLöglidh Mnallte ein Riejenhmaß
durch die Küche. Lungelmann, der e3 bi8 jeßt mur ge-
wagt hatte, mit dem rößten Séeweft zur Bezirleamtsköchin
emporzuſehen, fühlte ſich durch deren Liebe außerordentlich
gehoben überdies hatte er au SGejchmad an der Sache
gefunden und jo Inalte bald noch‘ ein zweiter Kuß.. dem
eriten nach, dann aber entwand: fich. Anna. jeinen Armen,
ertheilte, da liebende Eltern nicht zur Stelle, - fich und
Hungelmann . jelbit. den Segen. Das Ziel . war erreicht,
Anna wandte ſic nun wieder dem Knddelteige zu.

„Hundertundvier,“ meinte fie Tachend, * „da Heißt ſich's
ſputen aroß ſollen ſie auch verden da miß ich fie fehon
mit den Händen dreben! Eine Viertelftunde ſpaͤler
nahmen ſie Abſchied Anna band ihrem Erwählten noch
die große.weiße. Schürze um, weldhe Jie mitgebracht, Mteckte
ihm die Kotelette zu und fhlüpfte, nacdh einen legten Kuffe
eben ſo xaſch als ſie getommen war/ — !
grt der Hehuter der Liebe hakte ſiẽ beſchützt/ Nenand
hatte ſie geſehen. —

Ale die Schwadren eingerückt war, eilte der Menage⸗
Umnteroffizier au]’S Weußerfte‘ beforgt nad. der. Küche, ath-
urete@ aber frewdig: erleichtert auf, “ al8 er ANes in jölch’
ntiterhafter Ordmung vorfand. Auch-der Rittmeijter, dem
die Lochangeleaenheit doch nicht Tedht Rubhe Tafen madte,
fam; unı felbit nazufehen und verfuchte - jogar. von-den

Öbeln.‘ —. Siangeilntann erntete Das erfie Lob -aus: jeinem
Munde die Knodeln waren vorzuͤalich!


„3a, ja.“ meinte er zum Premierlieutenant Mander,
der du jour Hatte und deshalb in feiner Begleitung war,
„jeh’n Sie von fo einem alten Praktikus von Wachtmeiſter
fann man hier und da immer nocdh was Ternen !” Der
Premier aber, welcher mit einem ſehr ſcharfen Kombina
tionSbvbermögen ausgeftattet war, murmelte bei'm BVerlafien
der Küche in den Bart: „MichH jol Diefjer und Jener
holen, wenn da fein Frauenzimmer dahinter ſteckt der
Kerl hat nen Weiberfhurz an !“ — —

Sungelmann diente fein Zahr gar ab — er durfte fo-
gar wegen fortgefeßt gufer Führung die leßten Mandver
in Reih und Glied mitmadhen — dann heiraͤthete er feine
MUnna und Kaufte eine Meine Virthſchaft, weldhe er, in
banfbarer Srinnerung an das Ereigniß, weldhes fie Beide
zujammenführte, „Zum B%erfbnöbel" nannte.

nde.

Humoriſtiſches.
„ UAngarif®, . „Mayer! .. weißt De niſcht was der
Henody macht ?” — „Schlecht geht’8 ihm, * ex doch *
friegt 25 Sto@prügel !“ — „Was? Wovor denn 2“ —
„VDor'n Rathhaus !“ —; „Nein, ich . mein worüher?“
„Ueber de Bank.“ — „Nein! De verfteihft! mer niicht; mo-:
druf? —.. Uff'n Toches;”. — „ Weimer, Gott de —
ich meine, was hat er gefhan ?” — Gejchrieen-hat-er1
‚. ‚Meingefallen. Bankier (zu einent Hreund): - „Uch
i bin _ ja__der unglüclichfte-Menzch--von-der Welt.” —
ie10 denn?” — „Dent Dir, al3 ich hörte, Fräulein Lina
ſei verlobt, machte ich ihr einen .a‚'aeiratbéantrag‚ damtt
doch niibt ſo angſehen {ollte, . al8 wenn: i Ne genas-
Fithrt hatte.” — „Und fie mar gar nicht ‚verlobt 2“ —.
„Doch, aber fie hHat die VBerlobung aufgehoben.! Sie ſagte
**f44 * — — —
rechmittel. Erſter Gigexrl: Mein Gluck bei
Damen. —. nicht.zu, be)hreiben ! "Den. Dreien boi‘tfl *
ichomn bie Röpfe verdreht!” . — ; Zweiter Gigerk.: „Dhyo!
8 xte ganz gehau,/ Wie die Cine, alS Ste vorüher⸗
— riter- Gigerl: Nun/


 
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