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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 1 - Nr. 10 (1. Januar - 14. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0009

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Stock.





elberg.
1882.
mement.
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Anfang
0 Ubr.

1891.
nnement. 2
ler.

gen.



— — 8
Samftag8 ; — —
M, 1.20 obne % * Poſtaufſchlag.

bei den Poftanftalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße 7.



Julius Jecker in Heidelberg.




— — — —
Beſtellungen




Jämmtliden Boftanftalten, bei unjeren Zrägerinnen,
\omwie in anſerer Erpedition Heidelberg, Zwinger-
firaße 7 entgegen zenommen.

Werlaug des „Pfälzer Bote.“










— — — — — — —⏑ — —⏑
— — — Dder Anterhultungs⸗
deilage bei.

— — — — —







Deutſches Reich.

— Berlin, 1. Jan. Wieder hat ein Militärpoſten

in einer Straße Berlins ſcharf geſchoſſen Der
Klempner Guftav Kaſper, der in der Nacht, zum
zweiten Feiertag von fröhlichem Gelage heimkehrte,
machte ſich vot dem Gebände
verwaltung in der Oranienſtraße einer Ungebühr
ſchuldig. Von dem Militarpoſten zurechtgewieſen, er—
theilte er eine unhöfliche Antwort und ergriff, als er
nun arretirt werden ſollte, die Flucht.

Feuer, glücklicher Weiſe ohne zu treffen. K. wurde


der nächſten Polizeiwache geſchafft, wo er nach Feſt⸗
ſtellung ſeiner Perſonalien wieder entlaſſen wurde.
Die Kugel war in die Polljalouſie eines Ladens ge—
drungen Dringend nöthig erſcheint — wie wir oft
genug betont haͤben — eine Aenderung der Inſtruk⸗
ıon militärijcher..Boften dahin, daß ſie nicht bei
geringfügigen Anlaͤſſen von der Waffe Gehrauch
machen. Um einer Lappalie willen kann ein Menſch
getödtet, oder wie es ſchon vorgekommen, ſchwer ver⸗
wundet werden, ganz zu ſchweigen davon, daß auch
Unſchuldige ernſte Gefahr laufen. Vor einer Reihe
von Jahren wurden bekanntlich von einem Militär—
poſten am Denkmal im Invalidenpark mehrere Kinder
erſchoſſen.

Berlin, 1. Jan. Die Stadtverordneten-Ver—
ſammlung beſchloß, den Magiſtrat zu exſuchen, eine


zum Zweck der Aenderung der Inſtzuction der
MilTtairpoſten in den Straßen Berlin's.



Prinzregent eine Reihe von Auszeichnungen.
Den Michaels⸗Orden erhielten: Dompropſt So ratroy
in Augsburg, Domdechaͤnt Pruner in Eichſtätt, die
Domkaͤpitulaͤre Erlenborn in Regensburg, Siegler in
Paſſau und Freytag in Bamberg, endlich Stadtpfarrer
Weſtermayer in Můnchen. Hohe Orden Thielten u. A.
Froͤfeffor v. Pettenkofer, Brofeſſor Sicherer, der
Präſident des landwirthſchaftlichen General⸗Comiteé's
Graf Lerchenfeld-Köfering, erhielt den Titel Exeellenz.

Ausland.

? Rom (Katholiſche Lehrgeſellſchaft) Am 25. De⸗
zember, Abends 11 Uhr, reiſten qus dem Mutterhauſe
der Katholiſchen Lehrgeſellſchaft Borgo Veechio 165)
die für das der genannten Geſellſchaft zugewieſene
Miſfionsgebiet Aſſam (Oſtindien) beſtimmten Mitglieder
derſelben ab, und zwax drei Patxes und ein Laien—
bruder, nämlich P. Gebhardus Abele aus Kaufbeuren



Prien (Dibzeſe Münden-Freifing), P. Antonius Ka-
pigfi aus Ratibor (Dibzeſe Breslau) und Ir, Lilianus

Toaler aus Thal bei Rieden (Dibzeſe München—
Freiſing).
Zugleich mit ihnen reiſen drei Schweſtern, der

Katholiſchen Lehrgeſellſchaft aus dem Mutterhauſe zu

drichsthal bei Kreuzburg (Didbzeſe Breslax), Schw.
Urſuͤla Meier aus Amberg (Dioͤzeſe Regensburg) und
Schw. Ignatia Greiner aus Amberg.

Somit werden in Aſſam fortan 7 Patres, 3 Laien⸗
brüder und 6 Schweſtern der Katholiſchen Lehrgeſell—
ſchaft thätig ſein.

*London, 31. Dez.
Nachmittag eine große Menge von Schießbaum—
wolle, die in den Keller des Dublin Caſtle gelegt
worden war. Ueber dem Keller befindet ſich der Rath—
ſaal, in dem Abends eine geheime Sitzung ſtattfinden
ſollte. Man nimmt an, daß die Exploſion zu früh⸗


zeſehen war. Zerſtörk wurde ein Bureau, das die in
hin beſchäftigei Beamten kurz vor der Kataſtrophe
verlaſſen hatlen, ſo daß niemand xerletzt wurde.
»Warſchau, 1. Jan. In Folge des enormen
Nothſtandes haben die Unternehmer für die Truppen—
Verpflegung aͤlle Lteferungen an das Nilitär einge⸗
ſteltt. Aus Charkow wird gemeldet, daß deshalb






ayrfe SEAn





— —

— —— —

* dahtt





edition von Gebr. Hube:
zwngerſtraße 7.



— Johannes Janſſen. Mit wirklicher Genug—
thuung kann man vernehmen, daß der große katholiſche
Hiſtoriker, der „ſiegreiche Erneuerer der Geſchichte
des deutſchen Volkes ſeit Ausgang des Mittelalters,
der am Samſtag in Frankfurt zur letzten Ruhe beſtattet
wurde, nach ſeinem Tode auch bei ſeinen Gegnern
eine gerechtere Würdigung findet. Die „Frankf. Ztg.
hat Sanſſen nachgeruͤhmk, daß „ſein beredtes und
liefes Wiſſen, ſein reicher Geiſt und ſeine geſellſchaft—
liche Liebenswuͤrdigkeit ihn bei Allen, die ihm naͤher


feſſion ſie angehörten, zu einex allgemein hochgeachte
ten und ſympathiſchen Perſönlichkeit machten. Selbſt
die proteſtautendereinliche, eulturkämpferiſche „Voſſ.
Ztg.“, welche im Uebrigen Janſſen eine tendentißzſe
Beſchichtsforſchung nachſagt, läßt ihm „inſoweit Ge⸗
rechtigkeit widerfahren, daß er, nachdem die Refor—
maatören ſo lange in einſeitiger Weiſe auf
goſten der Wahrheit in den Himmel gehoben
waren, auch einmal die Kehrſeite geltend machte und
dem „finſteren“ Mittelalter zu ſeinemn Rechte verhalf.“
Ein ſozialdemokratiſches Blatt, die „M. Poſt,“ be⸗





Geſchichte „reichhaltige Belehrung empfangen! habe,
die Polemit gegen den überaus fleißigen Forſcher ſei
„oft nicht gerecht“ geweſen. Wörtlich heißt es ſodann:
Unvergeſſen ſoll dem verſtorbenen Forſcher ſein wei⸗

Werk nicht zu Ende führen konnte.“ Daß Janſſens
Tod ein großer, ein unerſetzlicher Verluſt iſt, wird auf
katholiſcher Seite allgemein mit tiefem Schmerze zum
Ausdruͤck gebracht. Einen wahren Troſt gewährt die




wird.

Schüler, Profeſſor Dr. Ludwig Paſtor in Junsbruck,
der rühmlichſt bekannte Verfaſſer der „Geſchichte der
Päpſte ſeit dem Ausgange des Mittelalters“, die li—
des großen Hiſtorikers antritt.
Uebrigens iſt der ſiebente Band der „Geſchichte des
deutſchen Volkes? im Manuſcript faſt druckfertig und
auch über die Aulage des achten und letzten Bandes
ſoll Janſſen ſchriftliche und mündliche Mittheilungen
hinterlaſſnn haben.

— Znvaliditäts- und Altersverficherung. Im




Schlechter Seumuns.
Criminal⸗Novelle von Carl Ed. Klopf er.

Sie ſchwiegen Beide einen Moment und ſaben ſich ge⸗
genſeltig foͤrichend in die Augen, als ſuche Jedes des An⸗
deren Gedanken daraus zu leſen.

„Herr Doctor,” begann endliH Marie, „jJagen Sie mir
aufrichtig — haben Sie etwa dıe Empfindung, al — alg
iHände er vielleicht unter dem Sinfluß eines gewiffen mora-
fijhen Drucdes, der ihn nöthigte — furz, ih beſchwöre ſie,
mir offen zu antworten! — halten Sie e& für möglich,
daß Hügel — ein Geftändniß abgelegt baben könnte, trotz⸗
dem er fihH unfhuldig fühlte?”

Ramberg wiegte unfchlüffig fein Haupt zwiſchen den
Schultern und Fraute fih mit der Jeder hinter dem Ohr.
@egne Miene drücte eine fajt komiſche Beklemmung
aus

2de nun.“ meinte er langſam, nach mehrmaligem
Räufpern, es waͤre wohl ſehr vermeſien, eine Behauptune
aufzuftellen, wie Sie eine ſoͤlche da andeuten hn! es aibt

28)


jon vorgefommen fein, wo — ein Angeflagter, um irgend
Semand nicht zu compromittiren —” ;

— „Da!“ rief fie mit leuchtendem Auae. „Und empfingen
Sie heute. einen ähnliden Eindruck?

„ „Om! ahem! hm!” machte Ramberg und fuhr mit der
Spibe des Federftieles ſo, eifria durch ſein greues Haar,
als gälte e3, da einen befonders ſubtilen Gedanken her⸗
auszufraßen. „Ih wil Fhnen geftehen, mein liebes Fräu⸗
lein e& regt jih in mir ein — wWwie foll i nur fagen! —
nun, ein gewiffer juriſtiſcher Inſtinkt, ſo etwas wie eine





dinand Weller ihHn lange beobachtet hatte, wie



hatte und



Qeopold belaufcht!!! Dieje ErkenntniB führte fie aber mit
rafchem Sprung noch zu ganz anderen Folgerungen, als
jie der arme Hüigel aufzujtellen vermochte. Eine überwäl-
tigende Fluth blendenden Lichtes blibte vor ihrem geiftigen
Auge auf, durchzitterte mit einem Nale ſo erſchütternd ihre
NRerven, daß Kie auf einen Augendlit von phyliicher Schwäce
befallen wurde, die fie auf den Stuhl zurücklinken Ließ. Sie
preßte die Hand auf den hHochwogenden Yujen und athmete
ſchwer guf.

„S3 ijt allerdina8 eine ſehr kühne Annahme, fohr
Ramberg in jeinen verlegenen Ausführungen fort, die De-
wegung Marienz mißdeutend, „Hm! und eS Fällt mir nicht
einen Moment ein, die Ausjagen Herrn WellerS nur im
Geringaften auf thre Gewiffenhaftigfeit im Zweiſel zu ziehen
Sdas Gerichtsberfahren kann keine Rückſicht nehmen auf
ſubſective Empfindungen, die üch noch dazu auf ſo phan—
taͤſtiſche Gründe ſtützen —“

Nein, nein!“ rief Marie aus, die ſich indeſſen wieder
gefammelt hHatte, und ſyrgna auf. In d
blinften: Thränen, aͤber in ihrem Blick leuchtete etwas wie
Freude, die ſich in dem erregten Roth ihrer Wangen wi-
derfpiegelte. .„IOH fehe ar — meine





fie erbob ihre Stimme zu einem feurigen Schwuns, aus


raudation, die ihm vor zwei Jahren zugemuthet wurde !”


ſah die Sprecherin ganz perplex an.

Mein Gott! was ſagen Sie da? Wär' es möalich?
Meine — Ahnungen . . . .1“ *

„Sch hoffe, diefe Ahnungen werden fich in Kürze be-
ftätigen. Ich ſage Ihnen nochmals: Hügel iſt vollkommen

Za. aber wie wollen Sie — wie kommen Sie auf

— — —

dieſe Idee, mein Kind? Wodurch erklären Sie die ver-
dächtizen Umſtände, die wider Hügel {preden — und was

abzulegen?“

Aug dem denkbar edelſten Bewegarund, Hexr Doctor!
Ja, es iſt wahr, er verbrachte einen großen Theil der ver-
Zangenen Nacht in der unmittelbaxſten Nähe unjerer Villa.
aber — in meiner Geſellſchaft. Und er erklärte ſein be-
denkliches Vexweilen an diejem Orte durh ein faliches
Schuldbekenntniß — um micdh nicht zu compromittiren !”

— — mir denn!” rief Ramberg in völi-
ger Faffungsloſiakeit den Kopf in beide Hände nehmend
und mühjbm nach Luft ſchnapxend. „Verzeihen Sie,
Fraͤulein ich kann ich muk — zum Henker, —
7 8 heraus! wie kommen denn Sie dazu, mit



Mit dieſem Manne zur Nachtzeit eine Unterreduns
zu fuͤhren? Das könnte ich Ihnen durch eine längere Uus-
führurg erläutern, aber — ich ziehe eine Kürzere vor, die
den gordiſchen Knoͤten mit einen pieb zerſpaltet: — ich bin
— bdie Gelichte diejes Mannes !”

Sie ſtand hHochaufgerichtet, ſehr roth, aber ohne mit
der Wimper zu zucken da⸗ als habe ſie den erhabendſten
Ausfpruc ihres Lebens gethan, der aute Amtmann ag
jedoch ganz ſtaxr in feinem Seſſehund rang vergeblich
nach Worten. Er ſchien nicht uͤbel Luſt zu haben, an dem
das ſo ſtolz vor
ihm ſtand wie eine zweite Jeanne d’Arc.

„Das ift nicht. möglih!” plagteer endlih hHeraus. „Und
Herr Weller —”

„Sit ein Schurke! — Herr Ferdinand Weller [hat ge-
wußt, daß Huͤgel unſchuldig iſt unſchuldis ſein muß —
und märe daher zum Mindeiten ein Verläumder !”

— „Dulieber Himmel! — dann — dann hHätte er vielleicht
aus Eiferſucht —“

Fortſetzung folat


 
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