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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 271 - Nr. 280 (27. November - 8. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1113

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Erſcheint töglich mit Angnahme der Sonn- und Meiert
Samftags mit Unterbaftungsbeilage, Vreis yierte
7, 1.20 obhne Trögerlodn u Boftouffcdhlag. - Beftell: gen
bet den Poftanflaiten ı, bei ber Eypedition Zwingerſtraße

Wr 206



Serantwortlicher —
Juline? Jecter in Heidelberg—





Geidelberg, Samliag, den- 3 Dezember 4482

XNzeige-Biait für die AmtSbezirke Heidelberg,
Qabe@urg,'fimnbdm‚ Schwetzingen Philippsburg,
— ꝛ « — — — rgemünd Wosbaͤch
— — — — h./ Wertheimot

4. Jahtj

— Brclag u. Expeditiou von Gebr guber
in Heidelberg, Zwingerſtratze 7





2 8 S
Beſtelluugen
Ten „ Wiälzer Wrten““ werden fortwährend bei
wmtlichen Boſtenſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
owie in anſerer Irpedition Heidelberg. Awinger-
— 7T entaraen nommen

-S Yudy etwas zur Wilitärfenge.

Von jozialdemokratiſchet Seite ift neulich das
Wort gefallen, wenn die neue Militärvorlage durch-
gehe, ſo könne die Partei in der Beziehung damit
zufrieden ſein, als zahlreiche junge Genoſſen, wie ein
Sauerteig in den Kaſernen wirfen mürden. Bei un-
befaugenem Betrachten der Sachlage kann man dem
Ausſpruche eine gewiſſe Bexechtigung nicht abſprechen;
denn es iſt Thatfache, daß ein Theil der Rekruten
mit ausgeſprochen ſozialdemgkratiſcher Geſinnung beim
Nilitär eintritt; die eifrigſten Agitatoren findet die
Sozialdemokratie bei den juͤngen Arbeitern, die durch
die Phraſen geblendet und 'den Führern blindlings
folgend ſich in eine Art Begeiſterung hineingearbeiiet
haben und dann glauben, ſelbſt ſchon Führer zu ſein,
rährend ſie doch nur am Leitſeil gezogen werden.
Beweiſe für dieſe Thatſache hat man in den Induſtrie⸗
Ebieten zu Dugenden, und daraus darf man wohl
den Schluß ziehen, Ddaß. e& in der Armee an Ver-
tretern der Sozialdemokratie durchaus nicht fehlt,
welche trotz aller Disziplin Mittel und Wege finden,
im bunten Rock ihr Agitationswerk fortzuſetzen. Beim
vorigen Parteitage erregte es, wie det Vorwärts“
bexichtete, beſondere Befriedigung, daß ein Beglück⸗
wünſchungstelegramm von „mehreren Mitgliedern
der Vogel voßn Falkenſtein fchen Ferienkolonie“ aus
dem Reichslande eingetroffen ſei; in ehrliches Deuiſch
überfeßt, wäre da3 nichts ahderes, al8 eine Depeſche
von mehreren aktiven ſozialdemokratiſchen Soldaten
des betreffenden Regiments.

Dieſe Art Propaͤganda in der Armee, die Aus—
kreitung ſozialdemoktatiſcher Jyeen doͤn Mund zu
Mund, zu unterdrücken, oder den Verſuch generell
zu dieſem Zwecke zu machen, erſcheint uns nicht als





meinen erfolglos, aber vielfach verſchlimmernd; Lin


daß ini Heere der chriſtliche, ki rchliche Geiſt
mehr geyflegtwird als es bisher, wenigſtens praktiſch,
vielfach der Fall iſt. Wir ſind die Letzten, welche
die hohe Bedeutung und die wichtige Stellung des
Heeres verkennen,
geſehen wiſſen, weil es ſich aus der Blüthe der Nation
zuſammenſetzt, aber dabei muß auch als oberſter
Das verlaſſene Gaſthaus.
von A. K. Green.

„Dex alſo Angeredete ſchien einen Angenbleck betroffen
und ich wartete klopfenden Herzens/ daß er ſeine ſchrecklicheit
Drohungen von vorhin zurüdnehmen, ſeinen Vetter um
SBerzeihung bitten und mit — verföhnen werde.
Freilich ahnte ich nichi/ welcher dilterk Haß ſein Herz ver⸗
giftete. *
„Du Dift ftets mein böfer Genius gewejen, Louis,“ rief
&. „Schon al® wir Anaben waren, Haft Du mir im
Wege geitanden, haft mir überall den Vorxang abgelaufen
mit Deiner Kraft, Deiner Schönheit, Deinem Muth und
Deiner Gejchicklichteit. Damals betrachtete ich Dich mit
Neid und Mißgunit, als ich älter wurde, lernte ich, Dich
$ berabjcheuen. Fuͤnf Jahre lang habe ich Bich nicht ge⸗
lehen und Du ftehit heute jchöner und itolzer vor mir,
al$ je. aber auch mein. Haß iſt mit neuem Grimm erwacht,
I habe Dir den Tod gefchtworen. Noch
ba)m. i{t Deine Frijt abgelaufen
1 inz Herz.” . .
„Ali0 nicht aus Liebe zu Deiner Schweiter, ſondern
AuS Feindjchaft gegen mid, haft Du mich in _diejen Hinter-
Yalt gelodt?“ rief der andere. „Genügt es Dir denn nicht
‚ß mir Deine Rückehr Zitel und Vermögen raubt —
Cin ftolzer Marauis bin ih unr noch ein einfacher Haupt-
Mann in der Föniglihen Gaxde Befriedigt diejer Gedanke

Nicht Dein unverföhnlihes Gemüth?“ D
„Nichts vermag meinen Haß zu tilgen, ſelbſt Dein
&od nicht. Du haft mir zu viel geraubt: die Achtung der
® das Vertrauen meiner Mutter, die Liebe meines
Vaters Ja, leugne es nur, mein Vater lieble Dich mehr
— — - darum ſchickte er mich fort aus der Heimath.
Al i ſchiffbrüchig und von den Wilden gefangen in
$!nem Sterker des @?tené idmachtete, da mwar eS der Ge-
danke, daß er meinen Tod für ken üngluͤck anfehen würde,
08 imich zux ‚ grimmigiten Wuth entilammte. und meinem
Clend: deu ſchirfſten Stachel:. Tieh. - Sr: Fonnte- ja nit

50)

und meine Kugel trifft




MS edfen: Namen8-ein-Mann.gapz nach ſeinem Herzen

in Gottesfurcht und
frommer Sitte, die wir von den Bürgern verlangen,
dem ganzen Volfe voranleuchte, wie es ja der Wille
des oberſten Kriegsherrn iſt, der mebrfach unzweideutig
ſeinen Willen in dieſer Beziehung bekundet hat.

Wenn wir aber die geweſenen Militärs fragen,
von dieſen die Zuſtände ſchildern laſſen,
ſo können wir uns der Thaͤtſaͤche nicht erwehren,
daß es in dieſer Hinſicht leider noch lange nicht iſt,
wie es ſein ſollte; der chriſtliche Geiſt ſindet ini
Militär — man verzeihe das harte, aber wahre Wort
— hei weitem nicht die Berückſichtigung, welche er
Lerdiente und im Intereſſe des filtlichen Wohles des
Volkes beanfpruchen muß. Wenn Ddie Eltern ein
Recht haben, ihre Kinder nur.in eine ſolche Schule
zu ſchicken, in der dieſelben moraliſch und religiös
erzogen werden, dann haben fie gewiß ein Recht,
ihre erwachſenen Söhue nur in eine ſolche Kaſerne
zu ſchigen, in der ſie an ihrem Glauben und an
ihrer Sittlichkeit keinen Schaden leiden, denn ſie ſind
es, die einſt vor dem Thröne Goͤites über dieſelben
werden Rechenſchaft ablegen müſſen.

Es mag nicht unangebracht ſein, hier eine alte
Reminiscenz aufzufriſchen. In dei Kriegsartikeln
de8 früheren Nönigreiches Hannover fautete in den
dreißiger Jahren unjeres Jahrhunderts der erſte Pa⸗
ragraph, welcher allmonatlich ſämmtlichen Maun⸗
ſchaften vorgeleſen wurde:
Gottes Wort verachtet, deuͤ Genuß des heiligen
Abendmahls verſäumt, und dadurch in einen läſter—
lichen und unchriſtlichen Lebenswaͤndel verfällt, ſoll
beim Regimente nicht geduldet, ſondern falls Ermahu⸗

Grundſatz gelten, daß das Heer

ungen und Leibesſtrafen ihn nicht beſſern, ohne Ab-
ſchied entlaſſen werden.“ In dieſer Beſtimmung

offenbart ſich der.

wahre, chriſtliche Geiſt, wie et
beim Heere

herrſchen ſoll und muß, und zwar durch


des Herrn kommen? Es iſt ſchon traurig genug, daß,
wie behauptet wird, die Rückſichten auͤf den Dienft
nicht geſtatten, daß die geſammte Mannſchaft wenigſtend
Sonntags Jormittags ſo viel flei Zeit har, um d
kirchlichen Pflicht zu genügen, wir meinen, es ließen
fi@ doch wohl noch, wenn man mit Ernſt daran ginge,
dazu Mittel und Wege finden, aber daß vielfach &er
Sonntag zu niedrigen Arbeiten beuutzt wird, kann in
keiner Weiſe mit der dem Tage des Berrn ſchuldigen
Achtung und der nothwendigen Pflegé der Religihſi⸗
tät in Einklang gebracht werden Am Sonntag Vor—
mittag Bußen und Reinmachen — am Sonntag Nach⸗
mittag dem Vergnügen nachgehen: das wird iiemals
chriſtlich geſinntẽ Männet erziehen, da liegt geweß
die Gefehr nahe, daß die von' der Schule und den
Elternhauſe mitgebrachte Religion bei manchen aͤll—
mählich verkümmert und erſtirbt und die Sozialdemo—
kratie für ihre zahlreichen Kaſernen⸗Agitatoren ein
ergiebiges Feld findet.

Sodann wäre es unſeres Exachtens durchaus nö—
thig, daß die Vorgeſetzten auf die Geſpraͤche und Lie⸗






dann reiche Gelegenheit haben, maͤnche Uebelſtaͤnde
abzuſtellen, denn was an anzüglichen Geſprächen und
Liedern! hie und da in den Kafernen geleiſtet wird,



müth dürfte dort den Keim des Laſters in ſich auf—
genommen haben. Es iſt uns bckaͤnnt genug, daß
die obere Behoͤrde ſolche Uebelftände ſcharf mißbilligt
und den Schuldigen ftraft, aber man hat das Gefühl,
als ob die Kontrole nicht genau genug ſei, als ob
wie man zu ſagen
ſchmutzige Geſpraͤch,

a18

pflegt, wenigſtens würde maͤnches



denn ohne gutes Beiſpiel kirchlichen, religiöſen Sinnes
ſeitens der Vorgeſetzten wird
Gaften nicht erwarten dürfen, daß ſie ihrer religiöſen
Pflicht nachzukommen ſich beſtreben.

Zuexſt haben wir hier das dritte Gebot im Auge:
Gedenke, daß Du den Sabbath heiligeſt“; über das
Thema „Sonntagsruhe und Kaſelne“
ganzes Buch ſchreiben. Es ſcheint vielfach die Regel
zu ſein, daß die ſogenannte „Lumpenparade“ und
ſogar Reinigungsarbeiten
finden, über das Letztere wird beſonders bei den
Kavallexiſten geklagt.

ſolchen Dienſtverrichiungen zu einer Achtung des Tages

ſei Fünf Jahre lang habe ich Zeit und Muße gehabt
meinen Haß zu nähreu und auf Raͤche zu brüten: . täglich
habe ich es niir gelobt in meiner —8— daß, wenii
e3 mir je gelänge zu entflieben und Ddas Haus meiner
Väter wiederzuſehen, ich nicht ruhen und raften wolle, bis
Du mir mit Deinem Blute alles Leiden bezahlt hätteft,
das ich durch Deine Schuͤld erduldet Nun kehre ich heım,
der Vater iſt todt und an feiner Stelle finde_ ih Dich,
triumphierend in Vollbefiß von Slüc _ nd Reichthung
Ich habe meinen Schwur nicht vergeſſen, Deine Augenbticke

ſind gezählt.“
„Ich grolle Dir nicht, denn der Wahnſinn ſpricht aus
„ich ſtehe allein in der

Dir, gab Louis zux Antwort;
Welt, deßhHalb hänge ich nicht ſehr am Leben; zwar fürchte
ich den Tod nicht doch werde ich mich mit allen Kräften
vertheidigen vor Deinem Grimm Mit Dir habe ih Mit-
leid denn Du haſt ſchwer gelitten und mein Tod wird Dir
wenig Gewinn bringen.“

„Ich hrauche Dein Mitleid nicht;
Gewalt, nichts verwag
in ſechſten Stockwert

Du biſt in meiner
Dich zu retten Wir find hiet bben
unter uns wehnen nur Frauen.
Rufe zum Fenfter hinaus — ehe die Hilfe kommt, iſt Dein
Athem entflohen. - Die Folgen meiner That fürchte ich
nicht, alles ift zu meiner Slucht voxbereitet! Wir befinden
uns in einem Doppelhaus, das Zimmer hinter mir, zu
zu dem ich den Schlüjiel habe, {feht auf einer andern
Srundmanuer und mlndet auf eine andere Treppe, die zu
einer andern Straße führt, als die, durch weldhe wir hier-
her gelangten, Du ſiehſt, ich habe nichts zu fürchten und
Du nichts mehr zu hoffen,“
„Das werden wir ſehen,“ !
fuxchtbax Bedrohten. Schon im nächſten Augenblick er-
ſolate der wilde Aupraͤll der Vegner die auf Tod und
Leben rangen: die Decke über unfern Häuptern erdröhnte
und Kalk und Mörtel fielen auf uns herab Der Schreck
gab mir die Beſinning wieder ich ſprang empor und ſchrie
au3 SeibeSkräften um Hilfe. . Ploglich aber ergriff mich
Cecilie beim Yem Zund“ deittete entſebt nach dem̃ Fenſter⸗
das ſich vor wiſern Bliaͤcn zu fenfen“jchien; 2 ehe ich;e8
mich - verfah; - Hatte . fie:mich mit Rieſenkraft dürch daͤs

donnerte die Stimme des






ſchaften wüßten, daß jeder Stubenälteſte, jeder Unter⸗
offizier die ſtreugſte Anweiſung habe, jeden ihun de—
lannt werdenden Fall zur Anzeige zu bringen u
dann ſtrenge Beſtrafung folgen mnüffe. Daͤraͤn
es aber offenbar ſogar in den meiſten Kaſernen u
wenn wir fordern, daß viel ſchaͤrfete Anweiſungen in
diefem Sinne gegeben werden, fo thun wir bdamit ı








und Sittlichkeit müſſen
bilden, ſie können aber

die Grundpfeiler des. Heeres
nur beſtehen, wenn der Soͤldat
daß er durch Eifer in
ſeinen religiöſen Uebuͤngen und duͤrch ſtreuge Beobach—
tung der Sittengefeß: in Wort und That ü die
Achtung und Zuͤneigung feincr ſämmtlichen Vorgeſetz
ten, vom Unteroffizter aufwärt®, erwirbt. S




Zimmer gezogen naͤch den Nebengemach. Vor mir
über mir, untec mir, war alle3 ein wildes Durcheir
vonfbrechenden und ftürzenden Mauern; dann folate e
donnerndes Krachen und Getöſe und unter uns gähnt
ein dunkler Abgrund mit Tod 1und Verderben, wo ſich
einen Augenblick zudor ein freundlicdher Wohnraum b

„Wir hatten ung glüclich in das zweite Haus h
gerettet, noch ehe in dem erften der Boden unter unſer
Füßen verfank Mit genauer Noth waren wir ſo den
Yntergang entronnen und Cecilie hHatte wie Ddurch ei
Wunder den einzigen MRettungstweg gefunden — doch hieran
dachte ich jetzt nicht Ioh blidte mur nach oben, mo.ich
voll Entjegen unter Staub und Trümnien die Geſtaͤlt
eines Nannes über der voͤdenkofen Fiefe an einem Balken
hängen ſah, den er mit einem Aım umklammert hielt
Aicht weit von ihm aber, auf einent Stücf der Diele, das
ſich noch nicht von der Mauer gelöſt hatte, Fauerte ein
anderer, deſſen edle Züge ich foͤfort erkaunte, wie ſehr He
auch von der ſchrecklichen Erregung des Augenblids entſtellt
xaren Er war es deſffen Bild mir jeit Wochen. vor der
Seele geſchwebt hatte.

„Zwiſchen uns aber lauerte
Schrecken, deun ich
Beiſtand leiſten,
Raum,
















1

der Tod mit all ſeinen
konnte ihn nicht erreichen, ihm keinen
auch nicht Hilfe hHerbeirufen, weit der
in dem wir un8 befanden, unglücklicherweiſe von
außen verſchloͤſſen war Um unjerer eigenen Sicherheit
bangte ung nicht, aber ſchrecklich war Ddie Lage, in der
jich die beiden Männer befanden;. in meiner FTodes
wn ſie vermochte ich den Blick nicht von ihnen zu wenden
Sekt jchien der wadere Edelmann einen-rajchen Entichluß
zu fajjen : *

„r Muth, : Sfidor,“. rief er jeinem Todfeind zu,
vielleicht. gelingt e& utir, Dich zu erreichen nd Dich aͤuf
den Balken zu ziehen. Da ſoilſt nicht dieſes furchtbalen
Z0des iterben, wenn idhes hindern fanır. Haͤlte Dich feft
ich komme“






Gortſetzung folgt)


 
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