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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 71 - Nr. 80 (29. März - 8. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0311

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8—

























Erſcheint tůglich mit Ausnahme der Sonn und Zeiextege
Sarifiags niit Unterhaltungsbeilage., Preis vierteljährlich
ME 1,20 ‚ohne Trägerlohn u. Poftauffchlag. DBeftelungen
da den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerfiraße 7.

für Stadt






An zeige⸗Blatt für die Amtsbezirle Heidelberg
Ladenburg Weinbeim, Schwetzingen Philippoburg,
Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Neckargemünd, Mosbach
Eberbach, Buchen Walldürn, T.Biſchofsh. Wertheimꝛc





Verantwortlicher Redalteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

W, 7?

Da W a N a a B a E
E E RI

Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei
ſammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗

xraße 7 entgegen zenommen.
Berlag des „Pfälzer Bote.“



— — 7 *
— — — — — — ——⏑ — —⏑

* der Tillyel einet Kaiferin,

Sieh' Korfu dort im Sonnenlicht!
Yuf, Yacht, ıeg über’8 Meer!
S juche Ruh’ und. find’ fie nicht,
Ich nie und nirgends mehr.

In Korfu ſoll ein Temvel ſteh'n
Fuͤr Seine, reich und fein;

Bu idm wil i& im Kummer gehn’,
In Korfu ganz allein.

Achilles Geiſt ſoll mich umweh'n
Und Galateals Glück.
Centauren jolen Wache {teh'’n,
Entzuͤcken meinen Blick.

Die Kaiſrin ſprachs es vrangt der Bau,
Milionen war der Preis;

DochH wiffe, datz die hohe Frau

Für Heine zahlt den Preis.

Durch den tragiſchen Untergang des Kronprinzen
Rudoͤlph wurde die kaiſerlich oſterreichiſche Familie
in tieffte Trauer verſetzt. Urplötzlich ſah man die
Frucht der Richtung, welche der Prinz ſchon, laͤngſt
Ingeſchlogen haͤtte und mit ſeinen Genoſſen beharr—
lich derfolgte, bis die Exploſion erfolgte. Die augen⸗
blicklichẽ Wirtung war eine großartige ; eine Dynamit⸗
bomibe war in die ganze verloiterte Lebewelt DOeſter—
reichs gefallen Der Kaiſer und die Kaiſerin trauerten
übei das ungluͤckliche Ende ihres Sohnes. Sie
fuchten Troſt, aͤber beide in ganz verſchiedener Veiſe
Der Kaiſer faßte den Trauerfall in richtiger Weiſe
auf. Er fagte: Es iſt gefündigt, darum muß gejühnt
werden. Der Ort der zrauſigen That, Meierling ſoll
in eine Kirche verwandelt werden. Fromme Ordens⸗
leute follen aͤn der Stelle, wo der Frevel geſchehen,
für die Seelenruje meines Sohnes beten, und dur



Seidelberg, Dienitag, den 5. Uyril 1882

wurde ohne Zögern in Ausführung gebracht. Man
und die alte
kath. Tradition im Kaiſerhauſe noch nicht zu Grunde
gegangen iſt — Ganz ähnlich verfuhr der Kaiſer,
als daͤs Ring⸗Theater unter ſchrecklichen Umſtänden
in Flammen aufgegangen war. Das Theater ſoll
nicht wieder aufgedauf werden, befahl der Kaiſer; an
ſeiner Stelle ſoll eine Wohlthätigkeitsanſtalt der lei—
denden Menſchheit dienen. Wie geſagt, ſo geſchehen.

Andere Wege verfolgte die Kaiſerin. Sie war
troſtlos über das Ungluͤck ihres Sohnes; ihre ganze
Unigebung hatte einen ſchweren Standpunkt. Sie
glaubte, und wahrſcheinlich wurde es ihr auch ange—
rathen, durch Zerſtreuung den Schmerz zu lindern u.
das Unglück almaͤhlich vergeſſen zu machen. Sie
ging auf Reiſen, ja nicht dies allein; ſie ſuchte das
Meer, das milde, melaͤncholiſche Element, irrte im
Mittelmeer umher, landete an verſchiedenen Stellen,
auch in Alexandrien, und kam ſchließlich auch in die
odyſſeiſchen Landſchaften und nach Korfu, der ſagen—



reichen Inſel, welche nach Homer von den ſeefahren—
den Phaͤaken bewohnt war. Noch jetzt zeigen die
Bewohner den Fluß, in den Odyſſeus ſich rettete, an
dem die liebliche Koͤnigstochter Nauſikaa ihre Wäſche
hielt. Die Inſel hat eine herrliche Lage, reizende
Ausſichten nach Albanien, den griechiſchen Küſten⸗
landen und Inſelgruppen. Die Naturreize und das
günſtige Klima haͤben die Inſel zu einem Lieblings⸗
aufenthalt für die hohe Weit gemacht. Lebemenſchen,
welche alle Bäder beſucht, Alles genoſſen, verſuchen es
auch in Korfu, um dort vielleicht noch einige neue
Genüſſe entdecken zu können.

gorfu ſollte Tröſterin für die Kaiſerin Eliſabeth
werden. Hier fetze ich meinen Fuß, hier ſoll meine
Villa ſtehen; dahin will ich mich flüchten in meinem
Unglück. Der Gedanke an ſich iſt merkwürdig. Die
Laudesmutter Oeſterreichs verlaͤßt ihr ſchönes Land,

— — — —
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7. * . tg.

Künſtler haben an Feinheit und Geſchicklichkeit der
Ausführung das Erdenkliche geleiſtet. Die geſammte
Anordnung ſoll weſentlich das Werk der Kaiſerin ſein
Zeichnung und Einrichtung der Villa ſind bereits
veröffentlicht. Wir heben die Hauptpunkte u. nament⸗
lich diejenigen hervor, welche auf den Geiſt des Wer⸗
kes ſchließen laſſen und immer aufs Neue uns in
Verwunderung ſetzen.

Die Villa liegt auf einer Höhe vor dem Dorfe
Gaſturi und wurde in Friſt von anderthalb Jahren
vollendet. Der italieniſche Meiſter Raphael Carito
hat es verſtanden, in ſo kurzer Zeit ein marmornes
Märchenſchloß hervorzuzaubern. Die Hohe ſtellt einen
Berg vor, welcher ſteil zum Meere abfällt und mit
einem Olivenhain bedeckt iſt. Der Palaſt trägt nach
dem Willen der Kaiſerin den Namen Achilleion und
ſcheint überhaupt Achilles in der Phantaſie der Kai—
ferin eine ſtarke Rolle geſpielt zu haben, und der
Götterliebling Achilles mit ihrem Liebling Rudolf in
Verbindung gebracht zu ſein. Ein ſonderbarex chriſt-
licher Troſt! Am Haupteingange finden wir Cen⸗
tauren, in der Sage als Weſen bekannt, welche halb
Menſch, halb Pferd und ſehr lüſtern nach Wein und
Weibern waren. Wir wiſſen doch, welche Rolle dieſe
Dinge auch anderswo geſpielt haben. Die Centauren
erinuern lebhaft an den Centauren Cheiron welcher
Lehrmeiſter des Achilles war. Zu den Gemächern
der Kaiſerin führt eine Treppe von weißem Marmor
mit einem koſtbaren Treppengeländer. Das Treppen⸗
haus iſt geziert mit einem großen Freskogemälde,
vorſtellend die Rüakehr des Achilles vom Kampfe mit
Hektor. Auf einer tiefer gelegenen Terraſſe iſt der
ſterbende Achilles dargeſtelli, welcher von einem Pfeil⸗
ſchuß getroffen war. Daß die Kaiſerin auch hier eine
Beziehung zu dem untergegangenen Sohne geſucht hat,
iſt offenbaxr Aber welch' eine Verwirrung der Phan—
taſie! Welch' eine merkwürdige Zuſammenſtellung
von Achilles und dem Kronprinzen! — Die Aus-



um in Korfu zu wohnen. Schon in dieſem Gedanken
ſpielt Phantaſie, dieſe entwickelt ſich aber noch weiter
ins geradezu Abenteuerliche. Sie verſenlt ſich völlig
in das griechiſche Heidenthum, umgibt ſich mit Göt—
tern und Göttinnen und verliert ſich in dem Sagen—
kreis der griechiſchen Welt Der ganze Schnickſchnack
der griechiſchen Sage hält ſeinen Einzug
Tempel der Kaiſerin; um aber das Ganze zu voll—
gebaut für

einen — unſittlichen, grundverdorbenen Menſchen;





ihr ſtrenges, abgetödtetes Leben das Aergeniß wieder


ſſt.“
Niederlaſſung gründeten. Der Wille

Die gebeimnißvollen Violinſpielex.
3) Nach einer wahren Begebenheit.
(Nachdruck verb.)

Ich loſchte meine Lampe aus; weil ich fürchtete, dDas
Licht fönnte durch irgend eine Spalte drinaen und wich
verrathen. Und e& war gut, daß ich das that, denn ohne
fange zu fuchen, fand ich eine Spalte, welche mir einen
Blick in dazZ Zimmer, in dem fo wunderbare Melodien, er«
fHangen, gewährte. Die Spieler vexmochte ich aber nicht
zu jehben. Darum nahm ich mein Mefjer zur Hand, um
die Spalte vorfichtig zubvergrößern; nachdem das geſchehen,
fonnte iq Artyur deutlich erkennen. ——

Sein Geſichi war pieich. und es drückte ſich eine nicht
zu bejchreibende Begeifterung Ddarauf aus. Sein Körper
war etwa3 nach vorn gebeugt, die Aunen blidten auf und
rubten, wie e Ichien, mit tiefer Innigkeit auf dem andern
Spieler, während ſeine Violine der janften Berührung ge-
Horfamı, jeinen Gefühlen wunderbaren Au3Zdruck gab; die-
jelben wurden von dem andern Infirument erwiedert, deſſen
Spieler ich gern auch geſehen hätte.

Ich vergroͤbexte die Spalte und ſah dann abermals
hindurch, aber obwohl ich iett da? ganze Zimmer über-
biiaen Konnte, jah ich doch nur meinen Freund, während
das zweite Fnfirument die Herrlide Melodie ertönen

ließ. —

Eine ſeltſame Bangigkeit bemächtigte ſic meiner .. ;
die Mufik war überirdijch, der Spieler unfichtbar ! IhH be-
gann den Zauber zu empfinden, in deſſen Bann fih Arthur
befand. Sin beraufchendes Entzücen bemächtigte HH meiner
— — —

Ich weiß nicht, wie lanae ich wie gebannt daßand,
aber "endlich bemerkte idh, daß Urthurz: Augen _ gefchloffen
waren, .und daß; er. zufpielen aufgehört hatte. Die Violine
Hielt er feit an die Schulter gedrüct, dieHand jeboch,
welche den- Bogen hielt, . Iag regung3lo3 auf den Saiten,
Die andere Bioline. jpielte jedoc in janfter Weife Wweiter,
daß e8 wie Trauermuhtk Hang, und mit Leifen Kagentönen
verhalte fie endlit ganz aNlmählich. .

Bei den Tepten Klängen verioͤſchte die Lampe, welche

doch daruͤber ſogleich Naͤheres.
Die Villa der Kaiſerin Eliſabeth in Korfu iſt ein
Prachtbau im Renaiſſanceſtil. Italieniſche u. Wiener

bisher matt gebrannt hatte, und Dunkelheit erfüllte das
Zimmer.

warf mich halb bewußtlos auf mein Bett.

fillie noch mein Jnnere3 ... idh trieb noch - auf dem
Meere der Töne einher und verbrachte den Reſt der Nacht
in wirren Träumen.

Am Morgen machte ih raſch Teilette und eilte die
Treppe hinab. Aline war im Frühſtickzimmer und der
Frühjtücstijch bereit. Sie fragte, ob ich gut gefchlafen
hHabe und bemerkte, daß ih blaß ausjehe, vorauf ich er⸗
rgiefiberte‚ dab ich nicht fo gut wie gewöhnlich geſchlafen

abe.

Darauf fragte ich nach ihrem Bruder.

Er iſt noch nicht aufgeftanden,“ verſetzte ſie trotzdem
4* ein Frühaufſteher iſt. Er mußte es heute verſchlafen
aben.

Ich will gehen und ihn wecen ſvrach ich.

— _I eilte na feinem Schlafzimmer und Kopfte an
die Thür. Al3 ich keine Untwort erhielt, Kopfte i ſtärker⸗
aber ohne befjern Erfolg. Daz fiel mir auf .. ih Öffnete
die - Thür jah hinein. DazZ Bett war unberührt, Arthur
nirgends zu ſehen.

Nicht wenig beſtürzt eilte ich nach dem Bimmer, in
dem Ich ihü zuletzt gefehen batte Die Thüx war ver.
ſchioſfen. SIch legte den Mund an das Schiüſſelloch u.rief
Arthurs Namen, erhielt aber keine Antwort. Ohne mich
weiter zu befinnen, ſtieß ich nun gegen die Thür u. erbrach
ſie mit Gemwalt. . . i

Da ſaß mein Freund Arthur genau ſo, wie ich ihn i
der Naͤcht deriaffen Hatte . .. Die Violine an der Schul-
ter, Die vechte Hand. mıt dem Bogen auf den ftummen
Saiten. Um jeine bleichen Lippen ſpielte ein Lächeln

Die fchrecklihe Wahrheit fuhHr mir durdh den Sinn ...

- Arthux mar todt! Seine Seele wax ven der Erde ge⸗

{flohen, wie die Töne feiner eigenen‘ Mufik , ..
. / Urme: Aline!“ rief ichaus, indem; ich bei diefem Un-

blic voll Beſturzung einen Schritt zutücktrat —

Da vernaͤhn ic einen leichten Tritt und fühlte aleich




ſtattung der kaiſerlichen Gemächer wird nicht geſchil-
dert. Schwerlich werden wir dort etwas Anderes.
als Heidenthum finden. Die Decke des Speiſeſaales
ſchmuͤckt eine Galatea von Pilotti. Galatea iſt in der
griechiſchen Sage hekannt wegen ihrer Liebezabenteuer
und wird dargeſtellt als reizende Nereide, welche von
vier Delyhinen auf ruhigem Meexesſpiegel gezogen
wird. Tritoniden halten die Zügel; Galatea hält ein
purpurnes Tuch, vom Winde deſchwellt, als Segel
und Schutz über ihrem Haupte. Woran ſoll deun die



ſich da gedacht hat? Leider erinnern alle dieſe my—

darauf eine Hand auf meinem Arm €3 war Mine ...
bleicher als die marmarweiße Stirn ihres Bruders.
Ich trug ſie bewußtlos aus dem Zimmer.

In der folgender Nacht wachte ich bei der Leiche in
dem Zimmer, in welchem mein Freund ſeinen letzten Athem⸗
zug gethan hatte.. €3 mochte gegen Mitternacht geweſen
ſein, als Aline, weldhe jich den ganzen Tag in ihr Zimmer
e'mgeid;[ofien'f)flfle‚ leiſe in das Zimmer kam. Ich führte
ſie zu der Leiche und blieb, ihre Hand in der meinen be⸗
haltend neben ihr ſtehen.

244 * 4 Licht 44 ein grauer Dunſt
en rab, der Sturm der T ü
— en ganzen Tag gewüthet
ine hob ihre thränenerfüllten Augen mit einem fra—
genden Blick zu mir auf den ich recht woͤhl verſand 5
drückte ihre vand als Antwort und lauſchte mit. ECin
Rauſchen wie das ſanfte Sauſeln eines Zebhirwindes er
füllte das — dann vernahm ich matt, wie aus weiter
Ferne die Toͤne einer Violine, welche näher und näher
lamen und endlich drang es wie fanfte, melodiſche Woͤßen
in dazs Zimmer. Ih erkannte die Töne des unfichtbaren
Spielers Aline hörte auf zu weinen und laufchte mit
einer KRuhe, diz mich überrajchte. Nach einer Zeit wurde
die klagende Melodie des unfichtbaren Spielers aus der
Feene leife beanfwortet. Der zweite Spieler näherte ſich
und nun trugen Beide die Köftlichite Melodie vor, weldhe
je an ein fterbliches Obr gedrungen iſt Al3 fie den Todten
betrauert und beweint hHatten, änderten fie plöglih den
Ton; fie tröfteten und beruhigten und nahmen einen {o
boffnungsvollen Ton an, der hinrig und'zu Thränen rührte
Auch wir empfanden daz Wohlthuende diejer Klänge, und
al die Melodie leijer wurde und almählih vertlang, da
waͤr Alinens Herz faſt ausgeſöhnt mit dein Verkuft, welcher

ſie getroffen.













































































 
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