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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 121 - Nr. 130 (29. Mai - 10. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0523

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Lrſchern tůglich mit Ausnakme der Sonn⸗ und Feiertage
Samfiags mit Unterbaltungsbeilage, Preis vierteljährlich
m‚!- 1,20 ohne Trägerlohn u. Woftanffhlag. Beftelungen
N bei den Poftanfialten 1, bei der Gxpedition Zwingerfraße 7.

ÄIS&!

{ Verantwortlicher Redakteur:
Zulius Jecer in Seidelberg.


— — —

Beſtellnugen
* den „Pfalzer Boten werden fortwährend bei
— Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
Zvie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger⸗
aße à entgegen zenommen.

* Berlag des „Pfälzer Bote.“

B

I8 Furners und Studenten-Zeit in Nuth

* Paͤris5. Juni, als glänzend mißlungen zu be—
über ur 16 au:ländiiche, wobei die Czechen als 5
—— gezählt ſind. Es ſind ſechs luͤremburgiſche,
er belgiſche und ein Schweizer (ürich Verein ver⸗
Iten. Die Luxemburger hälten Zute Nachbarſchaft
Mit Trankeich, mo 35—40,000 Dder SIhrigen leben.
, it den Belgiern iſt es eben ſo, haben wir deren
I 450- bi8 500,000 in Frankreich. Von aus⸗
Märtigen Hochichulen find Luttich, Leyden, Dublin,


* bis drei Studenten. Dies verhindert natürlich
44 daß viel gelärmt und geredet wird. Die Turner
8 Algier legten geſtern einen Kranz auf die Gräber


t, wozu die Lurnvereine gegründet wurden. Wir
ben Haͤnd in Hand wit den Turnern Frankreichs
* den jetzigen Vorbereitungen und werden dieſelben
dem hekbeigewünſchten Tage der Schlacht wieder
Wen“ Abends wurde den Czechen ein Punſch
nid ein kalter) geboten, bei dem dieſelben die
dentungen des Redners Caurtois über den baldi—


renwein, Muſik, Uebergabe einer böhmiſchen Fahne
w. gefeiert und im College untergebracht. Podlipny
gte in ſeiner Rede: „Wir haben eine große Ver—
SühngenhHeit und Haben den MuthH zu großen Thaten.

It gehören der großen ſlapiſchen Familie an, wo
93 heilige Rußland ſich befindet. Frankreich hat die
Lopte Vergangenheit, da es ſich an die Spitze der
ittun⸗ geſtellt. Wenn wir uns einigen, wenn dieſe
en Nationen fich die Hand geben, wird keine rohe

walt uns bezwingen koͤnnen.“ Samſtag-Morgen






für Stadt und

| Seidelberg, Zreitag,den 10. —

Jacke mit Schnüren, Helm und Falkenfedern) ihren
Einaug in Luneville, begaben ſich auch zum Grab der


Nanecy hat die Polizen bloß die elſäſſiſchen Fahnen

ruſſiſchen Fahnen (Inſchrift:
mahnt.

An der deutſchen Grenze iſt keine Ausnahme—
Maßregel getroffen; übrigens wird die Zahl der
Elſaß⸗Lothriuger nicht ſehr groß ſein; am Samſtag
kamen ihrer gegen 2000. Die Ezechen hielten um
2Uhr mit Fahne ihren Einzug in Nancy, wobei die

Vive notrè allièe) ge⸗

in Luneville, ſo ſangen die Czechen dieſe Hymne mit


als Teufel in der Hölle, Rußland iſt mit uns, und
wenn Jemand gegen uns iſt, wird Frankreich ihn
ſchlagen.“ Die Czechen werden im Grand Hotel
Ainericain auf Koſten der Stadt beherbexgt; vor dem—

Ueber der Markthalle iſt der Altar des Vaterlandes“
errichtet, mit drei in franzöſiſche Farben gekleideten
„Prieſterinnen“, welche Carnot einen Blumenſtrauß
überreichen und dabei „Hoch Carnot, hoch die Re—
publik!“ rufen werden. Biſchof Turinaz, welcher noch

gebotenen Feſtmahl ſehr höflich abgelehnt. Dagegen
verordnete er auf Erſuchen des Maire das Läuten
aller Glocken bei dem Einzug, da dies den bisherigen
Gepflogenheiten entſpricht.

Republikaner, welche öffentlich dagegen eiferten, daß
Carnot mehr als je ein König gefeiert wird. Dieſe
Feſte ſind alles, nur nicht republikaniſch, ſaate der
Ibgeordnete Gabriel Nauch); die Republikauer er-
richten Carnot mehr Triumphbogen, als die Monar-
chiſten jemals ihrem König zu errichten unternommen
haben.
zu den Feſten ab.

Präſident Carnot iſt Sonntag-Morgen 8 Uhr 40



Bourgeois von Paris nach Naney abgereiſt. Am
Bahnhof hatten ſich etwa tauſend Perſonen eingefunden.
welche Hochrufe auf Caxnot ausbrachten. Er traf
um 1 Uhr Mittags in Bar-le⸗Duc ein und wurde
von der Bevölkeruͤng lebhaft begrüßt. Er empfing
die Behörden, welche den Präſidenten ihrex Ergeben—
heit gegen die Repüblik verſicherten. Der Biſchof von



und der Klerus ſeiner Diözeſe nähmen aufrichtig die
Regierungsform an, welche ſich das Land aus freier







ote

Anzeige-Blatt für die AmtsSezirke Heidelberg
£ß“d Lodenburg Weinbeim Schwetzingen, Philippsburg
* Miesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, MosSbach

Eberbach Buchen Walldürn, T-Biſchofsh., Werheim ze.
Druck, Verlag u. Expedition von Gebr. guber 97
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7. 2 1

Entſchließung gegeben habe. Er gebe dem Wunſche
Ausdruck, daß die Mißhelligkeiten verſchwinden und
Einigkeit und Friede einkehren mögen. In ſeiner
Erwiderung dankte der Präſident dem Biſchof für
ſeine patriotiſchen Worte.

Die Ankunft des Großfürſten (Vetter des Zaren)
hat in Naney bei allen mit der Politik in Berührung
ſtehenden Perſonen großes Aufſehen erregt. Als ganz
beſtimmt kann ich mittheilen, daß die Miniſter von
dem Eintreffen des Großfürſten nichts wußten, als
am Vormittag die Depeſche über die bevorſtehende
Ankunft hier aͤnlangte. Dieſes Telegramm wurde

alsbald dem Präſidenten Carnot zugeſtellt, der über
den Inhalt ſich keineswegs überraſcht zeigte. Ich
glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, daß die

Studenten und die Feſtmahltheilnehmer unter dex
Hand durch die Miniſter von dem Eintreffen des ruſſ.
ſchroßfürſten benachrichtigt worden ſind, wobei dann
die jetzt allgemein verbreitete Loſung ausgegeben wurde,
Großfürſt Konſtantin ſei hergekommen, um die Be—
deutung der Kaiſerzuſammenkunft in Kiel abzu—
ſchwächen.

Fteiheit — bleichheit — Vtinetlichkeit.

(Was ſich manche Sozialdemokraten insbeſondere

unter der Gleichhei und Brüderlichkeit denken.)

In der demokratiſchen „Neuen Bad. Landesztg.“
leſen wir:

Vor der Strafkammer zu Frankenthal wurde dieſer
Tage folgender Fall verhandelt: Das Schöffengericht
Ludwigshafen verurtheilte, wie ſeiner Zeit berichtet,
den fozialdemgkratiſchen Landtagsab—
geordueten Dr. Phil Aug. Rüdt von Heidelberg
wegen Beleidigung des Bahnhofportiers Bey—
erer in Ludwigs hafen zu 200 Mark Geldſtrafe
und Vergff ntlichung des Urtheils nach exlangter Rechts⸗
kraft. Dieſes Urtheil focht der Angeklagte an. Der
Sachverhalt iſt etwa folgender: Im November kam
Dr. Rüdt mit der Baln Abends von einer Volksver⸗
ſammlung aus Haßloch nach Ludwigshafen, um den
tetzten Zug nach Heidelberg zu benützey. Im Re—
ſtaͤurationsfaale 2. Claſſe nahm derſelbe mit zwei

Genoſſen Platz und beſtellte ſich Eſſen und Trinken.
Portier Beyerer rief 10 Minuten vor Abgang des
Zuges ab. Dr. Rüdt fragte ihn, ob er noch 5 Mi—
nuten Zeit habe, was Beyexer bejahte. . Nach Vexlauf
von 5 dis 6 Minuten rief Beyerer wieder ab. Aber
den Herren fiel es nicht ein, nach dem Zug zu gehen.











Das große Loos.
Original⸗Novelle von Leo Werner.
Nachdruck verb.)
vid Gebe Gott, daß Dich Dein Herz nicht betrügt! er—
niactte Herr Hüljemann, „und daß meine böſe Ahnung
Öt in Erfülung geht.“
ett „Du darfit nicht zu ſchwarz ſehen, Väterchen, tröſtete
* Ddie Tochter den beklagenswerthen aͤlten Herrn, „im
— Unglüc naht, uns auch ſehr oft noch RKettung, ein
* dentſches Sprichwort ſagt ſogar; Wo die Noth am
Ößten ijt, da iſt Gottes Hülte am nächiten.“
8 „Ja, ja, man fagt das, entgegnete mit einem *
w higen Lächeln der Greis, „aber ein anderes Sprich
* welches leider nux oft zu waͤhr iſt, ſe4 auch: Ein
c{;gluä„ fommt jelten allein ! Und zu unjerm Unglück iit
* längſt ein zweites gekommen, denn ich habe in letzter
4 nicht nur wein Bergwerk, ſondern auch meinen
Modit und meine Freunde verloren. Denn wo {ind die
f-nvr?“ner geblieben, die mir vielleicht noch hätten helfen
— Der Commerzienxath alten. der Banagnier
er der Banquier Buchhold, die — — Künne⸗
44 und Andere? Keiner iſt gekommen um mir in dem
84 zu helfen, wohl, werden ſich abex bald meine
——— melden und ich werde meine Inſolvenz an⸗
8—— — Das iſt die ſchreckliche Fortſetzung nieines
* lieber Vater, verzage noch nicht vollſtändig, Ludpig
2— — nicht in unjerm Unglüc verlaffen, das
i e *

oct ich will Dir Deinen Glauben nicht nehmen,
oen und will mit Dir anınehmen, daß Ludwig ein
Tann" treuer Mann ijt, aber mit Treue und Cdelmuth allein
er n'er uns nicht aus dieſem Unglüce befreien, und wenn
dazu 4 ſeinen Vater und andere einflußreiche Manner
8*— ewegen kann, für die Erbaltung meines Eredites ein⸗
&, 10 bin- i dennod ruinirt.” ;
— vextraue auf Ludwig und hoffe diel von ſeiner
Mad * und jeiner Liebe zu uns,“. betheuerte „da3 junge
en und die Haͤnde faltend fügte ſie hinzu: 8

8)

Nal

ewiger, allgütiger Gott laß 8 nicht an dem Manne
meines Herzens irre werden, ich müßte ja ſonſt den
44* in Menſchenliebe und Treue für immer ver—
ieren.“

In dieſer Hinſicht muß man ſich leider auf die


der * geprüfte, verzagte @reis, . „Denn jeit dem Aus
bruche des Unglücks auf der Felir-@rube hahe ich noch


iſt freilich * eine furchtbaͤre,

und wer den Schachtſtur
und den gähnenden Abgrund,

1 in welchem unaufhör
die Waſſermaſſen ſtüxzen,
werk verloͤren/ wie ich es auch ſelbſt gethan habe, als ich
hHeute morgen Ddas Unglück jah.. Wer möchte auch einem
untergehenden Schiffe jein Gold anvertrauen?! Hahaha !”

Mathias Hüſſemann lachte wie ein Wahnlinniger
und ſchlug ſeltſam mit den Händen durch die Luft, als
wollte er ein auf ihn eixdringendes Ungeheuer verſcheuchen.
S3 wärẽ wirklich kein Wundex gewejen, wenn der be—


und die Tochter um ihr Lebensglück zu bringen drohte,
den Verſtand verloren hätte.

— „Rege DidhH nicht mehr o auf, Bäterchen,“ ſagte ſanft
die Toͤchler Hüljemann’8 und legte beruhigend die Hand
auf die Schulter des Vaters, „es wird ſchließlich noch ein
Retter kommen.“

„O wenn ex nux. käme bevor ich ganz der Verzweiflung
verfalle,“ jagte der Greis. * —
„ _ höre Schritte draußen,“ rief jebt Käthe, „vielleicht

iſt es Lüdwig Malten, welcher kommt.“

Es wurde haͤftis an die Thüre geklopft und al8bald
trat der Oberſteiger 2 herein Der waͤckere Mann
war 7 durchnäßt und faſt zu Tode Erjchöpft, von. den
verge Itläen RettungSarbeiten im Bergwerke, und Käthe
bot ihm ſchnell einen Stuhl. —

{ „Setzen * ſich Herr Oberſteiger ich fehe _ e8, Sie

* ganz er{höpft. Ih wil Zhuen ſchnel ein Glas Wein

o

en.
Sie ſind ſehr gütig, gnädiges Fräulein,“ erwiderte


der Oberſteiger, indem er mitzittenden Knieen ſich auf den
Stuhl niederließ.Ja, der Schachteinſturz hält mich ſeit
heute Morgen zwei Uhr auf den Beinen, da wird man
müde und matt.“

„Ich alaube es Ihnen gern unyd danke Ihnen für die
große Aufopferuug, lieber Krützner,“ ſagte jeßt Hülſepann
mit halblauter Stimme und reichte ſeinem wackeren Ober-
ſteiger die Hand.

Hier trinken ſie ſchnell ein Glas ſtärkenden Pextwein
* * die mit einer Weinflaſche und Gläſern zurückkehrende
äthe.

Und während der Oberſteiger ein Glas Wein trank
hemerkte ſie erſchrocken: n des Himmels willen, Sie
ſind ja durchnäßt, Herx Krützner! Sie müſſen, noch ehe
; Sie unfer Haus verlaffen, trodene Kleider anziehen, der
Elteider? und Wäſcheſchrauk des Vatexs ſteht Ihnen zur
; VBerfügung, damit Sie ſich leine. Krankheit zuziehen
{ „D, bitte, beunruhigen Sie fich wegen meiner Ge-
; iunbfie;t nicht ſo ſehr, FJräulein,“ erwiderte Krützner mit
inänilichem Stolz, wir Beraleute ſind nicht verzaͤrtelt und
— Unbilden gewöhnt. Außerdem that ich nur meine

f i 2

„Sie thaten heute mehr als Ihre Pflicht,“ rief jebt
laut Mathias, „denn Sie wagten hHeute in meinem
Dienſte wohl zehimal Ihr Leben Ihnen gebührt ein
unausl[öfchlidher Dank, nur werde ich wohl {Hwerlich im
Stande fein, Ddieje Dankesſchuld voll und ganz an Sie
abtragen zu können, denn mein Bergwerk iſt doch ſo gut
wie verloren.“

„NochH nicht ganz, Herr Hüljemann,“ entgegnete Dder
Oberfteiger lebhaft, „ich bin natürlich Ddeshalb hierher ge-
tommen, um Ihnen mitzutheilen daß Ddie
ich almahlich tiefer in den eingeftürzten Schacht zu fenken

einen und daß wir vielleiht ohue allzugroße Koften. das
affer wieder aus dem Bergwerke bringen werden.“

Fortſetzung folat.)




 
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