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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI Kapitel:
Nr. 261 - Nr. 270 (16. November - 26. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44150#1069

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Zum YUntrag Bayerns auf Wbänderung der
Selimmungen der SGewerbeorduung über den
Saufichandel an den Bundesrath.

Wie bereits mitgetheilt iſt dem Bundesrath ein
Antrag Bayerus auf Abänderung der Beſtimmungen
der Gewerbeordnung über den Hauſirhandel, den Ge—
ſchäfisbetrieb der Tetailreiſenden und den ambulanten
Gewerbebetrieb der ſeßhaften Geſchäftsleute am Orte
ihres Wohnſitzes zugegangen, über deſſen Begründung
wir in Ergänzung der kurzen Nachrichten nach fol—
gende ausführlichere Mittheilung geben:

„Die in der Gewerbeordnung für den Norddeut—
ſchen Bund dem umherzlehenden Gewerbebetrieb ein—
geräumte ausgedehnte Bewegungsfreiheit mit ihren
Folgen bot Anlaß zu heftigen Klagen und zu geſetz—
geberiſchen Reformen die ſich theils auf dem Gebiete
der Beſteucrung dieſes Gewerbebebetriebes durch die
einzelnen Landesregierungen bewegten, theils die Ab—
änderung der einſchlägigen Beſtimmungen der Ge—
werbeordnung ins Auge faßten.

So ſind durch die Novelle zur Gewerbeordnung
vom 1. Juli 1883 die Beſtimmungen des 3. Titels
der Gewerbeordnung verſchärft, ſtrengere Vorſchriften
hinſichtlich des Geſchäftsbetriebs der Handelsreiſenden
getroffen und iſt der ambulaute Gewerbebetrieb Ein⸗
heimiſcher theilweiſe dem eigentlichen Gewerbebetrieb
im Umherziehen gleichgeſtellt worden.

Trotzdem fand eine Abnahme der bezeichneten Er⸗
werbearien nicht ſtatt, vielmehr hat der unter 5 55
der Gewerbeordnung fallende Hauſirhandel eine ſtets
groͤßere Ausdehnung gewonnen.

Die Zahl der Wandergewerbeſcheine iſt in der
Periode 1884 bis 1889 im deutſchen Reich von
211,341 auf 226,511, ſohin um etwa 7/s Prozent
die Zahl der für Handelkreiſende ausgeſtellten Legiti—
matibnskarten in dieſer Zeitperiode von 45,016 auf
56,129, ſohin um etwa 245 Prozent geſtiegen.

Demgemäß kehren auch die Klagen aus allen be—
theiligten Kreiſen wieder mit dem Verlangen nach
wiederholter Aenderung der Geſetzgebung, da nicht



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nur die öffentliche Sicherheit und Ordnung durch
den umherziehenden Gewerbebetrieb gefährdet, das
Publikum beläſtigt und übervortheilt, ſondern insbe—
— das ſeßhafte Kleingewerbe; ſchwer geſchädigt
werde.

Die Forderung, daß dem letzteren Schutz gegen

dieſe Konkurrenz gewährt werden müſſe, wird als be—
gründet zu erachten ſein. Es handelt ſich hier zunächſt
um eine der vielen Formen des Kampfes zwiſchen
dem Groß und dem Kleinbetrieb, welch letzerem fein
Abſatzgebiet durch gewiſſe Fabrikanten und Groß—
händler mit allen Mitteln (hier die Hauſirer und
Detailreiſenden) ſtreitig gemacht wird.
Bei dieſem ungleichen Kampfe befindet ſich das
Kleingewerbe in einer ſeine Exiſtenz bedrohenden
Nothlage und es iſt Abhilfe auf dem Boden der
Reichsgeſetzgebung um ſo mehr geboten, als auch die
Beſtimmungen über die Sonntagsruhe im Handels
gewerbe den Kleinkauflenten beſonders auf dem Lande
die Erwerbsgelegenheit nicht unerheblich eingeſchränkt
haben und die Beſorgniß, daß hiedurch der Geſchäfts—
betrieb der Hauſirer und Detailreiſenden gefördert
werde, nicht unbegründet erſcheint.

Hiezu kommen die Uebervortheilungen des Pabli—
kums durch die Hauſirer, die Gefährdung der öffent—
lichen Sicherheit und auch Sittlichkeit ſeitens derſelben,
die ein geſetzliches Eingreifen dringend erfordern.

Es dürfen jedoch die geſetzlichen Maßnahmen
nicht ſo weit gehen, daß der Hauſirhandel abſolut
verboten und die bisherigen Privilegien der Haudels—
reiſenden ganz abgeſchafft werden.

Hiernach iſt bei der Aenderung der geſetzlichen
Beſtimmungen darauf Rückſicht zu nehmen, daß Han—
delsteiſende Beſtellungen auf Waaren nur bei ſolchen
Perſonen ſuchen ſollen, in deren Gewerbebetrieb die
angebotenen Waaxen Verwendung finden und iſt die
entſprechende Aenderung des S 44 der Gewerbeord—
nung in dieſer Hinſicht vorgeſehen.

Ferner wird, da die Beſtimmungen der SS 42a
Lab der Gewerbeordnung ſich


den Geſchäftsbetrieb, der von Haus zu Haus oder
an öffentlichen Orten ſtattfindet, alfo auch den der
ſeßhaften Gewerbetreibenden am Orte ihres Wohn—
ſitzes als Gewerbebetrieb im Umherziehen zu behandeln.

Außerdem wird fernerhin der Gewerbebetrieb im
Umherziehen allgemein nur inſoweit zu geſtatten ſein
als ein Bedürfniß für dieſen Gewerbebeirieb im Be⸗

zirk der die Erlaubniß eriheilenden Behörde vorhan—
den iſt.




















































Hzerge»Blait für die Amtsbezirke Heidelberg,
nburg, Weinheim, Schwetzingen, Philippsburg
Biesloch, Bruchſal, Bretten, Ne orgemünd, Mogbach
— — — — — — —

— —

Drud, Berlag ı, Expedition von Gebhr. guber 7
in Beldelberg, Zwingerſtraße 7. 2 34 1









Geſchieht dies, ſo iſt mit Sicherheit zu erwarten,
daß die beabſichtigte Wickung — erhebliche Min—
derung des Hauſirhandels — an vielen Orten ein—
treten wird.

Dabei ermöglicht dieſer Weg in minder dicht be—
völkerten Gegenden den Bedürfniſſen der Konſumenten
entſprechend Rechnung zu tragen.

Endlich können hiebei am leichteſten die Intereſſen
derjenigen lokalen Induſtriezweige berückſichtigt werden,
deren Produkte durch die Verfertiger ſelbſt oder durch
die Familienangehörigen derſelben oder durch andere
Ortsangehörige im Wege des Hauſirhandels vertrieben
zu werden pflegen.

Es handelt ſich hiebei meiſt um einfache Holz-,
Stroh⸗, Töpferwaaren, Bürſten, Wetzſteine und ähn—
liche Produkte, die wegen ihres geringen Werthes ein
beſchränktes Abſatzgebiet haben.

kin moderner Gelhichtsbaumeilter.

Untexr diefem Titel Jhreibt da3 „Mainzer Journal“ ;
Am 11. ds. Mts. hielt der „Evangeliſche Bund im
ſtädt. Saalbau in Darmſtadt eine Re formations
fe ier. „Wittenberg und Speye r“ Iautete
das Thema des Feſtredners Dr. Gümbel, Gym—
naſialprofeſſor aus Speyer. „Nicht harmloſe Feſtfreude
allein, meinte der Herr, ſondern der Geiſt der Abwehr
gegen die dem Proteſtantismus ſeitens der Sozialde⸗
moͤkratie und des Ultramontanismus drohenden Ge
fahren müſſe unſere Gedenktage beſeelen. Begeiſterung
zum Kampfe gewähre die Betrachtung der Geſchichte
der Reformation. Wittenberg ſei die Gedurtsſtäͤtte
des Proteſtantismus geworden, Speyer müſſe als ſein
Taufſtein angeſehen werden Hier ſeien 1529, als
der Kaiſer die evangeliſche Saͤche unterdrücken wollte,
die evangeliſchen Fuͤrſten und Stände einmüthig auf⸗
getreten und hätten gegen jede Vergewalti—
gung ihres Glaubens proteſtirt. Ihrem
muthigen Verhalten verdanke die Reformation mit in
erſter Linie ihre Verbreitung.“

Wenn der Bericht der „Darmſt. Ztg.“, Nr. 534,
dem wir hier folgen, correct iſt, dann hat Herr Dr.
Gümbel ſich als Geſchichts-Baumeiſter erſter Klaſſe
entpuppt. Auf dem Reichstag zu Speyer im Jabre
1529 beantragte der Kaiſer Schutzmaßregeln
fürdieKatholiken, die von den neugläubigen Für—
ſten und Ständen gewaltſam von ihrem Glaube
Der Reichstag beſchloß: „da
keiner vom geiſtlichen und weltlichen Stande deu an
dern Glaubens halber vergewaltigen, dringend
oder überziehen, noch aus ſeiner Reuten, Zins, Zehn—



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1
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Das verlaſſene Gaſthaus.
39) von A. K. Green.

„Iſt ſie durch eins der Fenſter entflohen?“ fragte ich
mit verwunderten Blick

„Er ſah mich an und erwiderte nichts.

Es iſt ſpät, es wird ſchon dunkel; wenn der General
die Nacht über hierbleibt —“

Er wird ſie nicht finden.“ gab er zur Antwort.

„Mir ward bange; die Ruhe des jungen Mannes war
mir unheimlich, ih wußte nicht, was ich davon denken ſolle.

Setzt kam Dder General wuthentbrannt ins Zimmer
zurück „S2 ift eine Verjhwörung,“ fdOrie er, „ein abge-
karterter Plan, um mich zu betrügen Wo iſt meine Tochter?
Sagen Sie es mir, Frau
Hauſeg ſteht gauf dem Spiel.” ; ;

Sie verlangen Unmöaliches von mix, „entgegnete ich;
zwäre Sie in dieſen Mauern, Sie müßten ſie längſt ge—
funden haben.

„Sie zat das Haus nicht verlaſſen; meine Leute hahen
es vön allen Seiten bewacht, ſie muß hier ſein, ſage ich,
geben Sie ſie beraus. *—

„SH würde e8 thum, wüßte ich wo fie wäre,“ verfeßte
ich; „fobald fie gefunden ift, können Sie nach Gefallen von
Ihrem Rechte Gebrauch machen.” . .

„Nun gut, für heute gebe ich meine Nachforſchungen
auf, aber morgen,“ rief er mit einem drohenden Blick auf
den jungen Mann, „morgen‘ joll das Suchen von neuem
beginnen: Bis dahin wuͤſſen wir, uns ſchon einer des
andern Gefenſchaft gefallen laſſen“ Damit nahm dex
tapfere alte Krieger in der Thürbffnung Plat, wo er ſich
auf einem Beobaͤchtungspoſten befand, don dem aus er die
agroße Halle überjehen Fonnte und die Gänge, welche dort
einmündeten. Der junge Mann aber warauf jolche Weife
im Bimmer zum Gefangenen genacht —

„Da3Z Gefolge hatte fich über da ganze Haus vertheilt,
auf jedem Treppenabſatz an dex vordern und hintern
Hausthür ftand je eine Schildwache, ſchweigend und unbe⸗
weglick wie eine Bildſaule.

Ich that-die Nacht über kein Auge zu, ſondern ſaß


8

mit den Wägden in der Küche voll Sorge und Angſt, denn
ich vermochte mir den räthſelhaften Vorgang nicht zu er—
flären. Sobald der Morgen dämmerte, haͤtte der General
ſeine Nachforſchung wieder begonnen, die aber ebenſo er—
folalos wax wie am vorigen Tage. Ich wagte mich noch
einmal in ſeine Nähe, um ihm ein Frühſtück anzubieten,
aber er war ſo zornig über ſein geſcheitertes Unternehmen
und den Abbruch, den dieſer Miherfolg ſeiner Würde ge—
than hatte, daß er nichts ſah und hörte, ſondern aus dem
Immerx ſtürmte das der zunge Ehemann die ganze Zeit
über nicht verlaſſen hatte. Eine wilde Verwünſchunß geßzen
das Haus und ale ſeine Inſaſſen ausſtoßend, ſprang der
General in den Sattel und ritt mit ſeinen Kriegern davon.

„Nun aber kommt der ſeltſamſte Theil der Geſchichte.

Kaum war er fort und das Gexäuſch der Pferdehufe
in der Ferne verklungen, ſo wandte ich mich zu dem jungen
Gatten

„Schnell ſagen Sie mir, wo ſie iſt; ſie muß hungrig
ſein und friexen Bringen Sie ſie eilends her.“

„Ich weiß nicht, wo ſie iſt, wir müſſen Geduld haben,
Sie wird von ſelbſt wieder kommen, wenn alles ſicher iſt,“
war ſeine Antwort.

Ich traute meinen Ohren kaum. „Sie wiſſen nicht,
wo ſ iſt? wiederholte ich; „wie konnten Sie dann ſo
gelaſſen ſein, während man ſtundenlang wie mahnſinnig
nach ihr ſuchte? Wenn Sie nicht wüßten, daß ſie in
Sicherheit war —

„Oh, davon war ich überzeugt. Ehe wir noch einen
Fuß über Ihre Schwelle ſetzten, ſchwor ſie mir hoch und
thener! ſie koͤnne ſich im Innern des Hauſes ſo verbergen,
daß kein Menſch ſie entdecken werde, bis ſie von ſelbſt
wieder zum Vorſchein konime. Ich glaubte ihr und war
xubig —” . x

Aher ſie war fremd hier und kannte mein Haus nicht.“

Ihnen war ſie fremd, aber doch vielleicht im Hauſe
bekanint! Sie wahnen ja wohl noch nicht lange hiex?“

Kaum ein JZaͤhr,“ 5** ich kopfſchüttelnd, aber mir
war nicht wohl dabei zu Muthe.

„Bald wuchs unſere Beſoraniß mehr und mehr, als
Stunde auf Stunde verrann, dhne daß ſie ſich bliden

ließ. Wir ſuchten unſere Ungeduld zu zügeln, ſuchten uns
einzureden, es ſei zu übergroße Vorſicht die ſie noch in
ihrem Verſteck zuruͤckhalte. Aber als der Mittas heranken
ohne das ſie erſchien, begannen wir voll Unruhe ſelbſt
das Haus zu durchſuchen; wir riefen ihren Namen durch
die leeren Zimmer und Gänge, bis es ſchien als 9b Die
Wände ſich öffnen müßten, uͤnt uns die ſo ſchmerzlich Ge
ſuchte zurückzugeben.

„Sie iſt nicht hier! rief ich dem Gatten zu den
die Angſt jetzt faſt zu verzehren ſchien; „unfere Lüge Ut
iſt zur Vahrheit geworden, wir werden ſie im Fluſſe ſuͤchen
müſſen! —

Er aber ſetzte ſeine Bemühungen unablaͤſſis fert und
wiedẽrholte immer wieder von neuem: „Sie hat geſagt, ſie
werde ſich hier verbergen; ſie kann mich nicht getaͤuſcht
haben, auch in den Tod wäre ſie nicht allein gegangen, ich
will, ich muß, ich werde ſie finden.“

„Aber der junge Mann fand ſie nicht. Nach dem
letzten zärtlichen Blick, den ſie ihm zugeworfen hatte, ehe
ſie die Halle da draußen hinuntereilte, blieb ſie auf immer
für ihn verſchwunden und nie wieder hat man von ihr
46 Bis zum heutigen Tag iſt das Räthſel noch un—
gelöſt.
O,riefen viele Stimmen, als ich ſchwieg, : „it. das
alles? Was wurde denn aus dem unglücklichen Gatten?
Kam der Vaͤter nicht zurück? Hat mon wirklich nie ent-
deckt wohin ſie geflojen war? Glauben Sie denn. daß
ſie ſich den Tod gegeben hat?“

Statt der Antwort. erhob ich nich Ih hatte die
ganze Beit uͤber Madane nicht aus den Augen gelaſſen
und der Zwang, den wir uns beide angethan war ent
ſeblich Jebt dlickte ich in die erregteu Geijichter meiner
andern Zuhorer: Man muß niemals den Eindruck einer
Geſchichie durch zu viele Erklärungen verderben, ſaate ich
Fragen Sie nicht weiter, für heute erfahren Sie nichts
mehr von mir“

Fortſetzung folgt

























 
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