Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI chapter:
Nr. 51 - Nr. 60 (3. März - 13. März)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0239

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
on

her
2*
er Art.

erſtr. 24.
Rahmen,

hift


cken von
u. fran⸗
olzcement
in allen

für ſolide

en ſchnell
rt.

8,
je 54.

ame,
vatorium
ertheilt

cht.

i
fügnng.

ſſe 12.
ſtarkes

n

beit ver⸗
Kindern

ſucht.

an Frau
rſtr. 73.
n.

zum Ein⸗
ſofortige

Kiel,

da

me,

50 Big.,
zu haben

hittnet

irgemuͤnd.

9
ind 7 er⸗

erhalten
fe. Zahl⸗
Dank⸗ u.
beſtätigen
folge.
ster i. W.

us,



n Stellen

t.

idelberg.
1892.

ent.

ın Joſef

mitzer.
IM-

fzügen.

r. Anfang
10 Ubrx.

3 1892.
ent.

ſclent.
kten.
2




Eſchent taͤglic mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage
Samſtags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
ME 1.20 ohne Zrägerlohn u. Poſtaufſchlag. Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße 7.



für Stadt



Anzeige-Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg
Ladenburg, Weinbeim, Schwetzingen Phillppsburg
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd,Mosbach
Eberbach, Buchen/ Walldürn, T. Biſchofsh. Wertheim etc





Verantwortlicher Redakteur:
Julius Jecker in Heidelberg.

%. 59

eidelbern, Sfilfiag‚ den 12. Mürz 1892.

Druck, Verlag u. Expedition von Gebr guber 57 2
in Heidelberg, Zwingerfrake 7, * Jihrg









— — —— ———
Beſtellungen

euf den „BPfälzer Boten?“ werden fortwährend bei
ſaͤmmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg/ Zwinger⸗
traße 7 entgegen zenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.“

— — — ⏑
F Schule Iuuil Haus.

Es gibt wohl kaum eine Frage, welche für die
Gegenwaͤrt und noch mehr für die Zukunft wichtiger
iſt als die Frage der Erziehung und Heranbildung
der Jugend „Wer die Schule beſitzt, beſitzt die Zu⸗
kunft:“ dieſer Satz wird von allen Parteien in ſeiner
ganzen Bedeutung gewürdigt. Darum iſt die breite
Maſſe des chriſtlichen Volkes beider Confeſſionen ſtets
mit ganzer Kraft für die confeſſionelle Volts—
ſchule eingetreten, darum ſtreitet der kirchenfeindliche
Liberalismus und veremt mit ihm der revolutionäre
Sozialismus für „Verweltlichung“ der Schule, das
heißt für die Verdrängung der Religion und der
Kirche aus der Schule. Der Soeialismus entfaltet
hierbei offen und frei die Fahne des Atheismus, der
Gottloſigleit, der Li beralismus“ dagegen,
welchem politiſche Heuchelei zur zweiten Natur gewor⸗
den, verhüllt ſein Streben nach einer Jugenderziehung
ohne Gott unter dem Vargeben, gegen die eingebildete
Spukgeſtalt des Kleritalismus der „Prieſterherr⸗
ſchaft' zu kämpfen. Der Sozialismus will mittels
der religionsloſen, Schule, mittels der Erziehung ohne
Glauhen an Gott, an die Unſterblichkeit der Seele,
an Himmel und Hölle, ein Geſchlecht herauziehen,
welches Thron und Altar, die ganze Geſellſchafts⸗
ordnung umſtürzt, alle göttlichen und menſchlichen
Geſetze mit Füßen tritt und er handelt daher bei
ſeinem Beſtreben, das Kreuz von der Volksſchule
herunterzureißen, wenigſtens conſequent, der „Libera—
lismus“ dagegen bezeichnet ſich mit Vorliebe als eine
Ataatserhaltende⸗ Partei, ja er maßt ſich in protziger
Selbſtüberhebung ſogar an, dieſe Bezeichnung für fich
allein an Anſpruch nehmen zu können ünd dabei
kümmert er ſich in ſeinem Kirchenhaſſe gar nicht um
die Frage, ob bei einer vom „Dogmenglauben“, das
heißt von der Grundlage der Religion und Confeſſion
losgelöſten Jugenderziehung das Wohl der Nation



— — — —

44) Orginalroman von Marie Dobſon.


dann erſtaunt und fragend die ſeinigen auf ſie richtete, er⸗
erzählte fie, wen ſie in der Dresdener Galerie geſehen u.
waͤs ſie dort gehoͤrt und fuͤgte ſchnell hinzu: ;

Ich wunderte mich nicht, Cherhard, daß Du die da⸗
nals noch bildſchöne Frau geliebt, wohl aber, daß fie
Dich um eines reicheren Manneg willen aufgegeben. Ais
ich Dich zu mir kommen ſah und wußte, daß Du ſie wie⸗
derſehen nutzteſt. fürchtete ic Deinetwegen, alein Deine
zubigen Sejicht3züge, al3 Du mich zu Deiner Mutter
führteft, die eben ihren Fuß verlegt, fanten mir, daß fie
Dir bg!elcbgiiltig geworden, Du die Liebe zu ihr über⸗
wunden.“

»Ich kehrte allerdings im Herzen tiefverwundet und
durch meine Erfabrungen hitter enitäuſcht zu meinen El-


nothyendia, aeworden. Im Gauſe aher waltete ein hol⸗
des Weſen faft noch ein Kind das mix eine Friedenselfe
ward, indem es bald mein Soraen und Denken in Anſpruch
nahm, durch ſein reines Herz und ſeinen kindlich edlen
Sinn mir immer theuerer ward, ſodaß ich es als der größte
Schatz die Blume, die, wenn möglich für mich erblühen
ſollte hütete!“

„So werden Sie deun Ihnen koſtbaren Schatz die



\


i


wiſſen Herr Walldorf,“

eine tiefe Stimme, und jih ummwendend, ſahen die An⸗



krüher als ſonft von der Stadt gekommen,
Mufregung richi bemerkt Hatten. Beider Züge racker
ihre Bewegung aus, ihnen aber mit Elfrieden entgegen
gehend. anlwortete Eberhard feierlich:

„Das aelobe ich Ihnen Herr Sommerfeld. und






gedeihen kann. Schon eine nüchterne Betrachtung der
Geſchichte der Jahrtauſende müßte ihn darüber be—
lehren, daß dies unmöglich ſei, daß vielmehr die
Völker, vom iſraelitiſchen Volte angefangen bis in die
Neuzeit hinein, ſo oft ſie von Goit abwandten, tiefer
und tiefer ſanken und auch politiſch ohnmächtig wurden.
Als das raſend gewordene franzbſiſche oſt i. 3.
1793 Gott apſetzte und die liederliche Madane Mo- {
moro als Göttin der Veruunft verehrte, da lam vom
Himmel das Gericht über die mit Freveln bedeckte
Republik und in Blut und Pulverdampf ſank ſie
zuſammen.

„Im Kreuze allein iſt Heil: dieſer Satz gilt wie
für das einzelne Individuum, ſo auch für Staaten
und Voͤlker. Der beſte Schutz des Staates und der Ge⸗
ſellſchaft vor Umſturz uͤnd Verderben, die ſicherſte
Gewaͤhr ihres friedlichen Gedeihens iſt eine echt
chriſtliche, und gut religibſe Erziehung der heran—
wachſenden Geſchlechter. Daher muß die Volkeſchule
eine Pflanzſtätte der religibſen Erziehung und Bil-
dung auf dem Boden Confeffion fein uͤnd bleiben.
Der Staat braucht zu ſeinet friedlichen Wohlfahrt
gute, treue, dem Geſetze gehorſame Unterthanen, ſoll
nicht das Gemeinweſen in Trümmer gehen oder nicht
die offentliche Ruhe und Sicherheit immerfort krampf⸗
haften Erſchuͤtterungen ausgeſetzt ſein. Den Grund
zu dieſer ſiltlichen Güte, zur Tuͤgend der Treue und
eines vernüftigen Gehorſams zu legen, dazu ſoll die
Volksſchule mitwirken, indem ſie das Kind in Zucht
nimmt und ſeinem Geiſte und ſeinem Herzen jene
Grundſaͤtze näher bringt, auf denen eben dieſe Tus
genden beruhen. Nur ſo iſt es möglich, daß es her⸗
aͤngereift in freier Willensthätigkeit und um Goites
willen dieſelben in ſeiner bürgerlichen und geſellſchaft⸗
lichen Stellung ausübe und bethätige. In dieſer
Richtung wirlen und thätig ſein kaͤnn aͤber uur
die confeſſionelle Volksſchule. Wie! wenn die Schule
blos unterrichtet, blos den Kopf aber nicht das Herz
und den Willen bearbeitet? So mögen halbe
Gelehrte aus ihr hervorgehen, aber ift zwiſchen
Wiſſen und Thun nicht ein ungeheurer Unter—
ſchied? Gibt es nicht Tauſende, welche Alles und
Jedes, möchten wir ſagen, wiſſen, aber es nicht thun?
Es iſt eine bekannte Wahrheit, daß das bloße Wiſſen
nicht nothwendig das Thun zur Folge habe und es
iſt wahrſcheinlich, ja gewiß, und durch die Erfahrung
beſtätigt, daß noch ſo trefflich unterrichtete Köpfe,
wenn die Schule blos ihren Verſtand aber nicht ihr
Herz gebildet hat, in der Praxis des Lebens aus freier
Willensthätigkeit weder ſitilich gut, noch treu, noch

Herr Sommerfeld und eſein Sohn ſagten nun dem
Brautpaar ihre Glückwünſche, und als dann die erfte Auf-
reaung ſämmtlicher Betheiligter geſchwunden, Frau Som-
merfeld ihre ſonſt ſo eruſte, ietzt in Gluͤck und Liebe {trah-
lende Tochter kaum wieder erkannte, und zur Genüge ein-
jah, daß nur deren Bormund im Stande gewefen, ihr





hn als Schwiegerfohn betrachten zu müffen, auszujöhnen
begann, beſchloß ſie das üblidhe Mittagsmahl zu einem ;
Feſteſſen werden und auch die Leute des HaufeZ die Ver- |
lodung feiern zu laffen. Nach denſelben, das in heiterer
Beiſe und unter lebhafter Unterhaltuna vexlief, eraina das
Brautpaar ſich in dem ſchonen. weitläufiqen Gaxien, und E
friede. hatte immer neue Sragen na der Heiniath und
den Lieben dafelbit an ihren Verlobteg zu richten, die er
bald ernſt, bald laͤchelnd exwiederte. Viktor machie unter⸗
deb in aller Stille ſchon Vorbereitungen zu ſeiner, lebhaft
von ihm aewuͤnſchten baldigen Ueberſiedelung nach Ham⸗
burg. Herr und Frau Sommerfeld beſprachen das was die
Verlobung ihrer Tochier zunächſt erforderte, die Veroftent
lichung derſeiben in Vabia und Dentſchland, und zugleich
erflärte Leßtere ihremSatten, daß ſie erſt nach emein Jabr
ihre Einwilligung zu deren — — mit ihrem Vor⸗
mund geben da naͤch derfelben Elfriede für immer von
ihnen ſcheiden würde —

27.

Will dex geneigte Leſer, die freundliche Leſerin die
weiteren Sebensjchikjale der ihnen in diefen Blättern he-
kannt gtwvordenen Berfonen erfahren, {o laſſen wir fie
einen Blid in die Zukunft thun, und ſehen Ke zunächit,
daß Elfriede die glüclichite Gattin und Mutter geworden
ift, und als tücHtige und rührige Frau im Hauje waltet,
in welchem fie theilweije ihre Lindheit und Jugend ver-
lebt. Eberhard Malldorf ift der alücklichfie Gatte und
Vater 8 drei Finder, und hat Elfriede tren al8 feinen
Toftbarften Schaß, die Blume, die für ihn geblüht, gehütet



waß er immer ibun wird. Frau Walldorf wohnt . als

gehorſam ſind, vielmehr wenn ſie das ſind, es nur
durch äußern Zwang, unabwendbare Nothwendigkeit,
ſtolze Grundſätze, aber nie mit Sicherheit ſind. Ift
dieſer Zwang u. ſ. w. beſeitigt, dann ſtürzen gar oft
die entfeſſelten niedrigen Leidenſchaften verheerenden
Waſſerwogen gleich über Alles hinweg, was ſich ihuen
in den Weg ſiellt.

Aildung ohne Erziehung iſt ein Mann ohne Lopf,
ein Roß ohne Reiter ein Kauch ohne Feuer. Bild⸗
ung erzieht nicht, aber Erziehung bildet. Dieſe be—


jäßen, Ddie, während der Unterricht den Kopf . mıt
Viſſen und Kenntniffen bereichert, das Gerz, den
Billen, das Gefühl unter dem Sinflufje göttlicher


höhere Richtung auf Gott und hiermit die wahre Bil
dung geben. Auf dieſem Boden allein wachſen wie
die Sitte und Zucht, ſo auch die Vaterlandoͤliebe,
Unterthanentreue und Gehorſam. Daher kann man
mit Fug und Recht das Sprüchwort: Gerechtigkeit
iſt die Grundlage des Staates auch dahin erweitern?
„die chriſtliche Erziehung der Jagend iſt die Grund⸗
lage des Staates. Wer treu leinem Gott. der iſt
auch treu dem Staate und der Familie. Wer trel
der Familie und dem Staate, deſſen Treue, ſoll ſie
eine wahre und probehaltige ſein, kann nur in der
Treue gegen Gott ihre Wuͤrzel haben.

Wie dem Staate daher ſein wohlverſtandenes In⸗
tereffe die Bochhaltung und Sicherung der konfeffis⸗
nellen Voltẽſchule diliht, ſo haben anderfeit® aber
guch die chriſtlichen Eltern ſowohl das Recht al8
die Pflicht, dieſelbe für ihre Kinder zu fordern.
Denn das erſte, natürlichſte und poſitipſte Recht auf
Erziehung und Bildung ihrer Kinder haben ausſchließ?
lich die Eltern. Ihner hat Gott dieſen Segen g⸗
ſchentt, ſie nähren und kleiden, ſchuͤhen und ſchirmen
das Kind und ſind für daſſeibe verantwortlich für
Zeit und Ewigkeit. Die Volksſchule iſt, in ihrem
wahrſten Grunde beſehen, von jeher nur eine Hilfs⸗
anſtalt der Eltern geweſen und hatte ſtets die Luf⸗
gabe, um der Kinder willen und nicht um ihrer ſelbſt
da zu ſein. Daher dürfen und müſſen auch die chriſt.
Echen Eltern die vollſte Gewähr und die ſicherſte
Buͤrgſchaft dafür fordern, daß ihre Kinder in der
Schule und durch ſie chriſtlich in dem Glauben ihrer
Eltern erzogen und gebildet werden und daß ihnen
nicht ſtatt des Lebensbrodes etwa der Stein des. Uns
glaubens oder der ſog. Humanitätsreligion — eine Aller⸗
weltsreligion, gleichhaſſend für „Jud, Heid u. Hotten-
tot“ — geboten werde. — Dürfen nun aber die Eltern

ihr Sohn durch einen Anbau vergrößert hat,

—— * Elfriede zu leben — 8— ——
ſich von Derieniaen trennen, welche ihr.eine theure und

liebevolle Mutter geweſen und bleiben wird. Zwijdhen
Walldorfs und Hirſchfelds, die noch . immer in. . . find


hältnis. Marga, welche vier ſo muntere wie ſie
Eloſt noch inmer iſt, befitzt hat zu Anfang ihrer Ber⸗
heirathung Elfriede viele N:dereien über ihre ftille Liebe
zu ihrem Bormund erdulden laffen, doch. hat dies ihrer
ſchweſterlichen Zuneigung keinen Wbbruch gethan, und e8
bergeht Fein Tag, an dem ſie und ihre Kinder ſich nicht

jehen. —

Frau Linden. welche den Verluſt ihres Sohnes noch
inne ſchmerzlich empfindet, mwohnt nacdh wie vor in dem
lecfen ... , WD fie die Gräber der Ihrigen hütet, und
ilt ein baufzqer Saft im Walldorfichen Haufe. Außerdem
wird ihr Seben durch Slfriedens Liebe wie ihres Gatten
BHuneigung erheitert, wie fie fid über Beider Käusliches
@Iuäfingtg fr%ut.

„Und die Jamilie Sommerfeld ?“ wird man fragen,
und mir berichten, daß Urthur und Elfa ein iebrf g[%icf-
lidhe3 Baar geworden find Dderen kaum eineQBiertelitunde
bon der ihrer Eltern entfernte prächtige Vila von wun«
teren $indern belebt wird. Dieje find die Freude der
Sroßeltern und au der Urgroßmutter, weldhe ſie durch
gegenfeitige Beſuche kennen geletut und fhon bei der
eriten Begnung eine bejondere ‚Zuneigung zu Elja gefaßt,
auch in Baͤhin ſchnell beliebl und heimiſch gewoͤrdei

1jt — — —

inder,

Biltor Sommerfeld ift ebenfaNls ein glüdlidher Gatte,
und zwar von Hilda Brandau, die bei perfönliher Bes
lanniſchaft er noch reizender al? im Bilde gefunden. Auch
ibr gefiel der Hübfhe und reihe Brafilianer und fhnell
gewann er ihr wählerijdhes Herz. Nac einer Yaum halb-
Jährigen Bekanntihaft hat dann, mit Zuftimmung Dder
beiderfeitigen Eltern, ihre Berlobung fiattgrfunden, Herr
Brandau die ſeinige aber nur uuter der edingung ge⸗


iweiaten Geſchaͤftes wurde. Anfänglid hat, da er fiet8


 
Annotationen