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Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

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Nr. 261 - Nr. 270 (16. November - 26. November)
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etl.

¶16




Hol⸗
ländet
2
Zoles/

Nor⸗
Rhein—






eſchent tegtich nmit Musnahme ber Sonuz und Keiertage
Samfragt mit Unterhaltungsbeilage, Preit weriehohrlich
. 120 ohne Erügerlohm ı. Lofienffllag. Beſtellungen
bei den Poſtanſtalten u. bei der exvebition Bwingerſtraße!.



1 26 | Setautwortlicher Redalteur:
* Julius Zecer in Heidelberg

— — —

A. beralismns, Sozialdemokratie, Schule.

In einem Berliner Sozialiſtenvereine ſprach kürz⸗
lich der fozialdemokratiſche Stadtverordnete Metzner
über das Thema: Was lehrt uns die Schule was
lehrt uns das Leben?“, Er kam dabei zum Schluſſe,
daß zur wirklichen Bildung des Volkes die Verwelt⸗
lichung der Schule nöthig und das St eben der So
zialdemokratie darauf geeſchtet iſt, dieſe zur Ausführ⸗
ung zu bringen.“ Daͤmit hat er allerdiugs nichts
geſagi, was man nicht ſchon lange wüßte, aber es iſt
doch gut, namentlich in unſexen gegenwärtigen Zeit⸗
läufen es wieder einmal in Erinnei ung zu bringen.

Die Sozialdemokratie iſt die grimmigſte Feindin
des Chriſtenthums und weil ſie das ift, verfolat ſie
mit ihrem Haſſe alles, was dem chriſtlichen Gedanken
entſpricht und ihn zu ſtärken geeignet iſt. Die Diener
der Kirche, gleichviel welcher Konfeſſion, werden iu
der geſamintẽn ſozialdemokratiſchen Preſſe fortwährend
mit Hohn überſchüttet und der Verachtung preis⸗
gegeben; wer die Kirche beſucht, hat von ſeinen ſo⸗
zaidemotratiſchen Genoſſen in Werkſtatten und Fabriken
Sticheleien über Sticheleien auszuſtehen, welche ſich
eit genug zu Schmähungen und Gottesläſterangen
ſteigern; die kirchlichen Ceremonien, ſelbſt am Grabe
werden oft genug von den Sozialdemokraten verhöhnt,
ogar die „fteireligiöſen“ Beſtrebungen, die auf dem
Boden des reinen Unglaubens ſtehen, ſind dem Vor—
wärts noch zu „firchlich“ ; in einer Briefkaſtenngriz
meinte er jüngſt, je mehr ſich die „Genoſſen? ſolchen
Vereinigungen anſchließen, um ſo mehr müßten ſie
„die praͤktiſche Arbeit für die okonomiſch politiſche
Befreiung der nichtbeſitzenden Klaſſen vernachläſſigen.“
Von einer ſolchen Geſinnung beſeelt. muß ſich die
Sozialdemokratie der chriſtlichen konfeſſionellen Schule
mtaller Macht entgegenſtemnien und Ddie „Berwelt-
ſichung“, d. h. den Luͤsſchluß der Religion aus, der
Schult, mit aller Kraft fördern. Hierin offenbart
ſich die Sozialdemokratie wiederum und augenfällig
als echte Tochter des Liberalismus, in deſſen Pro—
gramm die konfeſſions- und religionsloſe Schule ja
auch einen bevorzugten Platz einnimmt, ſo bevorzugt,
daß die konfeſſieusibſe Schule“ regelmäßig, wenn er
zur Heerſchaft gelangt, das erſte iſt, worauf er ſein
Augenmerk richtet und was er in die Praxis zu üher⸗
Eden ſucht. Als bei uns zu Anfaug der. ſiebenziger
Jahre der Liberalismus mit vollem Dampf ſich ſeinem
Ziele zu nähern wähnte, wagte er zwar noch nicht,
die goltentfremdete, konfeſſionzloſe Schule zu fordern,
aber das Vor iadium derfelben zu ſchaffen, legte er

Das verlaſſene Gaſthaus.
37) von Y KX. Green.

Madame Letelliers Hauptreiz liegt aber in dem Aus-
druck Ddes Mundes; er iſt nicht Llieblich, außer wenn Yte
ihre Tochter anlächelt, nicht heiker, auch nicht wohlwollend
och zärilich, aber in den eigenthümlich geſchwungenen
Liphen liegt eine ſolche Anziehung, daß es gefährlich iſt,
He lange anzufehen, wenn man nicht gegen den Eindruck
gefeit ijt, wie 1ch-eS bim durch neine Zweifel. Ihre Hände
‘Lflb„wunbernofl geformt und ihre ganze Erſcheinung die
Schöuheit 44

Ibre Tochter „ gleicht . einem Marnorbild, nimt. an
galtẽ oder Staͤrrheit/ ſondern in der Regelmäßigkeit ibrer
Züge uͤnd dem Mangel an Farbe auf ihren Wangen
Sie iſt von großem Liehreiz und aus ihrem aanzen Weſen
cricht ein ſo freundliches Gemüth,, daß ich keinerlej
Scheu voͤr ihr empfinde weil mein altes liebehedüxftiges
Herz ſich nur daxnach ſehnt, ihr zu dienen. Ihre Augen
Nnd gran‘ und ihr Haar von rolhhrauner Faͤrbe, kraus
Und wellig mwie — Thorheit, das iſt ja nux ein Traum!
— denn Honora Urquharts. Haar., Jo einzig in, jeiner
* Koͤnnen nicht auch andere ähnliches Haben, ohne
Daß fie mir deßhalb aleich leibhaftig vor Augen zi ſtehen,
— .
Auf der Reiſe nach Albany ſind ſie hier ciugekehrt
10 Jagt-die ältere Dame. . Sie, -fommen‘ aus - New-York.
DaS mag jein; aber wenn mich nicht alles, täuſcht ſind
NC Dorher in Franfkreich. gewejen. Daß alle Zettel unDd
Beihen von ihrem Gepäc entfernt worden jind, iit Ichon
N” und für ſich verdächtig Sollten ſie mit den zwei
Verruchten- Menjchen befannt. jein, die durch ihr ſchauder⸗
haftes. erbrechen. Schmad . über.. mein Haus . gebracht
f)abe_n? Sit e8 . Denkbar, daß Madame das Geheimniß
90n Or erfahren hat — wenn He überhanpt darum ‚weis ?
er Gedanke Nößt mir da größte Miktrauen ein. Wüäre
UT Herr Tamworth ‚in meiner Nähe! Vielleicht ſollte
19 iın jOreiben. AWber ich will liebex noch warten, his
8 etwas beſtimmteres höre und ſehe; für jetzt iſt ja alles
nur Murthmaßung:

*

für Stiadt



und


ſofort die Hand ans Werk; übexall drängte er auf
Simultanſchulen hin und ſuchte die Lehrerwelt ver—
möge der von ihm eingeführten Semmarbildung der⸗
artig zu ſchulen, daß ſie nach Kurzem geeignet wäre,
auch die konfeſſionsloſe Schule als ihr Ideal anzu⸗
ſehen und zu fordern. Am katholiſchen Lehrerſtande
iſt dieſe ſchwere Verſuchung, wenn auch nicht garz
ſpurlos verübergegangen, dann doch ſo, daß die Zeit
im Weſentlichſten Heilung bringen konnte, während
auf proteſtantiſcher Seite die Nachwirkung leider eine
weit nachhaltigere geweſen iſt und noch iſt, wie zB.
der Beriiner Lehrertag vor zwei Jahren in ſchrecken⸗
erregender Weiſe gezeigt hat.

An dem geſunden Sinne unſeres Volkes und
namentlich der Widerſtandskraft der katholiſchen Kirche
ſcheiterte der Anſturm des Liberalismus auf die
Schule wenigſtens inſofern, als er mit ſeinem Streben
nach der konfeſſionsloſen Schule keinen greifbaren
dauernden Erfolg erzielte und mit dem Verunglücken
des Kulturkampfes auch auf dem Schulgebiete eine
Rückkehr zu chriſtlichen Bahnen ſich mehr und mehr
geltend machte, wenn auch leider nicht zu leugnen iſt,


ſich zu ſichern wußte, daß er den erſten Verſuch einer
ausgeſprochen chriſtlichen Schulpolitik, wie ſie der
Berfaſſung entſpricht, in Preußen mit Erfolg zunhin—
tertreiben wußte. Was uns, wenn der Liberalismus
zu ſeiner vollen Herrſchaft gekommen wane, gebluht
hätte, ſehen wir an Frankreich, wo die Siaateſchulen
his in's kteinſte Dorf hinein vollkommen unchriſtlich
ſind und eine Einrichtung haben, wie ſie dem Ideal
der Freimaurexei entſpricht: Pflanzſtätten des Un—
glaubens und der Gottloſigkeit.

Allexdings genügen auch die franzöſiſchen Staats⸗
ſchulen der Sozialdemokratie noch nicht, indem ſie
der Jugend die ſozialdemolratiſchen Leſren noch nicht
direkt beibringen, aber die Einwendungen, welche von
Seiten dieſer Partei gegen dieſelben gemacht werden,
ſind rein theoretiſcher Natur, in der Praxis kennt die
Sozialdemokratie keine ihr genehmeren Schulen, als
diejenigen, welche der franzöſiſche kirchenfeindliche
Liberalismus in die Welt geſetzt hat. „Ni Pieu, ni
maitre“ — kein Gott im Himmel keine Autorität
auf Erden — iſt ein Grundlehrſatz der Sozialdemo—
kratie; der erſte Theil des Satzes wird in den fran—
zöſiſchen. Staatsſchulen verwirklicht dann wird der
zweite, ſo denkt die Sozialdemokratie, ſchon von ſelbſt
nachfolgen. Worte gibi's, die nie verhallen“, ſagt
der Dichter und dazu gehört das Wort, daß, wer die
Schule hat, auch die Zukunft beſitzt; der Geiſt der

2 N OHONES Aapileh

Frau Trugrerzählteine Geſchichte—
Den 7 Oktober 1791

Zu meiner groͤßten Beſtürzuns fragte mich heute einer
meiner Gäſte im Beiſein der andern, ob im Gaſthauſe zum
„Slücdshafen“ nicht ein Seift umginge.

Ein Geiſt in meinem Hauſe! rief ich im erſten
Augenblick ganz außer mir.

„Ja, mich ſollte Es nicht Wundex nehmen, es ſieht
* darnach aus. Meinen Sie nicht auch, Herr Wes—
gate 2“ .

Die Frage war an einen Herrn_gerichtet, Dder eben erft
gefommen 1Wwar. . C 8

„Ich weiß nicht, erwiderte dieſer, „ich habe mich noch
nicht darin umgeſehen. Hier im Zimmer merkt man nichts
von Geſpenſtern es maͤcht im Gegentheil einen recht ge—
müthlichen Eindruck?


an. Es iſt ja ganz auffallend: der alte winklige Bau
unter dem überhaͤngenden Dach ſieht aus, als brüte er
über eine geheimnißvolle Vergangenheit, ein Verbrechen
oder ſonſt eine ſchwere Schuld, beſonders in der Dämmer—
ung kommt es mir immer ſo vor.“

Der junge Menſch, der dies ſprach, dachte ſich nichts
weiter dabei! das wußte ich wohl, dennoch ſchnürken mir
ſeine Worte die Bruſt zuſammen, ich fühlte den ſtechenden
Blick eines Augenpaares auf mich gerichtet, der mir aͤlle
Faſſung zu rauben drohte Aber wenn ich auch bleich
würde, ſo verrieth ich doch meine Erregung dürch kein
anderes äußeres Zeichen!

„Dies Haus hat ſchon an ſeinem Platze geſtanden,
als noch die Weißen mit den Rothhäuten um jeden Fuß—
breit Erde kämpften,“ ſagte ich, ſobald ich etwas ruhiger
geworden war damag auch hier wohl manches Blut
geflojjen Jein.“ . — —

Ohne Zweifel,“ ließ ſich jetzt Madame Letelliers
Stimme. vernehmen, „das kann kaum anders fein: : Iſt
Ihnen dielleicht irgend eine beſondere Schreckensgeſchichte
bekannt, die ſich an Ihr Haus knüpft?“

Durch die Frage überraſcht, blickte ich mich nach







n Lnzeige⸗Blatt für die Amtsbezirte Heidelberz
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Phlippsolicz
WieSloch, Sruchfal, Breiten, Ne (>rgemäind, Mosdax
— — — 5h. Wertheiwyc

iu Beidelberg, Zwingerſtraße 7. ‚b yäfi



jetzigen Schule iſt der Geiſt der künftigen Generaton
des Volkes Je chriſtlichet die Schüle iſt, deſto
chriſtlicher wird auch das kommende Geſchlecht ſein,
jede Saumſeligkeit im Kampfe um die echt chriſtliche
Schille wird zunächſt dei Liberalismus und ſodann
folgerichtig dem Sozialismus und der Revolution
neue Kräfte zuführen! Jeder Schritt Boden, den
wir im Kanipfe um die chriſtliche, konfeſſtonelle Schule
um den berechtigten Einfluß der Kirche auf die Schule,
um die Durchdringzung derſelben mit dem Geiſte des
bekenutnißtreuen Chriftenthums erobern, wird iner—
giebiges Saatfeld für das zeitliche und ewige Glück
unſerer Nachkommen ansmachen andererſeits aber
wird jeder Schritt den wir geraͤde auf diefem Ge⸗
biete zutückweichen, oder den wir in Nachgibigkeit
gegen den Liberalismus machen, dem Umſturze neues
Terrain ſchaffen der Liberalismus ſäet die So⸗
zialdemokraͤtie eagt ein/ ſie iſt gewiß daß am Tage
der Erute die Garben auf - iIhren Wagen gekaden
werden!



Deutſches Reich.

* Berlin; 17. Nob. Die freikonſerdative, Poſt?
thüt ſo, als ob ſie geheime Kunde hätte, daß die
Militäx vortage mit Hilfe des Centrums doch
angenommen werden würde Große Hoffnung ſchemnt
ſie dabei auf den Abg. Frhru. von Huene zu ſetzen,
dem ſie ſogar ein Lob ſpendet mit dem Bemerken, er
habe ſ 3 die Berathungen der Einkommenſteuer⸗
kominiſſion {o; „trefflich geleitet”, daß man au in
der neuen Steuerkommiſſidn ſeinen bewährten Händen“
den Vorſitz anvertrauen könne Ein von der Poſt
gelobter Eentrumsmann iſt gewiß eine Selten—
heit. , NMeden dem VBorfige in der Steuerkommiſſion
hat das Blatt in jeiner „Outmüthigkeit“ dem. FrYrn.
v. Huene ſeine intenſive Mitarbeit dei der Erledigung
der Militärvorlage zugedacht. Es iſt das natürlich
Alles nur elende Stimmungsmacherei, an welcher das
Centrum ſelbſt keinen Antheil hat. Seine Mit—
glieder werden die Stimmung der Wähler im
Lande befragen, ünd die iſt von Tag zu Tag der
Militärvotlage ungün ſtiger.

* Berlin, 17. Nov. Prediger Schmeidler von
der Jeruſalemer Kirche zu Berlin hat rach dem Be—
richte der „Proteſtantiſchen Vereinskorteſpondenz“ in
einer öffentlichen Verſammlung erklärt, wenn die im
Jahre 1894 ſtattfindende Generalſhnode ein Formular
herſtellen ſollte, welches entweder jede Einleitungs-

formel zum Apoſtolikum ausſchließe oder die konfeffto—
ihr um Sie ſaß in einem entfernten Winkel des
Himmers hinter ihrer Tochter verborgen, ſo daß ich
hr Geſicht nicht ſehen konnte Aber an der krampf—
haften Art, wie ſie die Hände im Schooß zuſammen
baͤllte, ſah ich! daß das Geſpräch für ſie noch ein
ganz aͤnderes Intereſſe hatte, als für die übrigen An—
weſenden.

„Sie muß etwas von der Unthat gehört haben, die
hier verübt worden iſt,“ dachte ich im ſtillen.

Ich wüßte wohleine ſolche Geſchichte begann
ich nachdenklich, dann ſchwieg ich wieder. Es mochte grau⸗
ſam erſcheinen, ſie ſo auf die Folter zu ſpannen, aber
mir war arimmig zu Muthe, wie der Katze, die mit der
Maus ſpielt.

„O,erzählen Sie,? rief die Tochter und ein flüchtiges
Roth der Erregung färbte einen Moment ihre bleichen
Das heißt, wenn es nicht zu ſchrecklich iſt,
ſonſt kann ich es nicht hören. Wenn wirklich Geſpenſte
im Hauſe umgingen, würde ich mich fürchten länger hier
zu bleiben.

„Es giebt bei uns nichts der Art,“ ſagte ich mit ſo
ernſter Miene, daß es ſeltſam gegen den ſcherzhaften Ton
abſtach, in dem ſie geſprochen hatten Geſpenſtergeſchichten
ſind etwas zu alltägliches, als daß wir uns damik abgeben
könnten. — .

„Bravo,“ rief egr Der jılgen Leute, „wir ſind über
ſolche Thorheiten - erhaben! Gewiß handelt e$ fich um
irgend ein wunderbares Geheimniß! Bitte, geben Sie es
zum beſten, Frau Truax.

O. Manma, Du thuiſt niir weh! kam es uͤnwillkürlich
über die Lippen der Tochter. Madame haͤtte ihre Hand
gefaßt und ſie, wohl ohne es zu wiſſen, allzu leidenſchaft
lich gedrückt Mademoiſelle erröthete beim Laut ihrer ei—
genen Stimme und lächelte ihrer Mutter freundlich zu
Als ſie ſich dabei.zu ihr. hinbög, konnte ich das Geſicht der
Frau ſehen es war todtenbleich.!“

















(Soxtjegung. folgt.)


 
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