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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0177

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Gün

— 166

darf den vornehmsten Leistungen des 18. Jh. zugezählt werden.
Der Grundplan ist nur scheinbar einfach — ein großer, unge-
teilter, sehr breiter und mäßig langer Hauptraum und eingezogener,
ziemlich tiefer Chor — in Wahrheit von kunstreichster Überlegung
in den leichten Brechungen und Krümmungen des Umrisses als
Vorbereitung zu den überaus feinen perspektivischen und rhyth-
mischen Reizen des Aufbaus. Die Langseiten sind in je 3 un-
gleiche Traveen geteilt, die mittlere 3 fensterig und mit leichtem
Rücksprung, die seitlichen 1 fensterig. Dann sind die Ecken ab-
geschrägt und haben Nischen für Altäre. In kurzem Abstand von
den Wänden majestätische Doppelsäulen, die in ihrer Grundriß-
stellung einer Ellipse entsprechen. Deutlicher wird der Anklang
an die Ellipse an der Decke, ohne doch die streng geometrische
Form derselben zu erreichen. Konstruiert als Spiegelgewölbe mit
sehr hoher Voute. Zwischen den schräg stehenden Seitenaltären
eröffnet der Triumphbogen eine prachtvolle Perspektive auf den
Chor und Hochaltar. Der Chor behält nur bis zu l/* seiner Höhe
seine Begrenzung mit geschlossener Wand (an die sich feines, nicht
anspruchsvolles Gestühl anlehnt), dann löst er sich in einen Um-
gang mit reichen Pfll. leicht auf. (Dies schöne, von Z. auch
in Wies und Steinhausen verwertete Motiv war schon der älteren
Generation der Wessobrunner bekannt, vgl. Vilgertshofen.) Die Be-
kleidung — Stuck im Charakter des frühen deutschen Rokoko, Weiß
mit etwas Gold auf blaßgrünem Grund — zeigt Z. als einen der
ersten Meister dieses Faches; jedoch ohne jene Selbstherrlichkeit des
Dekorators, wie bei Z.'s Landleuten und Zeitgenossen, den Asam. In
klarer, maßvoll abgestufter Beleuchtung entwickeln sich die archi-
tektonischen Linien zu voller Bedeutsamkeit und verleihen der heitern
Pracht der ganzen Erscheinung einen Zusatz von Würde, fast von
Feierlichkeit. Der einzige Mißton die schwerfällige verglaste Stifts-
damenloge unter der Orgelempore; wahrscheinlich nicht von Z. ■
die Ausstattung zog sich bis 1780 hin. — Das Deckenbild bez.
Anton Enderle 1741.

Pfarr-K. und Spital-K., beides stark verbaute got. Anlagen, ohne
Interesse. An der ersteren alt, aus unbestimmter rom. Zeit, der
Buckelquader-Unterbau des seitlich neben dem Chor stehenden
mächtigen Turms. Am r. (neuen) Seitenaltar der Pfarr-K. außer-
ordentlich anmutiges Scfrnitzwerk, Selbdritt, c. 1500.
Schloß. Aus der Zeit der österreichischen Herrschaft. Großer,
ganz schlichter Renss. Bau, etwa 2. H. 16. Jh. Die eingebaute
Schloß-K. 1580, lsch. mit renss. Kreuzgewölbe.

GÜNZELHOFEN. OBayern BA Bruck. Inv.
Kirche mit einigen Holzfigg. und 8 Gräbst, aus 16. und 17. Jh.
Schönes Altargerät 18. Jh.
 
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