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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0492

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— 481 —

Ste

STEINHAUSEN A.D.ROTTUM. W. Donaukr. OA Biberach.
Ffarr-K. 1673. Der ansehnliche Bau vom Klst. Ochsenhausen
errichtet nach Entwurf des Pater B. Weidimann. Die Anlage
2sch., 4 Kreuzgwbb. auf Mittelpfl., der Chor entsprechend mit
2 Altären. — Gnadenbild Pieta (? 13. Jh.). Großer schmiede-
eiserner Lichterständer und sprenss. Altargerät.

STEINHAUSEN. W. Donaukr. OA Waldsee. — Abb.: Kick
und Pfeiffer. — [D.]

Wallfahrts-K. 1727—33 für Klst. Schussenried von Dominiens Zim-
mermann aus Landsberg („archt. et stuckador"), die Malerei von
dessen Bruder Johann Z. Diesem entlegenen, nicht sehr großen,
aus bescheidenem Material ausgeführten Bau gebührt kraft der geist-
reichen Erfindung und der glänzenden Beherrschung der künstle-
rischen Darstellungsmittel einer der ersten Plätze in der süddeutschen
Architektur des 18. Jh. Er ist weder italisierend noch französierend,
vor allem ganz unakademisch. Das Innere zeigt einen ovalen
Hauptraum von 33 :22 m, darin mit geringem Abstand von der
Umfassungsmauer ein konzentrisch geordneter Kranz von 10 sehr
hohen, durch Rundbgg. verbundenen Gruppenpfll., die ein ovales
Flachgwb. tragen. 2 kurze rck. Ausbauten im O und W enthalten
das Altarhaus und die Orgelbühne, unter letzterer die nach innen
und außen geschlossene Vorhalle. Also ein höchst einheitliches
Raumbild, und mit diesem das Altarhaus und die dasselbe um-
säumenden Emporen mit großer perspektivischer Kunst verschmolzen.
Die an sich schon bedeutende Höhenentfaltung wird durch den
großartigen Rhythmus der vertikalen Pfeilerlinien für den Eindruck
noch gesteigert, dazu ein hinreißendes Crescendo der Dekoration
in der Richtung von unten nach oben. Die von allen antiken
Erinnerungen absehende Gestaltung der Pfeilerkrönungen und die
Übergangsformen von ihnen zur Decke sind ebenso originell als
glücklich erfunden, eminent geschickt sodann der Übergang von
den Architekturgliedern und plastischen Dekorationselementen zur
Deckenmalerei. Pfll. und Wände weiß getüncht, das die Kaptt. ver-
tretende Ornament der Pfeilerköpfe rötlich und grau, die Malerei
in ganz lichten und sanften, doch nicht kraftlosen Farben; gar
kein Gold. Besonders interessant sind die in einer höheren un-
teren und einer niederen oberen Reihe angeordneten Fenster ge-
staltet, insofern sie nicht, wie meistens sonst im Barock, bloße
Lichtöffnungen sind, sondern ihre eigene, zweckvolle Dekoration
erhalten haben. Einzeln genommen würden sie in ihrer Zusammen-
setzung aus mannigfach gebrochenen Kurven bizarr erscheinen, im
Ensemble klingen sie richtig und wirksam mit. Wie denn über-
haupt Raumgestaltung und Dekoration mit einer Sicherheit, wie
sie nur ganz selten angetroffen wird, zu einer zwingenden Stim-

Dehio, Handbuch. III. Bd, 31
 
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