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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0561

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Wer

— 550 —

Wer

WERTHEIM. Baden Kr. Mosbach. Inv. — [D.]
Hervorzuheben von vornherein das Stadtbild als Ganzes, das den
Charakter einer altfränkischen Kleinstadt treu bewahrt hat, wie
wenige; dazu herrlicher Stand in der Landschaft.
Pfarr-K.° Auf den Grundmauern eines rom. Baues als schlichte
flachged. got. Basl. 1383 erneuert; stattlich der hochräumige ge-
wölbte Chor, 2 Langjoche mit 3seit. Schluß. Der T.° an der
SWEcke über die Fluchtlinie des Ssch. vorspringend. In dem hier
entstehenden Winkel bildet der zierliche Überbau vor der Tür zu-
samt dem aus der Turm-Kap. vorgebauten Chörlein (bez. 1419)
ein Architekturbild0 von reizendster Wirkung; im übrigen ist der
T. fensterlos und glatt, bis auf die ihn 5fach teilenden spgot.
Bg.Friese; erst das letzte Geschoß erhält Schallöffnungen, etwas
mehr an Flächenschmuck und eine durchbrochene Balustrade, über
welcher ein schlanker geschieferter Helm emporsteigt; das Ganze
das Muster einer einfacheren spgot. Turmkomposition. — Der
Chor hat sich zu einem Mausoleum der Grafen von Wertheim und
Löwenstein entwickelt, angefüllt mit Denkmälern0 jeden Ranges.
In der Mitte das große Freigrab (die „Bettlade") Ludwigs II. v. L.
und seiner Gemahlin Anna v. Stolberg, ausgeführt 1618 von Mich.
Kern; die Bildnisgestalten liegen auf einer Tumba, deren Seiten
ehemals mit Reliefs geschmückt waren; darüber ein von 10 Sil. ge-
tragener Baldachin; am Gebälk Wappen und tief herabhängende
Fruchtgewinde; auf den Ecken klagende Putten. Aufbau und Dekor
vornehmsten Ranges; das Figürliche nicht ebenbürtig. — An den
Wänden aufgestellt: 1. Grabstein (ursp. liegend) des Gf. Johann I.
v. W. f 1407, Porträtfig. in Hochrelief, tüchtige Steinmetzarbeit, von
kostümlicher und heraldischer Genauigkeit. 2. Das zugehörige Epi-
taph, der Graf mit 2 Frauen unter einem Wimperg, dem vorigen künst-
lerisch überlegen. 3. Epitaph des Eucharius Casimir f 1698, der Graf
in römischer Tracht. 4. Große Inschrifttafeln für Michael II. f 1531,
ausgeführt 1543 und 5. Georg II. f 1530, beide in vorzüglicher
ornamentaler Umrahmung. 6. Weitschichtiges Wandgrab für Katha-
rina v. Stolberg und ihre beiden Gemahle Michael III. v. W. (der
letzte des Hauses) und Philipp Gf. v. Eberstein, voll. 1591, von
Meister Johann v. Trarbach aus Simmern; die Pf II. vor dem
Unterbau eine störende spätereZutat. 7. Isenburgsches und 8. König-
steinsches Epitaph (von Hans Rodlein), im Aufbau ähnlich No. 6.
9. Philipp Theodor Gf. zu Manderscheid f 1590, die Porträtfig.
feiner belebt, als die übrigen. 10. Heinrich Friedrich Gf. v. Löwen-
stein -j- 1721, eine auf Schädeln ruhende Pyramide, der Tod mit
Sense und Sanduhr usw. — Die auf dem Boden des Chors liegen-
den Platten beschränken sich großenteils auf Wappen und In-
schriften. — An den Pf 11. des Sch. Spuren von Wandmalerei
 
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