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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0231

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Kern

— 220 —

Kern

über Tabernakel und noch höher Gruppe der Anna selbdritt, das
Ganze eingeschlossen in aufgelöstes, frei geschwungenes Rahmen-
und Rankenwerk. Die Deckengemälde von dem renommierten
Chr. Wink Auf Kupfer gemaltes Triptychon in der Art

Rottenhammers',

KEMPFING. OBayern BA Erding. Inv.
Dorf-K. Einfacher flachged. rom. Backsteinbau um 1200, der rck.
Chor mit rippenlosem Kreuzgwb. — Holzfigg. A. 16. Jh.

KEMPTEN. B. Schwaben BAmtsstadt. [D.]
Ehem. Stifts-K. 1651—1666. Baumeister bis 1654 Michael Beer
aus Au bei Bregenz, von da bis zur Vollendung Johann Serro
aus Neuburg a. D. Der Entwurf wird also Beer angehören, dem
Stammvater einer bedeutenden Architektenfamilie. Der erste große
Kirchenbau Süddeutschlands nach Beendigung des 30j. Krieges.
Er bewegt sich in italienischen Schulformen, die Einzelheiten streng,
fast noch hochrenaissancemäßig; >xas an ihm originell erscheint,
beruht auf Abweichungen vom ersten Plan. Das Lhs. ist basilikal
aufgebaut nach dem (nicht ganz verstandenen) System der „rhyth-
mischen Travee". Die längsrechteckigen Pf 11. haben in der Front
dieselbe Breite, wie die Arkadenöffnungen; anstatt aber mit ge-
paarten Pilastern besetzt zu sein, wie die italienischen Vorbilder
angeben, ist nur ein einziger vorhanden, so daß sich das ganze
Gebilde leer und unorganisch ausnimmt. Schlecht passen auch
zum System die fensterähnlichen Emporenöffnungen. Das Licht
fällt durch große Lünetten in der Schildwand. Die mit dem
Rhythmus des Hauptschiffes korrespondierenden halbrunden Ka-
pellenbauten der Ssch. sind eine Hinzufügung des 18. Jh. (1713)
von glücklicher Wirkung. — Auf das Lhs. folgt, jetzt fast als eine
zweite Kirche für sich erscheinend, jedenfalls des organischen Zu-
sammenschlusses gänzlich entbehrend, der Chor der Stiftsherren.
Der ursprüngliche Gedanke kann nur der gewesen sein, einen
großen oktogonalen Kuppelraum zu schaffen (wie ihn auch der
Außenbau anzukündigen scheint) nach jenem Schema, das die
italienische Renaissance in mannigfachen Variationen oft ange-
wendet hat und das letztlich auf den Florentiner Dom zurückgeht.
Dem ausführenden Maurermeister Serro erschien aber die große
Kuppel zu gewagt; er stellte in die Mitte des Raumes 4 Pfeiler in
der Höhe der Schiffspfeiler, aber enger zueinander, verband sie
durch Bögen und setzte darüber noch 2 Geschosse, bis er die
Laterne erreichte. Beim Aufblick glaubt man in einem hohen T.
zu stehen, auch die unteren Räume sind eng und unübersichtlich.
— Dem Chorraum ist eine reiche Stuckdekoration auf farbigem
Grunde zugedacht. Die Ausführung ist vorzüglich, die Erfindung
hat nichts Barockes, sie hält sich an die Muster der späten Hoch-
 
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