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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0558

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Wel

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Wel

Christen", die figurenreichen Szenen in eine nach oben offene
Säulenperspektive eingeordnet. Das früheste Bild des unter den
süddeutschen Rokokomeistern einen der ersten Plätze einnehmenden,
aus Unterpeißenberg gebürtigen Malers, zugleich wohl der erste
Versuch auf schwäbischem Boden, die ganze Langhausdecke mit
einem einzigen Bilde auszufüllen.

S. Thekla. Votivkirche, gestiftet 1755 von einem Fugger. Der
köstliche kleine Bau, in dem Architektur und Dekoration völlig
als eins gedacht sind, in pikantestem, artreinem Rokoko, dürfte
im Entwurf auf Dominicus Zimmermann zurückgehen. Der Haupt-
raum ein nicht viel über das Quadrat hinausgehendes, an den
Ecken gestutztes Rechteck. Die beiden westl. Ecken von zweige-
schossigen Emporen, Begleitern der Hauptempore, eingenommen;
die beiden östlichen von Altären. Über einer hohen Voute ein
flacher Spiegel, das zentrale Gemälde (bez. /. Enderle 1759) in
Form eines länglich verzogenen Vierpasses. Der Chor wiederholt
in kleineren Maßen die Hauptformen des Lhs. Charakteristisch
für Zimmermann sind die Fenster; im Außenbau erscheinen sie
mit ihrem gebrochenen und geschweiften Umriß bizarr, zu den
Linien des Innern passen sie völlig. Die Altäre ohne tektonische
Elemente, nur Figurenplastik und Malerei, auch die erstere (Stuck)
polychrom. Die Farbenstimmung hell und lebhaft, die Licht-
führung mit hohem Geschick.

WELLHEIM. B. Schwaben BA Neuburg a. D. — St. II.
Burgruine aus Ma. mit vermeintlichem „Römer-T.".

WELSCHINGEN. Baden Kr. Konstanz. luv.
Dorf-K. modern, rom. T. 12.—13. Jh., zugleich als Wehrbau ein-
gerichtet.

WELTENBURG. NBayern BA Kelheim. [D.]
Benedikt. Klst. Gegr. im 8. Jh., die jetzige K. Neubau von
1717—21. Ein Hauptwerk des südostdeutschen Barockstils auf
derjenigen Entwicklungsstufe, auf der er am originellsten ist, nicht
mehr unmittelbar abhängig vom italienischen und noch nicht be-
einflußt vom französischen. Der Eindruck, der unter allen Um-
ständen stark wäre, wird durch eine Kontrastwirkung eigenster
Art erhöht. Auf alles andere bereitet die lange Waldwanderung,
die Lage auf einer schmalen Uferbank des wilden Donautales und
die unscheinbare Außenseite der in tiefster Einsamkeit endlich ge-
fundenen Klosterkirche eher vor, als was sich vor uns auftut, wenn
wir eintreten: ein Zauberstück raffiniertester Kunst. In einer Stadt,
in moderner Umgebung würden wir uns abgestoßen fühlen; hier
aber vollziehen wir mit williger Wundergläubigkeit den Sprung ins
Märchenland. — Kunstgeschichtlich bezeichnet die K. von Welten-

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