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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0584

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kapellen und balkonartig ausgebuchte Emporen, jedes mit reich-
lichen Lichtöffnungen; im Chor ruhige Wandmassen, die Neben-
räume nicht sichtbar. Die Besetzung der Zwischenpfll. mit ge-
kuppelten Sil. gibt einen prachtvollen Rhythmus. Und die Deko-
rationskunst läßt in Form und Farbe das vollste Rokoko-Orchester
spielen. Wieviel man gegen die Einzelheiten einwenden mag —
z. B. die erheblich manierierte Plastik der Altäre und der Kanzel
von J. M. Feichtmayer aus Augsburg; Material Gips mit weißem
Glanzüberzug, so daß sie wie riesenhafte Porzellanfiguren aus-
sehen — alles wirkt an seinem Platze richtig und die Gesamt-
harmonie von Raum, Konstruktion, Dekoration ist die vollkommenste.
Im Wesen dieser Harmonie liegt es eben, daß die Einzelheiten —
in diesem Fall zu ihrem Glück — kaum bemerkt werden. Die
Chorstühle0 z. B. würden es sehr verdienen: Nußbaum und
etwas Gold; die Rückwand nicht mehr wie im Barock durch Säulen
und Gebälk (vgl. z. B. Obermarchtal), sondern in fließenden Linien
gegliedert und mit großen, gemäldeartig komponierten, sehr sorg-
fältig ausgeführten Reliefs gefüllt; 1747 von Joh. Christian aus
Riedlingen (vgl. Ottobeuren und Wiblingen). Deckengemälde
von F. J. Spiegier. Auf dem Kreuzaltar bedeutende Madonnen-
statue E. 14. bis A. 15. Jh., leider überarbeitet. In der Vorhalle
kolossales Holzkruzifix, anscheinend aus derselben Werkstatt
wie das zu Wiblingen, den besten der schwäbischen Schule zuzu-
rechnen. Der Kirchenschatz enthält mehrere bmkw. Stücke;
u. a. rom. Prozessionskreuz und vorzügliches Reliquiar von 1624,
Augsburger Arbeit.

Das Äußere Verputzbau; die Langseiten weniger gleichgültig be-
handelt, als so oft im Barock, von Interesse nur die Fassade. Sie
hat, was in Deutschland nicht oft vorkommt, nur eine einzige
Ordnung von kolossalen Säulen; Grundrißstellung gekrümmt; dazu
gebrochene und geschweifte Giebel; nicht viel anders komponiert,
wie ein Riesenaltar. Das Turmpaar im O, vielleicht unter Nach-
wirkung der alten rom. K.

Klostergebäude 1668—95, also wie meistens in dieser Epoche
früher in Angriff genommen als die K.; der WFlügel vom Grau-
bündener Tommaso Comacino.

ZWIEFALTENDORF. W. Donaukr. OA Riedlingen.
Pfarr-K. spgot. um 1726. — Bmkw. Wandtabernakel. Ein-
faches Chorgestühl bez. Jörg Syrlin (d. J.) 1499. Gute ikon.
und herald. Grabsteine 15. Jh. Epitaphe renss.

ZWIESEL NBayern BA Regen.
Bergkirche. 1682, umgestaltet 1767. — Deckengemälde von
Rauscher.
 
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