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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0566

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Wid

— 555 —

Wie

eine einzige Ordnung gewaltiger Pilaster auf, sonst keine Vor-
sprünge; die sehr großen lichtreichen Fenster in 2 Geschossen und
zwischen ihnen eine schwebende, auch um die Pilaster herum-
geführte Balkonempore, im Grundriß eine unbestimmte Wellen-
linie beschreibend, ebenso wie das Hauptgesims. Sehr charakte-
ristisch für die klassizistische Tendenz die Deckenbildung: stark
abgeflachte Korbbgg. tragen einen Holzplafond mit kreisrunden
Spiegelflächen, die durch die Art der Malerei andeutungsweise
an Kuppeln erinnern. Architekturteile weiß, Glieder Gold, kein
selbständiges Ornament, dafür gewichtige Hervorhebung der Statue
und des Gemäldes, jedes in sich abgeschlossen. Der tektonische
Aufbau der Altäre, die im Mittelraum im Kreise aufgestellt
sind, in betontestem Gegensatze zum Rokoko ganz einfach; be-
krönt werden sie von Statuengruppen aus Gips; nur der Hoch-
altar hat eine Art Ciborium, das sich aber mit der Wandarchitektur
engstens verbindet. Der leitende Bildhauer /. G. Schneck aus
Brixen (Gehilfe F. Meck aus Sigmaringen) vertritt den Geschmack
des Mengsischen Zeitalters mit achtbarem Talent und guter Schulung;
er ist „klassischer" als der mit ähnlichen Streben in denselben
Jahren in Salem arbeitende Dürr. Die sehr „zopfige" Kanzel von
B. Sporer (oder Martin Dreyer?). Analog den Altären legt auch
das Chorgestühl den Schwerpunkt in das Plastische, in der Form
von sehr großen Reliefgemälden am Dorsal, vergoldeter Gips, von
Joh. Christian (vgl. Zwiefalten). Die Deckengemälde von Zieh
selbst; sehr licht und frisch in der Farbe; der Stil ein Kompromiß
zwischen Tiepolo und Mengs. — Ein fremdartiger Schmuck, auf
dem Kreuzaltar, das aus dem Ulmer Münster stammende große
Holzkruzifix aus A. 16. Jh., gewöhnlich Syrlin d. J. zugeschrieben,
doch ohne Grund; edel und mild; nahe verwandt den Kruzifixen
von Zwiefalten und Blaubeuren (Stuttgarter Altertumssammlung).
In einer Seiten-Kap. Doppelgrabst. eines Grafen v. Kirchberg,
E. 15. Jh. — Die Fassade (unvoll.) von Specht allein und noch
sehr barock empfunden.

Klostergebäude (Kaserne) 1714—60, sehr weitläufig und gut dis-
poniert; geschmückter Bibliotheksaal in spätem Rok.

WIDDERN. W. Neckarkr. OA Neckarsulm. Inv.
Malerisches befestigtes Städtchen.

S. Laurentius-K. spgot. Chor rck. T. im W. — Zahlreiche und
schöne Grabdenkmäler 15.—18. Jh.
Schloß der Gemmingen 1574.

WIECHS. OBayern BA Rosenheim. Inv.
Pfarr-K.<> Aus einem ursp. got. Bau, 1754 von einem ländlichen
Maurermeister (Thaller von Hausstädt) geschickt umgebaut. Lhs.
 
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