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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0472

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Sehl

— 461 —

Sehl

SCHLEISSHEIM b. München. — R. Streiter in „Die Bau-
kunst" II, 7. — Tafelwerke von G. J. Seydel 1855 und O. Auf-
leger 1891.

Altes Schloß0. Beg. 1597 von Wilhelm V. als Sommersitz inmitten
einer ausgedehnten Landwirtschaft, erweitert 1626 von Maximilian I.
Künstlerische Bedeutung hat nur der 1626 ff. entstandene Mittelbau
des o Flügels. Kellerartiges Untergeschoß, einziges Hauptgeschoß,
flache breite Pilaster, Fenster mit Giebelverdachungen, der Aufbau
niedrig im Verhältnis zur Länge, kolossales Dach, Flächen in
wechselnd abgestufter Rustika. Ein mittlerer Saal geht durch die
ganze Tiefe des Gebäudes, die interessante Dekoration0 entworfen
in der Werkstatt P. Candids; die Rustika erstreckt sich bis aufs
Gwb.

Schlößchen Lustheim, erb. 1682 ff. unter Max Emanuel vom Hof-
baumeister Enrico Zuccali aus Graubünden. Großer Mittelsaal
mit Spiegelgwb., darauf perspektivisch gemalte Scheinarchitektur.
Die figürliche Malerei flüchtige Arbeit von Italienern. Von den
Nebenbauten, welche das Schlößchen gegen O im Halbkreis um-
geben sollten, nur 2 Pavillons zur Ausführung gekommen. — In
der gleichen Achse mit Lustheim, durch großartige Gartenanlagen
verbunden, liegt das

Neue Schloß. Zeugnis der von Max Emanuel vollzogenen Wen-
dung vom italienischen zum französischen Geschmack (jener hatte
vom Beginn der Renss. bis E. 17. Jh. am Münchener Hof die Herr-
schaft gehabt). Beg. 1701; 1704—1715 durch die Flucht des Kur-
fürsten unterbrochen, im wesentlichen voll. 1722. Der im Modell
erhaltene, noch riesenhaftere Plan nicht ganz ausgeführt. Der Gr.
im ersten Entwurf von Zuccali, Ausbau von Effner. Das Muster
von Versailles unverkennbar. Ausgedehnte Gartenanlage und pracht-
volle Innenräume sind das Hauptanliegen, während die Fassade
zwar kolossal, aber in den Formen einfach gehalten ist (Verputz).
Bei geringer Tiefe hat der Bau in der Länge 36 Fensterachsen in
2 Geschossen mit Mezzanin und Attika. Die Mitte und die Enden
durch Risalite nur leicht herausgehoben. Der Hauptbau hat 169 m L.,
mit den Eckpavillons und Verbindungsgalerien werden 330 m erreicht.
Das Erdgeschoß des Mittelbaues wird zu einem großen Teil von einer
weiten, niedrigen Halle eingenommen, 3x5 Flachkuppelgwbb.
von toskan. Sil. getragen. Rechts anschließend das durch alle
Stockwerke aufsteigende Treppenhaus. Im Obergeschoß der große
Saal und die 61 m lange Ahnengalerie. Der Wert des Schleiß-
heimer Schlosses liegt in seiner Innendekoration — weißer Stuck
an den Wänden, farbige Gemälde an den Decken. Der Stil ver-
bindet Anregungen des italienischen Spätbarock und der letzten
Phase des Louis XIV. mit viel eigentümlicher Kraft; er sucht die
 
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