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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0232

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Kern

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Kern

renaissance Italiens. Als Eigentümliches tritt hinzu die Füllung
der Pilaster mit lebhaft gefärbter Stuckintarsia; in derselben Technik
(als Motiv Landschaften!) die Dorsale der in Eichenholz ge-
schnitzten Chorstühle; sie sehen nach niederländisch geschulter
Hand aus; wie auch die farbenkräftigen Altargemälde mit Nach-
folgern der Rubensschule zusammenhängen. Mit Intarsiaimitationen
waren früher auch die Pf II. und Gewölbefelder des Lhs. bemalt.
Der architektonisch schlechten Lösung des Durchgangs vom Msch.
zum Chor ist nachträglich durch geschickte Anordnung von Rokoko-
altären an den Seiten ein mindestens malerisch glücklicher Effekt ab-
gewonnen. Von Gemälden dürften die bemerkenswertesten sein
das von Kaspar Sing 1684 auf dem Rotmarmoraltar im rechten
Chorflügel und das von Andreas Wolf 1705 in einer Sschiffs-
kapelle. — Das Äußere ist nicht, wie späterhin bei fast allen deut-
schen Barockkirchen, nur auf die Fassade hin gearbeitet, sondern
allseits gleichmäßig durchgebildet und interessant gruppiert, wobei
das große Oktogon erst zu voller Geltung kommt. Ausbau der
Türme 1900 von Höfl.

S. Stephan im „Keck". (Buck im Allgäuer Geschichtsfreund
1894; Schildhauer ebenda 1903). lsch. Anlage mit 3seitigem
Schluß, entstanden durch got. Verlängerung und Erhöhung eines
rom. Baues, dessen kleine Fenster an der Langseite noch zu er-
kennen. Die im Chor aufgedeckten Malereien von c. 1460—70
erstrecken sich über sämtliche Gewölbe und Wandflächen; lauter
Einzelgestalten von Heiligen; am Chorbogen die klugen und
törichten Jungfrauen; um die an sich einfache Sakramentsnische
eine gemalte Architektur; in der andeutungsweise perspektivisch
dargestellten Halle erblickt man das Abendmahl. Der Stilcharakter
ähnlich den Wandgemälden in Zell bei Oberstauf.
Prot. Pfarr-K. zu St. Mang. Sehr alte Gründung, 962 schon er-
neuert. Wenig anziehender spgöt. Ziegelbau. Chor 1427, mit
Sterngwbb. Das wiederholt erweiterte Lhs. ungewölbt.
Ehem. fürstabtliche Residenz. 1651—74. Beg. von Mich. Beer
aus Bregenz. Sehr großes Viereck, architektonisch nichtssagend,
kasernenartig. Sehr beachtenswert einige Innenräume durch ihre
Dekoration. Der ehemalige Kapitelsaal (jetzt Betsaal) hat eine
Stuckdecke aus E. 17. Jh., die für Gemälde ausgesparten Felder
jetzt leer. Die übrigen Räume einstige Repräsentationsräume des
Abts, c. 1730—40. Am bedeutendsten der „Fürstensaal", jetzt
Sitzungssaal des Landgerichts. Der noch nicht nachgewiesene
Meister behandelt das Rokoko mit viel Eigenart; kennzeichnend
die stürmische Bewegung der plastischen Formen und ihre kraft-
volle Farbigkeit; in dem nicht großen (gegebenen) Raum die Wir-
kung etwas gepreßt, doch gewiß von echt künstlerischer Pracht.
 
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