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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0182

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Hai

— 171 —

Hai

kirchen schon immer gewohnt, schwerfällige Außenansicht mit
ungeheurem Dach. Was sie dennoch eindrucksvoll macht, ist
die Lage auf einer Terrasse über dem Markt. An dieser hat das
18. Jh. eine imposante Treppe angelegt, 54 stufig, in konzentrischen
Kreissegmenten sich ausbreitend. Maß: Lhs. 34 m 1., 25 m br.;
Chor 32 m 1., 20 m br. — Ausstattung: Im Chorhaus ungewöhn-
lich reichhaltig konserviert. Hochaltar0 (früher als Kreuzaltar
am Eingang des Chors), 3. Viertel 15. Jh. Derbreite, in der Mitte
rechteckig überhöhte Schrein ausgefüllt von einer einzigen Kom-
position, die in mehr als 50 kleinen Schnitzfigg. die 3 Szenen der
Kreuztragung, Kreuzigung und Kreuzabnahme in fließenden Über-
gängen zusammenfaßt. Dies Darstellungsprinzip ist den süd-
deutschen Schulen fremd, es ist niederländisch, wie auch die ge-
malten Flügel starken Einfluß aus dieser Richtung, speziell von
Dirk Bouts, verraten. Das jetzt über dem Altar aufgepflanzte
überlebensgroße Kruzifix0 hing ursp. im Chorbogen; bez. 1494
Michel Erhardl (namhafter oberschwäbischer Meister, sonst in
keinem sicheren Werk mehr nachweisbar, vgl. Dom zu Augsburg). —
Sakramentstürmchen um 1450; die Statuetten stilgeschichtlich
von Interesse. — Chorgestühl bez. 1534, Anlagegot., Einzelformen
in schlichter feiner Renss. — Tauf stein bez. 1405. — Fast eine
jede der Chorkapellen enthält noch ihren Altar; die Qualität meist
nicht hoch, aber als Zeugnisse der einheimischen Schnitzerschule
zu beachten; wohl der beste der Sippenaltar0 in der mittleren
Kap., bez. 1509. — Nicht zu übersehen der Michaelsaltar0 in der
Sakristei, um 1520. — Ferner sind die Chorkapellen voll von
Grabdenkmälern, meist 17. und 18. Jh. Hervorzuheben (NSeite)
Epit. Bonhöffer f 1778, als gemeinschaftliches Jugendwerk von
Dannecker und Scheffauer; unten Marmor, oben Figuren aus Gips.
— 4. Kap. der NSeite Alabasterrelief0 der Totenauferstehung
von Leonhard Kern, wohl mit Benutzung einer niederländischen
Vorlage. — Im Lhs. (SWand) h. Grab; Leichnam aus Stein um
1510, Johannes und die 3 Marien aus Holz, um 1470, Flügel mit
Holzreliefs. — Interessant der h. Michael0 am Mittelpfl. der Vor-
halle, um 1300. — Ein anderer h. Michael0 außen an einem
Chorpfl. um 1520. Glocken: 1290, 1539, 2 aus 14. Jh.
S. Katharina.0 Vom sprom. Urban erhalten der querrck. Chor-T.
am o Ende des lsch. Lhs. Er hatte Klangarkaden mit hübschen
Einzelheiten0. Polyg. got. Chor 1343. Der spgot. Umbau ohne
Interesse. —Glasbilder0, aus mehreren Chorfenstern zusammen-
gestellt, aus der Erbauungszeit. — Bmkw.: Choraltar0 aus 3. Viertel
15. Jh.; im breiten, in der Mitte überhöhten Schrein 5 Szenen der
Passion, ohne tektonische Teilung ineinandergehend; die Anlage,
wie es scheint, Kompromiß zwischen der durch den Hauptaltar der
 
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