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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0287

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Mau

— 276 —

Alan

starken rhythmischen Kontraste sind ein Ausdruck des romanischen
Grundgefühls. Die Gewölbeart ist das 6teilige Gwb. der franzö-
sischen Frühgotik, in den Bogenlinien y2 Kr. und Spitzbg. (der
am Paradies noch vermieden war) gemischt, jedoch mit Bevor-
zugung des '/a Kr. In den Stützen Wechsel stärkerer und schwächerer,
auch im Detail differenzierter Sil. auf hohen Sockeln und mit kelch-
förmigen Blattkaptt. von schönstem Umriß. Ein echter Gotiker
hätte unter denselben Bedingungen eine weit einfachere Gewölbe-
lösung gefunden; die hier gegebene ist nicht aus tastendem Un-
geschick hervorgegangen, sondern der gewollte Ausdruck des kraft-
voll Bewegten in abgestufter Mannigfaltigkeit. Ein Zeichen neuer
Empfindungsweise die hohen schlanken Fenster und das durch sie
reichlich eindringende Licht. — Aus derselben Bauzeit der SFlügel
des Kreuzgangs nebst den ersten anstoßenden Jochen desO und
WFlügels. Die aus dem Paradies und Herrenrefektorium bekannten
Elemente werden in neue, leicht variierte Mischung gebracht. Stark
ausgenutzt und mit einigermaßen barocker Wirkung die Häufung ab-
gebrochener, auf Kragsteine gesetzter Wanddienste. — Paradies,
Kreuzgang und Herrenrefektorium zeigen so sehr den gleichen
Geist, daß die Ausführung sich über keine längere Zeit, höchstens
10 Jahre, hingezogen haben kann; in Betracht kommen das 2. und
3. Jahrzehnt des 13. Jh. — Die übrigen Teile des Kreuzgangs im
Laufe des 14. Jh. langsam ausgeführt. Der Kapitelsaal ist durch
3 Sil. in 2 Schiffe geteilt; jene stehen in der Achse der Öffnungen,
was zu sternförmiger Anordnung der Rippen führte; sie gehen von
einem Kranz von Kragsteinen aus; (genauere Datierung wäre er-
wünscht, keinesfalls „frgot."). Im n Flügel, gegenüber der Eingangs-
tür zum Herrenrefektorium, Brunnenhaus; 9Eck; der rest. Brunnen
aus Stücken verschiedenen Alters zusammengesetzt; das spgot. Fach-
werkobergeschoß (1511) ein unorganischer Zusatz. Das Ganze
reizend malerisch und behaglich. — Parlatorium 1493. — Abts-
haus 1384—1402 umgebaut, 1751 großenteils abgetragen. Im
Herrenhaus, 1512—18, Saal in kraftvoller Holzarchitektur und
zierlicher Erker. Wendeltreppen von Bruder Conrad 1493 und
Bruder Augustin 1517 (Inschr.) Wandelgang zwischen dem w
Eingang des Klosters und dem Paradies 1479. — Got. Gewölbe-
malereien in mehreren der obengenannten Bauteile. Vervoll-
ständigt wird das Bild der Klosteranlage durch die Ringmauer
und die nachW vorgeschobenen Wirtschaftsgebäude. Das Kloster-
tor im Unterbau rom., der T. darüber früher höher; ferner war
ein Außentor vorhanden, bez. 1472. Eine innerhalb rechts neben
dem Tor gestandene Kap. von 1328 ist abgebrochen; links das
Gasthaus (jetzt Apotheke) nebst Stallungen. Weiter das Früh-
messerhaus. Die gegen NW gruppierten Ökonomiegebäude
 
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