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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0329

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— 31S —

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tische Hof-K. begonnen, aber noch vor ihrer Vollendung infolge
des Regierungs- und Religionswechsels im pfalzgräflichen Hause
1614 dem katholischen Kultus übergeben und mit Jesuiten be-
setzt wurde. Archt. Gilg Vältin aus Graubünden. Das eigen-
tümliche der Anlage ist, daß das Schema der deutschen spgot.
Hllk. mit den Detailformen der ital. Hoch-Renss. in Verbindung
gebracht wird. Zwischen die schlanken kreuzf. Pfll. sind gewölbte
Langseitsemporen eingebaut. Das letzte (o) Joch wurde bei der
Katholisierung ummauert, so daß für den Chordienst außer der
halbrunden Apsis noch ein quadr. Vorchor und über den Abseiten
fürstliche Logen gewonnen wurden. Dem Lhs. verblieben 4 j.
Das Msch. nicht wesentlich breiter als die Ssch. Kreuzgwbb. mit
Rippen und Gurten in Rundbogenlinien. Nennenswerte Propor-
tionsschönheit ist dem Innenraum nicht eigen. Was an ihm in
hohem Grade die Aufmerksamkeit fesselt, ist die 1616—20 von
Michele und Antonio Castelli ausgeführte Stuckdekoration. Sie
überzieht gleichmäßig alle Gewölbe, Gurten und Arkadenzwickel.
Die Einteilung entwickelt sich streng geometrisch aus den Archi-
tekturlinien, das Ornament noch ohne barocke Elemente; sehr ins
Gewicht fallend und von einer in Deutschland unbekannten Formen-
reinheit die figürlichen Bestandteile, in jeder Gewölbekappe ein
Flachrelief, an den Arkadenzwickeln als Engel gemeinte antike
Viktorien in Hochrelief, an den Ssch.Wänden Rundstatuen der
Apostel in Aedikeln; alles gleichförmig weiß. Später haben Wesso-
brunner Stuckatoren die WEmpore (um 1700) und die Apsis (um
1725) in Behandlung gehabt. Um 1750 der Hochaltar und die

2 großen Seitenaltäre. An ihrer Stelle befanden sich ursp. Altar-
blätter von P. P. faibens, abgeliefert 1617—20, 1703 nach Düssel-
dorf gebracht, jetzt in der Pinakothek zu München. Ersatz durch

3 Bilder des Bolognesen Domenico Zanetti. Vom ersten Altar
erhalten das kostbare Tabernakel aus Ebenholz und Silber.
Außenbau. Die Fassade0 mit dem 1619 von dem Graubündener
Hans Albertaler (vgl. Dillingen und Eichstätt) ausgeführten T.
gibt eine für diese Zeit sehr bmkw. und im ganzen wohlgelungene
Lösung des z. B. in der Münchener Michels-K. noch nicht einmal
geahnten Problems. Das kräftige Pilaster- und Gebälksystem des
Lhs. setzt sich an der WWand fort; darüber eine mit dem Unter-
bau des T. trefflich verbundene Attika; der T. selbst nur 1 ge-
schossig mit Kuppeldach und Laterne.

Pfarr-K. S. Peter. 1671. Nachahmung der Hof-K. in engeren
und dadurch noch mehr an die got. Hllk. erinnernden Verhält-
nissen. Auf dem Hochaltar große Kreuzigung Petri von einem
Nachahmer des Rubens, angeblich Sandrart (??).
Pfarr-K. zum h. Geist. 1723—26. Flachgedeckter Saalbau ohne
 
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