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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 3): Süddeutschland — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.10981#0457

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Rot

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weggeführt, das System mithin ähnlich dem der Stuttgarter Stifts-K.
Die reich gemusterten Sterngwbb. datiert mit 1497 (s Ssch.), 1507
(n Ssch.), 1517 (Msch.). Der Chor überragt das Lhs. außen und
innen; der quadr. Vorchor, jetzt in 2 schmal-rck. Gwbb. geteilt,
entspricht wohl dem älteren Bau; Schluß 5/8; Formen korrekt hoch-
gotisch, im Maßwerk erste Anfänge von Fischblasen. — Die spgot.
Flügelaltäre, 7 an der Zahl, im Kunsthandel erworben, Her-
kunft unbekannt, Altes und Neues gemischt. Der älteste der
Apostelaltar mit rel. strengem Maßwerkornament um 1450. [Chor-
gestühl von Landolin Ohmacht, jetzt in Dünningen.] Kanzel neu
mit alten Figg. Taufstein gotisierende Renss. 1562.
Evang. K. (früher Dominikaner). Durch Umbau 1753 der got.
Charakter bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Ausgedehnter Fresken-
zyklus von /. Wannemacher 1755. Im Chor an Wand und
Decke Verherrlichung des h. Dominikus. Die 3 großen Decken-
gemälde im Lhs.: Sieg bei Lepanto auf Fürbitte der Rosenkranz-
königin, Belagerung Rottweils durch die Franzosen 1643, Dominikus
als Fürbitter im Himmel.

Sog. Kapellen-K. Bmkw. vornehmlich der an der WFront vor-
springende T. Durch Größe (70 m h.) und Pracht scheint er eine
sehr bedeutende K. anzukündigen; in Wahrheit hatte sie kaum
mittlere Dimensionen. Das System des Sch. nicht mehr zu er-
kennen. Nach Einsturz der Gwbb. 1721 durch einen Barockbau
im Hallensystem ersetzt; der Chor 1478 von Albrecht Georg stark
verändert. Der T. hat einen hochgot. (2. V. 14. Jh.) und einen
spgot. (1473 ff.) Abschnitt. Der erstere 4 seit., etwas breiter als tief,
auf jeder der 3 Freiseiten ein großes Portal, darüber Flachnische unter
Wimperg, innerhalb deren jedesmal ein Rosenfenster. (Dies Motiv,
wie überhaupt die ganze Formensprache, könnte aus Reutlingen
stammen; ein ähnliches als Zierbaldachin schon am abgebrochenen
Lettner des Straßburger Münsters, 3. V. 13. Jh.). An den Ecken der
WSeite Schneckentürmchen. Die Wandflächen mit Stab- und Maß-
werk reliefiert, am 1. Geschoß 2 Reihen von Statuen auf Konsolen.
Vom Zierwerk vieles zertört. 1473 mit 2 achteckigen Geschossen
weitergeführt. Die einst durchbrochene Steinpyramide im 18. Jh.
durch Zeltdach ersetzt. — Ein für die Kunstgeschichte wich-
tiges Denkmal ist der Kapellen-T. durch seinen Skulpturen-
schmuck. (Sonderschrift von P. Hartmann in Vorbereitung.)
Hier zum ersten Male im Osten des Oberrheins tritt die monu-
mentale Plastik im Sinne der entwickelten Gotik als ein inte-
grierender Teil des Bauprogramms auf. Die leitenden Künstler
hatten ihre Schule im Westen gemacht (in Straßburg? in Frank-
reich selbst?). Die Ausbildung ihrer Gehilfen war mangelhaft.
Daher der eigentümlich gemischte Charakter des Werkes: Die An-
 
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