Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839
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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0037
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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0037
- Einband
-
3-44
No. 1 - No 10
-
45-84
No. 11- No 20
-
85-124
No. 21- No 30
-
125-164
No. 31- No 40
-
165-204
No. 41- No 50
-
205-244
No. 51- No 60
-
245-284
No. 61- No 70
-
285-324
No. 71- No 80
-
325-364
No. 81- No 90
-
365-406
No. 91- No 100
-
407-446
No. 101- No 110
-
447-486
No. 111- No 120
-
487-526
No. 121- No 130
-
527-566
No. 131- No 140
-
567-606
No. 141- No 150
-
607-646
No. 151- No 160
-
647-686
No. 161- No 170
-
687-726
No. 171- No 180
-
717-766
No. 181- No 190
-
767-806
No. 191- No 200
-
807-850
No. 201- No 210
-
851-890
No. 211- No 220
-
891-930
No. 221- No 230
-
931-970
No. 231- No 240
-
971-1010
No. 241- No 250
-
1011-1038
No. 251- No 257
- Einband
- Farbkeil/Maßstab
Hndelberger Wochenblätrer.
lVo. 8. Samstag, den 12. Ianuar 1839.
Treignisse.
ParrS/ 6. Zan. Alö ob eS der belasigreichen
Gegenstände nicht genug gabe/ kommen nun noch
zwei wichtige Neurgkeiten hinzu/ um dem Augen-
blick noch mrbr Bedcutung zu geben. Erülich die
beunruhigendcn Aufrrrtre zu Larochelle/ wo drei
Tage lang, am Zl. Dez. / t. u.ud 2. Zanuak/
sehr ernste Tumulte 6att hatten/ indem große
Haufen Volks/ denen sich eine Masse in die Stadt
gekommene Landleute der Umgegrnd anlchlossen/
sich gewaltsam der Verlatung und Verschiffung
von zur Aasfnhr besiimmren und Kornhändlern
gehörigen Gctreldevorräthen widcrfetzten / auch
mehrere Häuser von Kornkausieuten und Gemeinde-
rathsmitgliedern in Brand zu siecken versucht oder
geplündert wurden/ biS es endlich der ernstesien/
nach Scheilerung aller erdenklichen gürlrchen Ver-
suche und Anforderungen nöthig gcwol'benen An-
wendung der Mili'ärmacht/ deren Feuer auf das
Volk leider einige Opfer kosiete/ gelang/ die Ru-
hekörec- zu Paaren zu trerbin oder zu zersireuen/
so daß / dcm Bericht deS amtlichen „Moniteur
parisicn" zufolge / die Ordnung und der öffent-
liche Frieden nun wiedcr hergesieüt sind / und
durch die zahlreich dahin beorderten weitern Trup-
pen gegcn jede neue Srörung gesichcrl sind. Dann
bie angenehme Votlchaft der Einnahme yon De-
racruz (s. Näheres unter Rud. Mexiko.) LehtereS
Ereigniß wäre bei jcdem andern Verhältniß wohl
geeignet/ daS ganze Gerede/ Treiben und Toben
der Parteien niederzuschlagen. — Die »Revue de
PanS" bricht heute in Klagcn gegen den Adresse-
Vorschlag auS / und siellt daö Merk der Koa-
lition nicht allein an Kühnheit über die Adresse
der 221 gegen Karl X./ sondern behanptet/ dasi
seit Ludwig XVI. Zeircn ke!n solcheS Produkt zu
Tage gefördert worden sey. Die »Wochenchrontk^
fällt über dte Fraktion der,Doktrinäre bet der
Koalition her/ findct abcr noch Platz/ Hn. Du-
pin/ der den Mtnisiern so übel mitfpielt/ daS
ihm Gebührende nichr schuldig zu bleiben. Die
Blätter der Koalition halren übrigens ßreng zu-
sammen und befleißigen sich eineS möglichsi ge-
mäßigten Tones. — Die 60 (fünfzig!) einge.
schriebenen Drputirten/ welche für und gegen die
Adresse svrechen werdrn/ dürften das Resultat der
Gitzungen wohl auf mehr alS 8 Tage verziehe»/
wofern nicht/ waS allgemein vermulhet wird/ ein
Zwischenfall dem ganzrn Svrechen ein Ende macht.
DaS Miniflerium kann/ wie man glaubt/ unmög«
lich sich halten; allein seine Nachfolqer dürfren zu
den schwiertgstcn Komdjnationen gehören: Hr. Du-
pin / so vtel isi gewiß/ macht keine Ansprüche auf
den Posten eincs RathSvräsioenten / sein Wahlspruch
tsi unö blcibt: „8io vos non vodis!"
LonSon/ den < Jan. Die FriedenSrichter
von Manchcsier haben beschlossen/ den Geisilichen
Gtephens vor die Assrsen zu siellen. Unter der
unermeßlichen Voiksmenge/ die sich am Tage der
Entscheidung im Gerichtssaale und um denselben
versammelt hatte/ ließ sich/ als dieselbe bekannt
wurde/ kein Wchersruch/ kein Laut des MtßfallenS
vernehmen. Kurz vorher hatre StephenS in dem
benachbarten Ashton von einem Wagen herab eine
setner wüthendsien Neden gehalten. Er predigte
offen thätigen Widersiand gegen daS neue Armcn-
gesetz und schloß mit folgenden Vcrwünschungerr:
» Möge die surchtbarsie Rache deS HimmelS lasien
auf dem Hauple derer/ die keinrn Wrderftand let-
sten! Möge sie sich erstreckeu auf ihre Kinder biS inS
dritte Glied! Möge der erste Getrerdekern / den sie
in Gcsialt deS BrodeS genießen/ um ihren Hunger
zu stiüen/ sie ersticken/ und der ersie Wassertropfen,
den ße trinken/ um ibren Dursi zu löschen / in ihren
Eingeweiden ein verzehrendeS Feuer entzünden ! "
Spanien. Daö bavonner Blatt Phare vom 3.
Dez. fchreibt: Dte Trümmer der algicrischen Frem-
denlegion haben am i. Saragossa verlassen und wer-
den am 4. auffranzösischem Gebiete ankommen. Die
MtlitärS derselhen/ welche in dje Frrmdenlegion in
Nordafrika eintreten woüen/ werden ohne Verzug
nach Algicr abgefertigt; die französischen Offijiere
und Unterolfiziere werden in franzöfischen Regi-
mentern unrergebracht. — Ein KriegSgericbt zu
Esiella in Navarra/ in welchem mehrere carlisiische
Generale saßeu, hat einen carlisiischen Offizier/
der eintge Gefangene hat erschicßcn lassen/ zum
Tode verurtheilt. Derselbe hat sich jedoch dem Voll-
zug der Strafe durch die Flucht entzogen.
Madrid/ 29. Dez. Der tzrausame Karakter
unscres BürgerkriegS beginnt einige Milderung zu
erfahren. Der Senat hat tn etner Bersammlung
bei dem Grafen Montejo beschlossen/ in einer Ein-
gabe an dte Königin den Abschcu vor den Gcausam-
keiten / durch welche Spanten iu den Augen Euro-
lVo. 8. Samstag, den 12. Ianuar 1839.
Treignisse.
ParrS/ 6. Zan. Alö ob eS der belasigreichen
Gegenstände nicht genug gabe/ kommen nun noch
zwei wichtige Neurgkeiten hinzu/ um dem Augen-
blick noch mrbr Bedcutung zu geben. Erülich die
beunruhigendcn Aufrrrtre zu Larochelle/ wo drei
Tage lang, am Zl. Dez. / t. u.ud 2. Zanuak/
sehr ernste Tumulte 6att hatten/ indem große
Haufen Volks/ denen sich eine Masse in die Stadt
gekommene Landleute der Umgegrnd anlchlossen/
sich gewaltsam der Verlatung und Verschiffung
von zur Aasfnhr besiimmren und Kornhändlern
gehörigen Gctreldevorräthen widcrfetzten / auch
mehrere Häuser von Kornkausieuten und Gemeinde-
rathsmitgliedern in Brand zu siecken versucht oder
geplündert wurden/ biS es endlich der ernstesien/
nach Scheilerung aller erdenklichen gürlrchen Ver-
suche und Anforderungen nöthig gcwol'benen An-
wendung der Mili'ärmacht/ deren Feuer auf das
Volk leider einige Opfer kosiete/ gelang/ die Ru-
hekörec- zu Paaren zu trerbin oder zu zersireuen/
so daß / dcm Bericht deS amtlichen „Moniteur
parisicn" zufolge / die Ordnung und der öffent-
liche Frieden nun wiedcr hergesieüt sind / und
durch die zahlreich dahin beorderten weitern Trup-
pen gegcn jede neue Srörung gesichcrl sind. Dann
bie angenehme Votlchaft der Einnahme yon De-
racruz (s. Näheres unter Rud. Mexiko.) LehtereS
Ereigniß wäre bei jcdem andern Verhältniß wohl
geeignet/ daS ganze Gerede/ Treiben und Toben
der Parteien niederzuschlagen. — Die »Revue de
PanS" bricht heute in Klagcn gegen den Adresse-
Vorschlag auS / und siellt daö Merk der Koa-
lition nicht allein an Kühnheit über die Adresse
der 221 gegen Karl X./ sondern behanptet/ dasi
seit Ludwig XVI. Zeircn ke!n solcheS Produkt zu
Tage gefördert worden sey. Die »Wochenchrontk^
fällt über dte Fraktion der,Doktrinäre bet der
Koalition her/ findct abcr noch Platz/ Hn. Du-
pin/ der den Mtnisiern so übel mitfpielt/ daS
ihm Gebührende nichr schuldig zu bleiben. Die
Blätter der Koalition halren übrigens ßreng zu-
sammen und befleißigen sich eineS möglichsi ge-
mäßigten Tones. — Die 60 (fünfzig!) einge.
schriebenen Drputirten/ welche für und gegen die
Adresse svrechen werdrn/ dürften das Resultat der
Gitzungen wohl auf mehr alS 8 Tage verziehe»/
wofern nicht/ waS allgemein vermulhet wird/ ein
Zwischenfall dem ganzrn Svrechen ein Ende macht.
DaS Miniflerium kann/ wie man glaubt/ unmög«
lich sich halten; allein seine Nachfolqer dürfren zu
den schwiertgstcn Komdjnationen gehören: Hr. Du-
pin / so vtel isi gewiß/ macht keine Ansprüche auf
den Posten eincs RathSvräsioenten / sein Wahlspruch
tsi unö blcibt: „8io vos non vodis!"
LonSon/ den < Jan. Die FriedenSrichter
von Manchcsier haben beschlossen/ den Geisilichen
Gtephens vor die Assrsen zu siellen. Unter der
unermeßlichen Voiksmenge/ die sich am Tage der
Entscheidung im Gerichtssaale und um denselben
versammelt hatte/ ließ sich/ als dieselbe bekannt
wurde/ kein Wchersruch/ kein Laut des MtßfallenS
vernehmen. Kurz vorher hatre StephenS in dem
benachbarten Ashton von einem Wagen herab eine
setner wüthendsien Neden gehalten. Er predigte
offen thätigen Widersiand gegen daS neue Armcn-
gesetz und schloß mit folgenden Vcrwünschungerr:
» Möge die surchtbarsie Rache deS HimmelS lasien
auf dem Hauple derer/ die keinrn Wrderftand let-
sten! Möge sie sich erstreckeu auf ihre Kinder biS inS
dritte Glied! Möge der erste Getrerdekern / den sie
in Gcsialt deS BrodeS genießen/ um ihren Hunger
zu stiüen/ sie ersticken/ und der ersie Wassertropfen,
den ße trinken/ um ibren Dursi zu löschen / in ihren
Eingeweiden ein verzehrendeS Feuer entzünden ! "
Spanien. Daö bavonner Blatt Phare vom 3.
Dez. fchreibt: Dte Trümmer der algicrischen Frem-
denlegion haben am i. Saragossa verlassen und wer-
den am 4. auffranzösischem Gebiete ankommen. Die
MtlitärS derselhen/ welche in dje Frrmdenlegion in
Nordafrika eintreten woüen/ werden ohne Verzug
nach Algicr abgefertigt; die französischen Offijiere
und Unterolfiziere werden in franzöfischen Regi-
mentern unrergebracht. — Ein KriegSgericbt zu
Esiella in Navarra/ in welchem mehrere carlisiische
Generale saßeu, hat einen carlisiischen Offizier/
der eintge Gefangene hat erschicßcn lassen/ zum
Tode verurtheilt. Derselbe hat sich jedoch dem Voll-
zug der Strafe durch die Flucht entzogen.
Madrid/ 29. Dez. Der tzrausame Karakter
unscres BürgerkriegS beginnt einige Milderung zu
erfahren. Der Senat hat tn etner Bersammlung
bei dem Grafen Montejo beschlossen/ in einer Ein-
gabe an dte Königin den Abschcu vor den Gcausam-
keiten / durch welche Spanten iu den Augen Euro-