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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0141

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Heidelbcrger Wochcnblättcr.

i>lo. 34. Montag, den 18. Februar 1839.

Ereignisse.

Franz. Bltr. vom io. Febr. schretben: Von
den Tagblättern der Hauptstadt stnd gegenwärtig
17 gegen und bloß 2 (Presse und DebatS) für daS
Mintsterium.

Herr Guizot hat eine Adresse an feine Wählrr er-
lassen, in welcher er denselben dte Gründe seiner
Opposttion gegea daS gegenwärtige Kabinet mit-
theilt. Lr behauptet, die Kammer sey zum zwei-
ten Male sett 18 Monaten aufgelööt worden, ohne
daß ste Grund dazu gegeben hätte, denn ste habe
ketne Concesston von der Regierung verlangt, keine
Neuerung versucht und sast allen Forderungen der
Regrerung brtgeütmmt. Jm Jnnern sey dre einzige
Maßregel, auf welchefie gedrungcn, die Umwand-
lung der FünfprozentS; nach ausscn habe ste dre im
Zahr 1830 angrnommene Polrtrk sanktionirt; in
der bclgrschen und spantschen Frage habe ste stch
gewiffenhaft gehütet, die Regierung in Verlegen-
heit zu setzen und stch auf den Ausdruck friedltcher
Gestnnunzen bcfchränkt. Die Hauptursache dee
Auflösung sey aber folgende: „Das Kabinet war der
Abgcordnerenkammer fremd; eS hatle in ihr zu we-
nig Ginfluß, zu wentg innereö, natürlicheS Ansr-
hen. Daher zwet Folgen. Die Politik deö Kabi-
nekS nach innen und auffen war schwach und wenig
national. Jm Amte bleibend, wurde es immer
schwächer und unnattonaler, immer unfähiger, seine
Politik aufrecht zu erhalten und in Kredit zu brin»
gen. Dtese Thatsache, dieseS Uebel hat daS Kabi-
nct selbfl anerkannt, geoffenbart, auffallend an den
Tag gcbracht durch die zwei fchnell einander folgen-
den Auflösungen zweier so gemäßigten, so anlpruch-
losrn Kammern. Jn einem Lande ohne Verfassung,
ohne Kammern, ohne Rednerbühne, ohne Preßfret-
heit würde daS Kabinet vom 13. April vrelleicht
genügen. Aber vor sünfzig Jahren kam unsern
Vätcrn der Wunsch, in erncm frcien Lande zu le-
ben, d. h. selbst an der Regierung drS LandeS Theil
zu nehmen; denn dre Theilnahme an dcr Regierung
ist die einzige starke und wahre Bürgschaft der Frei-
heit. Wenn das Kabinet blerbt, wre wird e6 gehen?
Wie es seit zwei tzahren ging: dieselbe glcichmäßige.
Gchwächung der GtaatSgewaltcn , diesclbe Verwir-
rung unter Lhnen, dieselbe Nichtigkeir der Ver-
^waltung, dasselbe Verschieden der Fragen, dasselbe
Sinken unsereS Einflusses, dasselbe Steigen unserer
Verlegenheiten. Und eineö Tages — wanrr, weiß

ich nicht, aber kommen wird der Tag unausbleib-
lich — etneS TageS wird eine Reaktion eintreten,
wrlche plötzlich wieder aufregen wird die erniedrtg-
ten Gewalten, die verschobenen Fragen, die ge-
quetschten Gefühle, die verkannten Jnteressen und
zu dcn Uebeln, welche ste hetlen soll, ihre eigenen
Uebel, ihre eigenen Gefahren htnzufügen wird,
ohne daß man den Ausgang vorauSzusehen vermag."

Zürich. Aus Auftrag der vorürtlichen Behörde
jg eine schwcizerische Deputation, bestehend auS
den HH. Alt-Bürgermerster Herzog von Aarau
und Bürgermeister Zmthurn von Schaffhausen,
nebst dem eidgenösstschen Staarsschreiber Gonzenbach,
nach KarlSruhe abgegangen, um mtt der großh.
bad. Regierung eine bereitS seit dem Zahr 1422
hängende Gränzstreitigkett — die Gegend bet Schleit-
heim betreffend — auSzugleichen. (Erz v. St. G.)
(Die genannten Herren stnd bereitS vor mehreren
Tagen in Karlsruhe eingetroffen. Red. d. K. Z.)

Lus der Schweiz, 9. Febr. Ueber die ge-
genwärtig versammelle Münzkonferen; in Zürtch
schreibt der Erzäbler: nDie 22 Kantone zerfallen
bet dtcser Gelegenheit in vier Klasscn: i) Zürich,
St Gallen, Thurgau, die in Bezug auf die Ein-
führung deS Französtschen MünzfußcS passtve Zu-
schauer bleiben und deren Abgesandte nur da find,
um ihre Anstchten zu eröffnen (St. Gallen und
Tburgau wollen den Deutschen Fuß betbebalten,
Zürich seinen eigenen); 2) Genf, Bern, Waadt,
Freivurg, WaüiS, Solorhurn, die entschieden den
Französtschen wollen; 3)Basel, Aargau, Luzern,
deren Abgeordnete nur gekommen zu seyn scheinen,
um ;u hören, indem ihnen eine bestimmte Zn-
struction fchlt; Golche, die gar an der Kon-
ferenz nicht Theil nehmen nnd nur um Mitthei-
lung dcS ProtokoüS biitcn: Uri, Schwyz, Un-
terwalden, GlaruS, Zug, Scyaffhansen, Appcn-
zell und Bünden- Ungeachtet diescr nicht erbau-
ltchen Klasstfication sehen wir dte allmäblige Ein-
sührung deö Franzötischen Münzfußeö im wcitauS
größern Tbeile der Schweiz als dag einzige Mittel
an, dem Münzscandal ein Ende zu machen. ES
ist weder gut noch löbltch, daß die Regieruugen
uicht ernster an dieieg doch unvermetdliche Werk
denkcn." Dic Unkosten, die dag Haupthinderniß
machen, die aber nicht zu umgehen stnd, weil bei
Annahme eineS neuen SystemS die alten Scheide-
wünzen, im Werthe von 10 — 12 Mill. Gulden,
eingelöSt werden müssen, schätzt man auf vier
 
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