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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0395

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Heidelbcrgkr Wochkiiblattkr.

Xo. 97. Samstag, den 18. Mai 1839.

Treignisse.

Karlsrube, ii. April. 12. öffrntlich,: Sitzung
der 2. Kammer. (Schluß.) Derselbe lautet: »Art.
i. Unterosstziere, Gvrelleute und Soldaren können
keine Verrräge schließen, durch welche sie sich ihrer
Ansprüche auf EinstandSlapitalien, welche zufolg^
deS §. "49 deS KonscripttonSgesetzeS vsn 1826 und
der Art. 1 biS 3 deö Gesehes vom 26. Mai 1836
bei drr AmortisationSkaff« anzulegen oder wieklich
angelegt sind, oder ihrer Ansprüche auf die noch
nicht fälligen Zinsen aus solchen Kayitalien im
DorauS begeben. Jeder dieser Bestjmmung zuwie-
derlausende Vertrag ist ungülkig. Art. 2. Auf
Einßandskapitalien und Zinsen darauS, welche,
der Derfügung deS voranstehenden ArtikelS zufolgr,
nicht Gegenstand eines von einem Einsteher zu schlie-
ßenden VertragS seyn können, kann wegen privat-
rechtlicher Verbindlichkeiten der betreffenden Ei:»-
ßeher kein Beschlag gelegt werden. * Nach einer
mehrstündigen Dedatte wurde das Gesetz mit 30
Stimmen gegen 26 verworfen. Bei der Diökns-
sivn, an welchcr aussrr dem RegierungSkommiffär
geh. KriegSrath Vogel noch der Minister v. Blitters«
dorffundPrästdentJolly, dieAbg.Schaff, Litschgi,
Trefurt, Bekk, Duttlingerund, mitBeschränkung,
Afchbach und Welcker, für, und die Abg. Weller,
Zrntner, v. Ztzstein, Lauer, Sander und der
richterßatter (Merk) gegen daS Gcsetz in längeren
Vorrrägen Theil nahmen, wueden für daS Gefetz
hauptsächlich diejenigen Gründe geltend gemacht,
welche auch schon in den Motiven der Regterung
und dem KommisstonSbericht der 1. Kammer enthal-
ten sind; sie reduziren sich (wie Duttlinger beson«
drrS auSführte) auf die Rechte deS EinstellerS, die
Rechte deS EinsteherS und die Jntereffen drs Mili-
tärdieusteS; — gegen daS Gesetz wurdc geltend ge-
macht, daß daffelbe, als im Wideripruch stehend
mit dcm allgrmetnen Rechre, nach Willkühr Ver-
träge zu schließen, unstatthaft sey, und daß eS
kern« Vortheile biete, dic irgend im Verhältniß mit
dieser RechtSverletzung stünden; — eS sey daS Ge-
setz in seinem Grunde unbillig, in scinen Wirkun-
gen ganz nutzlos.

Aus dem Odenwalde, im Mai. Jn Nr.
123. der Gr. Hess. Ztg. wurde gemeldet, daß zwischen
Mannheim und Käferthal ein Mann ermordet gefun-
den worden scy, ohne daß nian scinen Stand und
Namen wisse. Eg stellke stch gletch hcrauS, daß diescS
der Gchmied Leonhard Ebrhard von NiederkeinZbach
war. Derselbc hatte sich seiner Geschäfre wegen,
über Mainz und WormS nach Mannhetm begehen

und für gelleferte Waare Geld einkassirt. Mit
diesem cilte er, sckon dei angebrockencm Tage, von
Mannheim nach seiner Heimath, um seine Sisen-
schulden zu bezahlen und dann wieder mit Fleiß
seine Familie zu versorgen. Eine halbe Stunde
vor der Stadt wurde er erscklagen und gänzlich
beraubc. Er rrfreute sich, und mit Recht, stetö
eineö guten NamenS. Allgemcin war das Be-
dauern bei seiner TodeSnachricdt. Er war ein flet-
ßiger Biedermann, die Stütze seiner Frau und
sieben uncrwachsener Kinder, von dencn daS älteste
ein Sohn von Iahren ist, wäbrend daS jüngste
kkum V4 Jahre zählt. Die Thätigkcit deS rüstigen
ArdeitcrS war die Hauxtnahrungsquelle der Familie;
daher kommt zu dem namenlosrn Schmclje, den
Gattcn und Vater auf eine so bekrübende Weise ver.
loren zu haben, noch die ängstliche Sorge wegen
der Zukun't. Edle Menschenfreunde werden auch
aicr thr Gcherflein nicht versagen und wenigstenS
js vie! beisteuern, -aß daS Geraubte ersetzt und
die drückende Schuldrnlast für daS Eisen getilgt
wird, damir so die AuSsicht in die Zvkunft für
dic trostlose Familie sich besser gestaltet. WaS
der Vollendete an Eigentbum besaß ist verpfändet
und dte milden Gaben sind gewiß bei der trost-
lvsen braven Familie gut angewendet. *) Brens»
bach, Len 7. Mat 1839.

Gtrack, Pfarrvikar.

*) Die lebhafte Theilnahme ber hiesigen Bewohner
bei UnglückSfallen dedarf bei diesem beklagenSwenhen
Ereigniß keine neue Bnregung. Wir stnb zur Annohme
von Beirrägen zur Unrerstüyung ber unglücklichen Fa-
milie gern bereir uno welben den Empfang jedeSmal
offentlrch bekannt machen. Die Redaction.

Paris, 13. Mai. Dkput>rtenkammersitzung
vom 13. Mai. Die neuen Mintster, Marschall
Soult an der Spitze, treten tn den Saal. Ticfe
Srtlle tritt in der Versammlung ein. Der Präst-
dent: » Jch habe die Ehre, der Kammer vorzuschla-
gcn, stch unverweill zum Könige zu begebe», um
ihm die Entrüstung und den Sckmerz zu bezeugcn,
die fle über den verräthelischen Anscklag empfindet,
der gestern in der Hauplstadt auSbrach.^ Von
allen Geiten: „Za, ja!^ Der Präsident: „Der
Hr. Minister deS AuSwärtigen har daS Wort." Mar-
schall Soult besteigt den Redneistuhl und lteSt dic-
selbe Rede (ein Programm ber Politik deS neuen
MinisteciumS), welche er in der Pairskarnmer vor-
trug. Der Präsident: „Morgen tcitt die Kammer
in ihren Abtheilungcn zur Prüfung LeS BudgetS
zusammen. Die Kammer wtrd sich nun zum König
begeben." Die Versammlun «rhebt sich in Maffe
und verläßt den Saal.
 
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