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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0693

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HeidelSerger Wochcublättcr.

Xo. 171. Samstag, den 31. August 1839.

Creignisse.

Brcslau, r6. August. Hr. v. Boguslawski
macht die hier in der Nacht vom I I. d. angestell--
tcn iLlernschnuppeilbeobachtungen bekanrit. Erft
mn y Udr 26 9N. konruen pc i? n Anfang neh-
men, wo alle Beobachtcr be lammen waren, irr
an der Zahl, 6 Fenster dcs Laales der Stern-
warre besetzt und aujscrdem Herren die Sorge
übernommen hatten, an 2 Pendeluhren die Zeit
jcder Erscheinung wahrzunehmen und zu registri-
rcn. Biß 3 Uhr lü M., wo die Morgendäm-
merung den Beobachtungen ein Ziel setzte, waren
1008 Sternschnuppen von ihncn notirt worden,
dic vielen ungcrechnet, welche unbeachtct vorbei
gelaffen werden mußten, weil selbst die große Zahl
von Beobachrern noch nicht lunlanglich war. Ia
zuweilcn solgren die Erscheinungcn stch so schneU
auf einander, daß von lnehreren dcrselben nichts
weiler als dir Zcit angcmerkt werdcn konnte. Fünf
erschienen so hell wie Venus, lü wie Iupirer,
238 wie Sterne erster Größe notirt; 101 waren
noch kleiner geschätzt, und von 8 war in Ler Eile
der Größenvcrmerk unrerdliebcn. 273 zeigten
einen Schweif hinrer sich. Drci der hiesigen cifri-
gcn Leobachter haben auch noch dic folgende Nacht
dcr Wiffcnjchaft zum Dpfer gebrachr und bei theil«
weise bedeckrcm achimmcl im Ganzen 325 Stern-
schnuppen gesehen. Zn der Nacht vom 12. zum
13. August zählte ein Beobachrer von 10 Uhr
Abendö biß zur Eintrübung um 1 Uhr ü5 Minu-
ten nach Mittrrnacht nvch 105. (Aehnliche Bc-
obachtungen von sehr haufigen Skernschnuppcn in
den obenerwähnren Nächien werdcn von verschiede-
uen audern Orten bcrichtct.)

Augsdurg, 26. Aug. Gestcrn am Geburts-
mid 9iamenßfeste deß Königß, fand die erstc Pro-
befahrt auf Ler Eisenbahnftrecke von München bis
Lochhausen (vier Srunden Länge) mit dem Dampf-
wagen statt. Dieser Fahrt wohnten aber nur die
Direktorialmitglieder von Münchcn und Augßburg
rmd einige Ingenieurs bei. Der k. Kreißbaurcrlh
v. Panzer hatle auß Aufrrag der k. Negierung fchon
einige Tage früher die Bahn und die Maschienen
unrersuchr und von deren isolidität sich überzeugr.
Dieser k. Eommiffär begleitete auch dte Direkrorial-
mirglieder auf der Hin- und Nucksahrr, welch letz-
terc in 16 Minutcn vollendet ward, vhne daß die
volle Dampskraftentwickelung bewirkt wurde. Nicht
der geringfte Unfall ereignete sich, was überaU die

größte Frcude und Beruhigung erweckte uud zu
den schönften Nesulraken mit Grund bercchtigt. In
8 biß 10 Tagen wcrdcn die allgcmeinen Fahrteu
von Lochhausen nach München bcginnen.

Konstantinopel, 7. Aug. Chosrcw Pascha
widmet sich jetzt mir größcrer Kraft und Thätigkeit
den öffcntlichcn Angelegenheiren. Es ist, als ob
er neue Lebenßkräsre erhalten, seirdem er sich des
Sckutzeö der großcn. Mächre crsreut, die gegcn den
Willcn Mehcmer Alis ihn aw Staatßruder crl^al-
rcn wollcn. Eine Menge sehr sinnreicher Erlasse
sind seir dieser Zeit von ihm außgegangcn, dre zur
Besörderung deö Wvhlstandcß beitragen werden.
Dann arbeirct er unankgesetzt an der Neorgani-
saiion der Armee, die übrigens noch einen tüchtigen
Kern besitzt und nicht so herabgekommen ist, als
man Aufängs glaubte. Sie soll noch 30,000 Strei-
tcr zählen, undzwarregetnläßigeTruppen, worun-
ter ü000 Mann ägyplrsche Truppen, die, seltsam
genug, nach der Schlacht von Neßbi crst zu den
Türken übcrgegangen sind, und sich unter die Fahne
von Hafiz Pascha gestellr haben. Dieses Faklum
zeigt, daß Ibrahim Pascha gerade uicht auf die
Treuc sriner Soldaren zählen kann, und daß er ber
dem mindesten widerwärtiaen Erecgniß von densel-
ben vcrlassen werden dürfre. U«.berl^aupt hat der
ägyplische Dbergeneral die größte Vvrsicht zu ge-
brauchen, um nicht der Vortheile verlustig zu wer-
den, die er eben crringen sollre, denn cß soll ge-
waltig in Syrien spukcn, und die Unzufriedenheir
ist daselbst auss höchste gegen die Aegyptier gestiegen.
Diese sehen sich gezwungen, mit aller Sorgfallr
das Lanb zu bewachen, um gegcn irqcnd ein Un-
rernehmen gewappnct zu seyn, das die syrische Armee
leicht in Ausstaud versetzen kann. Kapirän Waiker
har die Aufforderung Lord Ponsonbys besolgt uud
ist hierhcr zurückgekehrt. Er kann sür die englischcn
Slreitkrasrc vo:, grvßem Nutzen seyn, denn cr hat
in den letzten Tagen noch Gelegenhrit gehabt, die
Anlagen zu sehen, welche zur Vertheidigung des
Hafens von Alexandrien crrichtet worden sind. Da
es nun heißt, baß die englische Flotte gegeu Ale-
xandrien segeln soll, um die Hcrausgabe der türki-
scheu Florte zu erzwingcn, so könnte dcr Kapitän
Walker bei dieser Expedition gut verwendet werden.
Biß zu diesem Augenblick liegen jedoch die englische
und die französische Flotte noch am Eingang dcr
Dardanellen.

Konstantinopel, 10. Aug. Der Sultan,
 
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