Hcidclbcrger Wochcnblättcr.
X«. 129. Mittwoch, den 3. Juli 1839.
Ereignisse.
Karlsruhe, 29. Iuni. 32. öffentliche Sitzung
der 2. Kammer. (Schluß.) Vogelmann beanlragt,,
die Kammer möge den Wunsch aussprechen, daß
die vollständige Portofreiheit dem landwirthschaft-
lichen Berein , namentlich in Betreff seiner Bezirkö-
ftellen, wie sie allen Staatsbel)örden zustehe, vcr-
willigt werde. Der Antrag ward vielsach unter-
ftuht. Der Staatsminister v. Blittersdorff bc-
merkt dagegen, Laß die Negierung bei Ertheilung
des Portöfrcithums für Staatsstellen auch diejeni-
gen zu bezeichnen habe, welche daruitter zu begrei-
sen seyen. Uebrigens habe es großes Bcdenken,
dem Portofreirhum neuerdings Thür und Thore
zu öffnen, besonders bei Stellen, die wegen der
möglichen Desraudation des Postvortos keine hin-
rcichende Sicherheir darbören. Eö sey zu besorgen,
daß ein nicht geringer Aussall in dcr Postkaffe
durch die Erweiterung Les Portosreithums auf solche
Stellen herbeigeführt würde. Den Antrag Vogel-
manns unterstützten Knapp und Nettig; derselbe
wurde indeffen verworfen. Duttlinger anerkennt
die Vervollkommnungen, welche zur Ehre der
obersten Postverwaltung gercichten; er frcut sich
über die in Aussicht gestellte Ermaßigung der Taxen;
er wünscht aber weiter, daß auch das Briesporto
heruntergesetzt werden möchte, besonderö bei klei-
nen Distanzen. Der Oberpoftdirektor v. Mollen-
bec bemcrkt hierauf, daß die Verwaltung bereitö
in dieser Beziehung die nöthigen Schritte gethan
habe, um den Wunsch des Antragstcllers zu reali-
ftren. Der Antrag der Kommission auf Genehmi-
gung der Gesammteinnahme der Poftverwaltuiig
sür die Zahre 1839/Ü0 und i94o/üi mit i,020,199
fl. wurde sofort angenommen. Ausgabe. Tit. l.
Postämter. Einen Posten von 900 fl. für Vcffer-
stellung älterer Beamten hatte die Kommission nicht
zu genehmigen beantragt. Für Kewilligung dcr
Summe sprechen der Staatsminiftet vTBlstters-
dorff, Oberpostdikektor v. Mollenbec und der Abg.
Duttlinger; sür den Kömmissionsantrag: Lauer,
v. Ztzftein und Hoffmann; derselbe wurde ange-
nommen und somit die Ermäßigung des Voran-
schlags der Besoldungen aus üü,200 fl. beschloffen.
B.ei der Posilion Gehalte für Dienstgehülsen der
Postämter mit 9^M sl. bemerkte der Abg. San-
der, daß es wünschenswerth wäre, wenn diese
Gehülftn nicht von den Postmeistern, sondern von'
der Zentralverwaltung angestellt würden. Diese
Anftcht widcrlegten Ler Oberpostdirektor und die,
Abg. Negenauer unL Christ. Die Posilion wurde
angenommen. Die von der Postadministration an
eimge Slädte zu leistende PslastergelLentschädigung
wurde von dem Abg. Knapp gerügt und ein ent-
gegcngesetzler Antrag gestcllt; Aschbach, Hoffmann
und Sander beamragtcn die Nückweisung dieses
Vcrhälrniffes an die Budgetkommission; Lenselbey
schließt sich Knapp an. Dagcgen sprechen Slößer,
Spcyerer, Goll, Baumgärtner, Lauer und A-
Weitcr sprachen der Staatsminister v Blittersdorff
und der Abg. Gerbel über denselben Gcgenstand.
Aschbachs Antrag wurde verworfen. Der Abg,
Buß wünscht die Errichrung eines Eilwagenkurses
durch das Nenchthal, bcsonders für das Bad Gries»
bach. Den Wunsch unlerstützken Zentner uud
Christ. Der Oberpostdireklor v. Molleubec be-
merkte dagegen daß das Bcdürsniß dieses Bades
durch einen straßburger Eilwagenkurs lünreichend
gewahrt sey; die Srraßcn des Renchthales seyen
übrigens noch nicht in dcru Stand um einen eige-
nen Postwagenkurs errichten zu können. Platz
wünscht eine bcffere Postverbindung mit der Stadt
Werthheim, wogegen derOberpostLircktor bemerkte,
daß in dieser Bezichung schon sehr vicles geschehen
sey ; es stünden indeffcn leider die erheblichsten Hin-
Lcrniffe noch zur Zeit einer höhern Vcrvollkomm-
nung im Wege. Zentner regt ein ähnliches Vcr-
hältniß bei dem Amte Blasien an unL behält
ftch die nähere Erörterung bevor. Der Abg. Schaaff
danktc der Postadministratiou, daß seine srüher
ausgesprochenen Wünsche sür seinen Wahlbczirk
zu deffen Besriedigung crledigt worden seyen. Die
übrigen Posten dieses Titelö wurden ebensalls an-
genommen. Desgteichen ohne Diskussion der Tit.
II Generalpostkasse. Sofort wurde der ganze Vor-
anschlag mit i,020,i99 fl. Einnahme und 769,733
sl. Ansgabe, also 25i,ü55 sl. reiner Einnahme,
angenommen. Nachdem noch Lurch das Sekreta-
riat die nunmchrige Redakcion des Gesehcs über
die Beaussichtigung der Fahrnißversicherungen ver-
lesen worden war, wurde dic Sitzung gcschloffen.
Türkei. Dic allg. Ztg. berichtct aus Konstan-
tinopel vom 12. Zuni Folgcndes : Zn Lem Beftn-
den des Sultans zejgt, sich eine merkliche Befferung.
Es bestäligten sich keineswegs die früher gemelde-
ten Besorgniffe sür das Leben Sr. H. — Das
Manifcft gegen Mehcmed Ali ift erschienen. Es
ift vom 8. Zuni datirt. Mehemed Ali so wie
Zbrahim Pascha werden darin sämmtlicher bis jetzt
X«. 129. Mittwoch, den 3. Juli 1839.
Ereignisse.
Karlsruhe, 29. Iuni. 32. öffentliche Sitzung
der 2. Kammer. (Schluß.) Vogelmann beanlragt,,
die Kammer möge den Wunsch aussprechen, daß
die vollständige Portofreiheit dem landwirthschaft-
lichen Berein , namentlich in Betreff seiner Bezirkö-
ftellen, wie sie allen Staatsbel)örden zustehe, vcr-
willigt werde. Der Antrag ward vielsach unter-
ftuht. Der Staatsminister v. Blittersdorff bc-
merkt dagegen, Laß die Negierung bei Ertheilung
des Portöfrcithums für Staatsstellen auch diejeni-
gen zu bezeichnen habe, welche daruitter zu begrei-
sen seyen. Uebrigens habe es großes Bcdenken,
dem Portofreirhum neuerdings Thür und Thore
zu öffnen, besonders bei Stellen, die wegen der
möglichen Desraudation des Postvortos keine hin-
rcichende Sicherheir darbören. Eö sey zu besorgen,
daß ein nicht geringer Aussall in dcr Postkaffe
durch die Erweiterung Les Portosreithums auf solche
Stellen herbeigeführt würde. Den Antrag Vogel-
manns unterstützten Knapp und Nettig; derselbe
wurde indeffen verworfen. Duttlinger anerkennt
die Vervollkommnungen, welche zur Ehre der
obersten Postverwaltung gercichten; er frcut sich
über die in Aussicht gestellte Ermaßigung der Taxen;
er wünscht aber weiter, daß auch das Briesporto
heruntergesetzt werden möchte, besonderö bei klei-
nen Distanzen. Der Oberpoftdirektor v. Mollen-
bec bemcrkt hierauf, daß die Verwaltung bereitö
in dieser Beziehung die nöthigen Schritte gethan
habe, um den Wunsch des Antragstcllers zu reali-
ftren. Der Antrag der Kommission auf Genehmi-
gung der Gesammteinnahme der Poftverwaltuiig
sür die Zahre 1839/Ü0 und i94o/üi mit i,020,199
fl. wurde sofort angenommen. Ausgabe. Tit. l.
Postämter. Einen Posten von 900 fl. für Vcffer-
stellung älterer Beamten hatte die Kommission nicht
zu genehmigen beantragt. Für Kewilligung dcr
Summe sprechen der Staatsminiftet vTBlstters-
dorff, Oberpostdikektor v. Mollenbec und der Abg.
Duttlinger; sür den Kömmissionsantrag: Lauer,
v. Ztzftein und Hoffmann; derselbe wurde ange-
nommen und somit die Ermäßigung des Voran-
schlags der Besoldungen aus üü,200 fl. beschloffen.
B.ei der Posilion Gehalte für Dienstgehülsen der
Postämter mit 9^M sl. bemerkte der Abg. San-
der, daß es wünschenswerth wäre, wenn diese
Gehülftn nicht von den Postmeistern, sondern von'
der Zentralverwaltung angestellt würden. Diese
Anftcht widcrlegten Ler Oberpostdirektor und die,
Abg. Negenauer unL Christ. Die Posilion wurde
angenommen. Die von der Postadministration an
eimge Slädte zu leistende PslastergelLentschädigung
wurde von dem Abg. Knapp gerügt und ein ent-
gegcngesetzler Antrag gestcllt; Aschbach, Hoffmann
und Sander beamragtcn die Nückweisung dieses
Vcrhälrniffes an die Budgetkommission; Lenselbey
schließt sich Knapp an. Dagcgen sprechen Slößer,
Spcyerer, Goll, Baumgärtner, Lauer und A-
Weitcr sprachen der Staatsminister v Blittersdorff
und der Abg. Gerbel über denselben Gcgenstand.
Aschbachs Antrag wurde verworfen. Der Abg,
Buß wünscht die Errichrung eines Eilwagenkurses
durch das Nenchthal, bcsonders für das Bad Gries»
bach. Den Wunsch unlerstützken Zentner uud
Christ. Der Oberpostdireklor v. Molleubec be-
merkte dagegen daß das Bcdürsniß dieses Bades
durch einen straßburger Eilwagenkurs lünreichend
gewahrt sey; die Srraßcn des Renchthales seyen
übrigens noch nicht in dcru Stand um einen eige-
nen Postwagenkurs errichten zu können. Platz
wünscht eine bcffere Postverbindung mit der Stadt
Werthheim, wogegen derOberpostLircktor bemerkte,
daß in dieser Bezichung schon sehr vicles geschehen
sey ; es stünden indeffcn leider die erheblichsten Hin-
Lcrniffe noch zur Zeit einer höhern Vcrvollkomm-
nung im Wege. Zentner regt ein ähnliches Vcr-
hältniß bei dem Amte Blasien an unL behält
ftch die nähere Erörterung bevor. Der Abg. Schaaff
danktc der Postadministratiou, daß seine srüher
ausgesprochenen Wünsche sür seinen Wahlbczirk
zu deffen Besriedigung crledigt worden seyen. Die
übrigen Posten dieses Titelö wurden ebensalls an-
genommen. Desgteichen ohne Diskussion der Tit.
II Generalpostkasse. Sofort wurde der ganze Vor-
anschlag mit i,020,i99 fl. Einnahme und 769,733
sl. Ansgabe, also 25i,ü55 sl. reiner Einnahme,
angenommen. Nachdem noch Lurch das Sekreta-
riat die nunmchrige Redakcion des Gesehcs über
die Beaussichtigung der Fahrnißversicherungen ver-
lesen worden war, wurde dic Sitzung gcschloffen.
Türkei. Dic allg. Ztg. berichtct aus Konstan-
tinopel vom 12. Zuni Folgcndes : Zn Lem Beftn-
den des Sultans zejgt, sich eine merkliche Befferung.
Es bestäligten sich keineswegs die früher gemelde-
ten Besorgniffe sür das Leben Sr. H. — Das
Manifcft gegen Mehcmed Ali ift erschienen. Es
ift vom 8. Zuni datirt. Mehemed Ali so wie
Zbrahim Pascha werden darin sämmtlicher bis jetzt