Hcidciverger Wvchcublaktcr.
!Äv. 83. Montag, den 29. April 1839.
E r e i g tt i s s e.
PariS/ 21. April. 8n der Sitzung der Adge-
ordnetcnkamrner am 22. Mcirz legte der Finanzmi-
ster/ Hc. Gautier/ das von seu-em Dorgünger ent°
worfene Vudgct für i 840 vor. Er demerkrc in
seinem Beglkitungsvsltrage unler Anderem/ daß
die indirektcn Einnahmen im Monal Marz dem
vvrigen Zahre gegenüber eiaen Mindirecirag von
zirei Millionen Fr. gewahrr, und schloß mit fol-
genden Worten: » Wir stnd wedec daö vorrge/ noch
daS künftige Mrnisterium; die Kammer wild unS
also thre loyale Mttwirkung nichl verweigern.^ ES
waren nun die Anfragen des Hrn. Mauguin an der
Tagröordnung. Ein Antrag des Doktcinärs Mou-
nier de la Sizcranne/ daß rieselben um acht Tage
verschoben werden solleit/ weil die Entwickelung
der Krisc dadurch ntcht geforderk werden konne,
wurde mit ungeheurer Mchrheit verworfen. Hr.
Mauguin stcllre nun seine Anfragen über den Gang
der Ministerkrise, wodei er sich zuerst an die gegenwär-
tigen provisorischen Minister wendete, welche nach
seiner Vehauptung durch die Annahme ihrer Psr°
tefeuiües sich in eine falsche Stellung vcrsetzt haden
sollen. Der Redner schloß mir der Erklärung/ er
wünsche nur/ daß in Allem/ was seir einem Ms--
«ate vorgegangen / die Krone nicht ksmpromillirt
worden sey. Hr. Girod de l'Aain/ Zuürzminister:
»Man hat unS aufgefordert/ Erklärung-m über die
gegenwärtige Lage zu geden. Wir wünschen dieS
lebhafr und wünschen denen/ welche berufen wur°
den/ in der gegenwärrigeu Krise eine Rolle zu
spielen/ Glück dazu/ daß sie die Gelegenheil haben/
der Art/ wie unter dieser Verkettung der Umstände
Lie Thätigkeit der Krone geübt wurde / Gerechligkeit
widersahren zu lassen. WaS daS gegenwärtige
Kirbinet angeht/ so wird ihm durch seine eigenthüm-
liche tzage die Antwsrt leicht. Nnsere Aufgabe ist
wirklich sv/ wie wir sie seldst dezeichnel haben. Sie
deßeht dariv/ daß wir zur Lösung der Krise bei-
tragen, die Echwierigkeiten heben und die Verwal-
tung/ dte nichr führerloS bleiben durfte/ letten.
ES ist eine loyale Aufgabe. Wir vabmen sie an
mit Selbsiverläugnung/ um nicht zu sagen mit
Muth/ denn Muth bedarf man nicht/ um für eine
Handlung der Aufopferung einige Verläumdungen zu
dulden/ die jeder StaatSmann nach ihrem wirkli-
chen Werthe anschlägr. Wir hoffen / daß daS Ende
unsercr Wirksamkeit, daö sich schon zu lange verzö-
gerte, bevorsteht. Die Handlungen unserer Dcr-
waltung übekliefcrn wir der strengsten Untersuchung.*
Hr. Dupin: » Auch ich habe Erläutekungen zu ge-
ben. Die erste Kombination, welche Mitglieder
der gesammtcn Coaürion in sich vercinigre/ erschirn
mir narürlich. Zch biüigte die Coaiition nicht,
weil fie abcr gesicgt hatre, so mußten die Minister
auS ihr gcnvmmen werdcn. M-Hrere Anträge er-
gingen an mich; ich lehnte sie ab, denn ich sah
nirgendS eine Majvrirät. (Heirerkert.) An mir
lag eS nicht, daß scirl.'er nichk ern MmistcriuiN/
dessen würdigeS Hauvr der Marschall Soult gewe-
sen wäre, zu Stande.-ckommen ist; ich wäre seibst
cingetreten, aber ohne zu kapituliren , shne mit
meinen Grundsahen zu markten, die mir meinen
Platz im Cmtrum angewiescn haben. Keinr Be-
stechung! Für mich ist ein Richteramt keine Wahl-
münze! ( Veifaü zur Linken.) tzch bedauerte sehr,
daß diese Komdination nicht zu Stande kam. So
oft jcdoch die Farde der Ksmbrnation wirder wechselte,
erwieS man mir die Ehre, sich an mich zu wenden.(An-
haltcnde Hciterkeit.) Jch war Theilnehmer an
dem Programm, daS zu dem Zerwürfnisse Anlaß
gab. Jch bin noch für dieseS Programm, und deß-
wegen stehe ich auffcr jedcr Kombination. Jch
meineS Theils wünsche und verlange nichts, alS an
dem Platze oen ich hier inne habe, zu bleiben und
manchmal die Ansichten dcr Mehrheit auSzudrücken,
wenn sie mich dessen für würdig erachtet." Hr.
Thicrs: „Jch wünschte die Gewalr nichr; ich konnte
sie erlangeii, aahm sic abcr nicht an. Nachdem ich
zu dcm Sturze dcS alten MinlsteriumZ mltgcwirkt,
hielr ich es für gezremend, daß ich in düS neue ein-
trete. Zch war abee mit mciner Lhre an gcwisse
Bedingungen gebundcn, an Bedrngungcn, dre auf
die Personen und Dinge stch dezogen. Jch wollte
die Pslilik des 15. AprilS nrcht fortsetzen; ich wollte ei-
ne Lknderung rn derselden. Für die Aufrechterhaltung
der Septembergesetze, die ich selbst eingebrackt hade,
war ich, nur mil Ausnabme, daß ick cine Aende-
rung in der Definition deö dem ParrShofe ubertra-
genen AttentalS wünschte. Die Wahlreform iß
eine Frage, welche der Zukunft angehört, und nicht
dem Kabinet, daS gebrldet werden soll. Weit wich-
tiger, alS die Entwerfung oder Ausbebung von Ge-
setzen, erschien mir der Gang der Derwaltung; sie
dürfte in Zukunft in Nickrs mehr dcr brsherigen
gleichen. Zch hätte vollkommcne Freiheit in der
Wahl der Personen verlangt, mit welchen ich mich
für die Rrntenfroge umgcbcu wollte. Mciner An-
sicht nach hätte sie gelöSt werden können ohne Rach-
!Äv. 83. Montag, den 29. April 1839.
E r e i g tt i s s e.
PariS/ 21. April. 8n der Sitzung der Adge-
ordnetcnkamrner am 22. Mcirz legte der Finanzmi-
ster/ Hc. Gautier/ das von seu-em Dorgünger ent°
worfene Vudgct für i 840 vor. Er demerkrc in
seinem Beglkitungsvsltrage unler Anderem/ daß
die indirektcn Einnahmen im Monal Marz dem
vvrigen Zahre gegenüber eiaen Mindirecirag von
zirei Millionen Fr. gewahrr, und schloß mit fol-
genden Worten: » Wir stnd wedec daö vorrge/ noch
daS künftige Mrnisterium; die Kammer wild unS
also thre loyale Mttwirkung nichl verweigern.^ ES
waren nun die Anfragen des Hrn. Mauguin an der
Tagröordnung. Ein Antrag des Doktcinärs Mou-
nier de la Sizcranne/ daß rieselben um acht Tage
verschoben werden solleit/ weil die Entwickelung
der Krisc dadurch ntcht geforderk werden konne,
wurde mit ungeheurer Mchrheit verworfen. Hr.
Mauguin stcllre nun seine Anfragen über den Gang
der Ministerkrise, wodei er sich zuerst an die gegenwär-
tigen provisorischen Minister wendete, welche nach
seiner Vehauptung durch die Annahme ihrer Psr°
tefeuiües sich in eine falsche Stellung vcrsetzt haden
sollen. Der Redner schloß mir der Erklärung/ er
wünsche nur/ daß in Allem/ was seir einem Ms--
«ate vorgegangen / die Krone nicht ksmpromillirt
worden sey. Hr. Girod de l'Aain/ Zuürzminister:
»Man hat unS aufgefordert/ Erklärung-m über die
gegenwärtige Lage zu geden. Wir wünschen dieS
lebhafr und wünschen denen/ welche berufen wur°
den/ in der gegenwärrigeu Krise eine Rolle zu
spielen/ Glück dazu/ daß sie die Gelegenheil haben/
der Art/ wie unter dieser Verkettung der Umstände
Lie Thätigkeit der Krone geübt wurde / Gerechligkeit
widersahren zu lassen. WaS daS gegenwärtige
Kirbinet angeht/ so wird ihm durch seine eigenthüm-
liche tzage die Antwsrt leicht. Nnsere Aufgabe ist
wirklich sv/ wie wir sie seldst dezeichnel haben. Sie
deßeht dariv/ daß wir zur Lösung der Krise bei-
tragen, die Echwierigkeiten heben und die Verwal-
tung/ dte nichr führerloS bleiben durfte/ letten.
ES ist eine loyale Aufgabe. Wir vabmen sie an
mit Selbsiverläugnung/ um nicht zu sagen mit
Muth/ denn Muth bedarf man nicht/ um für eine
Handlung der Aufopferung einige Verläumdungen zu
dulden/ die jeder StaatSmann nach ihrem wirkli-
chen Werthe anschlägr. Wir hoffen / daß daS Ende
unsercr Wirksamkeit, daö sich schon zu lange verzö-
gerte, bevorsteht. Die Handlungen unserer Dcr-
waltung übekliefcrn wir der strengsten Untersuchung.*
Hr. Dupin: » Auch ich habe Erläutekungen zu ge-
ben. Die erste Kombination, welche Mitglieder
der gesammtcn Coaürion in sich vercinigre/ erschirn
mir narürlich. Zch biüigte die Coaiition nicht,
weil fie abcr gesicgt hatre, so mußten die Minister
auS ihr gcnvmmen werdcn. M-Hrere Anträge er-
gingen an mich; ich lehnte sie ab, denn ich sah
nirgendS eine Majvrirät. (Heirerkert.) An mir
lag eS nicht, daß scirl.'er nichk ern MmistcriuiN/
dessen würdigeS Hauvr der Marschall Soult gewe-
sen wäre, zu Stande.-ckommen ist; ich wäre seibst
cingetreten, aber ohne zu kapituliren , shne mit
meinen Grundsahen zu markten, die mir meinen
Platz im Cmtrum angewiescn haben. Keinr Be-
stechung! Für mich ist ein Richteramt keine Wahl-
münze! ( Veifaü zur Linken.) tzch bedauerte sehr,
daß diese Komdination nicht zu Stande kam. So
oft jcdoch die Farde der Ksmbrnation wirder wechselte,
erwieS man mir die Ehre, sich an mich zu wenden.(An-
haltcnde Hciterkeit.) Jch war Theilnehmer an
dem Programm, daS zu dem Zerwürfnisse Anlaß
gab. Jch bin noch für dieseS Programm, und deß-
wegen stehe ich auffcr jedcr Kombination. Jch
meineS Theils wünsche und verlange nichts, alS an
dem Platze oen ich hier inne habe, zu bleiben und
manchmal die Ansichten dcr Mehrheit auSzudrücken,
wenn sie mich dessen für würdig erachtet." Hr.
Thicrs: „Jch wünschte die Gewalr nichr; ich konnte
sie erlangeii, aahm sic abcr nicht an. Nachdem ich
zu dcm Sturze dcS alten MinlsteriumZ mltgcwirkt,
hielr ich es für gezremend, daß ich in düS neue ein-
trete. Zch war abee mit mciner Lhre an gcwisse
Bedingungen gebundcn, an Bedrngungcn, dre auf
die Personen und Dinge stch dezogen. Jch wollte
die Pslilik des 15. AprilS nrcht fortsetzen; ich wollte ei-
ne Lknderung rn derselden. Für die Aufrechterhaltung
der Septembergesetze, die ich selbst eingebrackt hade,
war ich, nur mil Ausnabme, daß ick cine Aende-
rung in der Definition deö dem ParrShofe ubertra-
genen AttentalS wünschte. Die Wahlreform iß
eine Frage, welche der Zukunft angehört, und nicht
dem Kabinet, daS gebrldet werden soll. Weit wich-
tiger, alS die Entwerfung oder Ausbebung von Ge-
setzen, erschien mir der Gang der Derwaltung; sie
dürfte in Zukunft in Nickrs mehr dcr brsherigen
gleichen. Zch hätte vollkommcne Freiheit in der
Wahl der Personen verlangt, mit welchen ich mich
für die Rrntenfroge umgcbcu wollte. Mciner An-
sicht nach hätte sie gelöSt werden können ohne Rach-