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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0129

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Heidelberger Wochenblätter.

Ko. 31. Mittwoch, den 13. Februar 1839.

Ereignisse.

Berltn, L. Febr. Dre Etnziehung derKrregS-
Reserven erstreckt sich vorläufig zwae nur auf eine
Division, welche den Belgischen Gränzen zunächfi
ihr Standquartter hat, wahcscheinlich aber wird
sie bei den drei Armeecorps, dem ch, 7. und 8.,
erfolgen, dte daS Rheinland und Wefivholen be-
setzt halten. Die MobilmachunüSplane dieseS Hee-
rrS, desien KriegSluß 100,000 Manrr beträgt,
sind vollfiändig ausgearbkitet, auch tn den !and-
täthlichen Kreisen isi Allee zu einer schnellen Etn-
ziehung der Landw-Hren vorbereitet, und bei der
großen Ordnung kann ur einer Woche sämmiliche
Mannschaft unrer den Fahnen versamn-clt seyn.
Trotz diefcr krieqerischen AuSsicht glaudt man doch
an keinen Feldjug, und hält sich überzeugt, daß
nicht das Belqische Geschret, sondern die Vcrei-
nigung deS Kranzosischen BeobachtungScorpS an
der Gränze jene Maßregeln hcrvvrgkrufen haben.
Einen ziemkick sichern Gradnusier dieser Meinungen
bietet die Börse und der Stand der StaatSpa-
piere, welche ein traurigeS Schauspiel z-igen wür-
den, wenn in der That dir Aussichten sich ver-
sinsterten. — Die sortgesryten Angrtffe der Bai-
rischen Blätter auf unsere Regierung werden seit
einiger Zeir von Preußiscben Hournalen redltch
vergolten, und dieselben nähren so wechselfeitig
dte Abneigung der Dolkssiämme. Man spricht von
einer diplomatisch-n sehr befiimmten Note, welche
nach so vielen lruchtlosen Versuchen dem Mün-
chener Kabinet zugegangen scy. Sollte auch diese
fruchtloS bleiben, so glaubr man, es dürfte etne
Erklärung Preußens über diesen Schritt erfolgen.

Brüssel, Febr. Die erledigren PortefeuilleS
der Finanzen vnd der Jufiiz sind provisorisch en
den Staaksminisier F. v. Merode (bieher obne Por-
tefeutlle), Einen der Männer des WidcrsiandeS,
und an den Minifier der öffenrlichen Bauten, Hrn.
Nothomb, übertragen worden. — Der minisierielle
Jndependant sucht nachzuweisen, daß inr Schluß-
protokoll der Konferenz allerdingS der Scheldezoll
mit i V, fl. von der Tonne (20 Zentner) zu hoch
sey, daß aber sonsi daS Protokoll sehr virle Befiim-
mungen, namentl-ch in Bezug auf Lootsenwesen,
Zahlung des Zolls und Baken enthalte, welche nur
Holland schädlich seyen. — Man fand in den hie-
flgen Blärtern bald nach dem Beschlnsse, der den
General Skrzynecki als Divisionsgeneral in der bel-
gischen Armee angegellt, einen andern Beschluß,
der denselben General in Dtspontbilttät steüt. ES

haben nämlich (wie bereitS kurz gemeldet wurde)
gleich nach d.r Ernennung des Generals Skrzynecki
der preußische und der öfireichtsche GeschäftSträger
der Rcgierung erkläet, sie mußten dieseS alS einen
Bruch mit ibren Mächten ansehen. Letzterer (der
Graf v. Rechberg) erklärte, er babe hrerüber be-
stimmte Hnfiruktivnen von seinem Hofe erhalten.
Der zwerte k. Bclchluß sollte die Neklamationen
beschwichtigen; berde Diplomaten beharren aber
dabet, sie könnten sich hiermit n'cht zufrreden geben;
sie bestehen darauf, Skrzyneckr müsse nrcht bloß auS
Lem belgischen EtaatSdrrnste, sondrrn aus Belgien
selbst entfernr werden, und drohen, wenn dteseS
nicht geschche, noch heute Abend abzurersen. BiS
jctzt hat stch der König gewergert ihren Forderungen
zu genügen.

L 0 nd 0 n, s. Febr. Heute wurde das englische
Parlamcnt eröffnet. Folgendes rst die Thronrede:
» Meine Lsrds und Gentlemen! Zch bin erfreut,
mit Hhnen wicder im Parlament zusarnmenzutreffen.
Hn einer Zett, rn welcher viele Gegenstände von großer
Wichtigkeit Zhre ernstlrche und reifliche Erwägung
erforbcrn, verlangt es mich besonderS, Jbren Rath
und Beistand nacbzusuchen. Fortwäbrend empfange
ich vonden fremdenMächten «rfreulicheZusicherungen
ibreS WunscheS, mit uns in frrundschastlichen Ver-
hältnissen zu bleiben. Hch habe mit dem Kaiser von
Oesireick einen Handelsvertrag abgeschlosien, wel-
cher, tch hoffe eS, den Verkehr zwrschen meinen
Unterthanen und denen deö KaiserS stergern wird.
Auch habe ich mit dem Sultan einen Vertrag glei-
cher Art abgeschloffen, dessen Ziel rst, die HandrlS-
verbrndungen zwrschen mernen Besitzungen und dem
türktschen Reiche euf bessern, sicheren Fuß zu stellen.
Jch befahl Abschriften dieser Verträge Jhnen vov-
zulegen. Hch war im Einverständniß mit Ocstreich,
Frankreich, Preußen und Rußland in Unterhand-
lungen begriffen, um erne endlrcke Berlegung des
Differenzerr zwischen Holland und Belgien zu Stande
zu bringen. Ern definitiver FrredenSvertrag, ge-
gründet ous frühere Uebereinkünfte, welchen beide
Theile beigetreten sind, isi demzufolge der holländi'
schen und Ler belgischen Regierung vorgeschlagen
worden. Jch freue mich, Jhnen die Nachrrcht er-
theilen zu können, daß die holländische Negierung
bereits der Konserenz ihre Annahme deS VertragS
elklärt hat, und tch vertraue darauf, daß erne ähn-
liche Ankündigung von Seiten der belgischen Regie-
rung der Ungewißheit ein Ziel setzen wtrd, welche
durch den gegenwärtigen schwebenden Zustand dieser
Angrlegenheiten nothwendig hervorgebracht worderr
 
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