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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0433

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HndklScrgcr

n«. 106. Samstag,

Ereignisse.

KarlSruhe/ 22. Mai. 16. öffentliche Sitzung
der 2. Kammer/ unter dem Vorsitze deö Präsidcnten
Mittermaier. DaS Präsidium zeigt zuvüedcrsi die
Ernennung der geh. KriegSräthe Vogel und FrÜn-
zinger zu RegierunsSkommissären fiir die RechnungS-
nachwetsungen des KriegsmrnisieriumS der Kammer
an; desgl. die Bildung zwcier neucn Kommil'sionen/
nämlich: über daS Gesetz/ die RechtSverhältnisse
ber an öffentlichen Lehranßalten angestellren Lehrer
betr. / besiehend auS den Abg« Merk/ Trefurt/
Bekk, Kuenzer und Sandec; und jcne über den
HandelSvertrag mit den Niederlanden / besiehend
auS den Abg. Bader/ Lenz/ Speyerer/ Hoffmann
und Rindeschwender; auf den Antrag des Abg.
MvrdeS ward beschlossen/ die letztere Kommission
um 4 Mitglreder zu versiä'rken. — Der Abg. Mit-
termaier ersiattete Bericht über den Antrag des Abg.
Mohr/ das ZustimmungSrecht zu dem von den Zoll-
vereinSsiaaten mit dem Königreich der Riederlandr
abgeschlossenen HandelSvertrage betreffend; der Be-
richt htelr die Prüfung deS ZollvcrtragS seinem ma-
teriellen Znhalte nach für präjudiziell der Beur-
theilung der vorliegendsn Frage über das Zusiim-
mungSrechr der Kammern / und beantragte deßhakb/
Laß zuersi jene Prüfung durch dte niedergesetzte
Kommissisn geschähe/ worauf dann weiterer Vor-
trag würde ersiattet werdcn. — Die LageSordnung
führtr auf DiSkussion deS BerichteS LeS Abg. Blan-
kenhorn über den Gesetzentwurf/ die Ernennung
der Rathsschreiber betreffend. Der Regierungskom-
missär gehermer Referendär Erchrodt/ cntwickelte
zuerst die Motive des Gesetzes/ wie eine Anzah!
von Gemernden obne Narhschreiber wäre/ da sich
im Ort kein taugliches Subjekt finde/ (zumal da
die Schullehrer im Hnreresse deö SchuldiensteS von
Uebernahme der NathschreiderLstelle abgehalten
seyen). Den von dee Kommission vorgeschlagenen
Beisatz (daß der rn mehrcren Gemeindcn zum Rath-
fchrriber Gewählte in einer derlelben Bürger seyn
müsse) hälr der Redner für üderflussig; man
könnte dicS eber für einen Fingerzeig für die Ge°
meinde bciläufig ansühren; denn cs siehe nicht zu
befürchten/ dt«ß die Gemeindevorsteher in der Wahl
deö Rathschreibers, fur welchen sie großentheils
verantwortlich wären/ leichrsinnig zu Werke gtrigen,
daß sic also kein verdächtigeS Sudjekt ernennen
würden; — es begründe auch Unsaßigkctr am Orle
rine mindere Garanrte / als Grschicklichkeit und Red-
lichkeit. Dte Regierung , welche, wie gesagt/ SijeS
Gesetz nur im Znteresse der in Verlegenhrit befind-
lichen Gemeinden vorgelegt habe/ würde übrigenS

Woche«blätter.

den 1. Iuni 1839.

auch den Beisatz gutheißen/ so fern die Kammer
darauf besiände. Die Abg. Rettig und Vogelmann
untersintzen daS Gesetz in dcr von der Regierung
vorgelegten Form, sprachen aber gegen den von der
crsten Kammer vorgeschlagenen Zusatz° alS gegen
den Geisi der Gemeindevrdnung vcrstsßend, und
gegen den Zusatz der Kommissiori/ als dem Zwecke
deS GesetzeS in den Weg trerend; Vogelmann na-
mentlich sprach sich noch auSkührlich über ben deige-
setzten Wunsch der Kommtlsion auS/ indem er/ auf
die Verhältnisse kleiner Gemeindcn und dis ökono-
mische Gteüung der Gchullehler eingehenb/ für
wünschcnswerth erachtete/ die Uebernahme dr§
RathschreiberdienßeS in kleineren Gemeinben den
Schullehrern/ undcschadet ihrer Lehrgeschäfte/ wie-
der zu gestatccn; in gleichem Sinne sprach sich der
Abg. Mördcs auS, dee zugleich eine unbedeutende
Aenderung in der Redaktion des Gesetzes vsrschlug/
dieselbe aber anf eine Erläuterung des Präsidentrn
NebeniuS und deS Abg. v. Nottcck/ zurückzog.

Straßburg/ 29. Mai/ Vormrttags ii Uhr.
Telegraphische Dcprsche: „PariS/ 29. Mai. Der
Mintsier drs Znnern an dcn Präfekren deS Rieder-
rhrinS. Das Gesetz die geheimen Gekder betr. / ist
ohne Amendement mit einer Mehrheit von 262
Stimmen gcgen 71 angenommen worden.

PariS/ 26. Mat. Bei den Ereignissen/ die
sich im Orient vorbereiten/ dürfte Frankreich vor-
zugsweise Hand in Hand mit Oesireich gehen. Der
gemeinschafrliche Plan wä're wahrscheinl'.ch: Ab-
«varten deS GangS, den dte Sache nehmen wird/
i« dewaffneter Ncutralität, so daß man am Ende,
wenn die Zeit gekommen isi, kraftig den Knolen
durchhauen kann.

Türkei. Die türkrsche Armee in Kleinasien ist
etwa/ilO diS LO,ooo Mann stark und mir Geschütz ztem-
lich gut versehen. Diese Armee hat, sagt man,
weder Magazine, noch Depots, nsch LebenSmittel
und soll eben so ungeübr, wre zuchtlos seyn. Der
Vizekönig hat gegenwärtig in seinen Staaten etwa
200,000 M. auf den Beinen, wovon 100,000 in
Syrien stehen. Sie sind ziemlich schlecht organisirt,
erhalten thren Sold nicht auSbezahlt, haben aber
bedeutende Magazine. WaS die Uebung, Kriegs-
zucht und Organisation betriffl, so sind sie den
Türken unendlich überlegen; zudem besitzen sie etne
große msralische Kraft, ernr Wirkung ihrer lehten
Siege über die Türken. Zbrabim Pascha hat in dem
Lager daS m der Nähe von Aleppo gebildet, nur
rtwa 30,000 Mann bei sich: seine übrigen Rrgi--
menter haben deu Auftrag, das gährende Land im
Zaum zu halten.
 
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