Heidelbcrgrr Wochenblättcr.
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No. 101. Samstag, den 25. Mai 1839.
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Greignisse.
PariS, 18. Mai. Jn der heutigen Sitzung der
Abgeordnetenkammer nabm Hr. Sauzek/ welcher
zur Zeil seiner Trwählung in Dievpe sich befunden
hatte/ Besitz von dem Präsidenrensiuhle. Sofort
legte der Minrsier des Innern/ Duchatel/ ernen
GesetzeSentwurf vor.- durch welchen der Regierung
ein ausserordentitcher Kredit für d;e gcheimen FondS
im Belrage von 1/200,000 Fr. verwilligt werden
soll. Der Minister begröndete drcse Focderung durch
die neursten Lrrignisse/ welche dle Bewiliigung
einer weiteren Summe für diese deinabe erschöpfren
FondS nöthig machen. Der Minister beeeichncte die
von ihm veslangte Verwiüigung als eine bestimmte.'
unzweifeihafre Zustimmu'rg der Kammer zu der Po-
litik deS neuen inistcriumS/ womit die langwie-
rige Krise enden müffe. Jm vorigen Jahre waren
300/000 Fr. mebr alS ausserordenrlicher Zuschuß
für dre geheimen FondS vcrlangt worden; der Mi-
nisier versprach schließlich noch weirere Verminde-
rungen. Der Minrstcr der öffrntlichen Lrbeiren/
Hr. Dufaure/ verlangte einen Kredit für vcrschie-
dene Hkfenarbeiten, wsrauf noch eine Anzahl Bitt-
schriften von der Kammer erledigt wurbe- Am
Schlusse der Sitzung kündigte der HandelSminisier/
Hr. Cunin Gridaine/ an/ daß er einen Gesetzent-
wurf üder die Zuckerfrage gegcn daS Ende der näch-
sten Woche vorlegen zu lönnen hvffe.
PariS/ 19. Mai. FokgendeS ist eine labellari-
sche Uebersicht der Prozesse / welche die PairSkam-
mer seit 1815 abzuurtöcilcn hatte: 1815 Prozeß
deg MarschallS Ney/ 1819 Prvzeß dcr Militärver-
schwörung vom 19. August/ 1820 Prozeß LouvelS/
1826 Prozeß der LieferungSksntrakte Ouvrard's für
die franz. Armee in Spanien/ 1830 Pcpzeß der
Minister KarlS X./ 1834 Prozeß der Aprilemeute/
1833 Prozeß Fieschis/ 1836 Pcozeß AlrbaudS /
1837 Prozeß MeunierS/ 1838 Prozeß LailyS/
und nun / 1839/ der Prozsß der Maiemeute. —
Eine telegrapbrsche Depesche des Präfeklen der Rhone-
mündungen an den Minisier des Jnnern meldet, daß
der Kardinal Fesch*) am 13. d. M./ MorgenS
ö Uhr/ zu Rsm mit Tod abgegangen ist« — Der
yMoniteur" bringl heute amtlich die Ernennung
Marschak OudinotS zum EhrelNegionZordenskanzler
an die Srelle deS (bekanntlich schon vor geraumer
Zeit) zum OberbefehlShaber der Rationalgarden
*) Der Kardinal Fesch, Oheim des Kaisers Napo-
leon von der Mutterseite, Erzbischof von Lyon,
war geboren zu Ajaccio am 3. Jan. 1763. Papst
Pins VII. hatte ihm 1803 den Kardinalshut ver»
liehen.
von Paris und des SeinedeparementS ernannten
MarschallS Gerard. — Die Behüede verdoppelt/
dem»Dr?it^ zufolge/ ihre Bemühung-en zn Hab-
haftwerbung verschiedener/ der Theilnahme an dem
letzten Aufstand bezichtigter und mit Verhaftbcfehlen
verfolgter/ Jndrriduen/ weiche etwa noch auS Pa-
ris heimlrch zu entkommen suchen möchren.
London/ 16. Mai. Jn seiner heutigen Sitzung
hat stch das OberhauS/ auf Antrag Lord Mclbour-
neS/ gleickermaßen bi§ zum 27. d. M. vertagt, —
Zn verschicdenen Kirchspielen LondonS unb in vielen
größeren und kleinsren Orten EnglandS werdeu —
den Whigblattern zufolge — in öffentlichen Ver-
fammlungen von Gegnern der TorieS und ihres
RegierungssystemS oder von Billigcrn und Bewun-
derern des BenehmenS der Monarchin bei der letzren
MmifferkustS oder aber hauprsächlich/ um ihr öf-
fentlrch und entsckieden darzuthun/ wie srhr man
dte ihr vsn Grr R. Peel und seiner Partei in sei»
nem Begehren auf Enrfernung selbß ihrer näcksien
und anhänglichsten weiblichen Umgebung anzuthun
versuchte Gewalr mißbrllige und mtkfühle/ Adreffen
an 8- M. vorberettet. Am Begeisiertsten spricht
sich — irischen nichr-torystischen Blättern zufolge
-- die Freude über die Gestnnung und HandlungS-
weise der Köüigin und über die Erlösung von der
gedrohten Toryherrschaft in Zrland auS> wo »die
Königin!" daS Loosungswort und der theuerste
Ruf von mehr alö drei Viertheilen der Bevölkerung
sey.
London/ 17. Mai. Dis Wähler machen be-
reits Rüstungen für die Gprecherswahl; die Mit-
glieder beider Parteien werden Lingeladen/ gewis-
senhaft zu erscheinen. Der Standard wendet sich
heule an Las Haufchen Nadikalen/ an die Herren
Leader/ Grore/ Srr W. Moleöwokh rc. / welche
bei der Jamaikabill gegen die Rsgierung siimmten und
auch jetzr den Ausschlag geben lönnren. Er sordert
sie auf/ entweder sür den konttrvariven Kandidaten/
Hcnry Gouiburn, zu strmmen/ oder sictz der Theil-
rrahme an der Wahl zu enthalten. — Gine andere
TageSfrage lst daS Tierben der Chartisten. Die
Vcrhandiungen deS NalionaleonventS nehmen eins
immer heftigeee Wendung. O'Connsr behauptete
gestern/ Lord John Ruffell habe währcnd seiner
ganzen Verwaltung wie ein Narr gehandelt und nicht
wie ein SlaatSmann. O'Brien äusserte, er wisse
bestimntt/ daß er am nächsten Tage werde verbaf-
tet werden; er rieth daher den Cbartisten / sie sollen/
sür den Fall,. daß dte Einmischung der Behörden
in ihre Derhandlungen zum Blutvergießen führen
würde/ sich an dem Leben und Eigenthum dcr mitt«
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No. 101. Samstag, den 25. Mai 1839.
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Greignisse.
PariS, 18. Mai. Jn der heutigen Sitzung der
Abgeordnetenkammer nabm Hr. Sauzek/ welcher
zur Zeil seiner Trwählung in Dievpe sich befunden
hatte/ Besitz von dem Präsidenrensiuhle. Sofort
legte der Minrsier des Innern/ Duchatel/ ernen
GesetzeSentwurf vor.- durch welchen der Regierung
ein ausserordentitcher Kredit für d;e gcheimen FondS
im Belrage von 1/200,000 Fr. verwilligt werden
soll. Der Minister begröndete drcse Focderung durch
die neursten Lrrignisse/ welche dle Bewiliigung
einer weiteren Summe für diese deinabe erschöpfren
FondS nöthig machen. Der Minister beeeichncte die
von ihm veslangte Verwiüigung als eine bestimmte.'
unzweifeihafre Zustimmu'rg der Kammer zu der Po-
litik deS neuen inistcriumS/ womit die langwie-
rige Krise enden müffe. Jm vorigen Jahre waren
300/000 Fr. mebr alS ausserordenrlicher Zuschuß
für dre geheimen FondS vcrlangt worden; der Mi-
nisier versprach schließlich noch weirere Verminde-
rungen. Der Minrstcr der öffrntlichen Lrbeiren/
Hr. Dufaure/ verlangte einen Kredit für vcrschie-
dene Hkfenarbeiten, wsrauf noch eine Anzahl Bitt-
schriften von der Kammer erledigt wurbe- Am
Schlusse der Sitzung kündigte der HandelSminisier/
Hr. Cunin Gridaine/ an/ daß er einen Gesetzent-
wurf üder die Zuckerfrage gegcn daS Ende der näch-
sten Woche vorlegen zu lönnen hvffe.
PariS/ 19. Mai. FokgendeS ist eine labellari-
sche Uebersicht der Prozesse / welche die PairSkam-
mer seit 1815 abzuurtöcilcn hatte: 1815 Prozeß
deg MarschallS Ney/ 1819 Prvzeß dcr Militärver-
schwörung vom 19. August/ 1820 Prozeß LouvelS/
1826 Prozeß der LieferungSksntrakte Ouvrard's für
die franz. Armee in Spanien/ 1830 Pcpzeß der
Minister KarlS X./ 1834 Prozeß der Aprilemeute/
1833 Prozeß Fieschis/ 1836 Pcozeß AlrbaudS /
1837 Prozeß MeunierS/ 1838 Prozeß LailyS/
und nun / 1839/ der Prozsß der Maiemeute. —
Eine telegrapbrsche Depesche des Präfeklen der Rhone-
mündungen an den Minisier des Jnnern meldet, daß
der Kardinal Fesch*) am 13. d. M./ MorgenS
ö Uhr/ zu Rsm mit Tod abgegangen ist« — Der
yMoniteur" bringl heute amtlich die Ernennung
Marschak OudinotS zum EhrelNegionZordenskanzler
an die Srelle deS (bekanntlich schon vor geraumer
Zeit) zum OberbefehlShaber der Rationalgarden
*) Der Kardinal Fesch, Oheim des Kaisers Napo-
leon von der Mutterseite, Erzbischof von Lyon,
war geboren zu Ajaccio am 3. Jan. 1763. Papst
Pins VII. hatte ihm 1803 den Kardinalshut ver»
liehen.
von Paris und des SeinedeparementS ernannten
MarschallS Gerard. — Die Behüede verdoppelt/
dem»Dr?it^ zufolge/ ihre Bemühung-en zn Hab-
haftwerbung verschiedener/ der Theilnahme an dem
letzten Aufstand bezichtigter und mit Verhaftbcfehlen
verfolgter/ Jndrriduen/ weiche etwa noch auS Pa-
ris heimlrch zu entkommen suchen möchren.
London/ 16. Mai. Jn seiner heutigen Sitzung
hat stch das OberhauS/ auf Antrag Lord Mclbour-
neS/ gleickermaßen bi§ zum 27. d. M. vertagt, —
Zn verschicdenen Kirchspielen LondonS unb in vielen
größeren und kleinsren Orten EnglandS werdeu —
den Whigblattern zufolge — in öffentlichen Ver-
fammlungen von Gegnern der TorieS und ihres
RegierungssystemS oder von Billigcrn und Bewun-
derern des BenehmenS der Monarchin bei der letzren
MmifferkustS oder aber hauprsächlich/ um ihr öf-
fentlrch und entsckieden darzuthun/ wie srhr man
dte ihr vsn Grr R. Peel und seiner Partei in sei»
nem Begehren auf Enrfernung selbß ihrer näcksien
und anhänglichsten weiblichen Umgebung anzuthun
versuchte Gewalr mißbrllige und mtkfühle/ Adreffen
an 8- M. vorberettet. Am Begeisiertsten spricht
sich — irischen nichr-torystischen Blättern zufolge
-- die Freude über die Gestnnung und HandlungS-
weise der Köüigin und über die Erlösung von der
gedrohten Toryherrschaft in Zrland auS> wo »die
Königin!" daS Loosungswort und der theuerste
Ruf von mehr alö drei Viertheilen der Bevölkerung
sey.
London/ 17. Mai. Dis Wähler machen be-
reits Rüstungen für die Gprecherswahl; die Mit-
glieder beider Parteien werden Lingeladen/ gewis-
senhaft zu erscheinen. Der Standard wendet sich
heule an Las Haufchen Nadikalen/ an die Herren
Leader/ Grore/ Srr W. Moleöwokh rc. / welche
bei der Jamaikabill gegen die Rsgierung siimmten und
auch jetzr den Ausschlag geben lönnren. Er sordert
sie auf/ entweder sür den konttrvariven Kandidaten/
Hcnry Gouiburn, zu strmmen/ oder sictz der Theil-
rrahme an der Wahl zu enthalten. — Gine andere
TageSfrage lst daS Tierben der Chartisten. Die
Vcrhandiungen deS NalionaleonventS nehmen eins
immer heftigeee Wendung. O'Connsr behauptete
gestern/ Lord John Ruffell habe währcnd seiner
ganzen Verwaltung wie ein Narr gehandelt und nicht
wie ein SlaatSmann. O'Brien äusserte, er wisse
bestimntt/ daß er am nächsten Tage werde verbaf-
tet werden; er rieth daher den Cbartisten / sie sollen/
sür den Fall,. daß dte Einmischung der Behörden
in ihre Derhandlungen zum Blutvergießen führen
würde/ sich an dem Leben und Eigenthum dcr mitt«