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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0829

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Hcidclberger Wochcnblättcr.

>o. 205. Frcitag, den 18. October 1839.

Ereignisse.

Heidelberg, 10. Okt. (Schluß deS !m v.
Vl. abgebrochenm Berichts über die Versammlung
der Wcin - und Obstbau-Freunde.) Frhr. v. Babo
erstattete über die Beschästigungen der Weinbausek-
tion Bericht. Es sind 160 eingesendete Trauben
bcstimmt und die Synonymen angemerkt worden;
cs hat sich jedoch gezeigt, daß die Reben der Nhcin»
und Neckargcgend schon ziemlich crforscht sind,
indem man bei dieser Untersuchung nur noch wenig
Neues auffand. Unter den angeführten Berhand-
lungen dieser Sektion erwähnen wir nur die durch
den Reg. Direktor geh. Nath Dahmen aus Mann-
hcim gemachte Mittheilung dcr Frau Leonhardt
daselbjt über das Verkürzen der Rcben, welches
überraschende Wirkungen hcrvorgcbracht hat,—
dic Abrede mehrerer Mitglieder, die Aufzucht von
Itcbcn aus Saamcn zu untcrnehmen,— und die
noch weitcr währcnd der jctzigen Zusammenkunft
zu verfolgenden Berathungcn über die Klassifikation
der Rebensorten. Oberrevisor Katz gab nur einige
vorläusige Notizen über die Wcinmusterung. Die
aufgenommene Frage, ob die Versammlung näch-
stes Iahr wiederholt werdcn solle wurde sogleich
bejaht. Schwerer war dic Vereinigung über den
zu wählcndcn Ort. Sradtdirektor Krotz aus
Nüdesheiln und Ge«lcral v. Nödcr Exz. aus Lud-
wigsburg sprachen für Stuttgart; Haßloch, von
Hof Adamschal bel Wiesbaden, Metzger, Ergen-
zinger, Knaus für Mainz. Nach langer Diskus-
sion wird bcschlossen, die Bersamrnlung soll zu
Mainz gchalten werden, wenn sich der dorlige Ne-
gierungsprasident v. Lichtenberger zur Ucbcrnahme
des Vorsitzes gencigr findct, auffcrdem in Wies-
baden, und es soll dann Präsid. v. Ritter zu
Nüdeöheim ersucht werden, die Stclle eines Prä-
sidenten einzunehmen. Die Versammlung schließt
fich mit einer ehrenvollen Anerkennung der Der-
dienste, welche sich Frhr. v. Babo und G. I. Metzger
um dieselbe erworben haben.

Paris, den 12. Oktober. Don Carlos soll
seinem Agenten in Paris, Hrn. v Labrador, die
"Ermächtigung - enheilt haben, die Negierung der
Königin Jfabelle H. anzuerkennen; ebenso seinen
Generalen Cabrcra und Espanna die Errnächtigung
die Waffen niedcrzulegen. Der König und Marschall
Soult sollcn gencigt seyn, das von dem Oestreichi-
schen Kabinet unterstützte Gesuch des Don Carlos
um Päffe nach Salzburg zu ersüllen, die Mehr-
heit des Kabinets jedoch scheint ihn nicht vor gänz-
licher Beilegung des Bürgerkriegs entlaffcn zu
wollen.

Spanien, Der Constitutionnel schreibt aus
Saragoffa: Espartero ist am 5 Oktober mit 26,000
Mann aller Waffengattungen eingezogen; der Iubel
dcr Einwohnerschafr war unbeschreiblich; Kano-
nendonner und Glockengeläute begrüßtcn dcn Ge-
neral. Ein Corps von 3500 Nationalgardisten
bildete Spalicre. Der General machte mehrcre
Male Halt, um die Damcn zu grüßen, welchc
ihm Blumcn und Sonette zuwarfen. Die Hal»
tung der Truppen ist ausgczcichnet; besondere Be-
wunderung errcgte die Gebirgsartillerie, wclche auf
Maulthicren transportirt wird.

Stuttgart. (Allgcmeinc Ucbersicht der bei der
Obstbaumzucht häufig erschcinenden nühlichen und
schädlichen Insekten und Thieren. — Fortsctzung.)
Die Feinde bestehen hauptsächlich in dem allge-
mein bckannten Frostnachlschmettcrling (Oonmetrs
diunmts), gemeinhin Kaiwurm genannr, dessen
weibliches flügellofcs Insckt im Oktober und Novem-
bcr seine Eier an Baumstämme, Aeste u. s. w.
lcgt, und nur durch Anlegen von Papierstreifen,
welche mit Theer, Vogelleim oder Zuckersyrup be-
strichen und bcständig feucht erhalten werden muffen,
vom Herauflricchen an dcn Bäumen abgehalten
wcidcn kann. Da sich diese Naupe im Iuni ein-
spinnt und in der Negel zunächst in der Erde um
die Bäumc bleibr, von welchen sic sich herabspinnt,
so ist es ein höchst wirksamcs Mittcl der Vcrttl-
gung, wenn der Bodcn vom Iuni bis Septembcr
um die Bäume herum aufgegraben und wenn es
möglich wäre,wcggenommen und mir guter gedüngtcr
Erde crsetzt würdc. Letzteres Mittel befördert über-
dies aufferordentlich die Fruchtbarkeit der Bäume.
Nächst dieser crscheint im Frühjahr dic Ningclraupe
(kiombvx lXou^iiig), dcren Eier der mütterliche
Schmetterling mit einem festcn leimartigcn Kilt um
dic zartcn jungen Triebe wie Perlen ringförmig
anlegt, aus welchen im Mai die Naupcn auskrie-
chen und sich in ganzen Klumpcn, in der Negel in
den Gabeln der Obstbäume, festsetzen, wo man sie
mit Lumpen oder Strohwischen zerdrücken kann.
Ich habe in neucrer Zeit die Erfahrung gemacht,
daß dicse Raupen die Sonne lieben, daher man
des Morgens feine Bäume nur an der Ostscite
und des Mirrags an der Südscite visitiren darf,
wo man gewiß seyn kann, diefclbcn dort anzutres.
fen. Es ist aber damir nicht abgemacht, wenn
eines oder mehrere Nester gefunden und die Raupen
getödtet werden, weil das Ausschlüpfcn nicht zu
glcicher Zeit geschicht, daher eS uüerläßlich ist, die
Visitation je von drei zu drei Tagen und zwar bis
in den Zuni forzusetzen. (Fokks. f.)
 
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