Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0469
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0469
- Einband
-
3-44
No. 1 - No 10
-
45-84
No. 11- No 20
-
85-124
No. 21- No 30
-
125-164
No. 31- No 40
-
165-204
No. 41- No 50
-
205-244
No. 51- No 60
-
245-284
No. 61- No 70
-
285-324
No. 71- No 80
-
325-364
No. 81- No 90
-
365-406
No. 91- No 100
-
407-446
No. 101- No 110
-
447-486
No. 111- No 120
-
487-526
No. 121- No 130
-
527-566
No. 131- No 140
-
567-606
No. 141- No 150
-
607-646
No. 151- No 160
-
647-686
No. 161- No 170
-
687-726
No. 171- No 180
-
717-766
No. 181- No 190
-
767-806
No. 191- No 200
-
807-850
No. 201- No 210
-
851-890
No. 211- No 220
-
891-930
No. 221- No 230
-
931-970
No. 231- No 240
-
971-1010
No. 241- No 250
-
1011-1038
No. 251- No 257
- Einband
- Farbkeil/Maßstab
Heidklvcrgcr Wochcnblättcr.
--- «„ > ----—--—--
Xo. 115. Freitag, d e n 11. Iuni 1839.
Ereigrrisse.
Hannover/ 2. Juni. Jn der ersten Kammer
der StLnde iü eine Adreffe an Se. Maj. drn König
Seantragt/ der König moge daS Präjudiz von den
Wahlerr nehmen/ denn mit einer solchen Kammer
könne man sich nicht einlassen. Dieser Antrag soll
vom Geh. KabinetSrath Lürken unteröützt sryn und
man meint daher, daß eine solche Adresse vom
Kabinet selbst gewünscht wtrd. — Vom 3. Juni.
Man hört/ daß dir erste Kammer den Antrag wegen
einer Adrcsse an Ge. Maj. noch nicht zur Abstim-
mung gebracht/ sondern an eine auS ihrer Mitte
gewählte Commission zur Begutachtung überwiesen
habe.
Paris/ 19. Mai. Unt-r die Opfer/ welche der
letztr Gtraßenaufruhr zu Paris gekostet hat/ gehörte
auch der O.uartiermcrüer der Munizipalgarde von
Paris/ Thcsdor JonaS/ ein Jsraeltk. Er ward
am 12. d. an dcr Svitze feiues DetaschementS / in
drr Straße äes ^roi« getödtet; als er gcfallen/
bestieg der General Duchand seirr Pferd, u.n an
seiner Statt zu kvmmandiren. Am 17. fand sein
Grgräbniß ßatt. Nach einer schön gedachten Rede,
in welcher cin Kamcrad dcs Herrn Zonas im Namen
seiner Waffenbrüder den gere-chten Zoll deS LobeS
und des BedauernZ jhm brachts, imprssisirre Herr
C.. Sekreräe der WohlthätigkeitSgeseLschaft/
welcher JsnaS angehörte, solgende Worte, die wir
nach dem Journal deS Dsbats mittheil.n; und auS
Lenen man derr Vcrstordenen noch naher kennen
lernt.
„Brüder, ihr habet vernommen, welche Tugen-
den und militärische Verdienste den Freund schmück-
ten, dessen Verlust wic hier beklagcn. Dreißig
Dienstjahre, neunzehn Feldzüge auf allen Schlacht-
feldern EuroyaS, zahlreiche Wunden , eine Ehren-
karabine von Massena cmpfangen, das Kreuz der
Tapseren, zu Bologna ;m Jahre 180-4 auS den
Händen dcS Kaissrs erhalten, das sind seine Titel
alS Soldat; aber cr war nicht allein ein guter und
loyaler Krieger, JonaS war auch ein guter Bürger
und wohlthätiger Jsraelit, und ülle die ihn kannten,
huldigten seiner Herzensgüte, seiner Sanflmuth.*
^Mitglicd der ijraclinschen WohlthätigkeitSge-
sellschaft, welche »HumanitakSfreunde" genannt
wird, entzog er scinem beschetdenen Golde einen
monatltchcn Brirrag, und selbü arm trug er so
zur Unte^ßützung der Armen und Unglücklichen bei.
Ehre sey Dir! Ruhm detnem Angedenken! AlS
Soldat vertheidigtest du tapfer dein Vakerland auf
den Scblachtfeldern; als Bürger starbst du in der
Vertheidigung der Gesetze; alS Jsraclit gchörst du
zu der Zah! von Männern, welche wir mit Stokz
unsere-i Frcunden und unseren Feinden zeigen —
unseren Freunden, alS einen BeweiS, daß wir
würdig sind, daß wtr zu verdienen wissen die Rechte,
wclche 1789 und 1830 unS gegeben haben; unseren
Feinden, welche, in anderen Länderu unseren
Glaudensbrüdern noch diese Rechte verweigern, ge-
heiligte Rechte, welche von der Natur unzertrenn-
lich sind, welche wir alle von Gott haben, die
GlkLcdhkit vor dem Gesetze, und welche man Men-
schen versagt, die nichrs mehr verlangen, als gute
und nützliche Bürgcr zu werden."
„JonaS dein Herz war edel und großmüthig,
deins Seele wrrd edel und edelherzig seyn. Ange-
langt vor dem Tbrone d§S Ewigen wirsi du die
Verzeihung derer erflehen, die dir BöseS zugefügt,
du wirß die Gnade für die erbitten, welche in
ißrer Verwirrung die Ruhe der SLadt gestört, un-
schulbrgss Blut vergoffen haben, du wirü von Gott
fordern, LaS Herz der Frevlrr zu ändern. Wir,
wir werden deinrn Tod rächen; aber nur, indem
wir dir nachahp'-el,, unscrsn Fcinden verzeihen),
und mit Gefahr unsers LsdenS, düS Daterland,
Lie Charte und den' König vertheLdigenb. Lsbc
wohl, JonaS, empfange im Schooße der Ewigkeit
die unsterbliche Krsne, welche der Gott der Heer->
schaaren den Braven bcwahret. Lcbe wohl!"
Paris, 1. Juui. (Fe«er!iche LahreSsitzung der
franz. Akademie. Bericht über die gekrsntcn Tu--
gendhandlungen ) Hier war das Herz der ernztge
Richter, und dce Vortrag des Hrn. Etienne licß
den Thstsachen ihren schönsten Cchmuck, eine un-
gcschminkte Ernfachhcit. Ich bedaure ausrichtig,
nickt in alle Einzelheitctt dcr aufgezählten edeln
Handlungen und Karaktere eingehen zu können.
Jn einem Chaos von Leideuschaften und mcnsch-
lichen Verirrungcn, wiePariS, sind uneigennützige,
liebevolle Handlungcn und Beweise von großmü-
thiger Hingebung für das Herz ein Ruhepunkt,
dem rüchtS v-'rglichen werden kann. Die erste
Person, die hier gcnaunt wurde, ist Frauyoise
Olivier auS dem Deparrement drS Tarn; sie er-
hükt alS Belohrrung ihrer menschenfreundlichen
Aufopferung, mit welcher sie thre Perlon und
ihre Habe hingibt, um arme, kranke Familien zu
pflegen, eine Summe von 3000 Fr. Eine gleiche
Summe wird einem gewtffen Franz Poyer, Kutscher
von PariS, zuerkannt. Geine Handlung ist die
rührendße von «llen, und hat der zahlretchen Ver-
--- «„ > ----—--—--
Xo. 115. Freitag, d e n 11. Iuni 1839.
Ereigrrisse.
Hannover/ 2. Juni. Jn der ersten Kammer
der StLnde iü eine Adreffe an Se. Maj. drn König
Seantragt/ der König moge daS Präjudiz von den
Wahlerr nehmen/ denn mit einer solchen Kammer
könne man sich nicht einlassen. Dieser Antrag soll
vom Geh. KabinetSrath Lürken unteröützt sryn und
man meint daher, daß eine solche Adresse vom
Kabinet selbst gewünscht wtrd. — Vom 3. Juni.
Man hört/ daß dir erste Kammer den Antrag wegen
einer Adrcsse an Ge. Maj. noch nicht zur Abstim-
mung gebracht/ sondern an eine auS ihrer Mitte
gewählte Commission zur Begutachtung überwiesen
habe.
Paris/ 19. Mai. Unt-r die Opfer/ welche der
letztr Gtraßenaufruhr zu Paris gekostet hat/ gehörte
auch der O.uartiermcrüer der Munizipalgarde von
Paris/ Thcsdor JonaS/ ein Jsraeltk. Er ward
am 12. d. an dcr Svitze feiues DetaschementS / in
drr Straße äes ^roi« getödtet; als er gcfallen/
bestieg der General Duchand seirr Pferd, u.n an
seiner Statt zu kvmmandiren. Am 17. fand sein
Grgräbniß ßatt. Nach einer schön gedachten Rede,
in welcher cin Kamcrad dcs Herrn Zonas im Namen
seiner Waffenbrüder den gere-chten Zoll deS LobeS
und des BedauernZ jhm brachts, imprssisirre Herr
C.. Sekreräe der WohlthätigkeitSgeseLschaft/
welcher JsnaS angehörte, solgende Worte, die wir
nach dem Journal deS Dsbats mittheil.n; und auS
Lenen man derr Vcrstordenen noch naher kennen
lernt.
„Brüder, ihr habet vernommen, welche Tugen-
den und militärische Verdienste den Freund schmück-
ten, dessen Verlust wic hier beklagcn. Dreißig
Dienstjahre, neunzehn Feldzüge auf allen Schlacht-
feldern EuroyaS, zahlreiche Wunden , eine Ehren-
karabine von Massena cmpfangen, das Kreuz der
Tapseren, zu Bologna ;m Jahre 180-4 auS den
Händen dcS Kaissrs erhalten, das sind seine Titel
alS Soldat; aber cr war nicht allein ein guter und
loyaler Krieger, JonaS war auch ein guter Bürger
und wohlthätiger Jsraelit, und ülle die ihn kannten,
huldigten seiner Herzensgüte, seiner Sanflmuth.*
^Mitglicd der ijraclinschen WohlthätigkeitSge-
sellschaft, welche »HumanitakSfreunde" genannt
wird, entzog er scinem beschetdenen Golde einen
monatltchcn Brirrag, und selbü arm trug er so
zur Unte^ßützung der Armen und Unglücklichen bei.
Ehre sey Dir! Ruhm detnem Angedenken! AlS
Soldat vertheidigtest du tapfer dein Vakerland auf
den Scblachtfeldern; als Bürger starbst du in der
Vertheidigung der Gesetze; alS Jsraclit gchörst du
zu der Zah! von Männern, welche wir mit Stokz
unsere-i Frcunden und unseren Feinden zeigen —
unseren Freunden, alS einen BeweiS, daß wir
würdig sind, daß wtr zu verdienen wissen die Rechte,
wclche 1789 und 1830 unS gegeben haben; unseren
Feinden, welche, in anderen Länderu unseren
Glaudensbrüdern noch diese Rechte verweigern, ge-
heiligte Rechte, welche von der Natur unzertrenn-
lich sind, welche wir alle von Gott haben, die
GlkLcdhkit vor dem Gesetze, und welche man Men-
schen versagt, die nichrs mehr verlangen, als gute
und nützliche Bürgcr zu werden."
„JonaS dein Herz war edel und großmüthig,
deins Seele wrrd edel und edelherzig seyn. Ange-
langt vor dem Tbrone d§S Ewigen wirsi du die
Verzeihung derer erflehen, die dir BöseS zugefügt,
du wirß die Gnade für die erbitten, welche in
ißrer Verwirrung die Ruhe der SLadt gestört, un-
schulbrgss Blut vergoffen haben, du wirü von Gott
fordern, LaS Herz der Frevlrr zu ändern. Wir,
wir werden deinrn Tod rächen; aber nur, indem
wir dir nachahp'-el,, unscrsn Fcinden verzeihen),
und mit Gefahr unsers LsdenS, düS Daterland,
Lie Charte und den' König vertheLdigenb. Lsbc
wohl, JonaS, empfange im Schooße der Ewigkeit
die unsterbliche Krsne, welche der Gott der Heer->
schaaren den Braven bcwahret. Lcbe wohl!"
Paris, 1. Juui. (Fe«er!iche LahreSsitzung der
franz. Akademie. Bericht über die gekrsntcn Tu--
gendhandlungen ) Hier war das Herz der ernztge
Richter, und dce Vortrag des Hrn. Etienne licß
den Thstsachen ihren schönsten Cchmuck, eine un-
gcschminkte Ernfachhcit. Ich bedaure ausrichtig,
nickt in alle Einzelheitctt dcr aufgezählten edeln
Handlungen und Karaktere eingehen zu können.
Jn einem Chaos von Leideuschaften und mcnsch-
lichen Verirrungcn, wiePariS, sind uneigennützige,
liebevolle Handlungcn und Beweise von großmü-
thiger Hingebung für das Herz ein Ruhepunkt,
dem rüchtS v-'rglichen werden kann. Die erste
Person, die hier gcnaunt wurde, ist Frauyoise
Olivier auS dem Deparrement drS Tarn; sie er-
hükt alS Belohrrung ihrer menschenfreundlichen
Aufopferung, mit welcher sie thre Perlon und
ihre Habe hingibt, um arme, kranke Familien zu
pflegen, eine Summe von 3000 Fr. Eine gleiche
Summe wird einem gewtffen Franz Poyer, Kutscher
von PariS, zuerkannt. Geine Handlung ist die
rührendße von «llen, und hat der zahlretchen Ver-