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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0297

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Heidrlbcrgkr Wvchcnblätter.

X». 73. Montag, den 15. April 1839.

Ereigntsse.

KarlSruhe, ro. April. 3te öffentliche Sitzung
der 2. Kammer. (Schluß.) Der Finanzmtniüerial-
rath Ziegler legte der Kammer sodann die drtkillir-
terr RechnungSnachweisungen der Zahre 1836 nnd
37 vor. De?gleichen legt Finanzminiffer v. Böckh
1) die Vergleichung der Budgetsütze mit den Rech-
nungSresultaten fl'ir die Etatsjahre 1833 und 36
mit Erläuterung über die Unrerschirde, 2) das
Gudget über die ordenrlichen Einnahmen und NuS-
gabcn für 1839 und ^>0, beide mit auSführlichem
Dsrtrage, der Kammer vor; auf den Vortrag über
das Budget werden wir in den nächüen Blättern
zurückkommen. Nachdem geheimer Rekerendär Re»
genauer 2 Gesetzvsrschläge, a) Rheinzsünachlässe
auf dem Hberrheine, b) da6 provifsrische Gesetz
vom 2. Nov. 1837 , die AuSfuhr von Lumpen und
Papierabfall betreffend, vorgelegt batle, ward die
Sitzung auf eine Gtunde auSgesetzt, nach dcren
Detfluß durch höchsteS Reseript der Abgeordnete
Mittermaier als Präsident der Kammer bestätigt
ward; derselbe erbat sich vo» der Kammer dte Ver-
ßünßiguug, erst morgen seinen Platz einnehmen zu
dürfen, waS gewährt, und womit die Sitzung ge-
schlossen ward.

KarlSruhe, i l.April. öffentliche Sitzung
der 2. Kammer, zuerst unter dem Vorsitze deS Tl-
tersprästdenlen Wetzel, sodann deS Präsidenten Mtr-
termaier. Auf der Regierungsbank waren anwe-
sevd: der Minister Frhr. v. BlirtecSdorf, GraatS'
rath NedeniuS, später Staatsrath Joüy und der
LegationSrarh Frhr. v. Marlchall.

Das provisorische Sekretcriat zeigr an, baß eine
Petition des SchullehrerS Lehmann von Egringen,
»daß auch die Mädchen bis nach zurückgelegtem
i4ten Lebensjahre die Schule besvchen müßlen " —
eingekommen sey. Der abtretende AltecSpräsident
Wetzel hält folgende Rede: „Meine Herren! Die
Funktton JbreS Altersprspräsidrnren har nun ihr
Ende erreicht. Jch kehre auf Jhre Bänke wenig-
stenS mit dem Bewußtseyn zurück, so viel in mei-
nen Kräften steht den Pflichlen dieser Gtelle ge-
trculich genügt zu haben. Jch rechne zugleich eS
mirzur angcnehmen Pflicht, Jhnen, meine Herren,
für die Güte und Nachstcht meinen Dank abzustat«
ten, womit Sie mir bei meinen Derrichtungen ent«
gegengekommen sind, zugleich aber auch die Ver-
sicherung beifügen zu können, daß ich Keinem in
diesem Saale an feüem Willcn und warmem Eifer
für alles Wahre uud Gute, zu deffeo Erkennen

durch die Lrfahrungen eines langen LebenS ich mich
gereift halten darf, an der Anbänglichkeit an unse.
rer Verfassung, besonderS in der Treue und Ltebe
für FÜrst und Daterland nachstehen möchte, und
ich diese Gestnnungen auch auf diesem Landtaqe zu
betbätigen suchen werde. Zch freue mich aufrichtig,
den Präsidentenstuhl wiedrrvondemwürdigen Manne
etngenommen zu sehen, welcher, durch die Wabl
Jhres VertrauenS und in Kraft der höchsten Bestä.
tjgung Geiner königlichen Hobert deS GroßherzogS,
zu, demselben nun zum fünften Male den cbrei den
Rüf erhalten hat. tzöh evgreife diese Gelegenheit,
dtefcm Manne meine Liebe und Derehruna, die ich
für densclben hege, hier öffentlich an den Tag le-
gen zu können. Noch kann ich aber von dieser
Srelle nicht schriden, ehe ich im tiefsten Gefühlc
der Pietät und Dankbarkeit, die auch Eie, meine
Herren, mit mtr thrilen werden, in der Gigenschaft
alS AlterSpräsident auch dte Pflicht erfnllt babr,
daS Andenken an den hohen StaatSbeomten in un-
srr Gcdächtntß rückgerufen zu habcn, der als Mi-
nister deS Jmrern so lange und so segcnSvoll die
Angclegenheiten unsereS VaterlandeS vcrwaltet und
in diesem Saale so oft und so wohlwsllend geleiter
hat. DeS Mannes, der alS der treue Diener und
wetse Rathgcder unfereS gcliebten Fürsten, zugleich
auch alS der treue Freund scineS VolkeS sich bewährt
hal, biS er den Mühen und Sorgen seineS boben
BerufeS mit dem Lebcn untcrlegen ist, nachdem er
kaum TagS zuvor, im vorigen Jahre, von Sr. k.
Hoh. mit der Schließung deS ausserordentlichen Land--
tags huldvoll beebrt, in etner so tief ergreifenden
Gchlußrede dem Resultatc dieseSLandrageS die Weihe
gegeben halte. Sie, meine Herren! auS allen
Tbeilen deS Landes hier versammelt, sind dte Zeu-
gen, welche Wehmutb und Trauer diese TodeSdot-
schaft im ganzen Lande verbreitet bat- Die öffeiir-
lichen Blätter sind die Uikunden, wie diele Trauer,
als etne gerechte, auch im AuSlande bis in dic ent-
ferntesien deutschen Gauen Wiederball nnd Theil-
nahme gefunden har. Die Vcrwaltung Wtnter's
unter der fegenSretchen Regierung LeopoldS wird in
drr Zeitgeschichre BadenS stctS fort als ein erhabe-
ner Zeitabschnitt glänzen, und sein Name wird bis
in dte spätc Nachwelt fortleben.' Mögcn die tref«
fenden Worte jcn> Schlußrede, eS war die letzte
feineS Lebens, tn dltsem Saale niemalö verklingen!
eS waren die Worte, womit er als die schönste
Blüthe im Leben der Völker und der Fürsten daS
wechselseitige Vertrauen, die Eintracht bezeichnet
hat. Möge die Wahrheit und Trefflichkeit dieser
 
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