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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0953

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-kidklbergcr Wochknblättcr.

?«<,. S35. Freitag, den 29. November 1839.

Cr ei gn isse.

Darmsladr, 25. Nov, Wir flnd bcnachrich-
tigr worden, daß namentlich in der Provinz Obcr-
bejsen vicle sogcnannte Friedrichsd'or (Pistolen)
eingcführt wurden, daß bierdurch allaemeines Miß-
lrauen gegen diese Münzsorten enkstanden sey, und
daß man sich daher beeile, dieselben selbst mir be-
deutendem Berlust wieder los zu werden. Um
unsere Mitbürger vor Schaden zu warnen, sind
wir denselben folgende Erläuterung schuldig Das
Gold wird im deutschen Münzwcsen allerdingö als
Waare bedandelt, und es sind daher die Goldmün-
zen kleinen Schwankungcn unterworfen, je uach-
dem viel oder wenig Gold auf den großen Plätzen
im Umlauf ist; tritt abcr plötzlich ein so bedeuten-
des Fallen der Goldmünzen wie gegenwartig ein,
so ist sicher vorauszusetzen, daß dies von schneU vor-
übergcliendcn Ursachcn hcrrührt, und daß man da-
her wohlkhuc, wenn man diese Münzsorte so lange
behält, bis sich der Kurs derselben wieder gehoben
har. Daß letzteres geschehen müffe, geht aus dem ftcti-
gen Sreigcn des Goldes im Derhältniß zum Silber
hervor, und es wäre daher allerdings angemcffen,
etwa von 10 bis 10 Jahreu den mittlern Kurs
deö Goldes sestzusetzen, wie es an den öffentlichen
Kaffen angenommen werden soU. Ein Vorbild
haben wir schon an der preußischcn Tarifirung,
wonach die Friederichsd'or an den öffentlichen Kaffen
zu 5 Thalr. 20 Sgr. in Silbcr angcnommen wer-
den, und worauä ßch der Werth derjelben in den
Dlünzen der jüddeurschen Staaren auf y fl. 55 kr.
berechner. Daß aber auch alle übrigen norddeut-
fchen Müuzru diescr Art nichr viel wcniger werth
sind, als die preußischen, haben die neucsten Un-
rersuchungen bewiesen, denn hiernach gehen auf
1000 feine Mark:

1) preußische Pistolen — 39229. Stück

2) dänische „ — 39232 v

3) hannöverische » — 39281 „

ü) mecklenburgische „ — 39292

5) braunschweigische „ — 39296

Nelunen wir nun dcn gesetzlichen Siberwerth der
preußischen Pistolen zu 9 fl?55 kr. an, so ist der
Werth der übrigcn wie folgt:

1 - preußische Pistole --- 9 fl. 55 kr.

2) däuische Piftole — 9 fl. 5üb/io kr.

3) hannöverische Pistole — 9 fl. 5üVio kr.

ü) mecklenburgische Pistole — 9 fl. 5ü kr.

5) braunschweigische Pistole — 9 fl. 55°/jo kr.
Die größte Abweichung findct dalier bei dcn braun-

schweichischcn Pistolen statt, und dennoch beträgt
dieselbe nur 1 'Fo kr., welches die geringe Schätzung
dicser Münze nicht rechtfertigt. Schließlich müffcn
wir auf einen Fehler aufmerksam machen,
der in der Valvation dieser Goldmünzen in
Frankfurt stattgefunden hat. Es ist nämlich
Lort der Werth der Mark zu 319 fl. angenommen
und dabei zu bemerken vergeffn worden, daß dies
Wechselwäbrung ist, wovon ü6 fl. in den neuen
gesctzlichen Münzcn 56 fl. 8^/« kr. ausmachen. Dcr
wahre Werth der Mark ist daher auf unsere ge-
fetzlichen Münzen rcduzirt, nicht 519 fl., sondcrn
389 fl. 21'/- kr. Legt man diescn Werth der
Mark Goldcs zum Grunde, so kommen diesclben
Werthe dcr verschiedcnen Goldmünzen zum Dor-
schein, wie wir sie oben angegebcn baben; wonach
also die srankfurter Angaben zu berichtigen ßnd.

L 0 nL 0 n, den 20. Nov. Der Globe schreibt:
Die Königin begiebt sich heute von Windsor nach
London, urn cincr Geheimcnraths-Sitzung beizu-
wohnen. Gegcnstand dicser Sitzung wird die
Vermählung dcr Königin seyn. Dcr Globe
meldet dicß mir folgenden Wortcn: „Der ganze
Geheimerarl) ist auf den nächsten Sanistag vor
I.M. bcrusen. Die Mittheilung, die ihm gemachr
werden sott, bctriffr ein Ereigniß, welches
sämmtliche Unterthanen Z. M. auf das Jnnigste
intercssirt, weil cs nichr nur auf daö persönliche
Glück der Königin, sondern auch auf daS künf-
tigc Geschick dcs ganzcn Reichs ron wcscntlichem
Einfluffe ist.

Paris, 23. Nov. Telegraphische Meldung:
Bayonne, 20. Nov.: „Madrid, 18. Nov. Dcr
französische Gcsandce an den Minister dcr aus-
wärrigen Angclegcnbcitcn. Ein Dekret dcr Kö-
nigin-Negcnlin bcfichlt die Auflösung der Cortes.
(Durch den Nebel unterbrochen.)" Das Ende der
Lurch den Ncbe! gestern unlesbar gewesenen tcle-
graphischen Dcpesche lautet dahin: „daß die größte
Nuhe in Madrid herrsche." Diese Phrase ist an
der Börse angeschlagen zu lesen. — Das „Eco dcl
Eommercio" vom 16. d. beschwert sich über die
Truppenvermehrung jn Madrid. — Auch in Ga-
licien bereitet man sich vor, dic Steucrn zu vcr-
weigern.

Bourg-Madame, 13. Nov. Man sprichr
von nichts Andercm, als dcm Grasen Espagna;
allein sein Tod ist nicht zur Gcwißheit gcwordcn.
Die „Emancipalion" von Toukouse bestäligt ihre
frühern Angaben. Allcin trotz allen diesen mehr
oder minder übereinstimmenden Nachrichcen herrscht.
 
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