Heidelberger WochenblätLer.
X«. 13!, Mittwoch, drn 10. Juli 1839.
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Ereigniss e.
Coburg, 1. Zuli. Bei dern Brande zu Neu»
ftadt sind nebst den säinmtlichen Amlsgebäuden
auch aUe 'Amrsgelder, Akren, Hypotyeken und
Steuerbücher verbrannt. An Rettung war nicht
zu denken; dis Beamten verloren alle iyre bcweg-
liche Habe. Bei einzelnen Privaten sind bedeutende
Summen von baarem Gelde geschmolzen. Daö
Feuer verbreitete sich bei dem Srurmwinde vorzüg-
tich dadurch so schnell: dasi zwischen der Ziegelbe-
dachung und dem Holzwerk Strobschichten lagen.
Selbst die auf dem Markiplatz zusammencleyäuften
Lffekcen verzeln-te die Gluti). Nur ein Theil der
Häciser und Mobilien war in der.Gotyaer, Pari-
ser Pbmur -- uud Dcünch - Aachener Asiekuranz ver-
sichert. Die Hülfe von allen Seiten war und ift
sehr bedelitend; noch immer kvrn'.nen Magen voll
Lebenömittel, Kieidung und Hausratl) an, seyr
viele auch auö den baierischen Nachbarorten. Eine
eigenc 5Lonimission von Negierungöbcamten und
Privaten wird sich mit der zweckmäßigsten Ver-
tyeilung der Veiträge beschäftigen. Eirr Negierungs-
kommiffär ist bereirs nach Neustadt abgegangen, um
den Wiederalisball nacy einem angelneffenen Plan
zu leiten. Der Branbschutt ist großentheils schon
weggeschaft, und >r,an bofft, bis vor Winter mit
ZO bis üo Häusern fertig zu seyn. Der Herzog
yat aus seiner Kaffe nalimhafte Zuschüffe bestimmt,
die Stände yaben vorläufig 3000 fl. bewilligt.
Der Nbg. Crs. schreibr: Ein k. bairrsches Mini-
sterialreskript vom 16. Iuni entyält Folgendcs;
„Eö ift anerkannc, dast Thierguälereien jeber Art,
insbesondere die öffentlich vcrübten, zu Derbreitung
von Noyyeic und Emsittlichung beirragen, dast sie
Tyiere bis zur Wildyeit und Wurlr reizen und yie-
durch llnglüekösälle veranlaffen, dast sie endlich,
gegen Schlachtviey verübt, Lerderben und Schäd-
lichkeit der Lebenslirittel zur Folge yaben könnelr.
Bon diesen Gesichlspunkten ausgeyend, unterliegt
es keinem Zweisel, dast die Polizeibeyörben befugt
und vrrpflichtet seyen, Tl)ierguälereien zu beseitigen
und gegen bieselbeil nach dem Maße der iynen irn
Allgemeinen zusteyendcn Strasbesugniffe einzufchrei-
ten. Dic k. Negiermlg, K. d. I., wird sich Yie-
durch vercmlaßk finden, r) vor Allem dayin zu
wirken, dast durch Erziel)ung und ttnterricht in
den Schulen der Iugend Abscheu gegen das Mar-
tern der Tlüere jeder Art eingeprägt werde; 2)
die Diftrikts- und Lokalpolizeibeyörden zur abinay-
nenden und strafenden Einschreitnllg gegcn jcde
grausame BeYcmdlung von Thieren, die exekutiven
Organe der Polizeibeyörden zur Aussicht und zur
Anzeige dcr wayrgeriommenen Tyatsachcn dieser
Art anzuweisen; und3) durch angemcffene, den
Lokalverhältniffcn cntsprechende Anordnungcn all-
mäblich die desonderö in Beyandlung deö Schkachr-
vicyeö angewöynten, zum Tycil veraltetcn Miß-
bräuche abzustellen und auf diesem Wcge einem
llebelstande ein Ziel zu sehen, der fortwäyrend zu
lauten Klagen Anlaß gibt, und mLge er nun in
Mangel an Ueberlegung und in der Macht dcr
Gewoynyeit, oder m Gcftihllosigkeir uno Noyyeit
des Volkes seine Wurzel stnden — jedenfallö ab-
stellende Maßregeln in Anspruch nimmt."
Hannover', 2. Iuli. Daö Bürgerschüyen-
korpö unserer Stadt yatte die Eyre,' zu einer Au-
dienz bei Sr. M. zugetaffen zu wcrden, mm ZI.
MM. zur Tyeilnayme an dem gestern begonnenen
städtischen Frcischießcn einzuladen. Dcr Körlig
empstng die Deputation auf daö Huldvollfte , lobte
den gucen Geist der Bürgerschaft, sprach sich aber
mißbitligcnd über das Beiieymcn des Magistratö
der Nesidenz ouö, worauf die Deputation indeß
nichtö erwiederte. Dieseö Stillschweigen und daß
sie iyren Magistrat nrcht verrheidigten, wurde ihnen
jedoch von andcrn Vürgcrn zum Donvurf gcmachk.
Es hat dieses Gslegenyeit zu neucn Neibungen ge-
gcben, wclche noch durch einen andern ttmftand
vermeyrt wurden. Daö Kabinct yat nämlich, wie
man wissen will, eine ttntersuchung über tie vvr
einigen Wochen von ter Ncsidenz verweigerte An-
ordnung eincr ncucn Wayl angeortnet und daö k.
Amt damit beaufiragt, welcheö, wie man yört,
zuerft sämmtliche Waylmanner vcrnchmen wird.
Aeynliche ttntersuchungen sind auch an andern
Orten im Gange, namcntlich gegcn einige Wahl-
männer des calenbergischen Bauernstandes, in Be-
treff dcr gegcn den früyeren Abgeordneten Schaaf
vorgenornmenen Kündigung seineö Mandatö. Die
Landleute gaben jedoch iyre Ileberzeugung und die
Gründe, die sie zu jenem Schritte bewogen, offen
und gerade zu erkennen. Einen Tyeil dieser ttnter-
suchung füyrt der Amtsaffessor Ludowicg, cin Ver-
wandter des Bürgermeisterö von Hitzacker, wel-
chem seine Kommittemen äynliche Anträge gcmacht
hatten, denen er jedoch keine Folge gab.
Verlin, 2. Iuli. Wie wcnig das warnende
Beispiel einer öffentlichen Hinrichtung wirkt, bc-
weiöt, daß am Tage, wo yier kürzlich ein Naub-
mörder geköpft wurde, ein Naubmordanfall verübr
wurde, deffen Thäter bis jetzt nicht entdeckt ift»
X«. 13!, Mittwoch, drn 10. Juli 1839.
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Coburg, 1. Zuli. Bei dern Brande zu Neu»
ftadt sind nebst den säinmtlichen Amlsgebäuden
auch aUe 'Amrsgelder, Akren, Hypotyeken und
Steuerbücher verbrannt. An Rettung war nicht
zu denken; dis Beamten verloren alle iyre bcweg-
liche Habe. Bei einzelnen Privaten sind bedeutende
Summen von baarem Gelde geschmolzen. Daö
Feuer verbreitete sich bei dem Srurmwinde vorzüg-
tich dadurch so schnell: dasi zwischen der Ziegelbe-
dachung und dem Holzwerk Strobschichten lagen.
Selbst die auf dem Markiplatz zusammencleyäuften
Lffekcen verzeln-te die Gluti). Nur ein Theil der
Häciser und Mobilien war in der.Gotyaer, Pari-
ser Pbmur -- uud Dcünch - Aachener Asiekuranz ver-
sichert. Die Hülfe von allen Seiten war und ift
sehr bedelitend; noch immer kvrn'.nen Magen voll
Lebenömittel, Kieidung und Hausratl) an, seyr
viele auch auö den baierischen Nachbarorten. Eine
eigenc 5Lonimission von Negierungöbcamten und
Privaten wird sich mit der zweckmäßigsten Ver-
tyeilung der Veiträge beschäftigen. Eirr Negierungs-
kommiffär ist bereirs nach Neustadt abgegangen, um
den Wiederalisball nacy einem angelneffenen Plan
zu leiten. Der Branbschutt ist großentheils schon
weggeschaft, und >r,an bofft, bis vor Winter mit
ZO bis üo Häusern fertig zu seyn. Der Herzog
yat aus seiner Kaffe nalimhafte Zuschüffe bestimmt,
die Stände yaben vorläufig 3000 fl. bewilligt.
Der Nbg. Crs. schreibr: Ein k. bairrsches Mini-
sterialreskript vom 16. Iuni entyält Folgendcs;
„Eö ift anerkannc, dast Thierguälereien jeber Art,
insbesondere die öffentlich vcrübten, zu Derbreitung
von Noyyeic und Emsittlichung beirragen, dast sie
Tyiere bis zur Wildyeit und Wurlr reizen und yie-
durch llnglüekösälle veranlaffen, dast sie endlich,
gegen Schlachtviey verübt, Lerderben und Schäd-
lichkeit der Lebenslirittel zur Folge yaben könnelr.
Bon diesen Gesichlspunkten ausgeyend, unterliegt
es keinem Zweisel, dast die Polizeibeyörben befugt
und vrrpflichtet seyen, Tl)ierguälereien zu beseitigen
und gegen bieselbeil nach dem Maße der iynen irn
Allgemeinen zusteyendcn Strasbesugniffe einzufchrei-
ten. Dic k. Negiermlg, K. d. I., wird sich Yie-
durch vercmlaßk finden, r) vor Allem dayin zu
wirken, dast durch Erziel)ung und ttnterricht in
den Schulen der Iugend Abscheu gegen das Mar-
tern der Tlüere jeder Art eingeprägt werde; 2)
die Diftrikts- und Lokalpolizeibeyörden zur abinay-
nenden und strafenden Einschreitnllg gegcn jcde
grausame BeYcmdlung von Thieren, die exekutiven
Organe der Polizeibeyörden zur Aussicht und zur
Anzeige dcr wayrgeriommenen Tyatsachcn dieser
Art anzuweisen; und3) durch angemcffene, den
Lokalverhältniffcn cntsprechende Anordnungcn all-
mäblich die desonderö in Beyandlung deö Schkachr-
vicyeö angewöynten, zum Tycil veraltetcn Miß-
bräuche abzustellen und auf diesem Wcge einem
llebelstande ein Ziel zu sehen, der fortwäyrend zu
lauten Klagen Anlaß gibt, und mLge er nun in
Mangel an Ueberlegung und in der Macht dcr
Gewoynyeit, oder m Gcftihllosigkeir uno Noyyeit
des Volkes seine Wurzel stnden — jedenfallö ab-
stellende Maßregeln in Anspruch nimmt."
Hannover', 2. Iuli. Daö Bürgerschüyen-
korpö unserer Stadt yatte die Eyre,' zu einer Au-
dienz bei Sr. M. zugetaffen zu wcrden, mm ZI.
MM. zur Tyeilnayme an dem gestern begonnenen
städtischen Frcischießcn einzuladen. Dcr Körlig
empstng die Deputation auf daö Huldvollfte , lobte
den gucen Geist der Bürgerschaft, sprach sich aber
mißbitligcnd über das Beiieymcn des Magistratö
der Nesidenz ouö, worauf die Deputation indeß
nichtö erwiederte. Dieseö Stillschweigen und daß
sie iyren Magistrat nrcht verrheidigten, wurde ihnen
jedoch von andcrn Vürgcrn zum Donvurf gcmachk.
Es hat dieses Gslegenyeit zu neucn Neibungen ge-
gcben, wclche noch durch einen andern ttmftand
vermeyrt wurden. Daö Kabinct yat nämlich, wie
man wissen will, eine ttntersuchung über tie vvr
einigen Wochen von ter Ncsidenz verweigerte An-
ordnung eincr ncucn Wayl angeortnet und daö k.
Amt damit beaufiragt, welcheö, wie man yört,
zuerft sämmtliche Waylmanner vcrnchmen wird.
Aeynliche ttntersuchungen sind auch an andern
Orten im Gange, namcntlich gegcn einige Wahl-
männer des calenbergischen Bauernstandes, in Be-
treff dcr gegcn den früyeren Abgeordneten Schaaf
vorgenornmenen Kündigung seineö Mandatö. Die
Landleute gaben jedoch iyre Ileberzeugung und die
Gründe, die sie zu jenem Schritte bewogen, offen
und gerade zu erkennen. Einen Tyeil dieser ttnter-
suchung füyrt der Amtsaffessor Ludowicg, cin Ver-
wandter des Bürgermeisterö von Hitzacker, wel-
chem seine Kommittemen äynliche Anträge gcmacht
hatten, denen er jedoch keine Folge gab.
Verlin, 2. Iuli. Wie wcnig das warnende
Beispiel einer öffentlichen Hinrichtung wirkt, bc-
weiöt, daß am Tage, wo yier kürzlich ein Naub-
mörder geköpft wurde, ein Naubmordanfall verübr
wurde, deffen Thäter bis jetzt nicht entdeckt ift»