Hcidekbcrgcr Wochcnblättcr.
'--x«. tsz. -Djnstag. den 1. October 18SS.
. Ereignisse.
Ack^s dem Odenwald im Seprember. Dbe
Alffchaffung' dcr.Prioat- und Anlegung von Ge-
nkrindedachöfen verdient um der in vieler Beziehung
l/öchst wo'hltdäbfgen Folgen willen alle Deachtung.
Bei dejrl immer fühldarer werdenden Holzmangel
und um dem leider oft nothgedrungenen Holzfrevel
der ärmeren und ärmMn Volköklaffe mit einem-
male wirksam zu begegncn, dürfke aber auch der
gut gemeimc scholü mehr gemachre Borschlag in Er-
wägjäng gezogen werden : notorisch Arme zur Win-
tq^eic in das geräumigste Zimmer (etwa in das
Eer^'eindehaus) zusammen zu thun, dieses zu cr-
wärnicn, und sie zwcckmäßigst zu lbeschäftigen.
Sugloich wäre in diesem Lokale zur Abendzeit durch
eine Ocllampe die Erleuchlung zu bewertftelligen,
wodurch das'jedenfalls der Gesuntl)eit nachtheilige
und feuerdrohende Brennen der Holzspähne, zur
Beleuchtung, wegfallen würdc. llebcrdem könnle
eine Kpchanstalt in jedem Orte für ganz Arme,
der ähnlich, die in Kaserncn bestchr, in diescm Ge-
meindehause in das Leben lrclen, und die allbe-
kannce rumfordische Suppe, durch ein Zusammcn-
briugen dcr Einzelnen nach ihren Kräscen, als
die beste Nahrung dienen.
Dresden, iü. Sept. Zu unseren verschie-
chcncn nühlichen Anstalren ist kürzlich wieder eine
neue gekoinmen, wclche die Aufmcrksamkeit, be-
sonders des weiblichcn Publikums, sehr in An-
spruch nimmt. Eö ist dreß eine Dampswasch-
anstalt, die ein Hr. Herrmann, nach der Recke-
Bollmarstein'schen bei Düffeldorf gemodelt, ein-
gerichtet hat, wobei er durch ein sechsjähriges aus-
schließliches Privilegium vom Slaarc unlerstützt
ist. Die Wäsche wird durch Waffer, Dämpse,
Seife und ein bis iü Fuß Höhe sortgesctztes Fallen
in den sich umdrehendcn Dampftrommeln gerci-
mgl. Urn sie vom Waffcr zu besreieu, wird sie
dann durch den Druck einer Maschine ausge-
preßt, leidet niithin nicht durch Reiben, Bürsten,
Auöwinden, das nicht angewendet zu wcrdcn braucht,
uno hälr daher auch länger. Dann wird sie ge»
bleicht, und zwar hängend, wobei das Bewäffern
auch durch eine Maschine geschieht, gewocknet und ge-
rollt oder geplättet. Ohnc das Bleichen kann binnen
10 Stunden die schmutzige Wäsche rein zurück-
geliefert werden. Dieß geschiehc jedoch nur, wenn
die Nothwcndigkeic eine fthnclle Zurückliefcrung
verlangt; außerdern wird sie inrlner erst den dntcen
Tag a'ogegeben. Da die Bezahlung dafür gering
ist, indem ein Korb voll, 50 Pfund schwer, nur
i V» Thaler kostet, so hat die Anstalt schon reich-
liche Beschäfligung. Der Unternehmer davon
meint, daß bei einer allgemcinen Bcnutzung der-
selben in Dresden jährlich an 30,600 Thlr für
Brcnnmaterial erspart würdcn. Er will bei zu-
nehmendem Bcisall nock eine zweite Anstalt am
entgegengesetztcn Ende dcr Stadt errichrcn, wo
Waffer seine Maschine treiben svll, was jctzt Pferde
verrichlen. Die Maschine ist ln Ucbigau, eine
Stunde von hier, in der Maschinendaufabrik ver-
fertigc.
Paris, 18. Sept. Der bishcrige französische
Botschafter, Admiral Rvussin, ift von Konstanti-
nopel nichr, wie behaupret wird, wegcn zu großcr
Nachgiebigkeit gegen die andern Mächte abberufen
worden, fondern wegcn der geringcn Voraussichr,
die er bei dem Abfall der osmanifchen Flotte beur-
kundet hat. Es ward nämlich dem Admiral von
hier aus der Bonvurf gemacht, daß er das Aus-
laufen der osmanischcn Flotte aus dem Dardanel-
lenkanal nicht gehinderc. habe, was in seiner Macht
gestanden, wenn er den Admiral Lalande gehörig
instruirt bälle, dem Ka^udan Pascha umer keiner
Bedingung zu.gestattcn, in das, mittcUändischc
Meer zu stcchen. B^ar dvch das französische Ge-
schwader hFlivksächiich aufgestellt i^orden, um ein
AufammenkreMn zwischen der äglHtijchen )lnd os-
manischen Fiotte zu verlunder'n. Es ward akf8 dem
AdmiralNou^iri^gesagt^er habe dje nöthigeEnergie
nicht gezelgt,.di»bei einem sö wichrige», Borkomm-
niß ersorderlich gewcseü wä're, was ilin dann ganz
in Harnisch brachtc und in sebr herbcrn' Ton än
denMarschall sG'eibcn-l;eß: ,.Mir, 'Roussin, sollce
es an Energie ma'llgftn? Niarjckall, Sie v'ergeffen,
daß Lie nril j'ckcm alten Seemann sprecken."
Dieses Schrelbewsetztc andcrcrseitö den alren Mar-
schall in Flammen/» und er verlangte dic königliche
Sustrmmung, um dcn Posten von Konstantinope!
durch Herrn Pontoss, einen schr ruhigen und um-
sichtigen Mann, besctzen zu laffen. Der König
willigtc in dieft Beräi,derul-g cin, wcil ihm schon
längst die Spannung mißfiet, die Admiral Noujstn
und den engliscyen Botschafter, Lord Ponsonby,
getrennt hielk, und die vicl beigetragen haben mag
zu dem unfreundlichen Derhältniß, in welchecks wir
rnit Englaild stehen. Dicses Mißvcrhältniß nimmr
täglich zu, so, daß wönn in London eMas vorge»
schlagen wird, was zffr Schlichtung der orieNali-
schcn Wirren beitragen svll, man hier immcr etwas
dagegen einzuwellden hat, rveil man nur Fallstricks
'--x«. tsz. -Djnstag. den 1. October 18SS.
. Ereignisse.
Ack^s dem Odenwald im Seprember. Dbe
Alffchaffung' dcr.Prioat- und Anlegung von Ge-
nkrindedachöfen verdient um der in vieler Beziehung
l/öchst wo'hltdäbfgen Folgen willen alle Deachtung.
Bei dejrl immer fühldarer werdenden Holzmangel
und um dem leider oft nothgedrungenen Holzfrevel
der ärmeren und ärmMn Volköklaffe mit einem-
male wirksam zu begegncn, dürfke aber auch der
gut gemeimc scholü mehr gemachre Borschlag in Er-
wägjäng gezogen werden : notorisch Arme zur Win-
tq^eic in das geräumigste Zimmer (etwa in das
Eer^'eindehaus) zusammen zu thun, dieses zu cr-
wärnicn, und sie zwcckmäßigst zu lbeschäftigen.
Sugloich wäre in diesem Lokale zur Abendzeit durch
eine Ocllampe die Erleuchlung zu bewertftelligen,
wodurch das'jedenfalls der Gesuntl)eit nachtheilige
und feuerdrohende Brennen der Holzspähne, zur
Beleuchtung, wegfallen würdc. llebcrdem könnle
eine Kpchanstalt in jedem Orte für ganz Arme,
der ähnlich, die in Kaserncn bestchr, in diescm Ge-
meindehause in das Leben lrclen, und die allbe-
kannce rumfordische Suppe, durch ein Zusammcn-
briugen dcr Einzelnen nach ihren Kräscen, als
die beste Nahrung dienen.
Dresden, iü. Sept. Zu unseren verschie-
chcncn nühlichen Anstalren ist kürzlich wieder eine
neue gekoinmen, wclche die Aufmcrksamkeit, be-
sonders des weiblichcn Publikums, sehr in An-
spruch nimmt. Eö ist dreß eine Dampswasch-
anstalt, die ein Hr. Herrmann, nach der Recke-
Bollmarstein'schen bei Düffeldorf gemodelt, ein-
gerichtet hat, wobei er durch ein sechsjähriges aus-
schließliches Privilegium vom Slaarc unlerstützt
ist. Die Wäsche wird durch Waffer, Dämpse,
Seife und ein bis iü Fuß Höhe sortgesctztes Fallen
in den sich umdrehendcn Dampftrommeln gerci-
mgl. Urn sie vom Waffcr zu besreieu, wird sie
dann durch den Druck einer Maschine ausge-
preßt, leidet niithin nicht durch Reiben, Bürsten,
Auöwinden, das nicht angewendet zu wcrdcn braucht,
uno hälr daher auch länger. Dann wird sie ge»
bleicht, und zwar hängend, wobei das Bewäffern
auch durch eine Maschine geschieht, gewocknet und ge-
rollt oder geplättet. Ohnc das Bleichen kann binnen
10 Stunden die schmutzige Wäsche rein zurück-
geliefert werden. Dieß geschiehc jedoch nur, wenn
die Nothwcndigkeic eine fthnclle Zurückliefcrung
verlangt; außerdern wird sie inrlner erst den dntcen
Tag a'ogegeben. Da die Bezahlung dafür gering
ist, indem ein Korb voll, 50 Pfund schwer, nur
i V» Thaler kostet, so hat die Anstalt schon reich-
liche Beschäfligung. Der Unternehmer davon
meint, daß bei einer allgemcinen Bcnutzung der-
selben in Dresden jährlich an 30,600 Thlr für
Brcnnmaterial erspart würdcn. Er will bei zu-
nehmendem Bcisall nock eine zweite Anstalt am
entgegengesetztcn Ende dcr Stadt errichrcn, wo
Waffer seine Maschine treiben svll, was jctzt Pferde
verrichlen. Die Maschine ist ln Ucbigau, eine
Stunde von hier, in der Maschinendaufabrik ver-
fertigc.
Paris, 18. Sept. Der bishcrige französische
Botschafter, Admiral Rvussin, ift von Konstanti-
nopel nichr, wie behaupret wird, wegcn zu großcr
Nachgiebigkeit gegen die andern Mächte abberufen
worden, fondern wegcn der geringcn Voraussichr,
die er bei dem Abfall der osmanifchen Flotte beur-
kundet hat. Es ward nämlich dem Admiral von
hier aus der Bonvurf gemacht, daß er das Aus-
laufen der osmanischcn Flotte aus dem Dardanel-
lenkanal nicht gehinderc. habe, was in seiner Macht
gestanden, wenn er den Admiral Lalande gehörig
instruirt bälle, dem Ka^udan Pascha umer keiner
Bedingung zu.gestattcn, in das, mittcUändischc
Meer zu stcchen. B^ar dvch das französische Ge-
schwader hFlivksächiich aufgestellt i^orden, um ein
AufammenkreMn zwischen der äglHtijchen )lnd os-
manischen Fiotte zu verlunder'n. Es ward akf8 dem
AdmiralNou^iri^gesagt^er habe dje nöthigeEnergie
nicht gezelgt,.di»bei einem sö wichrige», Borkomm-
niß ersorderlich gewcseü wä're, was ilin dann ganz
in Harnisch brachtc und in sebr herbcrn' Ton än
denMarschall sG'eibcn-l;eß: ,.Mir, 'Roussin, sollce
es an Energie ma'llgftn? Niarjckall, Sie v'ergeffen,
daß Lie nril j'ckcm alten Seemann sprecken."
Dieses Schrelbewsetztc andcrcrseitö den alren Mar-
schall in Flammen/» und er verlangte dic königliche
Sustrmmung, um dcn Posten von Konstantinope!
durch Herrn Pontoss, einen schr ruhigen und um-
sichtigen Mann, besctzen zu laffen. Der König
willigtc in dieft Beräi,derul-g cin, wcil ihm schon
längst die Spannung mißfiet, die Admiral Noujstn
und den engliscyen Botschafter, Lord Ponsonby,
getrennt hielk, und die vicl beigetragen haben mag
zu dem unfreundlichen Derhältniß, in welchecks wir
rnit Englaild stehen. Dicses Mißvcrhältniß nimmr
täglich zu, so, daß wönn in London eMas vorge»
schlagen wird, was zffr Schlichtung der orieNali-
schcn Wirren beitragen svll, man hier immcr etwas
dagegen einzuwellden hat, rveil man nur Fallstricks