Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0613
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hcidelbcrgcr Wochcnblättcr.

>'o. 151. Samstag, dcn 3. August 1839.

Sreignisse,

Gicßen, 27. Zu!i. Unter den hiefigen Stu-
direnden l)atten sich schon seit einiger Zeit wie an
anderen Unioersiläten Spuren oon Derdindungen
gezeigt, welche, obgleich durchaus nicht politiscber
Art, durch die Gesetze streng verpönt sind. Eö
wurdcu deßhalb einige der an der Spitze solchcr
Derbindungen steyenden Studentcn in Hast ge-
bracht, waS eine Aufregung unter denselbcn er-
zeugte, als deren Ursache das grundlose Gcrücht
angegedcn wurde, einer der Verhasteren sey ge-
fahriich krank, Um 10 Uhr AbendL erschott plötz-
lich der Nuf: „Bursche herauö!" Zn betrachklichcr
Anzahl, man sagt gegen zweihundcrt, sammelren
sie sich, zogen vor daS Gcbäude, in welchem dcr
Carzer befindlich, sprengten unrer Mißhandlung
eineö Polizeidienerö die Thüren, bcsreiten die Ve»
hafteten und kehrren dann in ihre Wohnungcn zu-
rück, ohne sich einen ferneren Exzeß zu erlauben.
Während dic Sludirenden gestern einc Vcrsamm-
lung hielten und eine Depuralion an Se. k. H.
den Großherzog sandten, um die Ucbcrgabe der
Sache an daö Kriminalgericht zu verhüten, rück-
ten üo Mann Dragoner von Vutzbach cin, um den
Lokalbehörden Nachdruck zu gebcn. Die Nuhe ist
s ir diesem Dorfall keinen Augenblick gestörr worden.

Aus dern Großherzogth um Hesscn,
29. Juli. Zn Felge der Vorgänge, dic sich am 25.
L. M. in Gießen zutrugcn, sind die Studircnden
dieser Hochschule ausgezogen und haben sich nach
dem benachbarten, zum Hcrzogthum Naffau gehö-
renden, Orte Gleiberg begeben. Hier wollen sie,
wie man vernimmt, die allerhöchfte Entschlicßung
aus Lie Beschwerdeschrist abwarten, die sie durch
cine auö ihrer Mikte erwählte Deputation nach
Darmstadt sandtcn und die von ihncn unmittelbar
an Se. Kön. Hoh. den Großherzog gcrichvet ift.
Die Beschwerde selbft ist, wie man vernimmt, vo»
nämlrch gegen einen Polizeirath in Gießen und
gegen den Univcrsiräts-Nichter gerichlet, die darin
angeschuldigr werden, bei Ausübung ibrer Amts-
befugnisft mit rücksichtsloser Strenge zu Werke zu
gehen. Es sind jedoch die Dersuche der vorbcsrag-
ren Deputation, bei dem Großhcrzoge selbst eine
Audienz zu erhalten, crsolglos gewesen, indem S.
k. H. dieselbe an den dirigirenden Staatsminister,
Frhrn. du Thil verwies.

Hannover, 25. Zuli. Zur Wegnahme der
seit cinigen Lagen aus dem Schützcnhause liegenden

Adrcsse der Dürgerschoft an dcy Magistrat, worin
die Zustimmung der Bürgerschast zu allen vom
Magrstrat untcrnommcnen Schritten ausgesprochen
und dcrselbe der treuen Anhänglichkeir und Erg»
benheit der Bürgcrschaft versichert wurde, vprsügtc
sich vorgcstcrn, im Ausirage des Landtrostcn, dcr
Polizcikonlroleur Duve auf das Schützenl'aus.
(Duve war erst in Ancrkennung scincr Derdienstc
von de»n Könige mit eincr silbernen Tabaricre bc-
schcnkt wordcn). Cs wurde jedoch die Adrcffe
ihm nicht vera ffolgt. Dicß war eine Veranlaffung
sür die Bürgerschast, dicse Atresse mit den 760
llnrcrschriftcn, dic sie zählre, sosorr dcm Magistraic
zu übergcben, was gestcrn dmch eine Depittation
von acht Bürgcrn geschah. Da dieser Adrcffe wegcn
von dcr Landdrostei auch Anfordcrungen an den
Magistrat gekonimcn warcn, so licserre ter Magi-
strat dieselbe der Landdrostei aus, und dicse B»
hörde hat sie, wie man l ört, dem Kabinet übcr-
gebcn. llebrigens laufen aus dem Landc svwohl,
wie settst aus Nachbarländern, Adressen an den
Niagistrat und namcnilich an den Sladrdirektor
Numann rin, worin die Ilnterzeichner ihrc dank-
barc Ancrkcnnung sür das Vcrhalren des Viagistratö
und der von ihm zum Schutze des Rechtcs ergrif-
fcnen Niaßrcgcln aussprcchen. — Zndcffen wird
die Besatzung tcr Residenz noch forlwährcnd ver-
stärkt; dieienigen Soldaten, welche bisher bei dcn
Bürgern Quartier hattcn, habcn daffclbe verlaffen
rnüffcn und sind gleichfalls in die Kascrnen cin-
quarlirt wordcn. Es ist übrigens Allcs ruhig,
und seit einigcn Abcndcn l^abcn auch die Ausläuse
in der Nähe des königl. Schloffes aufgehört. Diesc
Aufläufe gingcn, wie bcreils berichtet worden,
keineswegs von der Bürgerschafr, sondern nur
vom Pöbcl auö, und es ist schr zu beklagen, daß
auch diese Vvlksklaffe sich jetzt in die Angclegenheit
zu mischen ansängt. Hoffentlich werden die Ge-
müther sich bald beruhigen.

Triest, 22. Zuli. Aus Vcnedig wird geschri»
bcn, daß von dort Verstärkungen nach der Lcvante
abgchen sotten; es heißt, das östrcichischc Gcschwa--
der sollte von <Lr. ks. H. dcm Erzherzoge Friedrich
kommandirt werden. Frhr. v. Bandicra ist zum
Koncreadmiral ernannt worden.

Trieft, 2ü. Zuli. Die heute crhaltenen Briese
aus Konstantinopel vom 10. l. M. bcstätigen, daß
der Divan den Entschluß gesaßt habe, um jcden
Preis den Frieden mit Mehcmcd Ali abzuschlicßen.
— Einige wollcn wiffen, dqß die Flotte niir Do»
 
Annotationen