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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0805

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Heidclbcrger Wochenblättcr.

Xo. 199. Mittwoch, den9. October 1839.

Gr eigniss e.

Weimar, 28. Sept. Die gesammte Nach-
kommenschaft Goethes steht gegenwärkiq auf vicr
Augen männlichcr Seits, nämlich auf deß großen
Dichters Enkeln, Walter und Wolfang v. Gocthe.
Der Erstere macht hoffnungsreiche Fortschritte in
der Musik. Es sollen zwei größere lyrisch-drama-
tische Arbeiten desselben auf dcm weimarschen Hof-
rdeater ausgefüyrt werden. Er wird nach Beendi-
gung weiterer musikalischen Studien in Wien,
nach Weimar zurückkehren. Der jüngcre Enkcl
Wolfgang weilre bisher noch im Hause seiner Mut-
ter zu Weimar und besuchte das Gymnasium. Der
überaus hoffnungsrciche Iüngling wird, nach vor-
züglich bestandener Gymnasialprüfung, jetzt die
Hochschule zu Heidelberg beziehen, um sich daselbst
dem Srudium der Philosophie und Iurisprudenz
zu widmen.

Hannover, 23. Sept. In unsern mcisten,
namcntlich den größeren Stadrcn, soll die Polizei
durchaus rcorganisirt werden; sie soll namcntlich
den Magistraten, welche dieselbe bisher, den ver-
schiedenen Stadtverfassungen gemäß, verwaltetcn,
enlzogen, und es sollcn besondcre Polizeibehörden
cingcrichtec werden, was denn aber als Eingriff in
dcesc Siadtverfaffung nur wieder zu neuem Hader
Anlaß gcben würde. In Osnabrück hatte man
bereils dem Amcmann Erxleben das vorläufige
Kouunifforium angetragen, dcr es aber abgelehnt
hat. E..

Berlin, i. Ocr. Der große Verein der Land-^
wirthe hat seine Sitzungcn in Potsdam am 23.
v. M. beendigt, nachdem in den letzten Tagen noch
Pserderennen und dieThierschau abgehalten worden
waren. Diese beiden praktischen Darlegungen der
sortschreitenden Nützlichkeit des Vercins fielen je-
doch nicht besonders glanzend aus, da nur wenige
ausgczeichnete Exemplare der verschiedcnen Thier-
gattungen gestellr waren. Die Verbindung so
vieler vorzüglichen und erfahrenen Landwirthe läßt
jedoch in der Folqe weir bedcurendcre Nesultate
erwarten, alö die bisherigen Ansänge sie liesern
können.

Konstantinopel, 18. Sept. Die mit letzter
Post gemetdere Nachricht, daß Chosrew Pascha's
^L-tern erbleicht, und daß sowohl dcr Divan, als
auch das diplomatische Korps in Pera cinig über
den fernern Gang der Friedensunrerhandlungen
mit dem vom Glück begünstigten größten aller mu»
selmannischen Sraatömänner, dem Lizekönig von

Aegypten, seyen, bestätigt sich nach aUem, was
man hier hörr und sieht. Mittlerweile treffen
Hiodspostcn über Hiobsposten aus den Provinzcn
cin. Der Aufsiand in Kurdistan verbreitet sich
immer weiter, und Ibrahim Pascha, der sich in
Marasch zu einem Vorrücken gcgen Kutahia kon-
zenrrirr, hat agyptische Ossiziere zu den Kurdcn
geschickt, um ihre Operationen zu lcitcn. — Alle
Aweifel über Hasiz Pascha find durch deffen am lü.
d. M. ersolgte Nückkunft aus Malatia gchoben. Er
lras mit Izzer Mehcmed Pascha gleichzemg hier ein,
und hatte seitdcm eine lange Unterredung mit
Chosrew Pascha. Traurig und niedergeschlagen
erschien er hier, und besiegehe somit die Treue ge-
gen den ncuen Hcrrscher. Der größte Theil seincr
Armee hat sich theils mit den Kurden vcreinigr, theils
in förmliche Räubcrbanden aufgelöst, welche die Ka-
rawanen aus Bagdad und Syrien plündcrn. Eine
derseldcn mit 800 Kameelcn aus Bagdad, mit Gütern
im Werthe von 6 MiU. Piastern , wurde von ihnen
aufgesangen. Seit seincr Ankunst verbreiter sich
allgcmcin die Nachricht, daß Ibrahim Pascha von
seinem Vacer Beschl erhalten, im Fall er nicht
srüher Gegenbesehl erhalte, „am 25. d. M«
über Kutalüa nach Konstantinopel vorzurücken "
Dicse Nachricht wird allgemein gcglaubr, und die
fortwahrenden großen Narhsversammlungen sind
geeignet, denselben noch melw Glauben beiznmeffen»
In Pera hält man es sür eine Fanfaronade des li-
stigen Mehemed Ali« — Auö Alcxandrien sind
Nachrichten bis zum i l.d. M. eingetroffen, nach
welchen der Vizckönig cin Volksaufgebot hatte er-
gehcn laffen. 5000 Mann Kernrrnppen decken
diese Hauptstadt, und er selbst leitet die Verthcidi-
gungsanstalrcn, wobei cr täglich versichcrt, daß er
kein Haar breit von seinen Forderungcn weichen
würde, selbst wenn die vcrinigre englisch-französi-
jche Flotte, welche in der Besira Bay weilr, vor
seincr Hauplstadt erscheinen sollre. So wenig
tröstlich diese Nachrichten sind, so hcrrschr doch
hier unter den Moslims eine gänzliche Gleichgül-
rigkeir und Aparhie.

Smyrna, 15. Scpt. Gcstern war die vcr-
einigte sranzösisch englische Flotte noch in der Besika
Bay. Die österreichische Fregatte Guerriera ist mit
dcm Erzherzog Friedrich am Bord hier eingctroffen
und begibt sich mit der Fregatte Niedea und der
kleinen österreichischcn Florille dieser Tage ebensalls
in die Besika Bay. - In Magnesia fand eine
große Pulverexplosion statt, wobei 20 Menschen
verungluckten. — Die neuesten Nachrichrcn aus
 
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